1942 wurde in Neuaubing eine Sammelunterkunft für Zwangsarbeiter*innen der Reichsbahn errichtet. Die acht Baracken an der heutigen Ehrenbürgstraße 9 sind einer der letzten erhaltenen Lagerkomplexe dieser Art in Deutschland. An diesem Freitag, 18. Juli 2025, werden hier auf Antrag der angrenzenden Siedlervereinigung der Dornier-Eigenheimer e.V. Erinnerungszeichen für elf ehemalige Zwangsarbeiter*innen gesetzt. Teilnehmen werden Stadtrat Sebastian Weisenburger in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München sowie Angehörige der erinnerten Personen.
Das NS-Dokumentationszentrum München errichtet auf dem Gelände in Neuaubing bis 2027 einen Erinnerungsort zur Geschichte der NS-Zwangsarbeit. Bis zum Kriegsende wurden hier bis zu 1.000 Menschen untergebracht, die im nahegelegenen Ausbesserungswerk der Reichsbahn Waggons reinigen, reparieren und für Kriegszwecke umrüsten mussten. Sie stammten aus der Sowjetunion, Polen und Italien. Ihr Alltag war geprägt von Gewalterfahrungen, Hunger, Kälte, katastrophalen Lebensbedingungen und der Sorge um das tägliche Überleben. Das Lager in Neuaubing war eine von über 450 Sammelunterkünften für Zwangsarbeitende im Münchner Stadtgebiet.
Im Raum München wurden mehr als 120.000 Menschen in Unternehmen, Betrieben, Geschäften, Behörden und Privathaushalten zur Zwangsarbeit eingesetzt. Die meisten von ihnen waren gewaltsam aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten nach Deutschland verschleppt worden. Insgesamt mussten im Deutschen Reich zwischen 1939 und 1945 etwa 13,5 Millionen Menschen Zwangsarbeit erbringen. Ohne ihre Ausbeutung hätte Deutschland den Zweiten Weltkrieg nicht so lange führen können. Auch weite Teile der Gesellschaft profitierten von diesem Massenverbrechen.
An die Schicksale von elf Zwangsarbeiter*innen wird bei der Gedenkveranstaltung erinnert: Iwan Blyznjuk, Anita Hoffmann, Andrij Kiritschenko, Emilija Kriger, Seitiagop Mimikleo, Antonio Salvatore, Wassyl Schaferost, Efrosinija Surdakowa, Jacobus Verwoerd, Wincenty Więcek und Maria Wojciechowska. Ihre Biographien finden Sie unter erinnerungszeichen.de.
Zu den Erinnerungszeichen:
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild.
Weitere Informationen: www.erinnerungszeichen.de