75 Prozent mehr antisemitische Vorfälle in Hessen

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2024 befand sich die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen) im dritten Jahr der operativen Tätigkeit. RIAS Hessen dokumentierte zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 2024 insgesamt 926 antisemitische Vorfälle. Dies bedeutet eine Steigerung von 75 Prozent im Vergleich zu 2023. Die Zahl der Angriffe verdoppelte sich von 16 Vorfällen 2023 auf 33 Vorfälle 2024. Bedrohungen nahmen um rund 45 Prozent zu – von 33 Vorfällen 2023 auf 48 Vorfälle 2024.

Mehr als 750 Meldungen wurden nach RIAS-Kriterien als verletzendes Verhalten gewertet. Dies umfasst sämtliche antisemitischen Aussagen oder Vorfälle gegen jüdische wie nichtjüdische Personen oder Institutionen. Unter diese Kategorie fallen zum Beispiel antisemitisch motivierte Sticker oder Schmierereien im öffentlichen Raum, aber auch Versammlungen, verbale oder über Schilder, Transparente und Flyer etc. verbreitete antisemitische Äußerungen oder das Beleidigen von Personen.

Die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Bildungseinrichtungen stieg 2024 im Vergleich zu 2023 um rund 53 Prozent – von 116 auf insgesamt 178 Vorfälle, davon 121 an Hochschulen und 48 an Schulen.

Der Großteil der von RIAS Hessen erfassten Vorfälle konnte keinem politischen Hintergrund zugeordnet werden (535). Dies liegt darin begründet, dass RIAS den politischen Hintergrund nur dann erfasst, wenn sich dieser eindeutig aus dem Vorfall ergibt. Von den antisemitischen Vorfällen, die eindeutig einem politisch-weltanschaulichem Hintergrund zugeordnet werden konnten, war der milieuübergreifende antiisraelische Aktivismus mit Abstand die häufigste zugewiesene Kategorie (192 Vorfälle). Dem linken oder antiimperialistischen Hintergrund ordnete RIAS Hessen für 2024 insgesamt 56 Vorfälle zu. Ein rechtsextremer politischer Hintergrund wurde 2024 in insgesamt 55 Vorfällen von RIAS Hessen dokumentiert.

Detailliert nachzulesen ist dies im Jahresbericht 2024, insbesondere in der statistischen Auswertung. Exemplarische Vorfälle illustrieren den alltagsprägenden Charakter, den Antisemitismus in Hessen einnimmt. Zwei Fokuskapitel gehen exemplarisch in die Tiefe: Eines befasst sich mit den Vorfällen des verletzenden Verhaltens, das andere beschreibt die Situation, wie sie sich in Bildungseinrichtungen 2024 darstellte. Kommentare ergänzen diese Kapitel, geschrieben von Oliver Dainow (Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Hanau) und Sabena Donath (Direktorin der Jüdischen Akademie des Zentralrats der Juden in Deutschland).

Der Jahresbericht ist online unter:
https://rias-hessen.de/report/jahresbericht-rias-hessen-2024/