Vom 1. bis 15. Mai 2024
Mi., 1. Mai · 03:55-04:50 · 3sat
Blutiger Boden, deutscher Raum – Die Siedlungspläne der SS
Die Eroberung von neuem „Lebensraum“ ist ein zentrales Ziel im Nationalsozialismus. Die SS übernimmt die Planung in der Germanisierungspolitik und wird dabei von Wissenschaftlern unterstützt. Der Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Konrad Meyer entwickelt ein Konzept zur sogenannten Eindeutschung Osteuropas. Im „Generalplan Ost“ entwirft er Siedlungsstrukturen, plant neue Städte und berechnet Umsiedlung, Deportation und Ermordung von Millionen Menschen. Schon mit dem deutschen Überfall auf Polen setzen die ersten Deportationen, Zwangsumsiedlungen und Massenexekutionen ein. Gleichzeitig bringt die SS Hunderttausende Menschen, die von Himmlers Rassenexperten als „Volksdeutsche“ kategorisiert wurden, aus der Sowjetunion, Rumänien und dem Baltikum in die neu eroberten Gebiete, wo sie als Menschenmaterial für den Aufbau eines neuen deutschen Siedlungsraumes dienen sollen.
Mi., 1. Mai · 13:45-14:00 · PHOENIX
Antisemitismus in Deutschland – Wie Juden mit dem Hass umgehen
Anfeindungen, Angriffe, offener Antisemitismus: Juden in Deutschland sind mit zunehmendem Hass konfrontiert. Seit dem 7. Oktober 2023, seit dem Überfall der Hamas auf Israel, werden sie auf Social Media bedroht, ihre Häuser mit Parolen beschmiert. Mit Kippa oder Davidsternkette trauen sich viele Jüdinnen und Juden nicht mehr in die Öffentlichkeit. Bald 80 Jahre nach der Shoa ist jüdisches Leben in Deutschland so bedroht wie nie. Die Politik verspricht Solidarität und Sicherheit, aber in der jüdischen Community wächst die Angst. Eine Reportage von Tessa Clara Walther und Axel Rowohlt.
Mi., 1. Mai · 16:55-18:30 · One
Monsieur Claude 2
In Sachen multikultureller Offenheit macht Claude Verneuil (Christian Clavier) und seiner Frau Marie (Chantal Lauby) so schnell keiner etwas vor: Ihre vier ebenso bezaubernden wie eigenwilligen Töchter haben Einwanderer aus vier verschiedenen Kulturkreisen geheiratet! Um die Angehörigen ihrer Schwiegersöhne kennenzulernen, unternimmt das wohlsituierte Ehepaar Verneuil eine kleine Weltreise. Von den Strapazen können sich Claude und Marie in ihrem geliebten Provinzstädtchen Chinon jedoch nur kurz erholen, denn ihre Töchter haben die nächste Überraschung parat: Alle vier beabsichtigen, ihren Männern zuliebe auszuwandern, die sich in Frankreich wegen ihrer Herkunft diskriminiert fühlen. Ségolène (Émilie Caen) und Chao (Frédéric Chau) zieht es nach China, Isabelle (Frédérique Bel) und Rachid (Medi Sadoun) nach Algerien und Odile (Julia Piaton) und David (Ary Abittan) nach Israel. Sogar Charles (Noom Diawara) und die hochschwangere Laure (Élodie Fontan) möchten nichts wie weg – allerdings nicht zur Elfenbeinkünste, sondern nach Indien, wo der unterbeschäftigte Schauspieler auf eine Bollywood-Karriere hofft. Dass sich ihre geliebte Großfamilie in alle Winde zerstreuen soll, nehmen Claude und Marie jedoch nicht kampflos hin. Um ihre Schwiegersöhne mit ihrem geliebten Frankreich zu versöhnen, ist ihnen jedes Mittel recht. Schon bald erkennen die vier verbitterten Herren ihre bislang ungeliebte Heimat nicht wieder.
Mi., 1. Mai · 20:15-22:00 · arte
Ein Geheimnis
Die Erzählung beginnt in den 50er Jahren. François‘ Mutter Tania ist begeisterte Schwimmerin, Turmspringerin und Ex-Model, der Vater Maxim Ringer und Athlet. Nur François ist mager und ungeschickt und versagt an den Ringen ebenso wie am Schwimmbecken. François imaginiert einen Bruder, einen Doppelgänger, der die Erwartungen der anderen erfüllt, bis er an seinem 15. Geburtstag erfährt, dass dieser erdachte Phantom-Bruder im Grunde ein Wiedergänger aus der Vergangenheit der Eltern ist, der eng mit der Geschichte des Holocaust verbunden ist. Denn sein Vater hat seine erste Frau Hannah und den gemeinsamen Sohn Simon in Auschwitz verloren. Es ist der mittlerweile erwachsene François, der sich an seine Jugend erinnert. Daran, wie fremd er sich als Kind in seiner Familie gefühlt hat. Und daran, wie Louise ihm wenige Jahre später, nachdem er in der Schule einen Jungen wegen antisemitischer Sprüche verprügelt hat, endlich das Geheimnis offenbart, das sein Familienleben überschattet. Unterbrochen von Szenen aus den 50er, 60er und 80er Jahren erzählt der Film in leuchtenden Bildern die Geschichte von Maxims erster Ehe inmitten einer jüdischen Großfamilie, von François‘ Bruder Simon, von dessen Existenz er nichts wusste, und davon, wie Maxim und Tania damals im Exil zusammengefunden haben.
Do., 2. Mai · 16:00-16:30 · PHOENIX
Links – und antisemitisch?
Die Autoren gehen auf Spurensuche nach linken Anti-Israel-Positionen und beobachten die Szene auf zahlreichen Pro-Palästina-Demos. Zu sehen sind etwa Fahnen und Plakate von queerfeministischen Linken, Antifa, kommunistischen Jugendgruppen und der DKP. Gegen mehrere dieser Gruppen geht der Staat inzwischen vor, weil sie zur Unterstützung der linksterroristischen Volksfront zur Befreiung Palästinas PFLP aufrufen. Polizei und Behörden haben einige Slogans und Parolen bei Demos verboten, etwa weil sie zu Straftaten aufrufen oder diese billigen. Doch unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit passiere etwas Besorgniserregendes, warnt der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Felix Klein. Es gebe neue Allianzen zwischen PFLP-nahen oder linksextremen propalästinensischen Gruppen und deutschen Linken, etwa an den Universitäten. “ Der israelbezogene Antisemitismus ist ein Bindeglied“, stellt Klein fest.
Do., 2. Mai · 16:30-16:45 · PHOENIX
Propaganda in Nahost: Verdrehung der Wirklichkeit
Im Krieg will jede Seite gut dastehen. Die Wahrheit wird dabei zumindest teilweise untergraben. Über die Propaganda von Israelis und Palästinensern. Auf der einen Seite wird in Israel zu wenig über das Leid der Menschen im Gazastreifen und die Zustände im Westjordanland berichtet. Dass Israels grundsätzlich freie Presse in einer Demokratie ausgewogen berichten könnte und es dennoch bleiben lässt, gefährde womöglich nicht nur journalistische Grundregeln, sondern auch demokratische Werte, befürchten Medienschaffende. Auf der anderen Seite kennen viele Palästinenser die Bilder des Massakers vom 7. Oktober nicht, die zeigen wie die Hamas Gräueltaten in den israelischen Städten nahe Gaza begehen. Eine freie Presse gibt es hier nicht und der arabische Sender Al Jazeera berichtet einseitig bis unverhohlen als Propagandist der Hamas. Unfreie Presse in der arabischen Welt und blinde Flecken bei den israelischen Medien. Das macht eine Verständigung der verfeindeten Völker nicht einfacher.
Do., 2. Mai · 18:00-18:30 · PHOENIX
Terrorgefahr in Deutschland
„Die Spur“ folgt den Islamisten und deckt ihre Motive und Rekrutierungsmethoden auf. Die Recherche der Autoren Carl Exner und Candan Six-Sasmaz beginnt in Nordrhein-Westfalen, in Duisburg. Hier nimmt die Polizei im Oktober 2023 einen Mann fest. Ihm wird vorgeworfen, einen Anschlag im Namen des IS geplant zu haben. Sein mutmaßliches Ziel: eine pro-israelische Demonstration. Das Brisante dabei: Der Verdächtige galt als Aussteiger aus der IS-Szene. Die Journalisten reden mit Freunden des Terrorverdächtigen, nehmen mit den deutschen Geheimdiensten Kontakt auf und begeben sich undercover auf Veranstaltungen. Dabei stellen sie fest: Islamistische Terrornetzwerke haben eine neue Strategie, Anhänger zu werben.
Fr., 3. Mai · 20:15-22:05 · arte
Der Passfälscher
Berlin, 1942: Eigentlich wollte Cioma Schönhaus später Kunst studieren. Seit seiner Zwangsverpflichtung jedoch arbeitet der junge jüdische Mann bei einem Rüstungsunternehmen. Seine Familie wurde vor kurzem deportiert. Sein Talent, Dokumente – insbesondere Pässe – zu fälschen, nutzt Cioma, um sich und anderen zu helfen und der drohenden Deportation zu entkommen. Mit der Fähigkeit, neue Identitäten zu erschaffen, seinem Einfallsreichtum und Wagemut entgeht er immer wieder den Behörden. Unter den staunenden Augen seines Freundes Det wird Cioma immer dreister. Anstatt sich zu verstecken, passt er sich an und baut sich eine tollkühne Scheinexistenz auf: Mit strengem Scheitel, ein paar Floskeln und der Lügengeschichte, gerade Soldat auf Heimaturlaub zu sein, lässt sich schnell Bewunderung und ein Gratisessen erhaschen. Trotz zunehmend schwieriger Umstände verlieren Cioma und Det nicht ihren Lebensmut. Als sie sich als Soldaten ausgeben und auf eine Tanzparty gehen, verliebt Cioma sich in eine junge Frau, die aber nicht auf seine Flunkereien hereinfällt. Er erfährt kaum etwas über sie, nicht einmal ihren richtigen Namen. „Gerda“ würde ihr gefallen, wenn er für sie eine Kennkarte fälschen könnte … Doch dann bringt Cioma sie durch eine Nachlässigkeit in große Gefahr. Mit dem Fortschreiten des Krieges nimmt auch die Bedrohung für Cioma in Berlin zu. Plötzlich ist er ganz auf sich allein gestellt; es gibt keine sicheren Verstecke mehr. Cioma muss die Flucht riskieren – in der Tasche ein letzter gefälschter Ausweis, diesmal mit seinem eigenen Namen darauf …
Sa., 4. Mai · 00:00-01:35 · arte
Frauen der NS-Zeit
In der Geschichte des Zweiten Weltkriegs wurde die Rolle von Frauen häufig nur am Rande wahrgenommen. Dabei waren rund 500.000 von ihnen ab 1939 in den von der Wehrmacht besetzen Gebieten aktiv – dort, wo der Holocaust in die Tat umgesetzt wurde. Sie waren nicht etwa passive Zeuginnen eines von Männern verübten Völkermords, sondern unentbehrliche Mittäterinnen. Das Engagement und die Brutalität der Sekretärinnen, Krankenschwestern, KZ-Wächterinnen und Ehefrauen von SS-Männern wirft Fragen auf: Wie sind sie zu Komplizinnen, mitunter zu Mörderinnen geworden? Warum hat die deutsche Nachkriegsjustiz in Teilen die Augen vor ihren Verbrechen mindestens genauso verschlossen wie vor denen ihrer männlichen Mitstreiter? Welche Tabus führen auch heute noch dazu, ihre Taten nicht zu benennen? Die Dokumentation geht beispielhaft den Geschichten einiger dieser Frauen nach: von ihrer Indoktrination – vor allem innerhalb des Bunds Deutscher Mädel (BDM) – bis in die Nachkriegszeit, in der nur wenige von ihnen von ihrer Vergangenheit eingeholt wurden. Persönliche Dokumente der Frauen und Berichte von Angehörigen verbinden sich mit Archivaufnahmen aus der damaligen Zeit. Interviews mit Historikerinnen und Historikern sowie KZ-Überlebenden veranschaulichen, wie hoch die Gewaltbereitschaft in der gesamten Gesellschaft war. Aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet der Dokumentarfilm die Einbindung von Frauen in der Todesmaschinerie der Nazis und ihre aktive Mittäterinnenschaft, von der Einzeltat bis zur Beteiligung am Massenmord. Die Beweggründe der Frauen waren unterschiedlich: sei es die Hoffnung auf sozialen Aufstieg oder auf die Emanzipationsmöglichkeit in einem zutiefst frauenfeindlichen System, das die Ungleichheit zwischen Mann und Frau beförderte. Die Geschichte dieser Frauen und ihrer verschiedenen Lebenswege zeigt den Holocaust als Verbrechen, für das auch gewöhnliche Bürger mitverantwortlich waren.
Sa., 4. Mai · 22:55-00:45 · One
Der Trafikant
Österreich, in den späten 1930er Jahren: Der 17-jährige Franz Huchel (Simon Morzé) kommt aus dem Salzkammergut nach Wien, um bei dem ‚Trafikanten‘ Otto Trsnjek (Johannes Krisch) in die Lehre zu gehen. In dem Tabakgeschäft des Kriegsinvaliden lernt er die bürgerlichen Kreise kennen, die sich sogar die berühmten Importzigarren aus Cuba leisten können, die Franz in liebevoller Handarbeit frischhalten muss. Unter den Stammkunden ist der hochangesehene Psychologe Sigmund Freud (Bruno Ganz), zu dem der junge Mann schon bald Vertrauen fasst. An ihn wendet sich Franz, als er sich unglücklich in die böhmische Varietétänzerin Anezka (Emma Drogunova) verliebt. Dass die Liebe selbst dem berühmten Psychoanalytiker unlösbare Rätsel aufgibt, hilft dem unerfahrenen Franz leider nicht weiter. Als Österreich im Jahr 1938 für den Anschluss an das nationalsozialistische Deutsche Reich stimmt, beginnen schwere Zeiten für Franz und seinen Meister, der politisch aufrecht bleibt und weiterhin jüdische Kunden bedient. Erst verwüsten antisemitische Schläger den Laden, dann wird Otto aus fadenscheinigen Gründen verhaftet. Nun muss Franz auf sich allein gestellt das Geschäft führen und für Trsnjek kämpfen. Rat sucht er bei dem 82-jährigen Freud, der jedoch selbst in Gefahr ist.
So., 5. Mai · 16:05-17:45 · One
Die Kinder der Villa Emma
Wien, im Frühjahr 1941: Die Nazis haben die Stadt besetzt, Juden sind nicht mehr sicher. Auf Veranlassung ihres besorgten Vaters findet sich die 14-jährige Betty (Sophie Stockinger) in einer Gruppe jüdischer Kinder wieder, die von einer Hilfsorganisation nach Palästina geschleust werden soll. Betty verliert alles: ihr Zuhause, ihre Familie und ihre beste Freundin. Auf dem beschwerlichen Weg findet die Gruppe in einem Landhaus bei Zagreb kurzzeitig Unterschlupf. Als ihr Begleiter Georg (August Zirner) erschossen wird, müssen die Kinder, nun angeführt vom jungen Josko (Ludwig Trepte) und dessen Helferin Helga (Nina Proll), ganz auf sich gestellt ihre Flucht fortsetzen. Schließlich erreichen sie das italienische Dorf Nonantola und beziehen dort eine leerstehende Villa. Für einen Moment können die Jungen und Mädchen wie andere Gleichaltrige sein: Freundschaften finden sich und romantische Gefühle kommen auf. Schon bald werden die Flüchtenden von der harten Realität des Kriegs eingeholt. Auf ihrer gefährlichen Reise ins Ungewisse müssen sie erneut weiterziehen. Nach wahren Begebenheiten erzählt das bewegende Drama ‚Die Kinder der Villa Emma‘ von einer gefährlichen Flucht, die sich während des Zweiten Weltkriegs zugetragen hat. 1942/1943 war das italienische Dorf Nonantola tatsächlich Zufluchtsort von 73 jüdischen Kindern, die sich auf ihrem Weg ins ‚gelobte Land‘ Palästina dem gnadenlosen Zugriff der Nationalsozialisten entziehen wollten.
Mo., 6. Mai · 01:20-02:53 · Das Erste (ARD)
Der Stadtneurotiker
Alvy Singer, ein bekümmerter Komiker, tut sich schwer mit sich und der Welt. Als er in New York die hübsche Annie Hall kennenlernt, hat er zwei gescheiterte Ehen und 15 Jahre psychoanalytische Behandlung hinter sich. Beide sind schnell entflammt füreinander, aber auch Annie hält es nicht lange mit Alvy aus. „Der Stadtneurotiker“, einer der populärsten Filme Woody Allens, wurde 1978 mit vier „Oscars“ ausgezeichnet.
Mo., 6. Mai · 21:35-23:05 · One
Die Akte General
In der jungen Bundesrepublik, die Ende der 50er Jahre in Politik und Justiz immer noch von nur oberflächlich geläuterten Nazi-Seilschaften durchsetzt ist, führt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen einsamen Kampf gegen die Vertuschung nationalsozialistischer Verbrechen und die restaurative Politik der Regierung Adenauer – er ist der festen Überzeugung, dass nur so die junge Demokratie gefestigt werden könne. Nicht nur seine Haltung, sondern auch sein aufbrausendes Temperament machen Bauer angreifbar, immer wieder formiert sich Widerstand aus Politik, Nachrichtendiensten und dem Justizapparat gegen den Einzelkämpfer. Wohl wissend, dass das Interesse an der Ergreifung Adolf Eichmanns in Deutschland gering ist, versucht Bauer, den israelischen Geheimdienst zu einer Verhaftung des in Argentinien vermuteten Organisators der Massendeportationen zu bewegen. Tatsächlich gelingt es Bauer in geheimen Verhandlungen, die Verhaftung Eichmanns durch den Mossad in Gang zu setzen. Unterstützt vom jungen Staatsanwalt Joachim Hell lässt Bauer auch danach nicht locker: Mit Material aus den Eichmann-Vernehmungen will er ein Verfahren gegen Kanzleramtschef Hans Globke erreichen, um dessen Verstrickung in die Deportationen zu ahnden, und wagt sich damit an Adenauers engsten politischen Vertrauten.
Mo., 6. Mai · 22:25-23:55 · 3sat
Das Schweigen meines Vaters
Sana Valiulina lebt als Schriftstellerin in den Niederlanden. Die Kindheit in der Sowjetunion mit einem Vater, der schweigt, nagt so stark an ihr, dass sie sich auf Spurensuche begibt. Während sie sich durch Briefe, Tagebücher voll Zeichnungen und Fotografien wühlt, durchforstet die Dokumentarfilmerin Aliona van der Horst Archive. Wie eine Archäologin taucht sie ab in Propagandamaterial, das Nazis von sowjetischen Kriegsgefangenen gedreht haben. Sie tastet es ab, ganz nah, und lässt Scharen abgemagerter, verzweifelt in die Kamera blickender Menschen vorbeiziehen. Ob der Vater dabei ist? „Er ist in allen“, wird Sana irgendwann sagen. Sandar Valiulin wurde als junger, einfacher sowjetischer Soldat an der Front verheizt, erlebte in deutscher Kriegsgefangenschaft die Hölle und landete – nach 1945 – in Stalins Gulag. Als Vaterlandsverräter. Auf der Reise findet die Tochter den Vater und die Liebe, die sie vermisst hat.
Di., 7. Mai · 05:30-06:00 · SWR
planet schule: Spuren der NS-Zeit – Die jüdische Hochspringerin Gretel Bergmann
Gretel Bergmann, geboren und aufgewachsen in Laupheim, heißt heute Margret Lambert und lebt in New York. Ihre Karriere als Hochspringerin unterschied sich von der anderer deutscher Sportlerinnen – denn Gretel Bergmann war Jüdin. Wie sie als einzige Jüdin in die Olympiamannschaft des Deutschen Reiches gelangte und mit einem Trick eine Woche vor Beginn der Spiele in Berlin wieder ausgeschlossen wurde, schildert Margret Lambert sehr eindringlich. Ihr Schicksal beleuchtet ein dunkles Kapitel deutscher Sportgeschichte. Noch 1936 emigrierte Gretel Bergmann in die USA, wo sie sich ein neues Leben aufbaute. Deutschland hat sie niemals wieder betreten.
Di., 7. Mai · 13:55-15:25 · One
Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben
Berlin, im Kriegsjahr 1943. Die großbürgerliche Witwe Martha Liebermann (Thekla Carola Wied) hätte sich niemals vorstellen können, ihre geliebte Heimat im Alter von 85 Jahren verlassen zu müssen. Als Jüdin bleibt ihr jedoch nur die Wahl, ins Ausland zu gehen oder auf ihre Deportation ins Konzentrationslager zu warten. Noch geben ihr das hohe Ansehen und die wertvollen Bilder ihres weltberühmten Ehemanns Max Liebermann (Rüdiger Vogler) Schutz. Doch wie lange noch? Marthas Freunde drängen sie zu einem illegalen Verkauf, um damit ihre Flucht mithilfe der Widerstandsgruppe von Hanna Solf (Fritzi Haberlandt) zu finanzieren. Gestapo-Kommissar Teubner (Franz Hartwig) mit seinem Handlanger (Daniel Noël Fleischmann) sieht nun seine perfide Chance, den couragierten Regimegegnerinnen eine Falle zu stellen. Der für die Nazis arbeitende Kunstexperte Solbach (Wanja Mues), der seinen Geliebten Benjamin (Vladimir Korneev) in Sicherheit bringen möchte, ist undurchsichtig. Kann man ihm trauen? Als sich die Lage dramatisch zuspitzt und sie sogar um ihre treue Haushälterin Luise (Lana Cooper) fürchten muss, zeigt Martha Liebermann ihre wahre Klugheit und Größe.
Di., 7. Mai · 22:25-23:10 · 3sat
41 Tage der Gewalt – Die letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs
Frühling 1945: Von allen Seiten rücken die Alliierten ins Deutsche Reich vor, die Versorgungslage wird zunehmend kritisch, es fehlt der Bevölkerung am Notwendigsten. Der Zweite Weltkrieg ist für das NS-Regime längst verloren. Die Dokumentation folgt den blutigen Spuren der Verbrechen der Endphase, mit denen der menschenverachtende Wahn des Nazismus ein letztes Mal grausam wütete. Am 29. März 1945 betritt die Rote Armee im Burgenland erstmals österreichischen Boden, bis zum endgültigen Kriegsende am 8. Mai sollte es noch 41 Tage dauern. Doch anstatt das Blutvergießen und Leiden endlich zu beenden, verüben die Nationalsozialisten gerade in diesen letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs ungeheure Verbrechen. KZ-Häftlinge werden auf grausame Todesmärsche gehetzt, nur um bloß nicht lebend in die Hände der Alliierten zu gelangen. Soldaten, die sich weigern, sich weiter am sinnlosen Morden zu beteiligen, werden exekutiert. Fanatische Anhänger des NS-Regimes begehen Lynchmorde an politischen Gegnern oder an abgestürzten Piloten. Redaktionshinweis: Am 8. Mai 1945 ist in Europa der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. Mit der Dokumentation „41 Tage der Gewalt – Die letzten Wochen“ setzt 3sat sein Programm zum Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus fort.
Mi., 8. Mai · 00:05-00:45 · ZDFneo
Borders – Willkommen in Jerusalem
Avi (Ben Sultan) und Kobi (Ido Elieli) haben die Ausbildung beim Grenzschutz erfolgreich absolviert. Zu ihrer Enttäuschung wird ihnen nun Jerusalem als Einsatzort zugewiesen. Eigentlich wollten sie lieber nach Tel Aviv, doch ihre Änderungsanträge haben keinen Erfolg. Immerhin gibt es einen Lichtblick für Avi, denn auch die hübsche und sympathische Miri (Noa Astanjelove), die er schon im Trainingscamp kennengelernt hat, gehört seiner Division an. Avi lernt durch Miri ganz neue Sichtweisen kennen, die sein eingefahrenes Weltbild ins Wanken bringen. Ihre Devise lautet: „Ja zur Liebe, Nein zum Hass!“. Während des Patrouillengangs müssen die Grenzschützer einen Streit zwischen einem arabischen Händler und jüdischen Siedlern schlichten. Doch als einer der Männer ihn ohrfeigt, verliert Avi die Beherrschung. Nach der Rückkehr in die Kaserne gibt es den nächsten Eklat, als Avi und Kobi beim Krav-Maga-Training aneinandergeraten. Kommandant Versano (Shalom Michaelshvili) beordert die beiden daraufhin zum Rapport und macht ihnen eine klare Ansage, wie sie sich künftig zu verhalten haben. Wenig später lässt sich Avi einmal mehr für die kriminellen Machenschaften seines väterlichen Freundes Chicko (Haim Znati) einspannen.
Mi., 8. Mai · 20:15-21:05 · 3sat
Alter Hass, neuer Wahn – Antisemitismus – Geschichte eines tödlichen Vorurteils
„Die Judenfratzen – hau ma’s gleich ins Feuer!“ Die Pogromnacht des 9. November 1938 zeigte, dass auch im Österreich des 20. Jahrhunderts Nachbarn zu mörderischen Menschenjägern werden konnten. Seit dem Mittelalter zieht sich eine Blutspur des Judenhasses durch die österreichische Geschichte. Der Film analysiert Ursachen und Folgen dieses gewalttätigen Antisemitismus und belegt, dass antisemitische Vorurteile und Judenhass nach 1945 weiter wirkten. Heute findet der alte antisemitische Wahn neue Formen in der Hasskultur des Internets, in Social Media und Darknet. Die Antisemitismus-Studien des österreichischen Parlaments zeigen, wie antisemitische Verschwörungsmythen, Holocaust-Verharmlosung oder Antizionismus weit verbreitet sind, sowohl in der österreichischen Bevölkerung als auch bei Migrantinnen und Migranten. Der Antisemitismus ist weiter eine Gefahr für die Demokratie, mehr als 85 Jahre nach dem Novemberpogrom.
Mi., 8. Mai · 21:05-22:00 · 3sat
Jud Süß 2.0 – Von der NS-Filmpropaganda zum Online-Antisemitismus
„Jud Süß“, 1940 bei den Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt, gilt als einer der wirkungsmächtigsten und damit gefährlichsten Propagandafilme des Naziregimes. Er bedient sich eines jahrhundertealten Fundus antisemitischer Ressentiments und Klischees, insbesondere des Narrativs, „das internationale Geldjudentum“ würde von ihm gesteuerte Regierungen und Politiker vor sich hertreiben. Die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung hält das Machwerk weitgehend unter Verschluss. Und doch: Fast vergessen geglaubte antisemitische Stereotype drängen wieder an die Öffentlichkeit – diesmal nicht in Form von Karikaturen aus dem „Stürmer“ oder hasserfüllter Darstellungen in Nazifilmen, sondern als „Memes“ auf TikTok oder in anderen sozialen Kanälen, aber auch in antisemitischen Musik-Videoclips. Das Internet ist heute der Brandbeschleuniger des – nach Jahren des lautstark eingeforderten „nie wieder!“ – grassierenden antijüdischen Hasses. Die Dokumentation „Jud Süß 2.0 – Von der NS-Filmpropaganda zum Online-Antisemitismus“ nimmt rechte Influencer, identitäre YouTuber und rechtsrechte Propagandisten unter die Lupe und decodiert antisemitische Stereotype in Zeiten der COVID-Krise.
Mi., 8. Mai · 21:15-21:45 · MDR
MDR Zeitreise: Buchenwald – Ein Konzentrationslager mitten unter uns
Im April 2020 jährt sich zum 75. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar. Es liegt auf dem Ettersberg, doch auch nah genug an der Stadt – was sich dort abspielte, konnte nicht völlig verborgen bleiben. Doch wer wusste tatsächlich davon? Handwerker, die Gasleitungen dahin verlegten? Ärzte, die im Krankenhaus Weimar Häftlinge versorgten? Firmen, die Krematorien dafür bauten? Die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass mitten in Deutschland Tausende Menschen interniert, misshandelt und ermordet wurden, treibt bis heute viele um. Die MDR-Zeitreise geht der Frage nach, wann und wo sich erste Anfänge dieser Verfolgungen festmachen lassen. Wie stark waren Judenhass und Ausländerhass in der Weimarer Republik verbreitet?
Mi., 8. Mai · 22:25-00:15 · 3sat
Ein Dorf wehrt sich
Ein kleines Dorf gegen den Rest der Welt: In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wagen die Bergarbeiter von Altaussee den Aufstand gegen den nationalsozialistischen Irrsinn. Dieser droht ihre Existenzgrundlage, die Salzmine, zu zerstören. Die Bergleute retten neben dem Salzbergwerk auch den größten zusammengeraubten Kunstschatz Europas vor der sicheren Vernichtung. Altaussee im April 1945: Die Freunde aus Kindertagen – Sepp Rottenbacher, Bergarbeiter in der Salzmine, und Franz Mitterjäger, Schuhmacher des Ortes – hoffen auf ein baldiges Kriegsende. Während Franz, der unter Beobachtung der Gestapo steht, mit seiner Frau Elsa jungen Dorfbewohnern hilft, zu desertieren und im Gebirge zu überleben, hält sich Sepp aus allem heraus. Elsa wirft ihm mangelnde Distanz zu den Nazis, Feigheit und Untätigkeit vor. Sepp muss mit den anderen Bergleuten die von den Nazis in ganz Europa geraubten weltberühmten Kunstwerke in das Salzbergwerk in Altaussee schaffen. Er kann zwar seinen Freund zunächst noch vor einer Verhaftung warnen, dennoch wird Franz vor den Augen seiner Frau auf der Flucht erschossen. Die Nazis verweigern das Begräbnis von Franz Mitterjäger. Doch wenn es um einen der ihren geht, halten die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner – auch Elsa und Sepp – zusammen und erzwingen eine würdige Beerdigung. Mit dem Nahen der Alliierten spitzt sich die Situation zu. Der fanatische Gauleiter Eigruber lässt kurz vor der Kapitulation Fliegerbomben in die Stollen bringen, um den Berg und seine Schätze lieber zu sprengen, als dem Feind zu überlassen. Nicht nur den wertvollen Kunstwerken droht die Vernichtung, sondern auch der Existenzgrundlage des Dorfs: dem Salzbergwerk.
Mi., 8. Mai · 23:00-00:30 · BR
Über Leben in Demmin
Ende April 1945, wurde die Stadt Demmin in Mecklenburg-Vorpommern als Gemeinschaft traumatisiert. Rund zehn Prozent der Einwohner töteten sich im Zusammenhang mit dem Eintreffen der sowjetischen Soldaten selbst. Das hat Auswirkungen bis in die Gegenwart. Im Frühjahr 1945 wird Demmin, eine kleine Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, zum Ort einer schrecklichen Tragödie: Während die Rote Armee heranrückt, nehmen sich hunderte Einwohner das Leben. Sie schneiden sich die Pulsadern auf, vergiften oder erschießen sich. Eltern töten erst ihre Kinder und dann sich selbst, ganze Familien gehen mit Steinen beschwert ins Wasser. Bis zum Ende der DDR wird über die konkreten Umstände des beispiellosen Massensuizids geschwiegen, die genauen Opferzahlen der kollektiven Hysterie sind immer noch unbekannt. Neonazis versuchen heute, diese Leerstelle für ihre Zwecke zu missbrauchen: An jedem 8. Mai, dem Tag des Endes des Zweiten Weltkriegs, marschieren sie schweigend durch die Straßen der Gemeinde. Gleichzeitig bemühen sich mehrere Hundertschaften der Polizei, Gegendemonstranten von der Route fernzuhalten. In der Dokumentation sprechen Überlebende zum ersten Mal von den schrecklichen, lange verdrängten Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend. Neben dem Wunsch nach Versöhnung und dem Willen zu einer ehrlichen Aufarbeitung stehen Hass und Feindseligkeit.
Mi., 8. Mai · 23:00-00:45 · arte
Aheds Knie
Der Regisseur Y hat mit seinem letzten Film große internationale Erfolge gefeiert. Nun wird er eingeladen, ihn in einer kleinen, an der Grenze zu Jordanien gelegenen Siedlung seines Heimatlandes Israel vorzustellen. Dort wird er von Yahalom in Empfang genommen, einer jungen Mitarbeiterin des Kultusministeriums. Sie ist Fan seiner Filme und die beiden verstehen sich auf Anhieb. Doch bevor die Filmvorführung startet, legt Yahalom Y eine Erklärung des Kultusministeriums zum Unterschreiben vor. Hierin wird geregelt, dass er im anschließenden Q&A über bestimmte politisch heikle Fragen nicht sprechen darf. Voller Wut und Unverständnis gerät er in einen Konflikt mit Yahalom und sich selbst. Er hinterfragt sein Verhältnis zu seinem Heimatland, zu dessen Umgang mit der Kunst und stellt sich seiner traumatischen Vergangenheit als Soldat. „Aheds Knie“ ist ein sehr persönlicher Film: Der Titel bezieht sich auf eine Kontroverse um die palästinensische Aktivistin Ahed Tamimi – der rechts-religiöse Parlamentarier Bezalel Smotrich (inzwischen Finanzminister Israels) hatte gefordert, dem damals 17-jährigen Mädchen die Kniescheibe zu zerschießen, nachdem sie sich gegen das israelische Militär aufgelehnt hatte. Regisseur Nadav Lapid schafft sich in Y ein Alter Ego, durch das er seine eigene Position zu Israel und der Kulturpolitik verhandeln und aufarbeiten kann. Der Film ist kritisch, wütend und eindringlich. Überzeugen konnte Lapid 2021 auch die Jury in Cannes, die ihm für „Aheds Knie“ den Preis der Jury verlieh.
Do., 9. Mai · 11:15-12:45 · WDR
Internationaler Karlspreis zu Aachen 2024
Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, und die jüdischen Gemeinschaften in Europa werden in diesem Jahr mit dem Karlspreis geehrt. Mit der Entscheidung wolle man ein Zeichen für die Selbstverständlichkeit jüdischen Lebens in Europa und gegen Antisemitismus setzen, heißt es in der Begründung des Karlspreis-Direktoriums. Die Verleihung würdigt das herausragende Wirken von Pinchas Goldschmidt für Frieden, Freiheit, die Selbstbestimmung der Völker und für den interreligiösen und interkulturellen Dialog. So ist Goldschmidt Mitgründer des europäischen Muslim-Jewish Leadership Council, dem jüdische und muslimische Würdenträger angehören. Auch der jüdisch-christliche Dialog habe durch Goldschmidt wichtige Impulse erfahren, so das Karlspreis-Direktorium. Seit Jahren sei der Oberrabbiner im direkten Austausch mit dem Papst, um zum Beispiel die Situation im Nahen Osten zu besprechen. Nach seiner Ausbildung zum Rabbiner ging der 1963 in Zürich geborene Goldschmidt zunächst nach Israel und dann in die Sowjetunion, um dort jüdisches Leben aufzubauen. 1993 wurde er zum Oberrabbiner von Moskau gewählt. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine weigerte er sich, den Krieg zu unterstützen und verließ Moskau. Bereits seit 2011 ist Pinchas Goldschmidt Präsident der europäischen Rabbinerkonferenz in München. Die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen findet im Rahmen eines feierlichen Festakts im historischen Krönungssaal des Aachener Rathauses statt. Der Karlspreis wird seit 1950 für besondere Verdienste um die europäische Einigung verliehen. Namensgeber ist Karl der Große (747-814), dessen Thron in Aachen steht. Zu den Preisträgern zählen der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Im vergangenen Jahr wurde der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj ausgezeichnet. Auch Angela Merkel und Papst Franziskus sind Träger des Internationalen Karlspreises zu Aachen.
Sa., 11. Mai · 19:20-20:00 · 3sat
Dr. Wenigers Auftrag – Das verspätete Erbe jüdischer Familien
Der Kunsthistoriker Dr. Weniger bringt jüdischen Familien Silber zurück, dass ihre Vorfahren während der NS-Zeit abgeben mussten. Die Filmemacherin Liv Thamsen begleitet ihn auf seiner Reise. Im Februar 1939 wurden jüdische Bürger dazu gezwungen, persönliche Gegenstände aus Gold, Platin oder Silber sowie Edelsteine und Perlen abzugeben. Allein in München wurden mehrere Tonnen Silbergegenstände konfisziert, anschließend eingeschmolzen oder verkauft. Dr. Matthias Weniger arbeitet als Provenienzforscher am Bayrischen Nationalmuseum in München. Wie viele andere deutsche Museen hatte auch sein Museum Silber aus den jüdischen Zwangsabgaben von 1939 erworben. 84 Jahre lang lagerte es in einem Exponateschrank. Dr. Weniger begann mit der Forschung: Wer hat damals welche Gegenstände abgegeben, wer sind die Nachkommen, wer ist erbberechtigt? Das Silber nicht einfach zu verschicken, sondern den Erben persönlich zurückzugeben, betrachtet er als seinen Auftrag. Die Behörden arbeiten langsam, Fördergelder werden verweigert, Einfuhrgenehmigungen gestalten sich schwierig. Doch im Sommer 2023 reist Dr. Matthias Weniger nach Israel. Manche Erben reagieren distanziert, doch einige Familien haben ihn persönlich eingeladen. Es ist für sie eine emotionale Herausforderung, nach so vielen Jahren einen Kerzenleuchter, einen Becher in Händen zu halten, der einst einem direkten Vorfahren, einer Vorfahrin gehörte. Die Dokumentation von Liv Thamsen begleitet die Rückkehr des Silbers und taucht durch bewegende Zeitdokumente und Erzählungen tief in Familiengeschichten und persönlichen Schicksale der jüdischen Erben ein. Zum Teil werden sie von Zeitzeugen erzählt, die es sich trotz ihres hohen Alters nicht nehmen lassen, bei der Übergabe persönlich dabei zu sein. Die proaktive Rückgabe der Silberobjekte durch Dr. Weniger ist bis jetzt ein Einzelfall. Viele Objekte warten in deutschen Museen noch auf ihre Restitution.
So., 12. Mai · 10:05-10:55 · 3sat
Islam in Europa – Der neue Nachbar als alter Feind? Gast: Susanne Schröter
Susanne Schröter ist eine deutsche Ethnologin und Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam. Der „NZZ“-Chefredaktor Eric Gujer spricht mit ihr über den Islamismus in Europa. Westliche Gesellschaften ringen seit Jahren damit, die islamistische Radikalisierung einzudämmen. Die antisemitischen Parolen auf propalästinensischen Demonstrationen haben das Problem noch verschärft. Lässt sich der Extremismus bekämpfen, ohne gemäßigte Muslime vor den Kopf zu stoßen? Und ist Europas Naivität gegenüber dem Islamismus nun endlich Geschichte?
Mo., 13. Mai · 09:00-09:55 · arte
Eine Geschichte des Antisemitismus (1/4) So begann es: 38 – 1144
Wo nahm der Antisemitismus seinen Anfang? Warum konnte er sich weiterverbreiten? Warum entstand die erste große Welle antijüdischer Gewalt ausgerechnet im antiken Alexandria, als die Römer die Macht übernahmen? Wie setzte sich der Antijudaismus in den christlichen und in den muslimischen Zivilisationen fest? Wie konnte Granada nach einem 300-jährigen Goldenen Zeitalter auf der Iberischen Halbinsel zum Schauplatz eines Massakers werden, dem ersten Pogrom auf europäischem Boden? Warum kam es während der Kreuzzüge zu organisierten Judenpogromen? Der Gang durch das erste Jahrtausend erzählt nicht nur von den Anfängen des Antisemitismus, sondern auch vom beginnenden Kampf gegen diese Anfeindungen, vom Schutz der Juden durch die Karolinger, von der Unterstützung durch die maurischen Könige in Spanien bis zum Aufruf des Abts Bernhard von Clairvaux (1090-1153), der blutigen Judenverfolgung während der Kreuzzüge ein Ende zu bereiten.
Mo., 13. Mai · 09:55-10:50 · arte
Eine Geschichte des Antisemitismus (2/4) Ablehnung: 1144 – 1791
Auf welchem Bild tauchte zum ersten Mal in der Malerei des Mittelalters eine auffallende Nase auf, mit der Juden hinfort dargestellt werden sollten? Wie überschritt diese Stigmatisierung die Grenzen der Ikonographie, um zum ersten diskriminierenden Erkennungsmerkmal der Geschichte zu werden? Woher kommt das Klischee vom „reichen, wuchertreibenden Juden“? Wie wurde der Hass auf Juden zum politischen Werkzeug für ihre Vertreibung aus einem Großteil Europas? In den von ihrer jüdischen Bevölkerung verlassenen Königreichen entwickelte sich ein neues, paradoxes Phänomen: ein Antijudaismus ohne Juden – obwohl schon lange keine Juden mehr in einer Region leben, blüht der Antijudaismus. Im Spanien der Inquisition kommt es zur Unterdrückung der Marranen, also jener Juden, die gewaltsam zur Konversion zum Christentum gezwungen worden waren. Im Osten Europas fanden Juden zunächst Zuflucht. Doch dann wurden antijüdische Bilder immer beliebter, und die Ritualmordlegenden erblühten in Polen. Die Episode kommt zum Abschluss mit der Französischen Revolution 1789, die für immer das Schicksal der Juden auf der Welt verändern wird.
Mo., 13. Mai · 10:50-12:10 · arte
Eine Geschichte des Antisemitismus (3/4) Von der Emanzipation zur Shoah: 1791 – 1945
Im 19. Jahrhundert tauchten neue, politisch und rassistisch motivierte Formen des Hasses auf Juden auf. Ein neuer Begriff wurde dafür geprägt: Antisemitismus. Vorgebliche Kritik am aufstrebenden Kapitalismus des industriellen Zeitalters, die auf falscher Personalisierung und der Leugnung komplexer ökonomischer Zusammenhänge beruhte, wurde zum Kern des modernen Antisemitismus. Das sogenannte Weltjudentum war geboren und wurde gerne auch in Karikaturen angesehener großer europäischer Tageszeitungen dargestellt. Die sogenannte Dreyfus-Affäre (1894), als der aus dem Elsass stammende Offizier Alfred Dreyfus als Spion für das Deutsche Reich beschuldigt und zur Verbannung auf die Teufelsinsel verurteilt wurde, beförderte die Karikatur in ein neues Zeitalter und verlagerte den Kampf gegen den Antisemitismus in die Politik. Dieser Kampf nahm eine neue Dimension an, als mitten in Paris auf dem Boulevard Saint-Michel der ukrainische General Symon Petljura von dem jüdischen Anarchisten Schlomo Schwartzbard erschossen wurde. Während des Ukrainischen Unabhängigkeitskrieges war es zu Judenpogromen gekommen, der Attentäter machte Petljura dafür verantwortlich.
Mo., 13. Mai · 20:15-22:15 · arte
Die 25. Stunde
Rumänien im Jahr 1941: Johann Moritz, Landwirt, führt ein einfaches und hartes Leben, bis eines Tages deutsche Militärlaster ins Dorf kommen, um Juden zu verhaften und zu deportieren. Gänzlich perplex wird auch Johann in den Lastwagen gezwungen, wobei er bestreitet, Jude zu sein. Wie sich herausstellt, hat der Dorfpolizist ihn denunziert, da er Johanns attraktive Frau Suzanna im Auge hat. Johann landet zunächst in einem Arbeitslager, derweil Suzanna gezwungen wird, die Scheidung einzureichen. Johann will sich seinem Schicksal nicht beugen und flüchtet mit einigen Mitgefangenen aus dem Lager nach Ungarn. Dort hält man ihn für einen rumänischen Spion, und Johann wird erneut in ein Arbeitslager verbracht, wo er schwer misshandelt und anschließend als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert wird. Nach Ansicht von SS-Arzt Oberst Müller, der grausame „Rassen“-Studien betreibt, entspricht Johann Moritz ganz genau den Arier-Kriterien – und so wird aus dem Juden Johann ein Arier. Sein Gesicht wird in Propagandaschriften publiziert und Johann schließlich zur Waffen-SS befördert. In seiner Funktion kann er bis kurz vor Kriegsende 1945 mehrere Kriegsgefangene vor den Nazis retten und sie an die heranrückenden Amerikaner übergeben. Er selbst wird jedoch als mutmaßlicher SS-Scherge und Kriegsverbrecher von den GIs verhaftet; ihm wird der Prozess gemacht, der erst 1949, zehn Jahre nach seiner Verschleppung, einen glücklichen Ausgang nehmen wird. Erst dann wird er seine Frau Suzanna und die gemeinsamen Kinder in einem kleinen deutschen Dorf wiedersehen.
Mo., 13. Mai · 22:45-23:30 · BR
Die Vertreibung der Juden aus Prag
Wien, 18. Dezember 1744. Kurz vor Weihnachten. Im Zentrum der Macht des Habsburgerreichs beginnt ein unheilvolles Drama mit Auswirkungen auf ganz Europa. Die blutjunge Herrscherin Maria Theresia befiehlt die Vertreibung der Juden aus Prag. Angeblich haben sie sich im Österreichischen Erbfolgekrieg illoyal verhalten. Der Film erzählt die letzte große Vertreibung der Juden im alten Europa vor dem Holocaust als ein Drama, das angesichts des wiedererstarkten Antisemitismus hochaktuell ist. In der TV-Dokumentation „Die Vertreibung der Juden aus Prag“ geht Autorin Monika Czernin der Frage nach, wie sich der Judenhass der zur „Mutter ihrer Völker“ hochstilisierten Habsburgerin erklären lässt, die in den Juden „die ärgste Pest“ vermutet? Was treibt die angeblich so aufgeklärte Monarchin zu diesem mittelalterlichen Akt gegen die größte und wichtigste jüdische Gemeinde Europas? Ist es der Einfluss ihres jesuitischen Beichtvaters oder die Familientradition? Ihr Großvater Leopold I. ließ 1670 alle Juden aus Wien vertreiben. Nach Jahrhunderten der antijüdischen Verfolgung im christlichen Europa ist Maria Theresias Befehl der letzte von einer Herrscherin bzw. einem Herrscher verordnete Terrorakt gegen Juden im alten Europa vor dem Holocaust. Es ist der politische Amoklauf einer absolutistisch regierenden Monarchin, die in diesem Fall beratungsresistent ist und tiefes Leid über Menschen in ihrer Machtsphäre bringt. „Das ist Maria Theresias dunkle Seite“, so Historikerin und Maria-Theresia-Biografin Barbara Stollberg-Rilinger, „in der populären Geschichtsvermittlung ist das bisher nicht vorgekommen.“
Mo., 13. Mai · 23:25-01:10 · 3sat
Nachlass
Das familiäre Erbe von Schuld, Scham und Schmerz wirkt in den Kindern und Enkeln der deutschen Kriegsgeneration weiter. Ihre Aufgabe ist es, das Schweigen der Väter zu brechen. In Gesprächen mit sieben Nachkommen von NS-Tätern und -Opfern geht der Dokumentarfilm von Christoph Hübner und Gabriele Voss ihren Bewältigungsversuchen der unfasslichen Verbrechen nach, getrieben von dem Wunsch, sich von der Last verdrängter Schuld zu befreien. Wie geht man damit um, wenn man erfährt, dass der eigene Vater an Kriegsverbrechen wie der Erschießung Hunderter Menschen beteiligt war? „Nachlass – lass nach“, schreibt einer der Protagonisten, Sohn eines von Hitler mehrfach ausgezeichneten Kampffliegers, auf ein Gemälde. Er erzählt, wie er damit versucht, die Schwere von dessen Erbe künstlerisch zu verarbeiten. Dann ist da der Chemiker, dessen Vater Polizeiführer bei den Einsatzgruppen war, verantwortlich für die Ermordung Tausender Menschen. Da ist die ehemalige Gymnasiallehrerin, deren Vater SS-Arzt war. Immer noch hofft sie, dass ihr Vater nicht selbst geschossen hat. Da ist die Psychologin, deren Vater ein ranghoher SS-Mann war. Sie heilt die Traumata anderer und versucht, auch ihres zu ergründen. Und da ist ihr jüdischer Kollege, dessen Großeltern in Ungarn ermordet wurden. Beide sind Mitglied einer Dialoggruppe von Kindern aus Täter- und Opferfamilien. Sie sprechen über Wut, Scham und Vergebung. Und da ist der Sohn der Psychotherapeutin und Enkel des Nazi-Großvaters. Er nähert sich als junger Filmemacher – schon mit einer gewissen Distanz – der Nazigeschichte in der Familie. Und nicht zuletzt ist da die junge israelische Historikerin, die zum Studieren nach Deutschland gegangen ist und sich für die Motive der Täter interessiert. Sie macht Führungen in der Gedenkstätte „Topografie der Terrors“ in Berlin. Als sie zusammen mit einem Auschwitz-Überlebenden das Lager besuchte, war es ihr unmöglich, professionelle Distanz als Historikerin zu wahren: Durch ihn wurden die Leiden, die er an diesem – heute zum Museum gewordenen – Ort erlebte, real, und sie verstummte. Christoph Hübner und Gabriele Voss montieren die Gespräche so, dass die Zuschauer sich mit den Protagonisten zunächst der Entdeckung des „Nachlasses“ ihrer Väter annähern, über das in den Familien geschwiegen wurde. Sodann werden ihre zum Teil wechselvollen Bewältigungsversuche nachvollzogen, durch die sie ihre eigenen Kinder entlasten und eine Haltung für die Zukunft gewinnen wollen. Zwischen die Gespräche werden unkommentiert Beobachtungen von Orten gesetzt, die Ausdruck der deutschen Erinnerungskultur sind oder auf die noch lange nicht abgeschlossene Arbeit der Aufklärung von Kriegsverbrechen verweisen.
Di., 14. Mai · 01:30-02:50 · arte
Etwas das lebt und brennt
In diesem Dokumentarfilm lesen Laiendarsteller und Laiendarstellerinnen die Briefe von zum Tode verurteilten Widerstandskämpfern und Widerstandskämpferinnen aus ganz Europa. Diese Texte werden als Tonspur über Bilder aus dem heutigen Alltag geschnitten. So wird eine verstörende Verbindung zwischen dem Gestern und der Gegenwart geschaffen. Die Bilder bekommen so fast schon eine symbolische Dimension. Der Dokumentarfilm schafft eine von Lebenden und Toten bevölkerte Zwischenwelt und holt die Geister der Vergangenheit in die Gegenwart zurück. Bereits in seinem früheren Film „The Stone River“ hat Giovanni Donfrancesco mittels verwobener Zeitebenen vom Schicksal europäischer Emigranten erzählt, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Steinmetze im US-Bundesstaat Vermont arbeiteten. Diese erneute Reise durch die schmerzhafte Vergangenheit Europas ist eine fesselnde Reise in die Geschichte, eine Hommage an den Widerstand und ein lebendiges Porträt der Menschen im heutigen Europa – eine Suche nach dem inneren Feuer auf einem krisengeschüttelten Kontinent.
Di., 14. Mai · 22:10-22:55 · MDR
Kinderraub der Nazis – Die vergessenen Opfer
Es ist ein Verbrechen, das bis heute weitgehend unbekannt ist: Die Nationalsozialisten verschleppten während des Zweiten Weltkriegs zehntausende Kinder und brachten sie in deutschen Familien unter. Die meisten der Kinder stammten aus Polen. Ihre Identität wurde verschleiert, um sie als „deutsche Kinder“ in die Volksgemeinschaft einzufügen. Die Kinder wurden illegal aus Waisenhäusern fortgebracht oder direkt aus ihren leiblichen Familien gerissen. Nach Kriegsende mussten viele der geraubten Kinder zurück in ihre Heimat, die ihnen oft fremd geworden war. Einige dieser Menschen leben noch heute, zerrissen und ohne Wurzeln. Noch immer treibt es Jozef Sowa Tränen in die Augen, wenn er von der Tragödie seines Lebens erzählt. Seine Eltern wurden 1943 in Polen von Wehrmachtssoldaten ermordet, er und seine Geschwister nach Deutschland verschleppt. Seine Schwester Janina wurde zur Adoption freigegeben und lebt bis heute dort. Dieser Kinderraub war kein Zufall. Heinrich Himmler wies 1941 an, „besonders gutrassige kleine Kinder polnischer Familien zusammen zu holen und von uns in besonderen Kinderheimen zu erziehen“. „Er wollte damit das deutsche Volk aufstocken“, erklärt Professorin Isabel Heinemann. Seit Jahren forscht die Historikerin zu den geraubten Kindern, von denen es nach ihrer Schätzung europaweit etwa 50.000 gibt. Die größte Gruppe stammt aus Polen. Kinder ohne den Schutz leiblicher Eltern gerieten über das „Rasse- und Siedlungshauptamt der SS“ in deutsche Familien, ihre wahre Identität wurde verschleiert. Nach dem Ende des Krieges kamen diejenigen, deren Herkunft rekonstruiert werden konnte, zurück in ihre Heimat. Ein oft fremd gewordenes Land, in dem die Identität als deutsches „Hitler“-Kind die Wiedereingliederung erschwerte. Die Verantwortlichen für die Verschleppungen wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Der Film begibt sich auf Spurensuche der polnischen Kinder, die ihr Leben lang Suchende zwischen zwei Welten blieben.
Di., 14. Mai · 22:15-22:45 · ZDF
37°: Schock Schalom – jung, jüdisch, jetzt
Der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat das Leben für Jüdinnen und Juden in Deutschland verändert. Der Hass gegen sie scheint größer zu werden. Wie gehen sie damit um? Religiöse Symbole werden verborgen, jüdische Einrichtungen müssen bewacht werden, Angriffe auf Jüdinnen und Juden häufen sich. Was macht das mit jungen Menschen, die sich eigentlich um ihre Ausbildung, um die erste Liebe und um Partys und Freunde kümmern sollten? Die Münchnerin Alice (24) studiert Psychologie und jobbt als Türsteherin. Von den Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Deutschland hätte sie sich nach dem 7. Oktober mehr Solidarität mit der jüdischen Community erhofft. Der Essener Anton Tsirin (29) ist Schauspieler und engagiert sich in der jüdischen Jugendarbeit. Aus interreligiösen Projekten hat er sich zurzeit zurückgezogen. Die Münchner Studentin Aviva Lapke (23) engagiert sich im Verband Jüdischer Studenten in Bayern und spricht auf Kundgebungen. Sie kämpft unter anderem gegen Fake News im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt. Die Berliner Adam (39) und Eyal (27) treten als „Two Jews“ in Comedyklubs auf. Ihre Scherze machen auch vor dem Holocaust und dem 7. Oktober nicht halt. Die Berliner Schwestern Emily (20) und Paula Kamecke (15) sind nicht religiös, aber setzen sich seit dem 7. Oktober stärker als zuvor mit ihrer jüdischen Identität auseinander. Die Stuttgarterin Meira (21) und ihr Mann Simon (29) halten als orthodoxe Juden streng die Kleider- und Speisevorschriften ein. Bei politischen Themen halten sich die jungen Eltern weitgehend heraus. Der Osnabrücker Nika (22) will als Rapper und Musikproduzent erfolgreich werden. Das Judentum spielt in seinem Leben kaum eine Rolle. Die Berlinerin Nogah (18) macht gerade ihr Abitur. Ihre Freundschaft mit einer palästinensischen Mitschülerin wird zurzeit auf eine harte Probe gestellt. Der Berliner Samuel (26) lebt streng religiös und absolviert eine Ausbildung zum Rabbiner. Durch seine Kippa ist er als Jude sichtbar und versucht aus Sicherheitsgründen, die öffentlichen Verkehrsmittel zu meiden.
Di., 14. Mai · 22:25-23:10 · 3sat
Kontinent der Vertriebenen – Europa nach dem Krieg
Es ist eine chaotische Zeit unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Europa verwildert und verroht und liegt in Trümmern. Millionen Menschen sind staatenlos und haben alles verloren. Sie sind „Displaced Persons“, Personen am falschen Ort. Für sie beginnt eine Irrfahrt, die in der Geschichte Europas ihresgleichen sucht. Der Weg zurück in die Heimat bringt keine Befreiung, denn diese Heimat gibt es nicht mehr. Rassenhass, Antisemitismus und die nationalsozialistische Propaganda sitzen noch fest in den Köpfen. Ehrbare Bürger werden zu Schiebern, befreite Insassen von Konzentrationslagern zu Rächern. Eine Ära der Anarchie beginnt, in der es nur mehr darum geht, zu überleben. In seltenen Filmdokumenten, Zeitzeugeninterviews und subtilen Inszenierungen folgt der Film den Schicksalen ausgewählter Protagonisten auf ihrer Irrfahrt durch das zerstörte Europa. Dabei wirft er einen ungeschönten Blick hinter die Fassaden von Hilfsbereitschaft und Überforderung. Persönliche Erzählungen aus Kindertagen lassen verdrängte Traumata der Monate und Jahre nach dem Kriegsende wieder aufleben.
Mi., 15. Mai · 14:15-16:10 · arte
Taking Sides – Der Fall Furtwängler
Wilhelm Furtwängler, einer der bedeutendsten Dirigenten seiner Generation, muss sich vor einem US-amerikanischen Entnazifizierungsausschuss verantworten. Obschon er letztlich von allen Vorwürfen freigesprochen wird, bleibt sein Name durch seine Verbindung mit den Nazis befleckt. Nach der Machtübernahme Hitlers im Jahr 1933 waren jüdische Künstler gezwungen, Deutschland zu verlassen. Wer nicht rechtzeitig ins Exil ging, war mit zunehmenden Repressalien und schließlich mit dem Tod bedroht. Furtwängler blieb und wurde einer der wichtigsten kulturellen Aktivposten der Nazis. Die Frage nach der politischen Verantwortung des Künstlers in einem totalitären Regime bleibt bis heute aktuell. Soll man bleiben – und wie sich verhalten – oder die Heimat verlassen.