40 Jahre Jüdisches Museum Augsburg Schwaben

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Festakt der Wiedereinweihung der Synagoge 1985, Foto: JMAS/Helmut Hien

Im Oktober 2025 feiert das Jüdische Museum Augsburg Schwaben ein besonderes Jubiläum: Vor 40 Jahren öffnete es als eines der ersten jüdischen Museen in der Bundesrepublik Deutschland seine Türen für Besucherinnen und Besucher. Seither ist es zu einer festen Institution im kulturellen Leben Augsburgs und Schwabens geworden und leistet mit Ausstellungen, Bildungsangeboten und Veranstaltungen an seinen zwei Standorten einen wichtigen Beitrag für eine offene und demokratische Gesellschaft.

Vier Jahrzehnte engagierte Museumsarbeit

Am 29. Oktober feiert das Jüdische Museum Augsburg Schwaben sein 40-jähriges Bestehen mit einem feierlichen Festakt in der Großen Synagoge. Stiftungsratsvorsitzender Dr. Georg Haindl: „Was aus einer Initiative mutiger und weitblickender Bürger begann, die dem jüdischen Erbe Augsburgs einen Raum geben wollten, ist heute ein überregional bekannter Kultur- und Bildungsort. Bis heute wird dieser Ort getragen vom Engagement einfacher Bürgerinnen und Bürger, unterstützt durch die institutionelle Förderung aus öffentlicher Hand.“ Beim Festakt werden unter anderem Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, sprechen.

Podiumsdiskussion „Gedenken, Entdecken, Begegnen, Gestalten. Jüdische Museen heute“

Beim Jubiläum richtet sich der Blick nicht nur zurück auf vier Jahrzehnte engagierter Museumsarbeit, sondern vor allem nach vorn: Unter der Moderation von Jürgen Enninger, Kulturreferent der Stadt Augsburg, sprechen Dr. Carmen Reichert (Jüdisches Museum Augsburg Schwaben), Dr. des. Meyrav Levy (Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern) und Prof. Dr. Mirjam Wenzel (Jüdisches Museum Frankfurt) unter dem Titel „Gedenken, Entdecken, Begegnen, Gestalten. Jüdische Museen heute“ über die gesellschaftliche Rolle jüdischer Museen in Gegenwart und Zukunft. Museumsdirektorin Dr. Carmen Reichert: „Bewahren, Sammeln, Ausstellen, Vermitteln, Forschen sind klassische Aufgaben eines jeden Museums. Jüdische Museen aber arbeiten über eine lebendige Gemeinschaft. Über unsere Gegenwart nachzudenken und für die Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland zu arbeiten, verstehe ich als unsere Kernaufgabe.“

40 Jahre Museum in kleiner Foyer-Ausstellung

Außerdem zeigt das Jüdische Museum Augsburg Schwaben anlässlich seines 40-jährigen Bestehens eine kleine Ausstellung im Foyer des Museumsstandorts in der Innenstadt. Gezeigt werden ausgewählte Beispiele aus vier Jahrzehnten Museumsarbeit – darunter sowohl bekannte frühere Projekte als auch weniger bekannte Facetten der Arbeit hinter den Kulissen. Die Ausstellung gewährt darüber hinaus Einblicke in geplante Vorhaben und zukünftige Entwicklungen. Stiftungsvorsitzender Prof. Dr. Hans-Eberhard Schurk: „Seit seiner Gründung vor 40 Jahren hat das Jüdische Museum Augsburg Schwaben maßgeblich dazu beigetragen, jüdische Geschichte und Kultur sichtbar zu machen. Heute verstehen wir uns mehr denn je als Ort des Dialogs – und als klare Stimme gegen Antisemitismus und Geschichtsvergessenheit.“

Mittwoch, 29. Oktober 2025 | 19 Uhr | Große Synagoge Augsburg
Aus Sicherheitsgründen ist eine vorherige Anmeldung erforderlich unter presse@jmaugsburg.de oder 0151-64 93 62 21.

Museumsgeschichte

Vor der Gründung des Museums gab es bundesweit keine vergleichbaren Einrichtungen. Zwar lebten nach der Schoa wieder Jüdinnen und Juden dauerhaft in Deutschland, doch waren die Gemeinden in den 1980er Jahren – so auch in Augsburg – klein und oft überaltert. In der Mehrheitsgesellschaft wurde die jüdische Geschichte häufig kaum wahrgenommen oder sogar ganz verdrängt. Vielerorts herrschte auch nach Ende des Nationalsozialismus noch lange eine antisemitische Grundstimmung.

Der damalige Augsburger Gemeindepräsident Julius Spokojny (1923-1996) verfolgte seit den 1960er Jahren die Idee eines jüdischen Museums. Er wollte das bauliche und kulturelle jüdische Erbe sichern, falls eines Tages keine Jüdinnen und Juden mehr in der Region leben sollten. Jüdische wie nichtjüdische Unterstützer*innen gründeten 1984 die Stiftung „Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben“. In diesen Jahren wurde auch die Synagoge saniert, die durch die nationalsozialistische Zerstörung noch immer schwer beschädigt war. Voraussetzung für die Förderung der Sanierung war, dass die Öffentlichkeit Zugang zum Gebäude erhalten sollte: die Geburtsstunde des Museums. Am 1. September 1985 wurde die Synagoge mit einem großen Festakt wiedereingeweiht und das Jüdische Kulturmuseum eröffnet – im Beisein von Überlebenden und Nachfahren der jüdischen Vorkriegsgemeinde.

Über die Hälfte der jährlich etwa 22 000 Besucher*innen sind Schüler*innen, die im Rahmen von Führungen zu jüdischer Religion oder Geschichte das Museum besuchen. Mehr als 50 Ausstellungen zeigte das Museum in den vergangenen vier Jahrzehnten am Standort in der Augsburger Innenstadt und seit 2014 in der Ehemaligen Synagoge Kriegshaber. Seit 2018 trägt das Museum den heutigen Namen „Jüdisches Museum Augsburg Schwaben“ (JMAS). Es versteht sich als ein offener Ort der Begegnung und zeigt die Vielfalt jüdischen Lebens in Bayerisch-Schwaben in Vergangenheit und Gegenwart.

Mehr unter: https://jmaugsburg.de/