Historische Sitzung im Bundesfinanzministerium

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Botschafter Ron Prosor und Diplomaten während der Sitzung

Am 12. November 1938 – drei Tage nach der Reichspogromnacht – trafen sich im damaligen Reichsluftfahrtministerium in Berlin 100 hochrangige Vertreter des NS-Regimes und beschlossen, dass den Juden die Schäden des Pogroms in Rechnung gestellt werden.

Der Saal, in dem damals das Treffen stattfand, befindet sich im heutigen Bundesfinanzministerium. Am Freitag (11.11.), fast auf den Tag genau 84 Jahre später, tagte im selben Saal das Diplomaten-Team der Botschaft des Staates Israel unter Leitung von Botschafter Ron Prosor in einer Sondersitzung.

Botschafter Prosor sagte zu Beginn der Sitzung:

„In diesem Saal, haben sich vor fast genau 84 Jahren, am 12. November 1938, drei Tage nach der Reichspogromnacht im damaligen Reichsluftfahrtministerium 100 hochrangige Vertreter des NS-Regimes auf Einladung von Herrmann Göring getroffen.
Diese Geschichte ist Wenigen bekannt, aber sie ist einzigartig und wegweisend für die Verfolgung der Juden im Rahmen des Holocaust.

Bevor ich weiter darauf eingehen kann, muss ich leider zunächst eine Diskussion von Anfang dieser Woche ansprechen:

Ausgerechnet am 9. November, dem Jahrestag der Reichsprogromnacht von 1938, wollten das Goethe-Institut und die Rosa Luxemburg Stiftung eine Veranstaltung mit dem Titel ‚Holocaust, Nakba und deutsche Erinnerungskultur‘ in Israel durchführen.

So tragisch ein historisches Ereignis aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden mag, es kann nicht mit dem Holocaust verglichen werden. Die Veranstaltung sollte daher nicht stattfinden. Nicht am Sonntag und auch nicht an einem anderen Tag.

Doch jetzt lassen sie mich zum heutigen Anlass kommen.

Am 7. November 1938 hat Herschel Grynszpan in der Deutschen Botschaft in Paris Eduard von Rath erschossen. Er tat dies, um sich für die Vertreibung seiner gesamten Familie zu rächen.

Von Rath starb am 9. November durch die Verletzungen, was die Nationalsozialisten für ihre Propaganda ausgeschlachtet haben.

In einer vierstündigen Sitzung diskutierten die Teilnehmer, über einen Befehl von Adolf Hitler. Der Befehl war die vollständige Ausschließung der Juden, aus der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft.

Das Ziel war, sie systematisch zu enteignen.

Als Folge dieser Sitzung erließ Göring noch am selben Tag die ‚Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben‘.

Doch was hat das bedeutet?

Viele in der Reichspogromnacht zerstörten Geschäfte und Wohnungen gehörten damals so genannten ‚Ariern‘. Sie waren nur an Juden vermietet.

Die Juden des Deutschen Reiches mussten die Schäden, die durch die Zerstörungen entstanden waren, selbst bezahlen.

Deutschland stand zu dieser Zeit kurz vor dem wirtschaftlichen Kollaps und verlangte von den Juden 1 Milliarde Reichsmark. Laut der Propaganda der Nazis sollten damit die Schäden, die bei der Zerstörung an der Reichspogromnacht entstanden sind, bezahlt werden.

Das ist wie in der Geschichte von König Ahab: Erst zerstöre ich dich und dein Eigentum und zum Dank darfst du mir den Teil überlassen, den ich heil gelassen habe.

Ich glaube, dass die Tatsache, dass wir alle hier sind und die Geschichte erzählen und darüber sprechen, auch für die Zukunft wichtig ist. Und wie ich am Anfang gesagt habe, werden Dinge getan, die aus meiner Sicht antisemitisch sind, die plötzlich salonfähig gemacht werden. Es passiert allmählich, Schritt für Schritt, und wir müssen alle dagegen kämpfen.“

Botschaft des Staates Israel, 11.11.2022), Bild: Botschafter Ron Prosor und Diplomaten während der Sitzung, (c) Botschaft