Historischer Wandel in der deutschen zionistischen Vertretung

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Die Anfänge: Theodor Herzl aus dem Ersten Zionistenkongress 1897

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten konnten registrierte Mitglieder der Zionistischen Organisation in Deutschland (ZOD) in einem demokratischen Verfahren über ihre Vertretung im Zionistischen Weltkongress abstimmen. In einem historischen Umbruch wurden beide Mandate von liberalen Parteien gewonnen – ein bedeutsamer Richtungswechsel in der Repräsentanz Deutschlands innerhalb der globalen zionistischen Bewegung.

Demokratischer Neustart in Deutschland

Die Wahl markierte ein demokratisches Comeback: Jahrzehntelang waren die beiden deutschen Sitze im Weltkongress fest in der Hand orthodoxer und russischsprachiger Vertreter. In diesem Jahr konnten sich erstmals liberale Kräfte durchsetzen. Die Mandate gehen an:

• Meretz: Rabbiner Akiva Weingarten, Landesrabbiner von Sachsen und Gemeinderabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Dresden
• Israel Shelanu: Galit Gur, Vorstandsvorsitzende der Zionistischen Jugend in Deutschland e.V. – Habonim Dror Deutschland (Frankfurt)

Wahlbeteiligung übertrifft Erwartungen

Insgesamt registrierten sich 1.400 Personen für die Wahl. Bis zum Ende der Abstimmung am 22. Juli 2025 wurden 694 Stimmen abgegeben – eine Wahlbeteiligung von bemerkenswerten 77,45 %, ein starkes Zeichen für demokratisches Engagement innerhalb der jüdischen Gemeinschaft.

Offizielle Wahlergebnisse:

Gemäß Stimmenverteilung entfällt das erste Mandat auf Meretz, das zweite auf Israel Shelanu.

Eine neue Stimme für den deutschen Zionismus

Mit diesem Wahlergebnis vollzieht sich eine spürbare ideologische Neuausrichtung: von einer eher konservativ geprägten Repräsentanz hin zu einer pluralistischen und liberalen Vertretung. Beide gewählten Delegierten bringen langjährige Erfahrung in liberaler jüdischer Bildung und Gemeindearbeit mit.

Rabbiner Akiva Weingarten, ein ehemaliges Mitglied der ultraorthodoxen Gemeinschaft, setzt sich heute als liberaler Rabbiner für einen modernen, offenen Zugang zum Judentum ein – sowohl in Dresden als auch in Basel.

Galit Gur engagiert in der jüdischen Jugendarbeit und der zionistischen Bildungsarbeit, steht für jüdische Vielfalt, zionistische Bildung und eine starke, aktive jüdische Jugend in Deutschland.

Die neue Zusammensetzung der deutschen Delegation verspricht frische Perspektiven und eine stärkere Repräsentanz der sich wandelnden jüdischen Landschaft Deutschlands auf internationaler Ebene.