Digitale Brücken, digitale Brüche: Dialog in Krisenzeiten

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Die Denkfabrik Schalom Aleikum vom Zentralrat der Juden in Deutschland lud vergangene Woche, am 11. September 2025, zu einer Fachtagung in das Quadriga Forum in Berlin ein. Unter dem Titel „Digitale Brücken, digitale Brüche: Dialog in Krisenzeiten“ standen die Herausforderungen und Chancen digitaler Kommunikation für gesellschaftlichen Zusammenhalt und demokratische Teilhabe im Mittelpunkt.

Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hielt ein Grußwort, in dem er betonte, dass das Tagungsthema den „Nerv der Zeit“ treffe und der Hass in Sozialen Medien nicht im digitalen Raum bleibe, sondern auch analoge Auswirkungen habe. In ihrem Grußwort hob Staatsministerin Natalie Pawlik, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie für Antirassismus, sowohl die Gefahren von Spaltung und Radikalisierung im Netz als auch die Notwendigkeit hervor, miteinander statt übereinander ins Gespräch zu kommen.

Beim anschließenden Podiumsgespräch erklärte Staatsministerin Pawlik, dass junge Menschen häufig nicht mehr wüssten, was richtig und was falsch sei. Dr. Schuster äußerte daraufhin, dass insbesondere die medialen Kompetenzen von Lehrkräften gefördert werden sollten. Die Moderation übernahm Ilanit Spinner.

Paul Kobusch, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Denkfabrik Schalom Aleikum, präsentierte anschließend aktuelle Forschungsergebnisse zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und Polarisierung in den Sozialen Medien. Vertieft wurde dieses Thema in einer Diskussionsrunde mit Laura Cazés (ZWST) und Navid Wali (Violence Prevention Network). Zwischen den Teilnehmenden herrschte Einigkeit, dass Inhalte auf digitalen Plattformen nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 als Terrorwaffe eingesetzt würden. Gleichzeitig könnten sich Minderheiten Gehör verschaffen und Solidarität erleben. Wali konstatierte abschließend: „Demokratie lebt nicht von Gemütlichkeit.“ Auch hier führte Ilanit Spinner durch das Gespräch.

Beim gemeinsamen Mittagessen eröffnete sich den Teilnehmenden die Möglichkeit zum Netzwerken und zum direkten Austausch.
Am Nachmittag boten parallele Workshops Einblicke in unterschiedliche Themenfelder: jüdisch-muslimische Beziehungen in Deutschland (Bildungsteam der Denkfabrik), Antisemitismus auf TikTok (geleitet von Theresa Lehmann, Amadeu Antonio Stiftung) sowie visuelle Kontinuitäten rechtsextremer und rassistischer Bildwelten (geleitet von Furkan Yüksel, Bildungsstätte Anne Frank). Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen wurden im Plenum vorgestellt.

Den Abschluss der Tagung bildete ein Podiumsgespräch zur Medienpolitik, in dem Fragen der Regulierung und Gesetzgebung im digitalen Raum diskutiert wurden. Daran nahmen Dr. Jonas Fegert (Forschungszentrum Informatik) und Tahireh Panahi (Fachgebiet öffentliches Recht, IT-Recht, Umweltrecht) teil. Sie wiesen auf die Problematik hin, dass die Politik mit den rasanten Entwicklungen im Technologiebereich nicht Schritt halten könne und daher überwiegend reaktiv handele. Hier sei auch die Zivilgesellschaft gefordert, neue Lösungsansätze zu entwickeln. Die Moderation lag bei Eren Güvercin.

Mit der Fachtagung 2025 regte die Denkfabrik Schalom Aleikum zentrale Diskurse über die Rolle digitaler Kommunikation in gesellschaftlichen Krisenzeiten an und machte praxisnahe Lösungsansätze sichtbar.

Die Fachtagung wurde durch die Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie Beauftragte für Antirassismus, Natalie Pawlik gefördert.