Hauptsache ausgeglichen!

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Zu den Reaktionen christlicher Organisationen, des Papstes himself und dem Zentralrat der Muslime in Deutschland

Von Ramona Ambs

In meiner Grundschule gab es einen Schüler, der mindestens einmal die Woche einen andern Schüler vermöbelt hat. Einen Anlass fand er immer, wenn nicht, hat er einen provoziert. Und was machte die Lehrerin? Sie sagte immer: „Jetzt vertragt Euch wieder. Man darf sich nicht prügeln!“
„Jetzt vertragt Euch wieder“ klingt großartig vernünftig und „Man darf sich nicht prügeln“ ist auch richtig. Beides ungeheuer verbindend und verbindlich. So zukunftsorientiert. Was soll man schon dagegen sagen? – es ist ja richtig, dass man sich wieder vertragen soll. Und Holger hatte es wirklich schwer,- also vertrug man sich- und in der nächsten Woche hat Holger wieder jemanden verprügelt. Jemand hatte seinen Stift geklaut…

Ganz ähnlich wie unsere damalige Lehrerin klingen einige Äußerungen unserer monotheistischen „Brüder und Schwestern“ zum Oktoberpogrom in Israel:

Der Weltkirchenrat fordert, dass alle beteiligten Parteien den Aufruf zur sofortigen Beendigung der Gewalt beherzigten. Es gelte, „in einen aufrichtigen Dialog einzutreten und nach dauerhaften Lösungen zu suchen, die Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung für die Menschen in diesem Land fördern, die schon viel zu lange die Last des Konflikts ertragen haben“.

Der Papst himself schreibt auf twitter (heute X): „Die Angriffe und Waffen mögen stoppen, bitte! Und alle mögen einsehen, dass Terrorismus und Krieg zu keiner Lösung führen“.

Der Lutherische Weltbund (LWB) zeigte sich zutiefst besorgt über die neue Welle der Gewalt im Nahen Osten. Die Eskalation müsse gestoppt werden, erklärte der LWB in Genf. LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt sagte, „beide Parteien müssten Zurückhaltung üben, die Sicherheit der Zivilbevölkerung gewährleisten und dringend auf friedliche Lösungen hinarbeiten. Das humanitäre Völkerrecht müsse von beiden Seiten in diesem Konflikt respektiert werden.“

Pax Christi schreibt: „So entschieden wir den terroristischen Angriff der Hamas auf Menschen in Israel ablehnen, weil das Töten von Menschen oder deren Geiselnahme nur in eine tödliche Gewaltspirale treibt, so sehr darf auch nicht übersehen werden, dass der schon lange andauernde Konflikt in Israel/Palästina und die unhaltbaren Lebensbedingungen im Gazastreifen den aktuellen Gewaltausbruch mitverursacht haben.“

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland toppt das noch und schreibt: „Wir verurteilen die jüngsten Angriffe der Hamas auf Zivilisten und rufen dazu auf, sofort die Gewalt zu beenden. Damit nicht noch mehr Opfer in der Zivilbevölkerung beklagt werden, müssen alle Seiten jetzt die Kampfhandlungen sofort einstellen.
Zutiefst verstörend ist, dass Siedler flankiert durch die israelische Armee seit zwei Jahren palästinensische Dörfer und die Al-Aqsa Moschee angreifen, ohne dass die internationale Gemeinschaft eingreift. Deutsche Juden und Muslime dürfen sich durch die jüngste Gewaltspirale im Nahen Osten nicht auseinander dividieren lassen. Sie sind Geschwister im Glauben an den Einen Gott und solidarisieren sich gemeinsam für den Frieden hier und im Nahen Osten.“

Manche Messerstiche verkleiden sich als Solidarität.
Und Empathielosigkeit ist ein Bachelor aus Deutschland. 

Liebe Muslime,- nicht die Gewalt im Nahen Osten sorgt dafür, dass wir hier vielleicht grade einen „Konflikt“ haben, sondern Eure Reaktion darauf. – Ihr habt hier auf den Straßen noch nie Juden gesehen, die den Tod von Palästinensern feiern, dazu Süßigkeiten verteilen, Tod den Muslimen skandieren. Eure Moscheen wurden hier nie angegriffen von jüdischen Jugendlichen, oder? Well…

Und liebe Christen- Eure Friedenswünsche in Ehren und Eure in den letzten Tagen teils auf Facebook postulierte Haltung, wir mögen uns ein Beispiel an Euch nehmen und dem Feind noch die andre Wange hinhalten ist natürlich mega-edel und echt heavy moralisch. Das Problem ist- Eure Wangen bleiben seit je unversehrt, während wir gerade geköpfte Babys einsammeln….

1 Kommentar

  1. Man sollte nicht allzu viel auf das geben, was katholische oder protestantische Deutsche so alles von sich geben, wenn der Tag lang ist. Die massiven Kirchenaustrittszahlen aufgrund von Pädophilie und anderem klerikalen Fehlverhalten haben die beiden leider-immer-noch-Staatskirchen nicht nur zu Minderheiten degradiert, sondern auch deren Glaubwürdigkeit und Autorität auf ein Minimum reduziert. Man sollte daher in den Sprechern der beiden deutschen christlichen Kirchen nicht mehr sehen als Vorsteher von Sportvereinen, Schützenvereinen, FKK-Gemeinschaften, Anglerclubs, oder ähnlich.

    (Tatsächlich ist die Zahl jener, die die Kirchen verlassen haben, inzwischen größer als die von entweder Katholischen oder Evangelischen.)

    Christliche Deutsche seien ferner darauf hingewiesen, dass es die Auseinandersetzungen zwischen Juden und Muslimen im Nahen Osten wohl nie gegeben hätte, ohne das allzu schädliche Einwirken christlicher Deutscher im Verlaufe von über tausend Jahren mit dem traurigen Höhepunkt Shoah.
    (Man kann christlich-deutsche Judenpogrome nahezu lückenlos nachweisen für die Zeit ab den Kreuzzügen.)