Die letzten Zeuginnen und Zeugen

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Birgit Mair, Mitarbeiterin des Nürnberger Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung e. V. (ISFBB), portraitiert vierzehn Menschen, die die nationalsozialistischen Verfolgungen als Kinder oder Jugendliche nur mit viel Glück überlebten. Mair hat mit den Überlebenden ausführliche Gespräche geführt und mit einigen von ihnen jahrelang an Schulen und in der Erwachsenenbildung gearbeitet. Mehr als vierhundert Zeitzeugengespräche wurden mittlerweile durchgeführt.

Neben den Kurzportraits der vierzehn Holocaust-Überlebenden informiert das Buch unter anderem über den Kampf der Überlebenden um Entschädigung für das erlittene Unrecht sowie über weitere Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen in der Nachkriegszeit. Dokumentiert werden jedoch auch Momente der Selbstermächtigung: Solidarisches Engagement in Überlebenden-Verbänden, Kampf gegen Neonazis und nicht zuletzt die wichtige Arbeit als Zeitzeuge oder Zeitzeugin.

Das Besondere an dem Buch sind die vielen Dokumente und Fotos aus privaten Familienalben, die die Holocaust-Überlebenden bzw. ihre Angehörigen der Autorin zur Verfügung stellten. Acht der im Buch portraitierten Zeuginnen und Zeugen des NS-Terrors leben noch und haben aktiv an der Erstellung des Werkes mitgearbeitet.

Portraitiert werden bekannte Persönlichkeiten wie
– die engagierte Antifaschistin und Musikerin Esther Bejarano (1924-2021) sowie
– die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch (90). Frau Bejarano überlebte als junge Frau unter anderem das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Frau Knobloch als Kind mit falscher Identität im fränkischen Dorf Arberg.
– Die ehemalige Europaabgeordnete Lilo Seibel-Emmerling (91), heute Nürnbergerin, überlebte unter schwierigsten Bedingungen in Berlin.
– Ernst Grube (90) überlebte das NS-Lager Theresienstadt, Eva Rößner (1926-2020) überlebte als Kind eines jüdischen Vaters in Nürnberg, der damaligen Stadt der NSDAP-Reichsparteitage.
– Peggy Parnass (95) wurde durch ihre kritischen Gerichtsreportagen bekannt. Sie überlebte durch einen Kindertransport nach Schweden. Birgit Mair interviewte sie im letzten Jahr mehrfach in ihrer jetzigen Heimatstadt Hamburg.
– Die Recherchen für das Buch führten die Holocaust-Forscherin auch in die Niederlande, wo die jüdische Überlebende des KZ Westerbork, Eva Weyl (87), wohnt,
– sowie ins Saarland, wo Mair den mittlerweile 90-jährigen Horst Bernard traf, dessen Eltern bis 1945 in der französischen Résistance aktiv waren.
– Mit der Biografie der Nürnbergerin Klara Gorlatschowa (84) wird das Schicksal einer jüdischen Familie nachgezeichnet, die den Naziterror in den besetzten Teilen der Sowjetunion erleiden musste.
– Mit Franz Rosenbach (1927-2012) und
– Eva Franz (82) kommen weitere Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zu Wort. Die beiden Letztgenannten wurden als Sinti verfolgt,
– ebenso der 2021 verstorbene Siegfried Heilig, der mit seiner Familie im Wald überlebte, unterstützt durch hilfreiche Menschen.
– Das Schicksal von Josef Jakubowicz (1925-2013), über den Birgit Mair vor mehr als zwanzig Jahren ihre Diplomarbeit schrieb, wird ebenso beleuchtet wie das Leben von
– Fritz Pilz (1928-2020) aus Lauf an der Pegnitz, der als Kind einer jüdischen Mutter Zwangsarbeit leisten musste.

Das Buch kostet 20 Euro zzgl. 5 Euro Porto. Bestellung per E-Mail an info@isfbb.de oder telefonisch unter 0911 54 055 934

Bild oben: Autorin Birgit Mair, die Holocaust-Überlebende Klara Gorlatschowa und die Tochter des Holocaust-Überlebenden Siegfried Heilig im Vorfeld der Pressekonferenz zur Buchpräsentation in Nürnberg (Foto: ISFBB e.V.)