Jüdische Wurzeln seit 1919

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Zum 150. Geburtstag seines Urvaters Max Reinhardt hisst der Friedrichstadt-Palast Berlin die Fahne mit Davidstern vor dem Haus

Am 9. September 1873 wurde das österreichische Theatergenie Max Reinhardt geboren. Er begründete die Salzburger Festspiele, besaß mehrere Bühnen, darunter das Deutsche Theater, und eröffnete 1919 das Große Schauspielhaus, aus welchem 1947 der Friedrichstadt-Palast hervorging. Zum 150. Geburtstag seines Gründers jüdischer Abstammung hisst der Palast bis nach der Premierenwoche der FALLING | IN LOVE Grand Show vor dem Haus die Flagge: „Jüdische Wurzeln seit 1919“.

Das Andenken des Herrn Professors, wie Reinhardt damals respektvoll genannt wurde, wird am Palast in großen Ehren gehalten. Auf Betreiben von Intendant Berndt Schmidt steht seit 2015 an prominenter Stelle ein Denkzeichen vor dem Haus, das an die drei Begründer unserer Bühnentradition erinnert: Max Reinhardt, den Architekten Hans Poelzig und den Revuemacher Erik Charell. Alle drei litten ab 1933 in der einen oder andere Weise unter den Nationalsozialisten, Reinhardt als Jude, Charell als Jude und Homosexueller und Poelzig als expressionistischer, im Nazi-Jargon „entarteter“, Künstler und Architekt.

Zur hundertjährigen Jubiläumsvorstellung am 29. November 2019, kuratiert von Verwaltungsdirektor Guido Herrmann, war auf der Bühne als erste Stimme des Abends eine Tonaufzeichnung von Max Reinhardt zu hören.

Reinhardts Geist schwebt sogar über der neuen Grand Show, die am 11. Oktober Premiere feiert (Previews ab 21. September). Intendant Berndt Schmidt arbeitete und übernachtete im Februar ein paar Tage in Schloss Leopoldskron in Salzburg. Von 1918 bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 war Leopoldskron in Reinhardts Besitz. An Reinhardts Lieblingsarbeitsplatz in dessen prachtvoller Bibliothek entwickelte Schmidt auch den finalen Shownamen: FALLING | IN LOVE.

Diese beiden Pole, das Gefühl des Stürzens und Fallens (falling) und dennoch, neben allem Erschrecken und Zweifeln, den Glauben an die Menschheit insgesamt und an den letztlichen Sieg des Guten (falling in love), durchziehen auch Reinhardts Leben. Im Shownamen wird diese Dualität und Doppeldeutigkeit der Empfindungen durch den Trennstrich verdeutlicht.

Intendant Berndt Schmidt: „Masel tov zum 150. Geburtstag, sehr geehrter Herr Professor! Sie starben vor 80 Jahren, am 31. Oktober 1943, im Exil in New York, in unseren Gedanken leben Sie fort. Der Palast bekennt sich mit Stolz und vor allem Verantwortung zu seinen jüdischen Wurzeln. Wir vergessen nicht, zu welchen Verbrechen Rechtsextreme in Worten und in Taten fähig sind. Wir stehen ein für Demokratie, Freiheit und Vielfalt.“

Ergänzende Informationen:
Die Laufzeit ist für mindestens 12 Monate geplant. Tickets ab 19,80 Euro erhältlich im Vorverkauf unter www.palast.berlin oder bei der Ticket-Hotline 030 2326 2326.
Empfohlen ab 8 Jahren. Auch für Gäste ohne Deutschkenntnisse geeignet. Bei jeder Vorstellung wirken 100 Künstler:innen aus 28 Nationen mit.

Weitere Informationen zur Grand Show FALLING | IN LOVE: www.palast.berlin/inlove

Fotos: Friedrichstadt-Palast