Hoffnung auf Witkoff Plus

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Die 20 noch lebenden Geiseln, Fotos: Forum der Familien der Entführten

Für die Familien der Geiseln ist es wieder eine Achterbahn der Gefühle. Nach der Androhung der israelischen Regierung, die Stadt Gaza komplett einzunehmen, gab es neue Vermittlungsversuche von Ägypten und Katar, die nun scheinbar zu einem Fortschritt führten. Gestern meldeten arabische Medien, dass Hamas der neuen Version des Vorschlags von US-Sondergesandten Steve Witkoff zugestimmt habe. Die wesentlichen Streitpunkte zwischen Israel und Hamas werden in diesem Abkommen allerdings ausgespart und sollen zu einem späteren Zeitpunkt verhandelt werden.

Dem Vorschlag zufolge soll es eine 60tägige Waffenruhe geben. Hamas übergibt 10 lebende Geiseln. Dafür lässt Israel 140 Terroristen, die eine lebenslängliche Haftstrafe absitzen, sowie weitere 60 Häftlinge, die eine Haftstrafe von 15 Jahren absitzen, frei. Hamas übergibt außerdem die Leichen von 18 israelischen Geiseln. Im Gegenzug übergibt Israel 180 sterbliche Überreste von Palästinensern und entlässt alle Minderjährigen und Frauen aus den israelischen Gefängnissen.

Hamas bezeichnete in der Antwort den Vorschlag als Deal, der zu einem umfassenden Abkommen führen soll. Die Terrororganisation macht damit einige Zugeständnisse, die eine deutlich bessere Möglichkeit für Verhandlungen lassen. Im Detail geht es um den Rückzug der israelischen Armee, die Verteilung von Hilfsgütern und die Anzahl an palästinensischen Gefangenen, die für jede Geisel aus israelischen Gefängnissen freikommen sollen.

Nicht verhandelt werden soll derzeit die Entwaffnung der Hamas, die Verbannung hochrangiger Mitglieder der Terrororganisation und die Freilassung der Nuchba-Terroristen (Elite-Gruppe der Hamas, die maßgeblich an den Massakern am 7. Oktober beteiligt war) aus israelischen Gefängnissen. Ob die Verhandlungen dazu während des 60-tägigen Waffenstillstands zu einem Ergebnissen kommen, darf stark in Zweifel gezogen werden. Das würde aber dann bedeuten, dass die übrigen Geiseln in der Gewalt der Hamas bleiben. Auch die Frage, wie der „Tag danach“ in Gaza aussehen soll, wird im Moment nicht berührt. Auch darüber wird es schwer zu überbrückende Haltungen geben.

Die Familien der Entführten drängen auf ein umfassendes Abkommen. Denn ein Teilabkommen wird das Leiden der noch lebenden Geiseln sehr in die Länge ziehen. So viel Zeit haben die 20 noch lebenden Geiseln jedoch nicht. Und die sterblichen Überreste der ermordeten Geiseln könnten im Kriegschaos verschwinden und damit für immer verloren gehen. Auch US-Präsident Trump hat in letzter Zeit davon gesprochen, dass alle Geiseln auf einmal zurückkehren müssen. Davon ist jetzt nichts mehr zu hören. Israel wird bis Ende der Woche auf die Antwort von Hamas reagieren.

Sollten die letzten Hindernisse tatsächlich aus dem Weg geräumt werden können und dieses Abkommen in Kraft treten, dann ist es ein schlechtes Abkommen. Zehn lebende Geiseln werden in Gaza zurückbleiben. Gleichzeitig ist es die einzige Hoffnung, die derzeit besteht.