Von 16. bis 31. Juli 2024
Di., 16. Jul · 14:15-16:05 · arte
Für eine Frau
Nach dem Tod ihrer Mutter Léna kümmern sich die Töchter Tania und Anne um die Haushaltsauflösung und streiten sich, wer von beiden damals Papas Liebling war. Sorgfältig versucht die jüngere Anne, die Lücken der letzten Kriegsjahre und der frühen Nachkriegszeit, an die sie sich nicht aktiv erinnern kann, zu füllen: die zwischen dem Kennenlernen ihrer Eltern in einem südfranzösischen Lager – sie sind Juden – und ihrer Trennung. Mittlerweile ist ihr kranker Vater auf die Zuwendung seiner Töchter angewiesen, lebt aber weiter allein und spricht immer noch zärtlich von seiner Ex-Frau. Er stört sich jedoch daran, wenn der Name seines verstorbenen Bruders fällt, der als Nazijäger verehrt wird.
Di., 16. Jul · 22:15-23:45 · PHOENIX
Shattered – Reise in eine stille Vergangenheit
Der Dokumentarfilm zeigt anhand der persönlichen Geschichte der jüdischen Schwestern Britta und Marianne die Geschichte der Deprivation, Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der deutschen und europäischen Juden – ohne Pathos oder Moralisierung. Die Geschwister sind zwei von Hunderttausenden aus Deutschland und Österreich geflohenen Juden, die ihre Heimat und viele Angehörige verloren haben. Der Dokumentarfilm zeigt Pars pro Toto die Geschichte der Deprivation, Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der deutschen und europäischen Juden auf, ohne Pathos oder Moralisierung. Dokumentarfilmer Walter Wehmeyer gelingt es, die Schicksale der Einzelnen oder der beteiligten Familien so zu verknüpfen, als würde jemand einfach eine Geschichte erzählen – eine Geschichte, die man gern hört, auch wenn der Inhalt oft erschreckend ist. Britta und Marianne wuchsen in Aachen auf, der Heimatstadt des Dokumentarfilmers Walter Wehmeyer. Als Filmemacher interessierte ihn ihr Schicksal, denn die beiden jüdischen Kinder mussten 1937 im Alter von neun und zwölf Jahren mit ihren Eltern vor den Nazis fliehen und nach Amerika auswandern. Ihr Vater Curt hatte in Aachen Wehmeyers Großvater kennengelernt und ihm sein Bekleidungsgeschäft „Appelrath-Cüpper“ kurz vor der Flucht übertragen. Hat die geflohene Familie jemals eine Entschädigung erhalten? Konnten die beiden Geschäftsleute die alles kontrollierenden Nazibehörden, die „Arisierung“ und „Reichsfluchtsteuer“ umgehen? Walter Wehmeyer recherchiert gemeinsam mit Britta und Marianne in Briefen, Fotoalben und Archiven, besucht zusammen mit den damals 88 beziehungsweise 90 Jahre alten Damen das bis heute bestehende Geschäft und begibt sich auf die Spur der jüdischen Miteigentümer, denen die Flucht vor den Nationalsozialisten nicht mehr gelungen war. Die Geschwister sind zwei von Hunderttausenden aus Deutschland und Österreich geflohenen Juden, die ihre Heimat und viele Angehörige für immer verloren haben.
Mi., 17. Jul · 22:45-00:05 · RBB
Geheimsache Rote Kapelle (1/2)
Harro Schulze-Boysen stand im Zentrum eines lange Zeit umstrittenen Widerstandsnetzes gegen das Naziregime: der Roten Kapelle. Als Offizier im Berliner Luftfahrtministerium verschafft er sich bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Zugang zu militärischen Informationen. Diese will er unbedingt an die Alliierten weiterleiten, denn ein Sturz Hitlers von innen heraus scheint unmöglich. Ein sowjetischer Spionagering von jüdischen Widerstandskämpfern in Brüssel und Paris schickt einen Agenten zu Harro nach Berlin. Eine folgenschwere Begegnung, denn von nun an ist ihnen die Gestapo auf den Fersen. Ungeachtet des zunehmenden Gestapo-Terrors verhilft ein loser Widerstandskreis in Berlin Juden zur Flucht, verteilt Flugblätter – und sammelt militärische Informationen. Einer der Organisatoren ist Harro Schulze-Boysen. Als Offizier im Berliner Luftfahrtministerium verschafft er sich Zugang zu Hitlers Aufmarschplänen für den Angriff auf die Sowjetunion und schließlich auch für den Vorstoß nach Süden, nach Stalingrad. Diese Informationen will er unbedingt an die Alliierten weiterleiten, denn ein Sturz des Naziregimes von innen heraus scheint unmöglich. Er kommt in Kontakt mit einem sowjetischen Spionagering in Brüssel und Paris. Dieser rekrutiert sich vorwiegend aus jüdischen Kommunisten, darunter Leopold Trepper, ein ehemaliger Palästinakämpfer. Sie funken heimlich militärische Informationen nach Moskau. Belgien und Frankreich sind seit 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Ein Agent wird aus Brüssel nach Berlin geschickt, um Harros dringliche Informationen aufzunehmen. Nächtelang werden sie dann von Brüssel nach Moskau gefunkt. Und in jeder Nacht engen die Peilsender der deutschen Abwehr den Standort des Funkgeräts in Brüssel weiter ein, bis sie die Funker schließlich aufspüren und verhaften. Trepper gelingt in letzter Minute die Flucht nach Paris, von wo er weiter operiert. Doch die Quelle in Berlin ist nun besonders gefährdet: Harro Schulze-Boysen. Die dramatische Geschichte der Roten Kapelle wird mit Spielfilmausschnitten und Aussagen von Nachfahren und Historikern neu erzählt. Bislang war die Aufarbeitung der Geschichte der Roten Kapelle in Ost- und Westdeutschland historisch verzerrt: In den 70er Jahren wurden sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR große Filmprojekte auf den Weg gebracht. Zum einen der deutsch-französische Mehrteiler „Die rote Kapelle“, zum anderen der DEFA-Spielfilm „KLK an PTX – Die Rote Kapelle“. Um den tatsächlichen Aktivitäten der Roten Kapelle auf den Grund zu gehen, werden in dieser Dokufiktion Ausschnitte aus beiden Filmen mit Reenactment-Szenen und Interviews mit Nachfahren und Historikern vereint. Auf Basis aktueller historischer Recherchen erzählt Carl-Ludwig Rettinger die dramatische Geschichte der Roten Kapelle.
Do., 18. Jul · 11:45-12:10 · 3sat
Robert Stolz – Musik für Generationen
Viele Werke des österreichischen Komponisten Robert Stolz (1880-1975) sind bis heute bekannt und beliebt. Doch seine Geschichte kennen nur wenige. Der Film erzählt sie. Der Komponist und Dirigent aus Graz verhalf nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten vielen Juden zur Flucht aus Deutschland und emigrierte aufgrund seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus in die USA. Sowohl am Broadway als auch in Hollywood war Robert Stolz mit seinen Arbeiten erfolgreich. Nach dem Krieg kehrte der damals 66-Jährige nach Wien zurück und machte eine große Karriere bis ins hohe Alter.
Do., 18. Jul · 22:30-23:15 · HR
Verräterkinder – Die Töchter und Söhne des Widerstands
Der Männer des 20. Juli 1944 werden heute verehrt als Helden, die ihr Leben im Widerstand gegen Hitler geopfert haben. Für ihre Kinder ist der gewaltsame Tod des Vaters eine Katastrophe, an deren Folgen sie bis in die Gegenwart zu tragen haben. Christian Weisenborn zeigt in seinem Film ‚Verräterkinder‘ erschütternde Begegnungen mit Kindern von Verschwörern des 20. Juli. Axel Smend ist heute noch tief bewegt, wenn er sich daran erinnert, wie seine Mutter mit verweinten Augen vom Elternsprechtag in der Schule zurückkam, weil sein Lehrer ihn den Sohn eines Verräters genannt hatte.
Do., 18. Jul · 23:15-23:45 · HR
Past Forward: Radikaler Rechtsruck – kommt alles wie 33?
Deutschland rückt nach rechts außen – und Warnungen vor einem neuen 1933 werden immer lauter. Aber lässt sich das heute wirklich mit dem Beginn des Nationalsozialismus vergleichen? In der neuen Folge des jungen ARD-Geschichtsformates sucht Reporterin Lisa in der Geschichte nach Parallelen und findet im Archiv erschreckende Szenen aus den 1980er Jahren: Neonazis wollten die kleine hessische Stadt Langen zur ersten ausländerfreien Stadt Deutschlands machen. Und nach der Wende eskaliert auch im Osten die Gewalt gegen alle, die vermeintlich nicht deutsch sind. Wie hängt das alles zusammen? In Brandenburg wird 1999 ein algerischer Asylbewerber von rechtsextremen Jugendlichen in den Tod gehetzt. Heute, 25 Jahre später, gibt es dort auf einer Demo gegen Rechtsextremismus Einschüchterungsversuche. Ein Klima der Angst, das stellte die NSDAP vor 1933 auch schon her, durch massive Gewaltexzesse der SA. Zum nationalsozialistischen Mustergau wurde damals Thüringen, wo die NSDAP schon 1929 in den Landtag einzog. Sieht der Thüringer Chef des Verfassungsschutzes Stephan Kramer Parallelen zu heute? Lisas Recherche in der Vergangenheit ist hoch aktuell.
Do., 18. Jul · 23:35-00:45 · SWR
The Last Resort
Miami Beach war ab den 1970er Jahren Heimat einer pulsierenden Gemeinschaft jüdischer Rentner:innen, die Zuflucht fanden vor den kalten Wintern im Norden. Die Fotografen Andy Sweet und Gary Monroe dokumentierten diese einzigartige Epoche, bis einer von ihnen auf mysteriöse Weise ermordet wurde. Der Dokumentarfilm verwebt ihre Fotos als persönliche Milieustudie mit einer True Crime-Storyline.
Fr., 19. Jul · 05:00-05:30 · PHOENIX
Jugend im Westjordanland
Für Kinder wie Yusef und Rayan aus dem Flüchtlingslager in Jenin ist es eine tödliche Gefahr, zur Schule zu gehen oder auf der Straße zu spielen. Die Razzien der israelischen Streitkräfte nehmen in der Stadt im Westjordanland zu. Jenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser*innen. Die ansteigende Gewalt lässt palästinensischen Minderjährigen kaum Zukunftsperspektiven.
Fr., 19. Jul · 12:50-13:20 · 3sat
37°Leben: Deutsch-Palästinenser*innen 2024 – im Spannungsfeld
Die Eskalation in Nahost und die Angst um Angehörige vor Ort: Wie gehen hierzulande junge Menschen mit palästinensischen Wurzeln mit der Situation um? Was bedeutet es für sie persönlich? Abdul Kader Chahin (31) ist Sohn palästinensischer Geflüchteter. Trotz seiner Verzweiflung setzt sich der Comedian für Verständigung ein. Darin Shammout (24) hat zurzeit Angst, aber sie möchte als Deutsch-Palästinenserin auch gehört werden und erzählen, was sie bewegt. Abdul Kader Chahin lebt die ersten sieben Jahre mit seiner Familie in einem Asylheim. Er beschreibt diese Zeit als prägend für seine Identitätsfindung. „Man ist niemand“, reflektiert er. Chahins Sichtweise auf den Nahostkonflikt hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Während er früher ein klares Bild von Israel als Aggressor hatte, engagiert er sich heute in Bildungsprojekten gegen Antisemitismus und für die Verständigung zwischen Israel und Palästina. Als Comedian steht Chahin vor der Herausforderung, wie er den Nahostkonflikt in seinem Programm verarbeiten kann und wo die Grenzen des Humors liegen. Darin Shammout (24) ist in Gütersloh geboren und aufgewachsen. Die Tochter eines in den Libanon geflüchteten Vaters und einer in den Palästinensergebieten aufgewachsenen Mutter studiert Jura in Köln und befasst sich mit Internationalem Strafrecht. Ihre Eltern haben ihr und ihren Geschwistern immer nahegelegt, Nachrichten zu schauen und sich über Politik zu informieren. Zurzeit spürt sie eine Erwartung der Gesellschaft, sich als Deutsch-Palästinenserin rechtfertigen zu müssen. Außerdem fühlt sie sich ohnmächtig und hat das Gefühl, nicht viel tun zu können, um das Leid der Bevölkerung in Gaza zu lindern. Sie sieht es als besondere Herausforderung, über die komplexe Geschichte des Nahostkonflikts aufzuklären, und wendet sich gegen Vereinfachungen. Die Palästinenser und Palästinenserinnen bilden eine der größten und ältesten staatenlosen Gemeinschaften weltweit – in Deutschland leben geschätzt bis zu 225.000 Menschen, die palästinensische Wurzeln haben.
Sa., 20. Jul · 18:30-19:00 · RBB
Geschichten von Mut und Hoffnung – Frauen im NS-Widerstand
Was braucht es, um Widerstand zu leisten? 80 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 erzählen Nachfahren die Geschichten ihrer Familien. Es sind die Geschichten mutiger Frauen. Sei es, dass sie selbst aktiv den Widerstand gegen den Nationalsozialismus unterstützen, sei es, dass sie die Familien zusammenhielten und Hoffnung gaben. Von diesen oft vergessenen Heldinnen erzählt die Reportage. Sie waren Sekretärinnen, Sportlerinnen, Mütter und riskierten alles für ein Ende des Nazi-Terrors.
Sa., 20. Jul · 21:10-21:55 · ARD-alpha
Edelweißpiraten – Teenager gegen Hitler
Köln im Herbst 1944. In der kriegszerstörten Stadt leistet eine kleine Gruppe von Jugendlichen bewaffneten Widerstand gegen das Nazi-Regime. Bartholomäus Schink, Franz Rheinberger und Fritz Theilen gehören zu den sogenannten „Edelweißpiraten“, einer ursprünglich unpolitischen Jugendbewegung, die von den Nationalsozialisten verboten und verfolgt wurde. Die Autoren Georg Wellmann und Ingolf Gritschneder haben die erhaltenen Dokumente, Fotos, Interviews und persönliche Erinnerungen zusammengetragen. Dadurch gelingt es, fast 80 Jahre nach Kriegsende, die damaligen Vorgänge vollständiger zu beleuchten.
So., 21. Jul · 12:55-15:10 · arte
Nirgendwo in Afrika
Ab 1938 darf Walter Redlich seinen Beruf nicht mehr ausüben. Der jüdische Anwalt flieht nach Kenia, wohin seine ebenfalls jüdische Frau Jettel ihm widerstrebend nachfolgt. Jettel fühlt sich in erster Linie als Deutsche und glaubt nicht, dass man sie in ihrer Heimat verfolgen wird. Für sie ist die Reise nach Afrika zunächst ein kurzer Ausflug. Mit dem bescheidenen Dasein im Busch, wo ihr Mann als Verwalter einer maroden Farm arbeitet, kann sie sich nicht anfreunden. Dagegen blüht ihre introvertierte Tochter Regina auf. Sie verfällt dem Zauber Afrikas, lernt die Sprache und findet in dem einheimischen Koch Owuor einen Freund. Mit Ausbruch des Krieges treffen schockierende Nachrichten aus Deutschland ein. Jettel, die sich von Walter immer mehr entfernt hat, wird bewusst, dass das Leben im Exil ein Geschenk ist. Allmählich findet das Paar wieder zueinander. Nach Kriegsende wird Walter ein Posten als Richter in Frankfurt angeboten. Es sind zwölf bewegte Jahre vergangen, in denen Jettel und Regina Kenia schätzen gelernt haben. Die beiden wissen nicht so recht, ob sie in das Land zurückkehren wollen, in dem noch die Mörder ihrer Verwandten leben. Caroline Links eindrucksvolle Verfilmung des autobiografischen Bestsellers von Stefanie Zweig zeichnet ein realistisches Bild vom Leben jüdischer Flüchtlinge im Exil. Nicht zuletzt dank Gernot Rolls beeindruckender Landschaftspanoramen wurde „Nirgendwo in Afrika“ mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.
Mo., 22. Jul · 00:50-01:35 · MDR
Terror, Tote, Völkerfreundschaft – Die DDR und der Nahost-Konflikt
Sommer 1972: Bei den Olympischen Spielen in München treten zwei ganz unterschiedliche Völker in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Während die Deutsche Demokratische Republik mit sportlichen Höchstleistungen für Furore sorgt, schocken Terroristen des „Schwarzen September“, eine Guerillatruppe der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, mit der Ermordung von elf israelischen Sportlern die internationale Gemeinschaft. So unterschiedlich die Methoden sind, verbindet DDR und PLO jedoch ein gemeinsames Ziel: ihre Anerkennung in der Welt als eigenständige Nationen, ausgeführt im Rahmen einer globalen Offensive.
Mo., 22. Jul · 20:15-22:50 · arte
Die Blechtrommel
Agnes, Tochter einer Bäuerin aus der Kaschubei, heiratet den Rheinländer Alfred Matzerath und betreibt mit ihm einen Kolonialwarenladen im Danziger Vorort Langfuhr. Doch Alfred ist nicht der einzige Mann in ihrem Leben: Sie schenkt ihre Gunst auch ihrem Vetter Jan Bronski. Als der kleine Oskar Matzerath im Spätsommer 1924 geboren wird, kommen beide Männer für die Vaterschaft in Betracht. Der frühreife Oskar ist von Geburt an ein ungewöhnlicher Junge: Als er drei Jahre alt wird, schenkt ihm seine Mutter eine weiß-rote Trommel, die über Jahre hinweg zu Oskars engstem Begleiter wird. Das Treiben der Erwachsenen missfällt ihm derart, dass er an besagtem Geburtstag beschließt, von Stund an keinen Fingerbreit mehr zu wachsen. Ein arrangierter Sturz von der Kellertreppe liefert dafür die vermeintliche Erklärung. Ganz unerklärlich bleibt dagegen Oskars bald darauf entdeckte Fähigkeit, mit der bloßen Kraft seiner Stimme Glas zum Zerspringen zu bringen. Schreiend und trommelnd betätigt Oskar sich fortan als Störenfried in der ungeliebten Welt spießig-gefährlicher Erwachsener: Der höhnische Zwerg bringt Nazi-Aufmärsche durcheinander und seine beiden mutmaßlichen Väter ins Grab … Romanverfilmung von Volker Schlöndorff mit Mario Adorf, Angela Winkler, David Bennent und Katharina Thalbach.
Mo., 22. Jul · 23:30-00:15 · BR
nachtlinie extra: Zu Besuch in der Jüdischen Gemeinde Nürnberg
Mehr als 1.600 jüdische Bürgerinnen und Bürger Nürnbergs wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Die wenigen Überlebenden und Rückkehrer aus den Lagern gründeten eine neue Israelitische Kultusgemeinde, die heute auf ca. 2.500 Mitglieder angewachsen ist. Über die jüdische Geschichte der Stadt sowie über die Aktivitäten der Israelitischen Kultusgemeinde heute spricht Andreas Bönte mit Jo-Achim Hamburger, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Nürnberg, dem Oberbürgermeister Marcus König, der Leiterin der Abteilung Kulturhistorische Museen Dr. Evelyn Reitz und dem evangelischen Pfarrer Dr. Martin Brons. Im Jahr 1900 war Nürnberg die zweitgrößte Jüdische Gemeinde Bayerns. Anfang der 1920er-Jahre zählte die Israelitische Gemeinde mehr als 9.000 Mitglieder. Doch im Jahr 1933 begann mit den Nationalsozialisten die Zerstörung jüdischen Lebens und die Ermordung der Nürnberger Juden. Die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg erlosch und wurde erst im Dezember 1945 wieder gegründet. Das Gemeindezentrum an der Arno-Hamburger-Straße wurde errichtet. Es bildet heute noch das Zentrum der Jüdischen Gemeinde. Hier haben auch ein Seniorenheim und der Pflegedienst ihren Sitz. Mit zahlreichen Aktivitäten wie dem Sportclub Makkabi, dem Unterricht für Kinder und Jugendlichen, einem Jugendzentrum und dem Bau eines eigenen Kindergartens ist die Gemeinde ein Zentrum für die Jüdinnen und Juden. Ein offenes Haus: Das ist die Vision Arno Hamburgers, dem Gemeindevorsitzenden. Regelmäßig werden Schulklassen, Polizei und gesellschaftliche Gruppen in die Gemeinde eingeladen. Und auch der Austausch mit der Stadtgesellschaft funktioniert: So etwa hat die Stadt Nürnberg vergangenes Jahr 75 Jahre Israel gemeinsam mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde und der Politik gefeiert. 2024 planen Stadt und Jüdische Gemeinde eine große Feier zum 150. Jubiläum der Einweihung der – später zerstörten – Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz. Über die jüdische Geschichte der Stadt sowie über die Aktivitäten der Israelitischen Kultusgemeinde heute und die Integration jüdischen Lebens in die Stadtgesellschaft spricht Andreas Bönte mit Jo-Achim Hamburger, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Nürnberg, dem Oberbürgermeister Marcus König, der Leiterin der Abteilung Kulturhistorische Museen Dr. Evelyn Reitz und dem evangelischen Pfarrer Dr. Martin Brons.
Mi., 24. Jul · 22:45-00:05 · BR
Glück ist mein Name – Eine Stimme gegen Femizid
Die aufstrebende Popsängerin Mutlu Kaya (Mutlu bedeutet „glücklich“ auf Türkisch) entkommt ihrer versuchten Ermordung nur knapp. Fünf Jahre später wird ihre Schwester ermordet. Trotz lebensverändernder Verletzungen macht sich Mutlu auf die Suche nach Gerechtigkeit und will ihre Stimme als Sängerin wiederfinden. „Glück ist mein Name“ erzählt die inspirierende Geschichte eines kurdischen Teenagers: Mutlu Kaya stammt aus einer abgelegenen Gemeinde im Südosten der Türkei. Im Alter von 19 Jahren stand sie kurz vor dem Ruhm, als sie das Finale von „Turkey’s Got Talent“ erreichte. Tage später wurde sie von einem Mann angeschossen, der versuchte, sie zu entführen. Trotz aller Widrigkeiten überlebte Mutlu, aber mit lebensverändernden Verletzungen und einer Kugel im Kopf. Auch nach ihrer Genesung kann Mutlu der Realität der eskalierenden Angriffe auf türkische Frauen nicht entkommen: Ihre Betreuerin und Schwester Dilek wird von ihrem Freund getötet und eine Nachbarin wird von ihrem Verlobten ermordet. Trotz ihrer Behinderung kämpft Mutlu unerbittlich um Gerechtigkeit für ihre Schwester, unterstützt von ihrer stets loyalen Familie: Mutter Hanim, der älteren Schwester Songül und Bruder Hakan. In Anlehnung an die Geschichte von Mallalah wendet sich Mutlu an TikTok und bittet ihre 1,5 Millionen Follower um Unterstützung. Sie drückt ihren berechtigten Zorn durch das Schreiben und Aufnehmen eines sehr persönlichen Protestliedes aus. Mutlu bedeutet „glücklich“ auf Türkisch. In einer Welt, in der aus dem Chaos der Aktualität schnell gedrehte Nachrichtenbilder entstehen, nimmt sich die Dokumentarfilmreihe „MenschenLeben“ Zeit für universelle Themen aus unterschiedlichen Ländern wie Frankreich, Deutschland, Israel, Belgien, der Türkei oder Schweiz. „Glück ist mein Name“ erzählt die Geschichte von Mutlu Kaya, einer begabten und erfolgreichen jungen Sängerin, der 2015 von ihrem eifersüchtigen Freund in den Kopf geschossen wurde. Sie überlebt und kämpft nun gegen Femizid.
So., 28. Jul · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Der lange Weg der Sinti und Roma
Jùlie Halilic ist stolz, wenn sie an ihren Großvater denkt. Wallani Georg erkämpfte gemeinsam mit anderen Bürgerrechtlern, dass der Massenmord an den Sinti und Roma 1982 als Völkermord anerkannt wurde. Begonnen hatte es mit einer Besetzung der KZ-Gedenkstätte Dachau. Elf Sinti traten dort 1980 in den Hungerstreik, weil die Verfolgung für Angehörige ihrer Minderheit mit der Befreiung nicht endete, weil der Rassismus gegen Sinti und Roma ungebrochen fortbestand. Sie texteten ein beliebtes Wanderlied um, um darauf aufmerksam zu machen: „Lustig ist das Zigeunerleben, Faria, Faria ho – Staat braucht uns keine Rechte (zu) geben, Faria, Faria ho“. Die Aktion in Dachau markierte den Beginn der Bürgerrechtsbewegung, eines langen Weges der Emanzipation. Die Auschwitz-Überlebende Zilli Schmidt kämpfte viele Jahre um Anerkennung ihrer Verfolgung aus rassischen Gründen. Die Musiker Manolito Steinbach und Romani Weiß wuchsen in den 1970er Jahren in West-Berlin auf. Sie erzählen davon, wie sie lange Zeit lieber unsichtbar bleiben wollten, wie diese Vorsicht erst nach und nach einem neuen Selbstbewusstsein wich. Gianni Jovanovic erlebte, dass die Verfolgung auch mit der Anerkennung des Völkermords nicht endete. Nachdem er 1982 einen Bombenanschlag in Darmstadt überlebt hatte, wurde wenig später das Haus seiner Verwandten in einer Nacht- und Nebelaktion von der Stadt abgerissen. Mit diesen persönlichen Lebenswegen zeichnet der Film emotional und eindrucksvoll die Geschichte von Deutschlands größter nationaler Minderheit nach und macht bisher unerzählte Perspektiven sichtbar. Individuelle Geschichten und bisher kaum gezeigtes Archivmaterial nehmen mit in eine Zeit, in der Sinti und Roma weiter diskriminiert wurden und in der sie sich schließlich zur Wehr setzten. Unter den historischen Aufnahmen aus den ARD-Archiven fand Filmautor Adrian Oeser viele Szenen, die deutlich machen, wie stark der Rassismus gegen Sinti und Roma nach 1945 fortdauerte – und auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk immer wieder befeuert wurde. Die Dokumentation „Der lange Weg der Sinti und Roma“ ist damit auch eine kritische Auseinandersetzung der ARD mit ihrer eigenen Geschichte. Der Film zeigt darüber hinaus, dass eine Aufarbeitung in vielen gesellschaftlichen Bereichen bis heute notwendig ist. Bis in die 1980er Jahre arbeiteten Landeskriminalämter und Forscher in ganz Deutschland mit den Akten der Rassenhygieniker aus der Nazizeit weiter, um Sinti und Roma systematisch zu erfassen. Erst die Bürgerrechtler konnten diese Aktenbestände in den 1980er Jahren freipressen. Beeindruckendes Archivmaterial zeigt, wie sie die Dokumente ihrer Verfolgung fast vierzig Jahre nach der Befreiung erstmals in den Händen halten. Zu realisieren, dass die systematische Stigmatisierung so lange andauerte, belastet den Bürgerrechtler Rudko Kawczynski bis heute. „Der lange Weg der Sinti und Roma“ ist ein Film über Geschichte, die nicht abgeschlossen ist, über eine Zeit, die bis heute fortwirkt. Ein Film übers Gestern fürs Heute.
So., 28. Jul · 22:45-23:25 · RBB
Longreads: Helene Hegemann und Samira El Quassil
Longreads stehen im Journalismus für lange Erzählungen, die erlauben, tiefer in eine Geschichte einzudringen. Genau das ist das Konzept der neuen, gleichnamigen Literatursendung mit Autorin und Regisseurin Helene Hegemann. Welche Bedeutung liegt hinter dem Erzählten? Was hat ein Buch mit unserem Leben und Denken zu tun? Was für eine Wirkkraft kann Literatur haben? Helene Hegemann trifft ihre Gäste in Buchläden und in ihrem Stammlokal in Berlin. Ob Roman, Graphic Novel oder Essaysammlung – gemeinsam sprechen sie über ein Buch, das ihr Leben verändert hat und ihnen viel bedeutet. Kein gewöhnlicher Talk, sondern ein dokumentarisches Format, das in die Tiefe geht. Mit dabei sind: Journalist und Autor Thilo Mischke, Journalistin und Autorin Samira El Ouassil und Boxerin und Autorin Zeina Nassar. Helene Hegemann trifft die Journalistin und Autorin Samira El Ouassil, die bereits als Kind die Graphic Novel „Maus“ von Art Spiegelman aus dem Bücherregal ihrer Eltern zog. Hegemann antwortet auf dieses autobiografische Erinnerungswerk mit der Essaysammlung „Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten“ des Holocaust-Überlebenden Jean Améry. Die beiden Frauen unterhalten sich über die Relevanz des Erinnerns und den wachsenden Antisemitismus heute.
Mo., 29. Jul · 14:30-15:00 · PHOENIX
Kippa, Klassenkampf und Culture Clash – Jüdisch-Sein in Ostdeutschland
In Ostdeutschland jüdisch zu sein war nach 1945 kein Spaziergang. Die „MDR Zeitreise“ begibt sich auf eine bewegende Reise durch Generationen, von den Nachkriegsjahren bis heute. Treffen Sie Akiva Weingarten, den Rabbi aus New York, der in Dresden eine Gemeinde für Aussteiger gründet. Zwischen Umbrüchen und Antisemitismus: ein Blick zurück, der die Seele berührt. Wie geht das denn: Jüdisch sein in Ostdeutschland? Eine Frage, die sich seit 1945 viele Menschen gestellt haben. Die Antwort war meist nicht leicht. Die „MDR Zeitreise“ trifft Menschen aus verschiedenen Generationen: Menschen, deren Eltern und Großeltern nach dem Krieg in der DDR Fuß fassen wollten und die, die heute lebendiges jüdisches Leben etablieren. Wie er: Akiva Weingarten, ursprünglich in New York geboren, seit kurzem in Dresden Rabbi einer jüdischen Gemeinde, die Aussteigern aus der jüdischen ultra-orthodoxen Szene Anschluss bietet. Alle haben eins zu bewältigen: das Erbe der Umbrüche, Veränderungen und Jahre voller Schwierigkeiten. Die „MDR Zeitreise“ verbindet die Lebenswelten mit einem Blick zurück. In eine Zeit, in der jüdische Gemeinden von der Staatsicherheit bespitzelt worden und die jüdischen Gemeinden immer kleiner wurden. Dazwischen die Menschen: mit ihren Bedürfnissen, Unsicherheiten und dem weiterhin schwelenden Antisemitismus.
Di., 30. Jul · 22:50-00:30 · arte
Armageddon – Evangelikale und die letzte Schlacht
„Armageddon – Die letzte Schlacht“ wurde vor dem 7. Oktober 2023 gedreht. Der Dokumentarfilm zeigt, wie einflussreiche evangelikale Pastoren zur „letzten Schlacht“ im Heiligen Land aufrufen, die ihrer Meinung nach die Wiederkunft Christi einleiten wird. Er enthüllt, wie vom Glauben getriebene Politiker Israel als Schlüssel zu ihrer prophetischen Vision über das Ende der Tage betrachten. Und welch verheerenden Einfluss diese Ideologie auf die amerikanische Außenpolitik hat. Der Investigativreporter Lee Fang untersucht, welche Folgen die finanzielle und politische Unterstützung radikaler evangelikaler Gruppen wie Christians United for Israel des Fernsehpredigers John Hagee für die US-Politik hat. Er interviewt den geistlichen Berater von Donald Trump, Dr. Robert Jeffress, dessen Predigten von über tausend Fernsehstationen in den USA und 28 weiteren Ländern übertragen werden. Fang spricht mit Abgeordneten und evangelikalen Senatoren über ihre Haltung zum Nahostkonflikt. Und Ex-Militärs berichten ihm über die Verstrickungen der US-Armee mit der evangelikalen Bewegung. Mit Gary Burd, der auf einem schweren Motorrad durch die amerikanische Provinz fährt, um zu predigen, erhält das Kamerateam Zugang zur evangelikalen Gemeinschaft. „Armageddon – Die letzte Schlacht“ deckt auf, wie evangelikale Christen die brisante Situation in Israel und Palästina immer wieder anheizen und damit zur Eskalation der Gewalt im Nahen Osten beitragen. Ein Film von erschreckender Aktualität.