Die neuen Fernsehtipps

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Ben-Gurion · Offene Bekenntnisse eines Staatsmannes, Foto: BR/NDR/David Marks

Vom 1. bis 15. April 2024

Mo., 1. Apr · 11:50-13:30 · SWR
Die Frau in Gold

Maria Altmann (Helen Mirren) führt ein zufriedenes Leben in Los Angeles. Doch die Erinnerungen an die Vergangenheit haben sie nie losgelassen: Als Tochter der jüdischen Unternehmerfamilie Bloch-Bauer war sie vor dem Zweiten Weltkrieg in Wien zu Hause, bevor sie vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen musste. Viele Jahrzehnte später erfährt die alte Dame, dass sie die rechtmäßige Erbin mehrerer Werke des österreichischen Malers Gustav Klimt ist. Darunter befindet sich Klimts Porträt ihrer geliebten Tante Adele Bloch-Bauer, das zu den bedeutendsten Werken der Wiener Secession zählt. Die Kunstwerke, damals von den Nazis geraubt, sind mittlerweile im Besitz der Republik Österreich. Die „Goldene Adele“ wird dort als österreichische Mona Lisa verehrt – Marias Ansinnen nach Rückgabe des millionenschweren Kunstschatzes stößt dementsprechend auf wenig Begeisterung. Deshalb schätzt sie ihre Forderung zunächst als hoffnungsloses Unterfangen ein. Zögern lässt sie auch ihr Schwur, niemals wieder nach Österreich zurückzukehren. So ist die tatkräftige Unterstützung des unerfahrenen Anwalts Randy Schoenberg (Ryan Reynolds), eines Enkels Arnold Schönbergs, und des Wieners Journalisten Hubertus Czernin (Daniel Brühl) nötig, damit die Erbin nach Wien fliegt und sich mit Entschlossenheit der Herausforderung stellt, einen juristischen Machtkampf um das wertvolle Familienerbe auszutragen. Diese Reise wird Marias Leben abermals verändern. Erinnerungen sind unbezahlbar: Der Film des britischen Regisseurs Simon Curtis basiert auf wahren Ereignissen, die zu einem David-gegen-Goliath-Duell verdichtet werden. Ein Kampf für persönliche Gerechtigkeit, ein Plädoyer gegen das Vergessen und ein historischer Skandal: „Die Frau in Gold“, benannt nach dem weltberühmten Jugendstilgemälde von Gustav Klimt, beschreibt die emotionale Achterbahnfahrt eines mehrere Jahre dauernden Rechtstreits, der bis zum Obersten Gerichtshof der USA führte.

Di., 2. Apr · 22:10-22:55 · MDR
Unter Deutschen – Zwangsarbeit im NS-Staat (1/3)

Mehr als 13 Millionen oftmals junge Menschen wurden zwischen 1938 und 1945 als Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich geholt, um die Kriegswirtschaft am Laufen zu halten: „Unter Deutschen – Zwangsarbeit im NS-Staat“ erzählt aus internationaler Perspektive vom Schicksal der Opfer und der Täter. Im Fokus der dreiteiligen Dokumentationsserie stehen dabei deren Kinder und Enkelkinder. Das mit dem deutsch-tschechischen Journalistenpreis ausgezeichnete Autorenduo Matthias Schmidt und Vit Polacek zeigt, warum die NS-Zwangsarbeit über Jahrzehnte aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden war und warum die Aufarbeitung bis heute Zündstoff ist.

Di., 2. Apr · 23:00-23:30 · Das Erste (ARD)
Report München: Ahmad Mansour – Gegen den Hass

Für seine Unterstützer ist er eine „Lichtgestalt“; für seine Feinde ein „Hetzer“ und „Islamhasser“. An Ahmad Mansour scheiden sich die Geister. Geboren in Israel als Sohn einer palästinensischen Familie kämpft der bundesweit bekannte Psychologe Mansour in Deutschland gegen Antisemitismus und Extremismus. Der gläubige Muslim Mansour warnt vor dem politischen Islam, leistet Präventionsarbeit und kritisiert gleichzeitig die bundesdeutsche Migrationspolitik. Er sucht den Dialog und kann dennoch als hochgefährdete Person ohne massiven Polizeischutz keinen Schritt mehr tun. Monatelang haben Journalisten von „report München“ Ahmad Mansour exklusiv begleiten können. Wird er trotz des permanenten Drucks und Morddrohungen gegen sich und seine Familie weiter machen, wird es ihm gelingen mit seinen schärfsten Kritikern ins Gespräch zu kommen oder, wird er, wie so viele andere, frustriert aufgeben?

Mi., 3. Apr · 20:15-22:25 · kabel eins
Monsieur Claude und seine Töchter

Das konservative französische Ehepaar Claude und Marie muss erleben, dass ihre Töchter nicht wie gewünscht ebenso konservative katholische Franzosen ehelichen. Nachdem die ersten drei Töchter einen Juden, einen Muslim und einen Chinesen geheiratet haben, ruhen die Hoffnungen auf Nesthäkchen Laure. Doch ihr Auserwählter ist zwar katholisch, aber schwarz.

Mi., 3. Apr · 22:05-22:55 · arte
„Maus“ oder die Hölle von Auschwitz – Der Kult-Comic von Art Spiegelman

Das Erscheinen der beiden „Maus“-Bände von Art Spiegelman in den Jahren 1986 und 1991 glich einer kleinen Revolution: Erstmals wurde der Holocaust in einem Comic thematisiert. Art Spiegelman erzählt darin die Geschichte seines Vaters Wladek, eines polnischen Juden, der das Vernichtungslager überlebte und nach dem Krieg in die USA auswanderte. Der (auto-)biografisch und historisch angelegte Comic war eines der ersten Werke eines Vertreters der „zweiten Generation“, deren Eltern den Holocaust überlebten. Art Spiegelman thematisierte darin die Bedeutung von Zeitzeugenberichten für die Traumaverarbeitung nachfolgender Generationen, noch bevor sich Historiker der Frage annahmen. Damit demonstrierte er auch die dokumentarische Macht des Genres. Keine Frage – mit „Maus“ hat Art Spiegelman die Comicgeschichte geprägt und das Genre um eine ganz neue formelle Freiheit bereichert. Der Comic gilt seit „Maus“ als vollwertige literarische Gattung, der einem Roman oder einem Film in nichts nachsteht.

Sa., 6. Apr · 19:20-20:00 · 3sat
Verhärtete Fronten – Wie der Krieg in Gaza die Kulturszene spaltet

Ein Bruch geht durch den Kulturbetrieb, der Nahostkonflikt spaltet wie nie zuvor. Es wird beschuldigt, ausgeladen und abgesagt. Wie kann Verständigung in dieser vertrackten Situation aussehen? Der deutsch-israelische Historiker Meron Mendel und seine Ehefrau, die Politologin Saba-Nur Cheema, suchen den Dialog zwischen den Lagern. Das muslimisch-jüdische Ehepaar reist für Vorträge und Diskussionen durch Deutschland und versucht, zu vermitteln. Es tobt eine scharfe Debatte seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober und dem damit ausgelösten israelischen Feldzug gegen die Terrororganisation. Wie umgehen mit Israelkritik? Welche Haltung ist vertretbar, was ist antisemitisch? „Strike Germany“ ruft internationale Kulturschaffende zum Boykott deutscher Kultureinrichtungen auf. Einige Pro-Palästina-Aktivisten stören Veranstaltungen an Universitäten und Museen. Ein immer brutaler werdender Antisemitismus macht sich breit: Juden und Jüdinnen in Deutschland haben Angst. „Es herrscht eine Fußballstadien-Mentalität“, meint die Politologin Saba-Nur Cheema, entweder sei man Pro-Israel oder Pro-Palästina. Doch wie kommt es, dass die Schockwellen des Nahostkonflikts in Deutschland so eine Wucht aufbauen?

So., 7. Apr · 07:25-07:40 · HR
Das Haus Tugendhat – Tschechien

Das Haus „Tugendhat“ im tschechischen Brünn wurde Ende der 1920er Jahre von Ludwig Mies van der Rohe im Auftrag von Grete und Fritz Tugendhat gebaut. Das jüdische Fabrikantenehepaar konnte mit seinen Kindern nur bis 1938 dort wohnen. Nach dem Einmarsch der Deutschen in die Tschechoslowakei wurde die Villa von den Nazis konfisziert. Nach 1945 nutzte die Roten Armee das Wohnhaus als Pferdestall. Die kommunistische Tschechoslowakei funktionierte die Villa zu einer Anstalt für Heilgymnastik um. In den 1980er Jahren wurde die kapitalistische Villa renoviert und gilt seitdem als Denkmal und Mahnmal.

So., 7. Apr · 19:30-20:00 · ARD-alpha
RESPEKT: Alles Vergangenheit? – Leider nein. Antisemitismus und Erinnerung

Etwa 118.000 Menschen jüdischen Glaubens leben heute in Deutschland. Sie gehen zur Schule, zur Arbeit, treffen Freund:innen, spielen Fußball oder haben andere Hobbies. Doch bei Jüdinnen und Juden denken viele nicht an diesen Alltag, sondern meist an den Holocaust. Alles Vergangenheit? – Leider nein! In Deutschland hat es 2022 2.641 antisemitische Delikte gegeben. Eine RESPEKT-Folge über Antisemitismus und das Erinnern an den Holocaust. Um den modernen jüdischen Alltag kennenzulernen, besucht Christina Wolf die Israelitische Kultusgemeinde in München. Und sie taucht ein in das Leben eines jungen Juden in Berlin: „Rent a Jew“ nennt sich ein Projekt, das Begegnungen von jüdischen und nichtjüdischen Menschen fördert. Es vermittelt jüdische ehrenamtliche Referent:innen z.B. an Schulen. Wie kann das Wissen über den Holocaust weitervermittelt und niemals vergessen werden? 78 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Ende des Nazi-Regimes in Deutschland gibt es nur noch wenige Überlebende, die von dem Grauen in den Konzentrationslagern berichten können. Wie kann Erinnern gelingen, wenn die letzten Zeitzeug:innen verstorben sind? Und welche Rolle spielen dabei Erinnerungsorte?

So., 7. Apr · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Wo seid ihr? – Die Blachs. Das Schicksal einer jüdischen Familie

Von heute auf morgen verändert ein Hauskauf das Leben von Friederike Fechner. Ein ruinöses barockes Giebelhaus in der Stralsunder Altstadt, das sie gemeinsam mit ihrem Mann vor dem endgültigen Verfall retten will. Sie bekommen für die gelungene Sanierung den Bauherrenpreis der Hansestadt. Als Friederike anlässlich der Preisverleihung einen Blick auf die Historie des Hauses werfen will, stößt sie auf das Schicksal einer jüdischen Familie im Nationalsozialismus. Auf das Schicksal der Familie Blach. Eine jahrelange Detektivarbeit beginnt, für die Friederike viel reisen wird. Nach New, York, nach Amsterdam, nach Ravensbrück. Im Stadtarchiv Stralsund beginnt ihre Spurensuche, hier stöbert sie gemeinsam mit dem Stadtarchivar in Ehe-, Geburten- und Adressbüchern. Dabei stößt sie auf den Eigentümer Julius Blach, Kaufmann und Lederwarenhändler, auf die Geburtsdaten der Kinder von Julius und seiner Ehefrau Selma, auf all die Verwandten. Eine Großfamilie, von der viele Mitglieder den Holocaust nicht überlebt haben. Unter ihnen die vier Töchter der beiden, Gerda, Paula, Margarete, Else. Aber ein Sohn hat es offenbar geschafft! Der Jüngste, Friedrich, verlässt Deutschland 1937 mit einem Dampfer, nachdem ihm die Nazis seinen Job als Direktor der Charlottenburger Wasserwerke in Berlin gekündigt haben.

So., 7. Apr · 21:00-21:55 · ARD-alpha
Die drei Gerechten

Infolge des Alters der letzten ZeitzeugInnen wird die historische Betrachtung der Judenvernichtung zunehmend von Archiven abhängig. Mit Hilfe der Quellen ist es möglich, exemplarische Lebensläufe zu erzählen wie jene von Julius Madritsch, Raimund Titsch und Oswald Bouska, die in Krakau Juden und Jüdinnen das Leben retteten. Lange standen sie im Schatten des berühmten Oskar Schindler. Nun widmet sich eine ORF-Dokumentation diesen „drei Gerechten“. Die „Judenretter“ Julius Madritsch, Raimund Titsch und Oswald Bousko – drei vergessene Gerechte aus Wien, drei, die, umgeben von Grauen und Massenmord in Polen unter Lebensgefahr Jüdinnen und Juden retteten, sie schmuggelten Kinder in der Nacht aus den Ghettos von Krakau und Tarnow und bewahrten sie so vor der Deportation. Julius Madritsch, ein Mann im Schatten von Oskar Schindler. Er stellte in seiner Fabrik nahe dem Krakauer Ghetto etwa 800 jüdische Arbeiter ein, die er und sein Landsmann Raimund Titsch so gut als möglich auch mit Lebensmitteln und Kleidung versorgten. Der dritte „Gerechte“, ebenfalls ein Wiener und ebenso unbekannt: Oswald Bousko, anfänglich begeisterter Nationalsozialist. Als SS-Untersturmführer übte er im besetzten Polen die Funktion des stellvertretenden Polizeichefs im Krakauer Stadtbezirk Podgórze aus, wo sich das Ghetto befand. Unter dem Eindruck der Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung entwickelte er sich zum NS-Gegner und Widerstandskämpfer. Im Gegensatz zu Madritsch und Titsch flog Bousko auf und wurde 1944 im KZ Groß-Rosen erschossen.

So., 7. Apr · 21:55-22:25 · ARD-alpha
nachtlinie extra: Rachel Salamander – Vermittlerin der jüdischen Kultur

Noch in diesem Jahr soll die Synagoge in der Münchener Reichenbachstraße wiedereröffnet werden. Die Publizistin Rachel Salamander, bekannt durch ihre Literaturhandlung im Jüdischen Museum München, hat einen gemeinnützigen Verein gegründet, der seit 12 Jahren daran arbeitet, die alte Synagoge im Originalzustand zu sanieren und für die Stadtgesellschaft zu öffnen. Die Synagoge: Eine der Missionen von Rachel Salamander im Dienst der Vermittlung jüdischer Kultur. Seit über 40 Jahren setzt sie sich Rachel Salamander für die Verständigung zwischen Nichtjuden und Juden ein. Sie hat selbst eine Immigrationsgeschichte: Als Kind von „Displaced Persons“ lebte sie einige Jahre mit ihrer Familie im DP-Camp Föhrenwald. Für ihr Engagement zum Wiederaufbau des jüdischen intellektuellen Lebens nach dem zweiten Weltkrieg und der Völkerverständigung erhielt die Publizistin 2020 den Heinrich-Heine Preis. Bereits 1982, nach ihrer Promotion in Literatur- und Kulturwissenschaften, hatte Rachel Salamander ihre erste Literaturhandlung in der Münchner Fürstenstraße eröffnet. Bekannte jüdische Autoren wie Michael Wolffsohn oder Schalom Ben-Chorin hielten Lesungen. In einer Zeit, in der gegenüber Juden eine große Befangenheit in der Gesellschaft herrschte, war dies eine Pionierarbeit. „Meine Generation hat sich zu Wort gemeldet und die Auseinandersetzung mit den Tätern und Nachkommen gesucht. Wir sind mit der Literaturhandlung schnell zu einem Ort geworden, wo über deutsche Identität und die jüdische Geschichte diskutiert wurde“, so Rachel Salamander. Am 30. Januar 2024 wurde die bekannte Publizistin und Literaturwissenschaftlerin 75 Jahre alt. Über ihre Lebensgeschichte und ihr Engagement als Vermittlerin der jüdischen Kultur spricht Andreas Bönte mit Rachel Salamander in der „nachtlinie extra“.

So., 7. Apr · 22:25-22:30 · ARD-alpha
Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten: Familie Flersheim

Ab 1933 startete das NS-Regime den größten Kunstraubzug der Geschichte. Betroffen waren vor allem jüdische Deutsche. Bis heute sind viele dieser Kunstraubfälle unaufgeklärt. Das multimediale Erinnerungsprojekt erinnert an die Opfer von Raub und Enteignung und zeigt den langen Weg der Kunstwerke vom Raub bis zur Restitution. In dieser Folge: Familie Flersheim, jüdische Kaufleute und Kunstsammler im Frankfurt am Main der 1930er-Jahre Ab 1933 startete das NS-Regime den größten Kunstraubzug der Geschichte. Betroffen waren vor allem jüdische Deutsche. Bis heute sind viele dieser Kunstraubfälle unaufgeklärt. Das multimediale Erinnerungsprojekt erinnert an die Opfer von Raub und Enteignung und zeigt den langen Weg der Kunstwerke vom Raub bis zur Restitution. Familie Flersheim. Jüdische Kaufleute und Kunstsammler im Frankfurt am Main der 1930er-Jahre – Enteignung durch die Nationalsozialisten, Flucht. Heute hat Michael Eberstadt, ein Flersheim-Nachfahre, einige der Kunstwerke zurück.

So., 7. Apr · 22:30-22:40 · ARD-alpha
Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten

Ab 1933 startete das NS-Regime den größten Kunstraubzug der Geschichte. Betroffen waren vor allem jüdische Deutsche. Bis heute sind viele dieser Kunstraubfälle unaufgeklärt. Das multimediale Erinnerungsprojekt erinnert an die Opfer von Raub und Enteignung und zeigt den langen Weg der Kunstwerke vom Raub bis zur Restitution. In dieser Folge: Selma und Ludwig Friedmann

Mo., 8. Apr · 02:35-05:35 · arte
Filmstar mit Charakter – Simone Signoret

Sie war mehr als nur ein schönes Gesicht auf der Kinoleinwand, sie war ein Stück Frankreich: Simone Signoret. Unter dem Namen Simone Kaminker wurde die Tochter einer Französin und eines Polen jüdischer Herkunft am 25. März 1921 in Wiesbaden geboren. Ihr Plan, in Paris Jura zu studieren, scheiterte an den Kriegswirren. Nach Bürotätigkeiten begann sie ihre Karriere als Komparsin – bis zu ihrem Durchbruch 1950 mit Max Ophüls‘ Film „Der Reigen“. Rund 50 Filme realisierte sie in 40 Jahren, darunter die „Die Teuflischen“, „Die Katze“ oder „Goldhelm“. Ein wesentlicher Grund ihres Erfolgs war, dass Signoret sich den Luxus leistete, nur die Rollen zu spielen, die ihr wirklich zusagten. „Ich will tun, was mir gefällt. Und alles lassen, was mich langweilt und anödet. Aber das gilt nicht nur für die Karriere, das gilt für das ganze Leben“, sagte sie. Als ein Höhepunkt ihrer Karriere gilt der Film „Der Weg nach oben“, für den sie den Oscar erhielt, den Darstellerpreis von Cannes sowie den Preis der deutschen Filmkritik. Entschlossen verweigerte sie sich dem Hochglanzimage der Filmwelt. Noch in den 70er Jahren spielte sie in zahlreichen Filmen, unter denen vor allem „Madame Rosa“ hervorragt. Darin spielt sie eine alternde ehemalige Prostituierte, die in einem schäbigen Pariser Mietshaus verlassene Kinder von anderen Dirnen betreut. Kaum eine andere Darstellerin bekannte sich so zum Älterwerden wie sie. Im französischen Kino stand sie für eine bestimmte authentische Art, Frauen zu filmen. Sie hat nie versucht, die Spuren vergehender Schönheit zu konservieren. Gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann Yves Montand gehörte Signoret lange zu den kommunistischen Linksintellektuellen und dem Kreis um den Philosophen Jean-Paul Sartre und sympathisierte eine Zeitlang mit der KP. „Im Film wie in der Wirklichkeit stand sie als Kämpferin gegen die Verletzung der Menschenrechte unter allen Regimen stets an der Spitze“, würdigte der ehemalige französische Kulturminister Jack Lang Signorets politisches Engagement. Wegen ihrer herzlich-rauen Art wurde Signoret auch die „Löwin“ genannt. Ein Beiname, den ihr wohl ihre Kämpfernatur eingebracht hatte. Nie waren ihre Rollen gekünstelt, sie spielte immer sich selbst: „Eines Tages habe ich zwischen liebreizend und interessant gewählt und mich für interessant entschieden“, sagte sie.

Mo., 8. Apr · 15:00-15:15 · ARD-alpha
RESPEKT kompakt: Holocaust – Erinnern ohne Zeitzeugen

Als „Holocaust“ wird der Völkermord der Nationalsozialisten an den Juden bezeichnet. Wie viele jüdische Menschen Opfer des Holocaust wurden, lässt sich nur schätzen: zwischen 5,6 und 6,3 Millionen. Damit so etwas nie wieder passiert, darf die systematische und organisierte Ermordung von Menschen niemals in Vergessenheit geraten. Doch wie kann die Erinnerung bewahrt werden? Vor allem, wenn die letzten Zeitzeug*innen nicht mehr da sind, um ihre Stimme mahnend zu erheben? Dieser Frage geht RESPEKT-Moderatorin Verena Hampl nach. Dazu ist sie in die Oberpfalz in das ehemalige Konzentrationslager Flossenbürg gefahren. Mit dem Leiter der KZ-Gedenkstätte, Jörg Skriebeleit, und Jugendlichen der evangelischen Jugend Weiden spricht sie darüber, wie mit neuen Wegen in der Museumspädagogik das Erinnern an einem historischen Ort auch künftig möglich sein kann. Wie können diese neuen, digitalen Wege des Erinnerns aussehen? Diese Frage stellt Verena Hampl auch Vertreter*innen von Yad Vashem. Yad Vashem in Jerusalem ist die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt und wird jährlich von zwei Millionen Menschen besucht. Einen neuen Weg des Erinnerns sind der israelische Hightech-Millionär Mati Kochavi und seine Tochter Maya gegangen mit einem Instagram-Projekt 1944 wurde im deutschen Vernichtungslager Ausschwitz auch die 13-jährige Ungarin Eva Heymann ermordet. Nach ihrem Original-Tagebuch ist im letzten Jahr die Web-Serie „Eva Stories“ entstanden. Verena Hampl konnte dazu Macher*innen sprechen. Weitere Gesprächspartner*innen von Verena Hampl sind der KZ-Überlebende Ernst Grube sowie die Autorin Lena Gorelik.

Mo., 8. Apr · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Das Schweigen brechen – Ein Holocaustüberlebender und Täterkinder im Gespräch

Es ist eine Begegnung, wie sie niemand von ihnen in dieser Form zuvor gehabt hat: Der 94-jährige Holocaust-Überlebende Dr. Leon Weintraub, der Tätersohn Jens-Jürgen Ventzki und Julie Lindahl, die Enkeltochter eines SS-Mannes. Sie wollen miteinander ins Gespräch kommen, sich gegenseitig Fragen stellen. Über Schuld. Über Scham. Darüber, wie es weitergehen soll, wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt.

Mo., 8. Apr · 21:00-21:45 · ARD-alpha
gedemütigt.deportiert.ermordet.

Die Dokumentation „gedemütigt.deportiert.ermordet.“ zeichnet die tragischen Ereignisse nach und stellt das systematische Verschleppen und Töten der jüdischen Bevölkerung in den Zusammenhang der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung des Deutschen Reichs seit Adolf Hitlers Machtübernahme rekonstruiert der Film die Zeit von 1933 bis zum November 1941. Er geht der Vorgeschichte der Deportationen nach, der systematischen Ausgrenzung der Juden aus der Gesellschaft, den öffentlichen Demütigungen, den Schikanen, und fragt nach den Ursachen: Wie konnte es zur Verschleppung und Ermordung der Juden kommen? Wie reagierten die Münchner und die Würzburger Bevölkerung darauf? Warum griff niemand ein? Es gibt nur wenige authentische Fotografien der Deportationen aus München, die das grauenvolle Geschehen dokumentieren. Erst vor wenigen Jahren wurden einige Aufnahmen entdeckt, die das „Judenlager“ in München-Milbertshofen sowie die Deportationen zeigen: die bedrückende Atmosphäre im Sammellager und die gespenstisch anmutende Szenerie während des Abtransports in den Tod. Anders die Situation in Würzburg: Hier ließ die Gestapo die gesamten Deportationen im Detail fotografieren. So entstanden Aufnahmen, die in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen oder im Prozess gegen Adolf Eichmann, den Organisator der nationalsozialistischen Judenvernichtung, von größter Relevanz für die Urteilsfindung waren. Andreas Bönte begibt sich in dem Film auf Spurensuche, spricht mit der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h. c. Charlotte Knobloch, und diskutiert mit Wissenschaftlern in München und Würzburg über Ansätze zur Aufarbeitung dieses dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte.

Mo., 8. Apr · 23:30-00:00 · ARD-alpha
Nahostkonflikt – wie fing das an?

Hat es je eine Chance auf Frieden gegeben zwischen Juden bzw. Israel und den Palästinensern? „Past Forward“-Reporterin Jana Forkel taucht ein in die dramatische Geschichte des Nahost-Konflikts und trifft Menschen, die verschiedene Perspektiven darauf haben. Zum Beispiel Jouanna Hassoun, die in einem palästinensischen Flüchtlingslager aufwuchs oder Meron Mendel, der aus Israel nach Deutschland kam, um hier das Gedenken an den Holocaust zu unterstützen. Überraschend für Jana ist, dass bereits seit dem Ende des Ersten Weltkriegs über eine Zweistaatenlösung gesprochen wird, und auch die Verbindung zur deutsch-deutschen Geschichte: DDR und BRD standen im Nahostkonflikt nämlich auf unterschiedlichen Seiten …

Mo., 8. Apr · 22:30-23:15 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Yehuda Bacon

Wie ist es möglich, körperlich und seelisch den absoluten Nullpunkt der Humanität zu überleben? Und was kann jeder Einzelne heute tun, damit so etwas wie die Schoah nie wieder geschieht? In diesem ergreifenden Gespräch teilt der 89-jährige Yehuda Bacon seine Lebensgeschichte und seine wertvollen Lebensweisheiten mit der Nachwelt. „Kinder! In jedem Menschen ist ein unauslöschlicher Funke Gottes, und mit der Zeit wird er zur Flamme.“ An jenem Tag im Jahr 1942, als ein Lehrer in Mährisch-Ostrau diesen Satz aussprach, wusste sein 13-jähriger Schüler Yehuda Bacon noch nicht, welche Bedeutung er für ihn später einmal haben würde. In Theresienstadt, Auschwitz, Mauthausen. Auf dem Todesmarsch . Im KZ Auschwitz begegnet der Jugendliche dem berüchtigten Arzt Josef Mengele, der bei den täglichen Selektionen über Folter, Tod und Leben entscheidet und der Mozart pfeift, wenn ihm dabei langweilig wird. Yehuda Bacon muss zusehen, wie sein Vater ins Gas geschickt wird. Seine Mutter und seine Schwester sterben den Hungertod. Später, im KZ Mauthausen, wird er Zeuge von Kannibalismus. Tief traumatisierende Erlebnisse. Und der Funke, von dem sein Lehrer ihm einst erzählte? Den entdeckt Bacon, wo immer er kann, auch am Ende seiner Kräfte: zum Beispiel in der Güte des Erziehers Fredy Hirsch, der die Sprache der SS beherrscht und sein Leben dafür einsetzt, um die jüdischen Kinder in Auschwitz vor dem Tod zu bewahren. Oder im Verhalten einer Gruppe anderer Jugendlicher im KZ, die in „gottlosen Zeiten“ ihren eigenen Moralkodex aufrechterhalten und mit fremden, zum Tode verurteilten Kindern ihre Suppe teilen. Wie im Leid einen Sinn finden? Wie nach der Stunde Null weitermachen? Wie auf Hass nicht mit Hass reagieren? Yehuda Bacon hat für sich einen Weg gefunden. Über die Kunst und in seiner zutiefst menschlichen Sicht auf die Welt. „Mit meinen Händen kann ich ein Bauer werden, ich kann ein Pianist werden, ein Chirurg, denn ich habe wunderbare Finger. Aber ich kann auch ein wunderbarer Dieb werden, denn man muss nur geschickt sein. Von einem zum anderen ist ein sehr leichter Übergang.“

Mo., 8. Apr · 23:15-23:25 · ARD-alpha
Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten

Ab 1933 startete das NS-Regime den größten Kunstraubzug der Geschichte. Betroffen waren vor allem jüdische Deutsche. Bis heute sind viele dieser Kunstraubfälle unaufgeklärt. Das multimediale Erinnerungsprojekt erinnert an die Opfer von Raub und Enteignung und zeigt den langen Weg der Kunstwerke vom Raub bis zur Restitution. In dieser Folge: Thekla und Alfred Hess

Mo., 8. Apr · 23:25-23:30 · ARD-alpha
Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten

Ab 1933 startete das NS-Regime den größten Kunstraubzug der Geschichte. Betroffen waren vor allem jüdische Deutsche. Bis heute sind viele dieser Kunstraubfälle unaufgeklärt. Das multimediale Erinnerungsprojekt erinnert an die Opfer von Raub und Enteignung und zeigt den langen Weg der Kunstwerke vom Raub bis zur Restitution. In dieser Folge: Julius Kien

Di., 9. Apr · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Elly Gotz

Elly Gotz überlebte den Holocaust. In diesem eindrucksvollen Interviewfilm berichtet er nicht nur darüber, wie er mit der Todesangst im Konzentrationslager umging, sondern auch, wie es ihm mit 13 Jahren im Ghetto Kaunas in Litauen gelang, eine geheime Bibliothek einzurichten. Elly Gotz wird 1928 in der litauischen Stadt Kaunas geboren. Als er 13 Jahre alt ist, wird er gemeinsam mit seiner Familie und anderen jüdischen Nachbarn und Verwandten von den Nationalsozialisten in ein Ghetto gepfercht. Seine Eltern müssen Zwangsarbeit leisten, täglich werden Menschen von den deutschen Befehlshabern oder antisemitischen Litauern gefoltert oder umgebracht. Juden werden als „Untermenschen“ angesehen, die es zu vernichten gilt. Auch ihre Kultur soll nach dem perfiden Plan der Nationalsozialisten verschwinden, und so müssen alle Juden ihre Bücher abgeben. Aber Elly und sein Vater Julius Gotz möchten sich weder das Leben noch ihre Kultur stehlen lassen. Unter Lebensgefahr richten die beiden in einem verlassenen Speicher eine geheime Bibliothek ein. Während seine Eltern bei der Zwangsarbeit sind, versteckt sich Elly hier und liest. Puschkin, Goethe, Schiller. „Das war meine Bildung im Ghetto“, sagt Elly Gotz, der nach dem Krieg Ingenieur geworden ist und seit 1964 in Kanada lebt. Letztlich ist es auch die Ausbildung zum Schlosser in einer improvisierten Metallschule im Ghetto Kaunas, die Elly immer wieder das Leben rettet. Denn als ausgebildeter Arbeiter hat er später im Konzentrationslager Dachau durch seine Fachkompetenz die Möglichkeit, im Außenlager Kaufering eine bessere Arbeit an einer Zementpumpe zu bekommen. Hierhin reist er im Jahr 2022 – 77 Jahre nach seiner Befreiung – wieder zurück: „Für mich sprechen diese Steine“, sagt er, während er über das Lagergelände läuft. „Diese Steine erzählen die Geschichte. Ich stehe hier und ich sehe die Gespenster der Leute, die da herumwanderten, hungrig und krank. Die Gespenster fragen mich: Was hast du getan, dass du 77 mehr Jahre verdienst. Ich antworte: Es war ein Zufall des Schicksals, aber ich nütze die Jahre, um zu erzählen, was hier passiert ist.“ Welche Albträume er jahrelang hatte, wie er seinen Hass in Tatendrang umlenkte und welche Gefahren von Demagogen auch heute noch ausgehen, davon erzählt Elly Gotz in diesem intensiven Film.

Di., 9. Apr · 21:45-22:30 · ARD-alpha
Briefe von Blume

Bernhardina Steinmann war eine schwedische Jüdin, die im 2. Weltkrieg in Norwegen lebte. Aufgrund der deutschen Besatzung musste sie untertauchen und schrieb aus ihrem Versteck Briefe an ihre Tochter Ingrid in Stockholm. Die Briefe, die 60 Jahre nach Kriegsende gefunden wurden, erzählen nicht nur die Geschichte einer Mutter und ihrer Tochter auf beiden Seiten der Grenze, sondern geben auch einen einzigartigen Einblick in die Situation der jüdischen Bevölkerung in Skandinavien während des Kriegs. Während des Holocaust wurden jüdische Menschen auch in Norwegen diskriminiert und ermordet, ihr Eigentum wurde beschlagnahmt. Im Herbst 1942 nahmen die Verfolgungen dramatisch zu. Mit Hilfe der norwegischen Polizei organisierten die Deutschen die „Judenaktion“: am 26. November 1942 wurden sie an Bord des Schiffes „Donau“ verbracht. Die Deportationen führten nach Auschwitz. Als Bernhardina „Blume“ Steinmann in Oslo versteckt lebte, schrieb sie Briefe an ihre Tochter Ingrid Kaplan in Stockholm, die diese 60 Jahre nach Kriegsende wiederfand. Die Briefe veranlassten deren Tochter Suzanne Kaplan und ihren Sohn Jonas Goldmann zu diesem eindrücklichen Dokumentarfilm. Anhand der Briefe erzählt dieser von den Erfahrungen von Mutter und Tochter auf beiden Seiten der norwegisch-schwedischen Grenze. Interviews mit Überlebenden und Historikern bereichern das Bild der Betroffenheit der Familie Steinmann und anderer Juden in dieser Zeit. Es wird die Frage gestellt: Wie konnte das hier passieren? Wie war das möglich?

Di., 9. Apr · 22:30-23:15 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Eva Madelung

Eva Madelung ist Psychotherapeutin und die jüngste Tochter des Großindustriellen Robert Bosch. Dass ihr Vater während der NS-Zeit Oppositionelle und Verfolgte unterstützt, weiß Eva Madelung als Mädchen nicht. Es geschieht im Geheimen. Eva selbst ist als Mädchen begeisterte Nationalsozialistin und will nur eines: dazugehören. 1931 wird Eva Madelung als Eva Bosch in privilegierte Verhältnisse hineingeboren. Sie ist anders als die anderen, denn ihr Vater Robert Bosch ist einer der bedeutendsten Unternehmer seiner Zeit. Begonnen hat er im Jahr 1886 in einer Stuttgarter Hinterhofwerkstatt, später wird er mit der Weiterentwicklung der elektrischen Magnetzündung für Automobile weltweit bekannt und erfolgreich. Der Unternehmer gilt als ausgesprochen modern, liberal und menschenfreundlich. Als Hitler 1933 an die Macht kommt, ahnt Bosch als einer der wenigen, welch zerstörerisches Potenzial in den Ideen der Nationalsozialisten schlummert. Er hilft im Geheimen jüdischen Familien beim Aufbau eines neuen Lebens im Exil, und in seinem Unternehmen entwickeln sich Oppositionszellen um Carl Goerdeler und Hans Walz – der „Bosch-Kreis“. Bosch verachtet das nationalsozialistische Regime. Und doch bleiben Widersprüche, denn das Unternehmen beschäftigt Zwangsarbeiter und profitiert wirtschaftlich sehr stark von der Rüstungsindustrie beider Weltkriege. Kaum ein Militärfahrzeug oder Panzer wäre ohne die Bosch-Zünder gefahren. Ein Spagat zwischen Ablehnung und Anpassung an das System – in einer Epoche der Extreme. Als Psychotherapeutin beschäftigt sich Eva Madelung ihr Leben lang mit den Widersprüchen, die in Familien schlummern. Auch in ihrer eigenen. Denn sie selbst war als Mädchen von der Richtigkeit des NS-Systems überzeugt: „Mein Vater war ein wütender Nazi-Gegner. Eines Abends habe ich ihn schreien hören: ‘Warum bringt denn den Kerle niemand um!‘ Und ich habe genau gewusst, er meint Hitler. Und ich war ja Jungmädel und ich bin erschrocken. Alle anderen waren begeistert, die haben alle mitgemacht. Und ich habe da den Vater zu Hause, der darüber schimpft. Als Kind sitzt man dann irgendwie in einer Falle. Ich sage es immer wieder: Der Mensch ist ein Herdentier. Man will dazugehören.“ Anhand von selten gezeigtem privatem Archivmaterial der Familie Bosch erzählt dieser Film eine kaum bekannte und spannende Familiengeschichte. Zeitzeugin Eva Madelung erklärt am Beispiel ihrer eigenen Biografie, wie leicht es geschehen kann, dass man in den Sog von Populismus und menschenverachtenden Systemen gerät.

Di., 9. Apr · 23:15-23:25 · ARD-alpha
Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten

Ab 1933 startete das NS-Regime den größten Kunstraubzug der Geschichte. Betroffen waren vor allem jüdische Deutsche. Bis heute sind viele dieser Kunstraubfälle unaufgeklärt. Das multimediale Erinnerungsprojekt erinnert an die Opfer von Raub und Enteignung und zeigt den langen Weg der Kunstwerke vom Raub bis zur Restitution. In dieser Folge: Aenne Biermann

Di., 9. Apr · 23:25-23:30 · ARD-alpha
Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten

Ab 1933 startete das NS-Regime den größten Kunstraubzug der Geschichte. Betroffen waren vor allem jüdische Deutsche. Bis heute sind viele dieser Kunstraubfälle unaufgeklärt. Das multimediale Erinnerungsprojekt erinnert an die Opfer von Raub und Enteignung und zeigt den langen Weg der Kunstwerke vom Raub bis zur Restitution. In dieser Folge: Michael Berolzheimer, engagierter Forscher zur Geschichte der Juden in Franken und Sammler von Grafiken. Ab 1933 startete das NS-Regime den größten Kunstraubzug der Geschichte. Betroffen waren vor allem jüdische Deutsche. Bis heute sind viele dieser Kunstraubfälle unaufgeklärt. Das multimediale Erinnerungsprojekt erinnert an die Opfer von Raub und Enteignung und zeigt den langen Weg der Kunstwerke vom Raub bis zur Restitution. Michael Berolzheimer – Engagierter Forscher zur Geschichte der Juden in Franken, Sammler von Grafiken. Heute treffen wir Nachfahren von Melitta und Michael Berolzheimer im US-Bundesstaat Georgia. Ein langer Weg.

Mi., 10. Apr · 15:00-15:15 · ARD-alpha
RESPEKT kompakt: Verrückte Normalität? Jung und jüdisch in Deutschland

Jüdisches Leben: Dabei denkt RESPEKT-Moderatorin Verena Hampl vor allem an koscheres Essen, an den Schabbat, Synagogen – oder an die weitgehende Vernichtung jüdischen Lebens Holocaust. Bis sie loszieht und junge Jüdinnen und Juden in ihrem oft verrückt normalen Alltag im heutigen Deutschland erlebt. Dazu besucht die Moderatorin etwa ein Sport-Girls-Camp, wo sieKrav Maga ausprobiert – einen modernen Selbstverteidigungssport. Was bedeutet jüdisch sein für die jungen Frauen dort? Was für den Münchner Rabbiner Israel Diskin? Und was für die queere Anna Fuhrmann, die mit der Initiative Keshet dafür kämpft, dass sich jüdische Gemeinden für LGBTQI* öffnen. Oder für Asaf Erlich, der in Israel geboren ist. Dort hat er sich kaum um jüdische Religion und Identität gekümmert. Bis er zum Arbeiten nach Deutschland ging und gefragt wurde, warum er ausgerechnet im Ex-Nazi-Land leben will. Sehr gläubig ist er immer noch nicht, aber jüdische Identität und Geschichte haben hier viel mehr Bedeutung für ihn bekommen. Er persönlich hat zwar keine Angst, erlebt aber, wie wachsender Antisemitismus bei vielen hier geborenen Jüdinnen und Juden ein alltägliches Gefühl der Bedrohung erzeugt. Gegen diese verrückte Normalität von Ausgrenzung und Angst kämpft Anna Fuhrmann auch in dem Projekt Meet a Jew. „Hey du Jude“ ist auf vielen Schulhöfen ein gängiges Schimpfwort – dabei haben viele junge Menschen null Kontakt zu Menschen jüdischen Glaubens. Um das zu ändern und um junge Jüdinnen und Juden sichtbar zu machen, gehen Meet a Jew-Teams an Schulen, in Vereine oder an Unis. Dort erzählen sie von sich, ihrer Religion und ihrem Alltag. Das Ziel: Begegnungen schaffen, Klischees und Vorurteile bekämpfen.

Mi., 10. Apr · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Dr. Eva Umlauf

Als Eva am 19.12.1942 im slowakischen „Arbeitslager für Juden“ in Nováky geboren wird, herrschen 20 Grad Minus. Das Wasser, das die Hebamme während der Geburt erwärmt, friert binnen kürzester Zeit wieder ein. Dr. Eva Umlauf, geborene Hecht, ist eines der wenigen Kinder, das im Lager geboren wird und später das Vernichtungslager Auschwitz überlebt. Dass sie ihre Geschichte der Nachwelt erzählen kann, gleicht einem Wunder. Bewusste Erinnerungen an die ersten Jahre ihres Lebens hat die in München lebende Kinderärztin und Psychoanalytikerin Dr. Eva Umlauf nicht. Aber etwas in ihr, sagt sie, wusste immer, dass sie Erlebnisse in sich trägt, die kaum zu ertragen sind. Es sind Gefühlserbschaften, die transgenerationell weitergegeben werden. Auch ihre Mutter Agnes Hecht überlebt den Holocaust, aber nach der Befreiung spricht die Familie kaum über das, was geschehen war. Man wollte nach vorne blicken. Die Schmerzen hinter sich lassen. Es sind Familiengeheimnisse, die jeder wahrt. Erst als Dr. Eva Umlauf 2014 einen Herzinfarkt erleidet, beginnt sie, ihre Geschichte im Detail zu recherchieren. Sie reist in Archive, trifft sich mit Historikern, recherchiert bis ins Kleinste. Besonders schmerzhaft wird es, als sie herausfindet, dass sie als Zweijährige im Vernichtungslager Auschwitz im Winter 1944 monatelang von ihrer Mutter getrennt ins Krankenlager des berüchtigten Dr. Josef Mengele gebracht wurde. Dr. Eva Umlauf berichtet in diesem bewegenden Interview über den Umgang mit schwierigen Gefühlserbschaften, über die Bejahung des Lebens und weshalb die Nummer auf ihrem Unterarm ein Zeichen des Überlebens ist.

Mi., 10. Apr · 22:30-23:15 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Abba Naor

Abba Naor wird am 2. Mai 1945 auf dem Todesmarsch bei Waakirchen in der Nähe des oberbayerischen Bad Tölz befreit. Er ist 13 als die Deutschen seine Heimat Litauen besetzen. Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941, zu der damals auch Litauen gehört, beginnt der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung, lange bevor „die Endlösung der Judenfrage“ auf der Wannseekonferenz 1942 beschlossen wird. Abba Naor erlebt 1941 die Massenexekutionen in den Festungen der Stadt Kaunas aus der Perspektive eines Heranwachsenden, der im Ghetto angesichts der alltäglichen Bedrohung zum Freund seiner Eltern wird. Er versucht, seinen kleinen Bruder vor den Selektionen der Deutschen im Ghetto zu beschützen, wenn die Eltern nicht da sind. Doch als sie in das erste Konzentrationslager Stutthof bei Danzig verschleppt werden, muss er kurz darauf durch den Zaun zusehen, wie seine Mutter mit dem kleinen Bruder in einen Transport nach Auschwitz abgesondert wird. Es ist das letzte Mal, dass er sie sieht. Bis heute schmerzt ihn dieses Bild, wenn man mit ihm darüber spricht. In einem langen Interview über sein Leben in dieser Zeit beschreibt er eindrücklich seine furchtbaren Erlebnisse und wie groß nach der Befreiung der Wunsch war, ein „normaler“ Mensch zu sein, und welche Fragen zum „Menschsein“ ihn deshalb bis heute beschäftigen. Abba Naor arbeitete später für den Mossad und ist heute Nachfolger des jüdischen Überlebenden Max Mannheimer im internationalen Dachau-Komitee und damit eine wichtige Stimme der Überlebenden.

Mi., 10. Apr · 23:15-23:20 · ARD-alpha
Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten

Ab 1933 startete das NS-Regime den größten Kunstraubzug der Geschichte. Betroffen waren vor allem jüdische Deutsche. Bis heute sind viele dieser Kunstraubfälle unaufgeklärt. Das multimediale Erinnerungsprojekt erinnert an die Opfer von Raub und Enteignung und zeigt den langen Weg der Kunstwerke vom Raub bis zur Restitution. August Liebmann Mayer. In Darmstadt geboren, in München erfolgreich. Der Experte schlechthin für spanische Kunst. Als Jude gerät er ins Visier der Nationalsozialisten. Im KZ Theresienstadt wird er im Frühjahr 1944 ermordet.

Mi., 10. Apr · 23:20-23:30 · ARD-alpha
Kunst, Raub und Rückgabe – Vergessene Lebensgeschichten

Ab 1933 startete das NS-Regime den größten Kunstraubzug der Geschichte. Betroffen waren vor allem jüdische Deutsche. Bis heute sind viele dieser Kunstraubfälle unaufgeklärt. Das multimediale Erinnerungsprojekt erinnert an die Opfer von Raub und Enteignung und zeigt den langen Weg der Kunstwerke vom Raub bis zur Restitution. In dieser Folge: Semaya Franziska und Julius Davidsohn

Do., 11. Apr · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Charlotte Knobloch

„Jeder, der überlebt hat, hat eine Geschichte, die man einfach nicht glauben kann“, sagt Dr. h.c. Charlotte Knobloch in diesem Zeitzeugeninterview. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland überlebte den Holocaust, weil die katholische Bäuerin Zenzi Hummel sie als ihr uneheliches Kind ausgegeben und auf ihrem Bauernhof versteckt hat. Am 29. Oktober 1932 erblickt Charlotte Neuland das Licht der Welt. Sie wird in eine düstere Zeit geboren: Nur drei Monate nach der ihrer Geburt kommt Adolf Hitler an die Macht. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten beginnen Jahre maximaler Menschenverachtung gegenüber andersgläubigen, vermeintlich „andersartigen“ und als lebensunwert gebrandmarkten Menschen. Boykotte gegen jüdische Geschäfte und Berufsverbote für Juden, auch für Charlottes Vater, den etablierten Münchner Rechtsanwalt Siegfried „Fritz“ Neuland, sind nur der Anfang. Im Laufe der Zeit wird das Leben für jüdische Menschen immer bedrohlicher. Mit den „Nürnberger Gesetzen“ von 1935 werden Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden zunächst angeprangert und dann illegal. Charlottes Mutter, Margarethe Neuland, verlässt die Familie. Sie war einst zum Judentum konvertiert und hält dem Druck der Gestapo nicht stand. Charlottes Großmutter, Albertine Neuland, wird zur wichtigsten Bezugsperson des Mädchens. In der Nacht von 9. auf den 10. November 1938 wird die Sechsjährige Zeugin der Novemberpogrome: Jüdische Geschäfte werden vor ihren Augen zerstört und geplündert, Menschen geschlagen, misshandelt und abgeführt. Als von München aus im Jahre 1941 die ersten Deportationen in die Konzentrationslager beginnen, bringt Siegfried „Fritz“ Neuland seine Tochter zur tiefreligiösen katholischen Bäuerin Kreszentia Hummel in Mittelfranken. Ihr hat Charlotte Neuland ihr Überleben zu verdanken. In diesem Interviewfilm nimmt Charlotte Knobloch die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in ihre persönliche Vergangenheit voller Angst, Diskriminierungserfahrungen und Verluste. Charlotte Knobloch hat diese Erfahrungen wirkungsvoll verwandelt: Als eine der wichtigsten Persönlichkeiten jüdischen Lebens im deutschsprachigen Raum hat sie ihr Leben dem Kampf für Frieden, Gleichberechtigung und Demokratie gewidmet.

Do., 11. Apr · 21:00-22:45 · ARD-alpha
Die Kinder der Villa Emma

Wien, Frühjahr 1941: Die Nazis haben die Stadt besetzt, Juden sind nicht mehr sicher. Auf Betreiben ihres Vaters gehört die 14-jährige Betty zu einer Gruppe jüdischer Kinder, die von einer Hilfsorganisation nach Palästina geschleust werden soll. Betty verliert alles: ihr Zuhause, ihre Familie und ihre beste Freundin. Auf dem beschwerlichen Weg findet die Gruppe in einem Landhaus bei Zagreb Unterschlupf. Als ihr Begleiter erschossen wird, müssen die Kinder ihre Flucht auf sich gestellt fortsetzen.

Do., 11. Apr · 22:45-23:30 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Ernst Grube

Ernst Grube kommt 1932 in München auf die Welt. Seine Mutter Clementine ist Jüdin, sein Vater Franz evangelisch. Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 beginnt für Familie Grube die Zeit der Demütigung und Verfolgung. Die Familie bewohnt eine Wohnung der Israelitischen Kultusgemeinde in der Herzog-Max-Straße, in der auch die Hauptsynagoge steht. Nach deren Abriss im Juni 1938 müssen die Grubes ihr Wohnhaus verlassen. Die Familie wird aufgeteilt. Ernst, sein Bruder Werner und seine Schwester Ruth werden von den Eltern getrennt und in einem jüdischen Kinderheim in Schwabing in der Antonienstraße untergebracht. Als 8-jähriger muss Ernst den gelben Judenstern tragen, darf nicht mehr in die Schule und wird von seinen Altersgenossen außerhalb des Heims „bespuckt und beleidigt“. Die meisten Kinder und Erzieherinnen des Heims werden 1941 nach Litauen deportiert und ermordet, unter ihnen seine 9-jährige Freundin Anita. Weil sich sein Vater weigert, sich von seiner jüdischen Frau scheiden zu lassen, entgehen Ernst, seine Geschwister und seine Mutter der Deportation und damit der sicheren Vernichtung. Bis Februar 1945. Obwohl Auschwitz befreit ist, werden Ernst Grube, seine beiden Geschwister und seine Mutter mit dem letzten Transport aus München nach Theresienstadt deportiert. Am 8. Mai 1945 erlebt der 12-Jährige die Befreiung durch die Rote Armee. Zurück in München, wird Ernst Grube Malermeister, wie der Vater. Dann holt er das Abitur nach und wird Berufsschullehrer. Er ist gegen den Aufbau der Bundeswehr und die „Militarisierung der Bundesrepublik“ und engagiert sich in der Gewerkschaft und als Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands. 1959 wird er zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, wegen Verstoßes gegen das KPD-Verbot. 1970 wird ihm ein Berufsverbot ausgesprochen, weil er DKP-Mitglied ist. Das Berufsverbot wird zurückgenommen, nachdem Grube dem Sachbearbeiter im Münchner Rathaus „meinen Judenstern auf dem Schreibtisch legte“. Ernst Grube ist Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und im politischen Beirat des NS-Dokumentationszentrums der Stadt München. Als Zeitzeuge ist er immer wieder in Schulen aufgetreten. Sich selbst bezeichnet Ernst Grube als Jude, Antifaschist und Kommunist

Fr., 12. Apr · 21:00-21:20 · ARD-alpha
alpha-retro: Ein fränkisches Jerusalem (1986)

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Fürth von 1607 – 1933. Nach Vertreibung der Juden im 17. Jahrhundert aus fast allen Reichsstädten entwickelte sich die jüdische Gemeinde in Fürth zu einer der bedeutendsten Gemeinden in Europa. Gespräch u. a. mit Mosche Rosenfeld über die einst sehr große Bedeutung Fürths auf religösem und geistigem Gebiet. Der Schlusssatz des Films lautet: „Wie keine andere Stadt hat Fürth den Juden so viel zu verdanken. Aber, wer weiß das heute noch?“

Fr., 12. Apr · 21:20-22:05 · ARD-alpha
alpha-retro: Im Land des Vergessens (1986)

Im 16. Jahrhundert wurden die jüdische Bevölkerung Würzburgs aus der Stadt vertrieben. Viele von ihnen siedelten sich in kleinen Gemeinden in Unterfranken an und es entstand das, was heute als „Landjudentum“ bezeichnet wird. Gabriel Heim ging in seinem Film „Im Land des Vergessens“ aus dem Jahr 1986 den Spuren jüdischen Lebens in Unterfranken nach. Seit der Zeit des Nationalsozialismus zeugen meist nur noch Friedhöfe von dieser reichen Geschichte.

Fr., 12. Apr · 22:05-22:50 · ARD-alpha
alpha-retro: Die Generation danach. Jüdische Familien in Deutschland (1994)

Die Filmemacherin Gitti Wejnryb-Goren wuchs in der Nähe von München auf. Ihr Vater Lolek Wejnryb war Holocaust-Überlebender und hatte Schreckliches durchgemacht. Wie sich das auf die Familie und die Nachkommen auswirkt, machte Gitti Wejnryb-Goren in ihrem Film „Die Generation danach“ aus dem Jahr 1994 zum Thema. Dazu befragte sie auch andere jüdische Frauen, deren Eltern den Holocaust überlebt hatten.

Sa., 13. Apr · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Man nannte sie „Jeckes“ – Die deutschsprachigen Juden und ihr Einfluss auf Israel

Woher die Bezeichnung kommt, ist nicht ganz klar. Vielleicht weil sie auch bei größter Hitze immer korrekt ein Jackett trugen? Oder er ist eine Abkürzung des Hebräischen „Jehudi kasche hawana“, was so viel heißt wie „ein Jude, der schwer von Begriff ist“. Auf jeden Fall wurden in Israel die deutschsprachigen Juden als „Jeckes“ bezeichnet, die aus Nazi-Deutschland geflohen waren. Sie brachten von dort unter anderem ihre Bekleidungsgewohnheiten mit und hatten häufig Schwierigkeiten mit der hebräischen Sprache. Klar ist auch, dass der Begriff lange Zeit nicht positiv besetzt war. Die Israelis machten sich lustig über die seltsamen Zuzügler. Mittlerweile hat sich das vollkommen gewandelt. Heute sagen Israelis stolz: „Ich bin eben ein Jecke“, wenn sie pünktlich zu Terminen erscheinen. Die Jeckes haben den jungen Staat Israel mit Ihren Traditionen geprägt. Die erste Generation ist verstorben, aber unvergessen. Eine Spurensuche.

Sa., 13. Apr · 21:00-21:45 · ARD-alpha
Geheimmission Tel Aviv – Wie Fußball die Geschichte veränderte

Ausgerechnet während einer Serie von antisemitischem Terror wollen die Bundesliga-Profis von Borussia Mönchengladbach im Februar 1970 zu einem Freundschaftsspiel mit der israelischen Nationalelf nach Tel Aviv fliegen – auf Initiative der Trainer Hennes Weisweiler und Eddy Schaffer. Der Film erinnert an das hoffnungsvolle Fußballspiel, bei dem die Männerfreundschaft der beiden Trainer einen einzigartigen Akt der Völkerverständigung ermöglichte. Am 25. Februar 1970 spielte mit Borussia Mönchengladbach dann zum ersten Mal ein Fußball-Bundesligist gegen die israelische Nationalmannschaft. Die Zuschauer in Tel Aviv jubelten – trotz der fulminanten Niederlage der Israelis – „Vivat Germania!“: „Hoch lebe Deutschland!“. Es war der Start für einen Stimmungswechsel auch auf diplomatischer Ebene. Private Super-8-Aufnahmen, das einzig existente Video-Dokument, veranschaulichen diese unglaubliche Reise der Gladbacher Fußballprofis. Interviews etwa mit Günter Netzer, Hans-Jochen Vogel und Charlotte Knobloch lassen bundesdeutsche Geschichte und die Nachkriegs-Beziehungen zu Israel lebendig werden.

Sa., 13. Apr · 21:45-22:30 · ARD-alpha
Ben-Gurion – Offene Bekenntnisse eines Staatsmannes

Es ist ein Sensationsfund: Ein niemals gezeigtes Interview mit David Ben-Gurion, dem legendären Staatsgründer Israels. Seit 1968 schlummerten die verschollen geglaubten Rollen in den Spielberg Archives in Jerusalem. Der Dokumentarfilm „Ben-Gurion – Offene Bekenntnisse eines Staatsmannes“ präsentiert nun endlich das mit Sicherheit ungewöhnlichste Interview mit dem ebenso so charismatischen wie prophetischen Jahrhundertpolitiker. Anlass des Interviews war eine Recherche für einen Film, der nie zustande kam. Es ist ein besonderer Moment im Leben von Ben-Gurion. Er ist 82 Jahre alt, lebt in der Wüste im Süden Israels, weitab vom Regierungsbetrieb und arbeitet an seinen Memoiren. Seit fünf Jahren hat er alle Ämter aufgegeben, vor kurzer Zeit ist seine Frau gestorben. Und jetzt dieses Interview. In der Abgeschiedenheit und Stille spricht David Ben-Gurion grenzenlos offen, selbstkritisch und analytisch über sein Leben, sein Handeln und über die junge Demokratie Israel. Aber auch über Privates und die Gemeinschaft im Kibbuz. Selten ist ein Staatsmann so kritisch mit sich selbst, der eigenen Biografie und seinem Land ins Gericht gegangen, hat so schonungslos Bilanz gezogen. Dabei schenkt der Film nicht nur einen aufschlussreichen, mitunter intimen Blick in die Vergangenheit, in das Herz und Seelenleben des ehemaligen israelischen Premierministers, sondern konfrontiert den Zuschauer mit heute noch immer hochaktuellen Gedanken und Ideen. „Wenn ich wählen muss zwischen Land oder Frieden, dann ist der Frieden wichtiger“, sagt David Ben-Gurion und stellt sogar die Idee in den Raum, für den Frieden eroberte Gebiete aufzugeben. In Israel füllte „Ben-Gurion – Offene Bekenntnisse eines Staatsmannes“ die Kinosäle und wurde mit dem israelischen Oscar „Ophir Award“ ausgezeichnet.

Mo., 15. Apr · 22:45-23:30 · BR
Die Rückkehr der Namen

„Die Rückkehr der Namen“: 1.000 Menschen treten am 11. April 2024 in München als Patinnen und Paten für 1.000 Opfer des NS-Regimes auf. Eine völlig neue Form des Erinnerns hat am 11. April 2024 in München Premiere. 1.000 Menschen treten an diesem Tag als Paten für 1.000 Opfer des NS-Regimes auf. Mit Tafeln, die Fotos und Biografien der Nazi-Opfer zeigen, sind sie tagsüber im ganzen Stadtgebiet präsent. Dann ziehen Patinnen und Paten gemeinsam auf einem Weg der Erinnerung vom Königsplatz durch das ehemalige „Braune Viertel“ zur großen Gedenkveranstaltung auf dem Odeonsplatz. Mit dem Projekt „Die Rückkehr der Namen“ will der Bayerische Rundfunk mit Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München die Schicksale von 1.000 Münchnerinnen und Münchnern in Erinnerung rufen, die von den Nazis verfolgt, entrechtet und ermordet wurden. Gleichzeitig soll die Aktion für einen aktiven Einsatz für die Demokratie werben – in einer Zeit, in der Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus wieder zunehmen. Die Reportage begleitet Patinnen und Paten bei ihren Recherchen zu den Schicksalen der Nazi-Opfer, stellt die Motive der Initiatoren vor und fragt, wie sich die Erinnerung an den Terror der Nationalsozialisten auch in Zukunft wachhalten lässt.