Die neuen Fernsehtipps

0
58

Vom 16. bis 31. Oktober 2022

So., 16. Okt · 18:45-19:30 · NDR
DAS! Gast: Michel Friedman, Jurist, Publizist und Philosoph

Die meisten kennen ihn als streitbaren, unbequemen Publizisten, Philosophen und als Moderator mit scharfem Verstand und Interviewstil. Michel Friedman stammt aus einer polnisch-jüdischen Familie und wurde in Paris geboren. Seine Eltern überlebten den Holocaust, weil sie auf der berühmten Liste Oskar Schindlers standen. Im Alter von zehn Jahren kommt Michel Friedman nach Deutschland. Er macht Karriere in diesem Land, wird Rechtsanwalt, stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, Politiker und TV-Moderator. Jetzt offenbart er: „Angst ist mein Lebensgefährte.“ Sein Leben sei geprägt vom Gefühl, nicht zu genügen und fremd zu sein. „Fremd“ ist auch der Titel seiner Autobiographie, in der er eine Erfahrung beschreibt, die exemplarisch für viele Menschenschicksale ist.

Mo., 17. Okt · 22:25-00:10 · 3sat
Endlich Tacheles

Was hat der Holocaust heute noch mit mir zu tun? Der Dokumentarfilm stellt diese Frage aus der Sicht eines 21-Jährigen und zeigt, wie sich das Trauma der Überlebenden fortschreibt. Yaar ist ein junger jüdischer Berliner, der davon träumt, Game Designer zu werden und der sich selbst für „den unjüdischsten Juden der Welt“ hält. Seinem Vater Ilei wirft er vor, am Holocaust zu leiden, den er nicht einmal selbst erlebt hat. Yaars Vater war immer sein großes Vorbild. Doch je älter Yaar wurde, desto mehr wurde ihm bewusst, dass sein Vater leidet. Warum, das verstand er nicht, nur dass es mit der Familiengeschichte zu tun hat. Yaar will sich abgrenzen und lehnt alles Jüdische ab: „Was ich mit dem Judentum verbinde? Eigentlich nur Leid und Tod, das ist es, was ich damit verbinde. Ich bin ein neues Kind in dieser Welt. Warum soll ich unter Sachen leiden, die meine Großeltern oder meine Eltern durchgemacht haben? Das ist unfair.“ Aus Rebellion will Yaar ein Computerspiel entwickeln: „Shoah. Als Gott schlief.“ In dem von ihm kreierten Deutschland um 1940 sollen sich Juden wehren und Nazis menschlich handeln können. Yaars Vater ist schockiert. In seinen Freunden Sarah und Marcel findet Yaar Mitstreiter für die Entwicklung seines Computerspiels. Yaar macht seine Großmutter Rina zum Vorbild für seine Hauptfigur im Spiel, ein jüdisches Mädchen. Ihr Gegenspieler, ein SS-Offizier, ist von einem realen Vorfahren Marcels inspiriert. Für ihren Spielekosmos wollen die drei einen neuen Umgang mit den Rollenzuschreibungen von Tätern und Opfern finden. Doch als sie zu Recherchen für ihr Spiel in Rinas Geburtsort Krakau reisen, entdeckt Yaar ein furchtbares Familiengeheimnis. Aus Spiel wird Ernst. Die drei Freunde erkennen, was die Ereignisse der Vergangenheit mit ihnen selbst zu tun haben – als Enkel der damaligen Opfer und Täter. Eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte beginnt, die auch die Beziehung zwischen Yaar und seinem Vater verändert.

Mi., 19. Okt · 00:00-01:40 · BR
ZUM 90. GEBURTSTAG VON CHARLOTTE KNOBLOCH – Gespräche gegen das Vergessen

Antisemitismus hat eine lange Geschichte und ist trotz der Erfahrungen der NS-Zeit in Deutschland auch heute noch viel zu oft Teil des Alltags. Moderator Andreas Bönte beleuchtet im Gespräch mit drei Gästen das Thema Antisemitismus von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Gäste: • Dr. Charlotte Knobloch • Prof. Dr. Michael Wolffsohn • Dr. Meron Mendel „Der Hass, der uns heute entgegenschlägt, hat bedrohliche Ausmaße angenommen“ (Dr. Charlotte Knobloch) Im Rahmen der „Gespräche gegen das Vergessen“ wird Antisemitismus von seinem Ursprung über die Zeit des Nationalsozialismus bis hin zur aktuellen Situation und Erfahrungen in der Geschichtsvermittlung mit heutigen Jugendlichen betrachtet. Was ist Antisemitismus überhaupt? Wo liegt der historische Ursprung? Wie hat alles begonnen, und was bedeutet das für uns heute? Ausgehend von eigenen Erfahrungen berichtet Dr. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, über die antisemitischen Anfänge und Auswüchse während der Zeit des Nationalsozialismus. 1932 in München geboren, musste Charlotte Knobloch als kleines Mädchen zu einer Bauernfamilie nach Mittelfranken fliehen, wo sie sich bis zum Kriegsende unter falscher Identität versteckt halten musste. Mit Prof. Dr. Michael Wolffsohn spricht Andreas Bönte über die historischen und wissenschaftlichen Ursachen von Antisemitismus. Prof. Wolffsohn ist einer der führenden Experten für die Analyse internationaler Politik und nicht zuletzt für die Beziehungen zwischen Deutschen und Juden auf staatlicher, politischer, wirtschaftlicher und religiöser Ebene. Von Geschichtsvermittlung, heutigem Antisemitismus und dem Umgang Jugendlicher mit diesen Erfahrungen wird der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main Dr. Meron Mendl erzählen.

Do., 20. Okt · 00:10-01:30 · arte
Die Schwalben von Kabul

Zunaira und ihr Mann Mohsen leben in Kabul. Afghanistan ist unter der Kontrolle der Taliban und wird mit Gewalt und Terror regiert. Vor der Machtübernahme lehrte Mohsen und Zunaira verdiente ihren Lebensunterhalt als Künstlerin. Auf einen Konflikt mit den Taliban – das Paar wurde lachend auf der Straße erwischt – folgt eine Auseinandersetzung zwischen den Ehepartnern. Zunaira stößt ihren Mann, der zu Boden fällt und sich den Kopf an einem Stein schlägt. Er ist auf der Stelle tot. Die tieftraurige und verzweifelte Zunaira wird inhaftiert und zum Tode verurteilt. Es wird eine große öffentliche Hinrichtung geben und sie ist die einzige Frau auf dem „Programm“, daher soll sie streng bewacht werden. Atiq, Wächter des Frauengefängnisses, der zwar mit den Taliban kooperiert, gleichwohl aber deren Methoden und Ideologie nicht unterstützt, sympathisiert mit Zunaira. Er versteht, dass es sich bei Mohsens Tod um einen Unfall handelte, und will ihr helfen. Doch als er ihr die Zelle aufsperrt und sie zur Flucht aufruft, lehnt Zunaira ab. Schließlich kommt der Tag der Hinrichtung. Atiq hat einen Plan … Ein bewegender Animationsfilm, der die grausame Gewaltherrschaft der Taliban in Afghanistan darstellt und ein trauriges Bild einer Gesellschaft zeichnet. Vor allem das Alltagsleben der Frauen erschüttert zutiefst. Trotz allem hinterlässt der Film ein Gefühl von Hoffnung.

Do., 20. Okt · 02:25-03:30 · arte
Eine Familie unterm Hakenkreuz

Es ist Liebe auf den ersten Blick, als sich der Doktorand Helmut und die Medizinstudentin Erna 1929 kennenlernen. Beide schauen zuversichtlich in die Zukunft. Dann erfährt Erna in der heraufziehenden Nazizeit von einem Familiengeheimnis: Ihre Mutter sei Jüdin. Erna ist sich sicher, dass sich Helmut von ihr trennen wird. Doch ihr Verlobter steht zu ihr. Die beiden heiraten und bekommen drei Söhne. Nach und nach wird das Leben im nationalsozialistischen Deutschland für die Familie immer schwerer. Erna gilt als Mensch zweiter Klasse, nach den sogenannten Rassegesetzen ist sie Halbjüdin und darf nicht mehr studieren. Helmut bekommt als Arzt keine Zulassung für Kassenpatienten. Das Ehepaar sieht nur noch eine Chance: Durch seine Bewährung als tapferer Soldat will Helmut die sogenannte Sippenschande tilgen. Der Führer und Reichskanzler kann durch seine Unterschrift Helmuts Familie angesichts seines tapferen Einsatzes im Krieg für „deutschblütig“ erklären. Helmut nimmt als Feldarzt am Krieg teil. Erna bleibt mit den drei Söhnen im Münsterland und muss dort den rassistischen Alltag und die Bedrohung von Gesundheit und Leben durch die Nationalsozialisten und ihre autoritätshörigen Helfer allein bestehen. Von der Wehrmacht wird Helmut für seine Tapferkeit ausgezeichnet. Er fällt an der Front. Doch das scheinbar Unmögliche, die Rettung seiner Familie, gelingt ihm posthum. Erna wird nach seinem Tod tatsächlich für „deutschblütig“ erklärt und entkommt den Deportationen. Sie überlebt mit ihren drei Kindern den Nationalsozialismus. Helmut und Erna waren beide sehr begabt, beide konnten gut schreiben; er war ein leidenschaftlicher Fotograf und Filmemacher. Er hielt die ersten Schritte seiner Kinder und das anfangs glückliche Leben als Arzt genauso in Filmen, Fotos und Briefen fest wie später das Grauen an der Front. Die Geschichte von Erna und Helmut zeigt eine sehr nahe, neue Perspektive auf das Leben im NS-Staat, sie bewegt, sie reißt mit und konfrontiert die Zuschauerinnen und Zuschauer mit der Gewissensfrage: Wie hätte ich mich verhalten?

Fr., 21. Okt · 23:30-00:10 · WDR
Freitagnacht Jews – Daniel Donskoy unterwegs in vier Weltmetropolen

„Freitagnacht Jews“ mit Daniel Donskoy ist zurück. Die mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Late-Night-Show wird in Staffel 2 international: Daniel Donskoy und sein Team haben sich in den vergangenen Monaten auf die Reise gemacht, um herauszufinden, wie es außerhalb Deutschlands um die Jüdinnen und Juden bestellt ist. In London, Buenos Aires, Tel Aviv und Istanbul lädt Donskoy internationale Gäste zum Streiten, Lachen und Essen ein. Auf seinem Weg taucht Daniel Donskoy in die Milieus der Metropolen ein: Von Kopf bis Fuß eingeölt beim türkischen Wrestling, zu Besuch beim Tätowierer mit bleibender Erinnerung oder als „Führer“ auf einem Doppeldecker-Bus in London. Staffel 2 ist eine Tour de Force durch internationale Großstädte, jüdische Identitäten und Momente, in denen man nicht direkt weiß, ob man weinen oder lachen soll. Daniel Donskoy: „Nach einem Jahr Medienjudentum in Deutschland war die Weiterentwicklung von ,Freitagnacht Jews‘ eine wahre Herausforderung. Sich vom deutschen, neurotischen Blick, gefangen zwischen Philosemitismus und Antisemitismus, zu lösen. Die Außenwahrnehmung zu vergessen und wieder so naiv wie vor dem Start der ersten Staffel eine Show zu entwickeln, die Menschlichkeit, aber auch Streitkultur im Fokus hat.“ In der ersten Folge trifft Donskoy in einem ur-typischen Londoner Pub Dana Margolin, Front-Frau der Band „Porridge Radio“, und Komiker und Autor David Baddiel, der mit seinem Buch „Jews don’t count“ für Aufsehen sorgte. Hitzig diskutieren sie die Frage, ob es Jüdinnen und Juden in Großbritannien leichter fällt, ihre britisch-nationale sowie ihre jüdische Identität gleichwertig zu leben.

Sa., 22. Okt · 00:10-00:50 · WDR
Freitagnacht Jews – Daniel Donskoy unterwegs in vier Weltmetropolen

Folge 2: Zu Gast in Buenos Aires sind Sängerin und Model Naomi Preizler, Drehbuchautorin und Journalistin Tamara Tenenbaum und Emmanuel Taub, Professor für jüdische Philosophie.

Sa., 22. Okt · 00:50-01:30 · WDR
Freitagnacht Jews – Daniel Donskoy unterwegs in vier Weltmetropolen

Folge 3: Zu Gast in Tel Aviv sind Schauspielerin Naomi Levov, Performance Artist Uriel Yekutiel und Comedian Mohamed Naama

Sa., 22. Okt · 01:30-02:10 · WDR
Freitagnacht Jews – Daniel Donskoy unterwegs in vier Weltmetropolen

Folge 4: Zu Gast in Istanbul sind Designer Eli Benususan und Anwältin Ela Cenudioğlu.

Sa., 22. Okt · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Als Botschafter bei Hitler

Nach der Machtübernahme Hitlers beobachtet das Diplomatische Korps in Berlin, wie die neue Regierung den gesamten Staatsapparat unter ihre Kontrolle bringt. Die Botschafter berichten regelmäßig nach Hause. In ihren Berichten spiegeln sich Angst, Sorge und Abscheu wider, aber auch Faszination und Opportunismus. Manche Warnung, gerade auch vor der deutschen Aufrüstung, stößt auf taube Ohren. Im Juli 1933, wenige Monate nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, kommt William E. Dodd mit seiner Familie nach Berlin. Seine Ernennung zum Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika durch Präsident Roosevelt sorgt für allgemeine Überraschung. Als Historiker und Universitätsprofessor hat er keinerlei Erfahrung mit der Diplomatie und kennt nicht ihre sprachlichen Codes. In der französischen Botschaft beobachtet unterdessen der erfahrene Diplomat André François-Poncet bereits seit zwei Jahren den Aufstieg der NSDAP, deren Propaganda es zunehmend gelingt, ein krisengeschütteltes Volk für sich zu begeistern. Innerhalb weniger Monate bringen die Nationalsozialisten zwar den gesamten Staatsapparat unter ihre Kontrolle, in den diplomatischen Kreisen jedoch fühlen sie sich nicht recht wohl – abgesehen von ein paar wenigen, darunter Hermann Göring oder der Gestapo-Chef Rudolf Diels, die bald zu gern gesehenen Gästen bei den mondänen Botschafts-Diners werden. Hitler selber erscheint nur selten. Die zahlreichen Empfänge werden immer mehr zum Tummelplatz für Spione, zum Schauplatz für Intrigen, Liebeleien, Informationen. William E. Dodds Tochter Martha beginnt gar Affären mit SS-Männern und Sowjet-Attachés. Bis zum Kriegsausbruch 1939 beobachten die Diplomaten den Aufstieg der NS-Diktatur mit einer Mischung aus Angst, Sorge und Abscheu, aber auch Faszination und Opportunismus, und berichten in ihre Hauptstädte. Manche Warnung, gerade auch vor der deutschen Aufrüstung, stößt dort auf taube Ohren. Die Autoren Pierre-Olivier François und Jean-Marc Dreyfus haben geheime Botschaftsberichte, Tagebücher und Erinnerungen ausgewertet und konnten auch zahlreiche neue Quellen nutzen, darunter das Privatarchiv der Familie François-Poncet. „Als Botschafter bei Hitler“ liefert anhand eines facettenreichen Personentableaus eine ungewöhnliche Innenansicht des „Dritten Reichs“ und stellt aus einer neuen Perspektive die entscheidenden Fragen jener Jahre: „Wie konnte es dazu kommen? Hätte Hitler gestoppt werden können? Wie hat alles begonnen?“

Sa., 22. Okt · 22:45-23:15 · PHOENIX
Vom Nazi zum englischen Fußballidol – Die Torwartlegende Bert Trautmann

Mit seinem legendären Einsatz 1956 im englischen Pokalfinale, das er trotz Genickbruchs zu Ende spielt, setzte sich Bert Trautmann ein Denkmal in der Geschichte des Sports. Noch im selben Jahr wird er zu Englands Fußballer des Jahres gewählt und bei seinem Verein Manchester City sogar zum besten Spieler aller Zeiten. Bernhard Bert Trautmann ist bis heute einer der beliebtesten und bekanntesten Fußballspieler Englands. Bernhard Trautmann wird 1923 in Bremen geboren. Er entdeckt früh seine Leidenschaft für den Sport, besonders für den Fußball. Bei Tura Bremen spielt er in den Jugendmannschaften nach der Machtergreifung der Nazis dann auch mit dem Hakenkreuz auf der Brust. Nach seinem frühen Eintritt in die Hitlerjugend meldete sich der 17-Jährige Bert sogar freiwillig zum Kriegseinsatz und wollte sein Leben für den Führer geben, erzählt seine Biografin Catrine Clay. Trautmann erlebt die Schrecken und das ganze Elend des Krieges hautnah, stellt das nationalsozialistische Regime aber nicht in Frage. Nach dem Krieg landet er, wie rund elf Millionen deutsche Soldaten, in Kriegsgefangenschaft. Trautmann kommt nach England. Dort wird er als überzeugter Nazi eingestuft. Erst 1948 werden die Gefangenen entlassen. Trautmann aber bleibt als einer von Wenigen in England. Warum genau, das können selbst Angehörige nicht beantworten. Sein jüngster Sohn, Mark Trautmann, rätselt heute noch, was genau in seinem Vater in jener Zeit vorging: Er hat wenig vom Krieg und der Gefangenschaft erzählt. Aber er hat stets betont, dass er in England echte Freiheit kennengelernt hat. Über den Sport bekommt der Deutsche Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, spielt als Torwart in einer Mannschaft von Kriegsgefangenen und landet so beim Amateurverein St. Helens Town. Als Torhüter spielt er so gut, dass der Proficlub Manchester City auf ihn aufmerksam wird und Trautmann 1949 verpflichtet. Ein Deutscher für Man City das geht vielen Engländern zu weit. 25.000 Menschen demonstrieren gegen den Nazi im Tor. Erst ein offener Brief des jüdischen Rabbis Alexander Altmann beruhigt die Gemüter. Dieser Brief hat viel bewirkt, sagt Leslie Wertheimer, Mitglied der jüdischen Gemeinde in Manchester und ergänzt: Die Juden hier haben ihn zwar als ehemaligen Soldaten betrachtet, aber nicht als Nazi. Er war ein toller Spieler und ein bescheidener, freundlicher Mann. Trautmann nutzt seine Chance, spielt sich in die Herzen der Fans und erobert das Königreich im Flug. Die Radio Bremen-Dokumentation geht auf Spurensuche. Wie ging der Fußballer mit Fragen von Schuld und Sühne um? Menschen, die ihm nahestanden, erzählen, wie Trautmann und die Engländer sich einander näherten und wie ein Mann im Land eines ehemaligen Kriegsgegners eine zweite Chance bekam.

So., 23. Okt · 00:45-03:15 · ZDFneo
München

Bei der Olympiade 1972 werden elf israelische Sportler von palästinensischen Terroristen getötet. Avner Kauffman erhält von höchster israelischer Stelle den Auftrag zur Vergeltung. Der junge Mossad-Agent soll die Verantwortlichen des Massakers finden und töten. Gemeinsam mit seinem Team und ausgestattet mit immensen finanziellen Mitteln, macht sich Kauffman an die Arbeit. Doch nach und nach kommen ihm Zweifel am Sinn der Vergeltungsschläge. Intensiver Polit-Thriller über die Vergeltungsaktion Israels nach dem Olympia-Attentat 1972. Regie führte Steven Spielberg, in der Hauptrolle des Mossad-Agenten Kauffman brilliert Eric Bana.

So., 23. Okt · 09:30-10:15 · MDR
Tel Aviv – Hier tanzt Israel

Ohne die Anbindung ans Meer wäre Tel Aviv nie entstanden. Einst war die Stadt der rettende Hafen für Juden aus der Diaspora, heute reißt der Strom freiwilliger Zuwandererinnen und Zuwanderer nicht ab. Jerusalem betet, Haifa arbeitet und Tel Aviv tanzt. Lifestyle, Kreativität und Individualität sind die Visitenkarte von Tel Aviv. Der neueste Trend in den Restaurants ist die vegane Küche. Als die Restaurantchefin Nana Shrier Fleisch von ihrer Speisekarte verbannte, prophezeiten ihr viele das Aus. Aber bis heute wird im „Nanuchka“ jeden Abend auf den Tischen getanzt. Tel Aviv wurde buchstäblich auf Sand gebaut, nachdem jüdische Familien 1909 mit Muscheln vom Strand die Parzellen ausgelost hatten, auf denen sie die ersten Häuser errichteten. Nazi-Verfolgung, stalinistische Bedrohung und Anfeindungen in arabischen Ländern machte Tel Aviv zum Zufluchtsort für Juden unzähliger Nationalitäten. In Israel heißt es, Jerusalem betet, Haifa arbeitet und Tel Aviv tanzt. Lifestyle, Kreativität und Individualität sind die Visitenkarte der Stadt am Mittelmeer. Wer hier mithalten will, nimmt sich einen Personal Trainer wie Maria Pomerantz. Die Bodybuilderin erzielt Spitzenhonorare, indem sie ihre Kunden quält. Die Sicherheitsstandards der immer wieder von terroristischen Anschlägen bedrohten Stadt sind hoch. Dennoch gibt die Dokumentation Einblick in den War-Room, ein multimedial ausgerüstetes Krisenzentrum drei Stockwerke unter der Erde, und begleitet den städtischen Sicherheitschef David Aharony. Um die alltäglichen Sorgen der Bewohner Tel Avivs kümmern sich etwa die Gassigeher von DogMen, einem Start-up, das einen allumfassenden Service für rund 80.000 Hunde bietet. Der neueste Trend in den Restaurants ist die vegane Küche. Als die Restaurantchefin Nana Shrier Fleisch von ihrer Speisekarte verbannte, prophezeiten ihr viele das Aus. Aber bis heute wird im „Nanuchka“ jeden Abend auf den Tischen getanzt.

Mo., 24. Okt · 00:00-00:37 · arte
Happy Birthday Daniel Barenboim

Daniel Barenboim – Pultlegende, Klaviervirtuose und Grenzgänger – feiert am 15. November seinen 80. Geburtstag. Zu diesem Anlass bringt ARTE eine Reihe von Konzerten, allen voran den legendären Auftritt des West-Eastern Divan Orchestra in Ramallah, 2005. Seit 1999 gibt es diese Formation, die zum ersten Mal Musiker aus den arabischen Staaten des Nahen Ostens zusammenbringt mit Musikern aus Israel und Europa. Der Name und der Ort der Gründung sind Programm. Benannt nach Goethes Gedichtzyklus und gegründet in Weimar, steht das Orchester ganz im Geiste der Aufklärung für Offenheit, Respekt und Freundschaft zwischen den Völkern. Das Orchester ist eines der vielen Projekte, die Daniel Barenboim zusammen mit seinem Freund, dem palästinensischen Literaturkritiker Edward Said erarbeitete. Ein weiteres Projekt wurde 2019 Wirklichkeit, 15 Jahre nach Saids Tod. Es ist die Barenboim-Said Akademie in Berlin. Dort werden Musiker aus aller Welt ausgebildet, nicht nur an ihren speziellen Instrumenten, sondern auch in Philosophie, Geschichte und Literatur.

Mo., 24. Okt · 00:50-02:35 · SWR
Hannah Arendt

Hannah Arendt (Barbara Sukowa) ist aus Nazideutschland geflohen und lebt mit ihrem Mann Heinrich (Axel Milberg) schon seit 20 Jahren im amerikanischen Exil. Ihre New Yorker Wohnung ist Treffpunkt immigrierter jüdischer Intellektueller, die sich um die Aufarbeitung der Shoa bemühen. Die überraschende Nachricht von der Ergreifung des NS-Kriegsverbrechers Adolf Eichmann elektrisiert die Totalitarismusforscherin, die schon mehrfach über den deutschen Faschismus publiziert hat. Im Auftrag der Zeitung The New Yorker“ reist sie nach Jerusalem, um über den Prozess zu berichten. Im Gerichtssaal erwartet sie, ein Monster anzutreffen, und ist zunächst irritiert. Die Mittelmäßigkeit des Bürokraten, der keine Reue zeigt, passt scheinbar gar nicht zur unvorstellbaren Grausamkeit seiner Taten. Sie sieht in dem Massenmörder einen Beamten, der die Ermordung der Juden mitleidslos wie eine ihm auferlegten Pflicht erfüllte. Im Februar 1963 erscheint ihre Artikelserie, deren provozierende These von der Banalität des Bösen“ für weltweite Empörung sorgt. Trotz einer beispiellosen Hetzkampagne verteidigt die Denkerin ihre Interpretation, wonach ganz normale Menschen zu Gräueltaten unvorstellbaren Ausmaßes fähig sind. Der Vorwurf, sie würde einen der Hauptverantwortlichen für den Holocaust verteidigen, führt zum Bruch mit nahen Freunden wie Hans Jonas (Ulrich Noethen) und Kurt Blumenfeld (Michael Degen). Margarethe von Trotta gelingt eine faszinierende Annäherung an das Hauptwerk der jüdischen Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt. Die sensible Filmbiografie mit der großartigen Barbara Sukowa in der Titelrolle verdeutlicht, warum die Frage nach dem Holocaust immer wieder neu gestellt werden muss.

Mi., 26. Okt · 21:45-22:45 · arte
Bertolt Brecht – Flüchtlingsgespräche

Jeder kann seine Heimat verlieren. Zu jeder Zeit und überall auf der Welt. Jeder Mensch kann vertrieben werden und gezwungen sein, in einem fremden Land Zuflucht zu finden. Für Millionen von Menschen bedeutet das die einzige Möglichkeit zu überleben. Vor mehr als 80 Jahren waren es Hunderttausende, die sich unter Lebensgefahr aus Deutschland retten mussten. Der deutsche Dichter und Theatermacher Bertolt Brecht war einer von ihnen. Ihn trieb die Flucht vor Hitler durch zahlreiche Länder. Was folgte, war der Abbruch einer alles versprechenden Karriere und eine immer neue Konfrontation mit fremden Sprachen und Ländern, in denen der staatenlose Flüchtling unerwünscht war. Die besondere Daseinsform des Exils und seine persönlichen Gedanken beschreibt Brecht auf seine unschlagbar humorvolle Art in den „Flüchtlingsgesprächen“ – ein autobiografisches Schlüsselwerk in Dialogform, das er im Winter 1940/41 in Helsinki in der wohl tiefsten Krise seines Exils zu verfassen beginnt. Brecht befindet sich seit acht Jahren auf der Flucht und es sollten noch weitere sieben Jahre folgen. Von Frankreich über Dänemark, Schweden, Finnland, durch die Sowjetunion führt sie ihn schließlich in die USA. Entlang der einzelnen Lebensstationen gehen namhafte Theatermacherinnen und Theatermacher sowie Autorinnen und Autoren wie Can Dündar, Jürgen Kuttner, Shermin Langhoff, Eric Ruf und Katharina Thalbach der Frage nach, inwieweit Brecht das Erlebnis der Fremde und des Exils für sich als Künstler auch zu nutzen suchte. Eine bewegende Zeitreise, die unmittelbar in unsere eigene Gegenwart führt.
Bild oben: © Ellen Auerbach ADK – Was bedeuten Flucht und Vertreibung persönlich für die Betroffenen? Das hat der deutsche Dichter und Theatermacher Bertolt Brecht beschrieben.

Mi., 26. Okt · 22:45-00:15 · BR
Zum 90. Geburtstag von Charlotte Knobloch: Charlotte Knobloch – Ein Leben in Deutschland

Im Film wird chronologisch der Lebensweg von Charlotte Knobloch erzählt über mehr als acht Jahrzehnte und gleichzeitig die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland damit verknüpft. Durch diese parallel erzählte Geschichte wird die Wechselwirkung zwischen Lebenslauf und Zeitgeschichte, zwischen Einzel- und Kollektivschicksal sichtbar und nacherlebbar. „Charlotte Knobloch – Ein Leben in Deutschland“ zeichnet chronologisch den extremen Lebensweg der 89-Jährigen nach: Im Dritten Reich bei einer strenggläubigen katholischen Bäuerin versteckt, aufgewachsen im zertrümmerten München bei ihrem Vater, ein Leben als Mutter und Ehefrau innerhalb der jüdischen Gemeinde, dann Präsidentin der „Israelitischen Kultusgemeinde München“ und „Präsidentin des Zentralrats der Juden“ in Deutschland. Charlotte Knobloch hat jüdisches Leben in Deutschland entscheidend geprägt und setzt sich bis heute für ein friedliches Miteinander ein. Als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde hat sie die jüdische Gemeinde Münchens wieder zurück ins Herz ihrer Heimatstadt geführt: Das neue jüdische Zentrum mit der im Jahr 2006 geweihten Synagoge Ohel Jakob ist ohne ihren Willen und ihr jahrelanges, leidenschaftliches Engagement nicht vorstellbar. Der Film erzählt chronologisch ihren Lebensweg und verknüpft dabei gleichzeitig die Geschichte des jüdischen Lebens in Deutschland. Durch diese parallel erzählte Geschichte wird die Wechselwirkung zwischen Lebenslauf und Zeitgeschichte, zwischen Einzel- und Kollektivschicksal sichtbar und nacherlebbar.

Mi., 26. Okt · 23:30-01:00 · 3sat
Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit

Luis Trenker – Südtiroler Bergsteigerlegende, Schauspieler und Regisseur – reist im Sommer 1948 zu den Filmfestspielen nach Venedig. Im Gepäck hat er die angeblichen Tagebücher Eva Brauns. Diese soll Eva Braun ihm angeblich in den letzten Kriegstagen in Kitzbühel anvertraut haben. Er will sie dem amerikanischen Hollywood-Agenten Paul Kohner zur Verfilmung anbieten. Zeitgleich wird vor dem Münchner Landgericht die Echtheit dieser Tagebücher verhandelt. Die Regisseurin Leni Riefenstahl fühlt sich durch die darin enthaltene Andeutung, sie sei Hitlers Geliebte gewesen, verunglimpft und tritt als Nebenklägerin auf. Sie unterstellt ihrem Ex-Geliebten Luis Trenker, die Tagebücher aus Rache und Eifersucht gefälscht und in Umlauf gebracht zu haben, um sie als Mätresse des Führers zu diskreditieren. In Rückblenden wird die Geschichte zweier Opportunisten erzählt, die sich, besessen vom Willen nach künstlerischem Erfolg, instrumentalisieren ließen. Luis Trenker, zuerst gefördert von seinen Bewunderern Goebbels und Hitler, war mit Filmen wie „Der Rebell“ und „Der verlorene Sohn“ zum Star des deutschen Kinos avanciert. Aber die Abhängigkeiten, in die er sich begeben hatte, wurden für Trenker zu einem langsamen Abstieg, von dem er sich auch nach Kriegsende nie mehr ganz erholen sollte.

Do., 27. Okt · 20:15-21:05 · arte
Die Rothschild-Saga – Aufstieg – Reichtum – Verfolgung

1938: Die Nazis haben gerade Österreich an das Deutsche Reich „angeschlossen“ – sprich okkupiert. Das Leben von Juden und Jüdinnen ist jetzt auch in Österreich in höchster Gefahr. Miriam Rothschild ist alarmiert. Sie wird einmal eine weltberühmte Insektenforscherin werden. Aber jetzt geht es darum, einen Cousin aus Österreich herauszuholen. Denn der Wiener Teil der weitverzweigten Familie wird zum Ziel antisemitischer Propaganda. Alle Rothschilds können Österreich verlassen, nur Louis Nathaniel nicht. Die Nazis werden ihn ein Jahr lang festhalten – bis sie ihm sein gesamtes Vermögen abgepresst haben. Parallel dazu wird die Geschichte der Rothschilds erzählt. Sie beginnt im Frankfurter Ghetto, das Mayer Amschel Rothschild 1756 als zwölfjährige Waise verlässt. Er erlernt einen der wenigen Berufe, die jüdischen Personen damals erlaubt sind: Münzhandel und Bankgeschäfte. Nach seinem Tod setzen seine fünf Söhne Amschels Erfolgsgeschichte in London, Paris, Wien, Neapel und Frankfurt fort. Freiheit gegen Geld – was Louis Nathaniel widerfährt, galt schon mehr als ein Jahrhundert zuvor in der Frankfurter Judengasse. 1811 überweist Mayer Amschel Rothschild eine erhebliche Summe an das Großherzogtum Frankfurt. Im Gegenzug erhält die jüdische Gemeinde ein „Emanzipationsedikt“. Es gewährt Jüdinnen und Juden die Bürgerrechte. Nun sind sie frei und dürfen auch außerhalb der bedrückenden, demütigenden Atmosphäre des Ghettos leben. Damit beginnt der Aufstieg der Familie zu Reichtum und Macht, was sie auch heute noch zur Zielscheibe antisemitischer Verschwörungstheorien und Hetzkampagnen macht.

Fr., 28. Okt · 10:25-10:55 · arte
Geschichte schreiben: Das Palästinensertuch, mehr als ein Stück Stoff

Seit dem 20. Jahrhundert ist der israelisch-palästinensische Konflikt ein Dauerthema im Nahen Osten. In der Geschichte spielt ein einfaches Stück Stoff eine wichtige Rolle: die Kufija, besser bekannt als „Palästinensertuch“. Während des Arabischen Aufstands 1936 wurde die traditionelle Kopfbedeckung der palästinensischen Bauern zu einem Symbol des Widerstands. Im Zuge des Nahostkonflikts verbreitete das Tuch sich als Zeichen der Solidarität mit den Palästinensern in ganz Europa, bevor es zu einem reinen Modeaccessoire wurde.

Fr., 28. Okt · 12:35-12:50 · 3sat
Respekt kompakt: Holocaust – Erinnern ohne Zeitzeugen

Als „Holocaust“ wird der Völkermord der Nationalsozialisten an Juden bezeichnet. Wie viele Menschen Opfer des Holocaust wurden, lässt sich nur schätzen: zwischen 5,6 und 6,3 Millionen. Damit so etwas nie wieder passiert, darf die systematische Ermordung von Menschen niemals in Vergessenheit geraten. Doch wie kann die Erinnerung bewahrt werden? Vor allem, wenn die letzten Zeitzeugen nicht mehr da sind, um ihre Stimme mahnend zu erheben? Dieser Frage geht „Respekt“-Moderatorin Verena Hampl nach. Dazu ist sie in die Oberpfalz in das ehemalige Konzentrationslager Flossenbürg gefahren. Mit dem Leiter der KZ-Gedenkstätte, Jörg Skriebeleit, und Jugendlichen der evangelischen Jugend Weiden spricht sie darüber, wie mit neuen Wegen in der Museumspädagogik das Erinnern an einem historischen Ort auch künftig möglich sein kann. Wie können diese neuen, digitalen Wege des Erinnerns aussehen? Diese Frage stellt Verena Hampl auch Vertretern von Yad Vashem. Yad Vashem in Jerusalem ist die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt und wird jährlich von zwei Millionen Menschen besucht. Einen neuen Weg des Erinnerns sind der israelische Hightech-Millionär Mati Kochavi und seine Tochter Maya gegangen mit einem Instagram-Projekt: 1944 wurde im deutschen Vernichtungslager Auschwitz auch die 13-jährige Ungarin Eva Heymann ermordet. Nach ihrem Original-Tagebuch ist 2021 die Web-Serie „Eva Stories“ entstanden. Verena Hampl konnte dazu mit Machern der Serie sprechen. Weitere Gesprächspartner von Verena Hampl sind der KZ-Überlebende Ernst Grube sowie die Autorin Lena Gorelik.

Sa., 29. Okt · 20:15-20:45 · ARD-alpha
Die Akte Oppenheimer (1)

Der Jude Joseph Süßkind Oppenheimer war ein erfolgreicher württembergischer Finanzminister, der nach einem unrechtmäßigen Prozess 1738 grausam hingerichtet wurde. Die Nationalsozialisten stilisierten ihn im Propagandafilm „Jud Süß“ zu einer dämonischen Figur, die den Hass gegen Juden befeuern sollte. Ina Knobloch begibt sich auf die Suche nach der wahren Geschichte hinter dem Justizmord. Ausgehend von den acht Regalmeter umfassenden Prozessakten führt sie die Spur immer tiefer in die deutsch-jüdische Vergangenheit und zu antisemitischen Stereotypen, die bis heute fortwirken. Um der Wahrheit hinter den zahlreichen Anschuldigungen und Legenden um das Leben von Joseph Süßkind Oppenheimer näherzukommen, fragt Ina Knobloch nach den Strukturen, die dem Antisemitismus zu Grunde liegen. Die Diffamierung von Joseph Süßkind Oppenheimer begann bereits zu Lebzeiten, wurde aber durch Joseph Goebbels und die Nationalsozialisten auf die Spitze getrieben. Damit man die „Evolution“ des Judenhasses im Gebiet des heutigen Deutschlands verstehen kann, muss man sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart betrachten. Der Blick zurück führt dabei über Brunnenvergiftungs- und Ritualmordvorwürfe bis zu den SchUM-Städten Speyer, Worms und Mainz. Sie waren die einstigen Zentren des europäischen Judentums im Mittelalter.

Sa., 29. Okt · 20:45-21:15 · ARD-alpha
Die Akte Oppenheimer (2)

Die zweite Folge der fünfteiligen Serie beginnt in Heidelberg, dem vermutlichen Geburtsort von Joseph Süßkind Oppenheimer. Bis zu seiner Verhaftung stieg Oppenheimer aus bescheidenen Verhältnissen zum erfolgreichsten Geschäftsmann im Herzogtum Württemberg auf. Doch schon damals gab es Hetze gegen Juden, ähnlich wie auch heute in den sozialen Medien. Besonders die sogenannten Hofjuden, welche die Fürstenhöfe der Frühen Neuzeit mit dem benötigten Kapital versorgten, waren davon betroffen. Sie wurden für die Misswirtschaft der Herrscher verantwortlich gemacht.

Sa., 29. Okt · 21:45-22:30 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Charlotte Knobloch

„Jeder, der überlebt hat, hat eine Geschichte, die man einfach nicht glauben kann“, sagt Dr. h.c. Charlotte Knobloch in diesem Zeitzeugeninterview. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland überlebte den Holocaust, weil die katholische Bäuerin Zenzi Hummel sie als ihr uneheliches Kind ausgegeben und auf ihrem Bauernhof versteckt hat. Am 29. Oktober 1932 erblickt Charlotte Neuland das Licht der Welt. Sie wird in eine düstere Zeit geboren: Nur drei Monate nach der ihrer Geburt kommt Adolf Hitler an die Macht. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten beginnen Jahre maximaler Menschenverachtung gegenüber andersgläubigen, vermeintlich „andersartigen“ und als lebensunwert gebrandmarkten Menschen. Boykotte gegen jüdische Geschäfte und Berufsverbote für Juden, auch für Charlottes Vater, den etablierten Münchner Rechtsanwalt Siegfried „Fritz“ Neuland, sind nur der Anfang. Im Laufe der Zeit wird das Leben für jüdische Menschen immer bedrohlicher. Mit den „Nürnberger Gesetzen“ von 1935 werden Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden zunächst angeprangert und dann illegal. Charlottes Mutter, Margarethe Neuland, verlässt die Familie. Sie war einst zum Judentum konvertiert und hält dem Druck der Gestapo nicht stand. Charlottes Großmutter, Albertine Neuland, wird zur wichtigsten Bezugsperson des Mädchens. In der Nacht von 9. auf den 10. November 1938 wird die Sechsjährige Zeugin der Novemberpogrome: Jüdische Geschäfte werden vor ihren Augen zerstört und geplündert, Menschen geschlagen, misshandelt und abgeführt. Als von München aus im Jahre 1941 die ersten Deportationen in die Konzentrationslager beginnen, bringt Siegfried „Fritz“ Neuland seine Tochter zur tiefreligiösen katholischen Bäuerin Kreszentia Hummel in Mittelfranken. Ihr hat Charlotte Neuland ihr Überleben zu verdanken. In diesem Interviewfilm nimmt Charlotte Knobloch die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in ihre persönliche Vergangenheit voller Angst, Diskriminierungserfahrungen und Verluste. Charlotte Knobloch hat diese Erfahrungen wirkungsvoll verwandelt: Als eine der wichtigsten Persönlichkeiten jüdischen Lebens im deutschsprachigen Raum hat sie ihr Leben dem Kampf für Frieden, Gleichberechtigung und Demokratie gewidmet.

So., 30. Okt · 06:45-07:30 · PHOENIX
The Wall – Mauern der Welt: Israels Grenzwall

Die Mauer zwischen Israel und Palästina ist eine der am heftigsten umstrittenen Grenzen der Welt. Über 700 Kilometer umrundet der Sperrzaun das Heilige Land der palästinensischen Westbank,- an einigen Stellen als feste Mauer aus Beton. Von Israel 2002 als Antwort auf die zweite Intifada begonnen, um palästinensische Terrorattacken abzuwehren, werden die Sperranlagen von Israelis als Schutz gesehen, aber von Palästinensern als Gefängnismauer und Demütigung empfunden. Ihr Leben jenseits der Mauer ist von Kontrolle, Armut und letztlich Hoffnungslosigkeit geprägt. In der Dokumentation kommen Menschen diesseits und jenseits der Mauer zu Wort, die ihrer Verzweiflung über die tiefer werdende Spaltung durch die Sperranlagen nicht nur auf sehr bewegende Art und Weise Ausdruck verleihen. Bereits 2004 war Israels Grenzwall vom Internationalen Gerichtshof als Verstoß gegen das Völkerrecht für illegal erklärt worden. Israel hält jedoch daran fest: Vielleicht haben wir aufgrund der Attentate keine andere Wahl, wie ein Rabbiner zu bedenken gibt. Einstige Feinde, wie der Israeli Rami Elhanan und der Palästinenser Bassam Aramin wollen den Hass überwinden. Sie stellen sich bewusst und aktiv der gesellschaftlich und politisch geschürten Teilung entgegen. Als Freunde leisten sie seit vielen Jahren gemeinsame Friedensarbeit, obgleich beide ein Kind verloren haben,- getötet durch die jeweils andere Seite. Diese besonderen Menschen beider Seiten, die sich der Versöhnung verschrieben haben, hoffen insbesondere für die Kinder, die sehr unter der gewaltvollen Situation leiden, auf einen Abbruch der Mauern und Sperranlagen.

So., 30. Okt · 20:15-20:45 · ARD-alpha
Die Akte Oppenheimer (3)

Unter den Württembergischen Herzog gelang Joseph Süßkind Oppenheimer ein kometenhafter Aufstieg. Als einziger Jude durfte er außerhalb des Ghettos in einer kleinen Villa nahe des Schlosses Ludwigsburg wohnen. Doch sein Weg als Vorkämpfer der jüdischen Emanzipation war steinig und gefährlich. Er musste nicht nur für die Bezahlung des Heeres und den aufwendigen höfischen Lebensstil aufkommen. Am Hof des Herzogs hatte er viele Feinde. Sie planten ihn zu Fall zu bringen, wie zuvor die Geliebte des Herzogs Wilhelmine von Grävenitz.

So., 30. Okt · 20:45-21:15 · ARD-alpha
Die Akte Oppenheimer (4)

Die groß angelegte Verhandlung und öffentliche Hinrichtung Oppenheimers wurde von zahlreichen judenfeindlichen Druckschriften begleitet. Da die Prozessakten danach unter Verschluss blieben, entwickelten sich über das Wirken und Handeln von Joseph Süßkind Oppenheimer eine Vielzahl an Geschichten, die meist stark antisemitisch gefärbt waren. Aus diesem Fundus an Lügen und Vorurteilen schufen die Nationalsozialisten den wirkmächtigen Propagandafilm „Jud Süß“. Wie bei heutigen Fake News wurden dabei historische Tatsachen geschichtsfälschend verdreht, um der antisemitischen Botschaft zu dienen.

So., 30. Okt · 21:15-21:45 · ARD-alpha
Die Akte Oppenheimer (5)

Der letzte Teil der Serie zieht Parallelen zwischen heutigen Formen von Antisemitismus und dem Fall Oppenheimer in der Frühen Neuzeit. Ausgehend von der Analyse werden mögliche Lösungsansätze diskutiert. Dabei kommen prominente Betroffene, Zeitzeugen und zahlreiche Experten*innen zu Wort, wie Schauspieler und Autor Christian Berkel, der US-amerikanische Historiker Prof. Yair Mintzker und die Direktorin des Jüdischen Museums in Frankfurt, Dr. Miriam Wenzel.

Mo., 31. Okt · 22:45-00:20 · BR
Leo und Claire

Leo Katzenberger ist ein angesehener Nürnberger Schuhhändler mit florierenden Geschäften und ungetrübtem Familienglück. Das Treiben seiner Mieter und Angestellten hat Leo als verantwortungsvoller Hausbesitzer jederzeit im Griff. Selbst ein gemeiner Hetzartikel im NS-Blatt „Stürmer“, der ihn als Ausbeuter verunglimpft, bringt den selbstbewussten Geschäftsmann nicht aus der Ruhe. Mithilfe seines jüdischen Freundes, des Rechtsanwalts Herz, eines ausgebufften Anwalts und Trägers des Eisernen Kreuzes, verklagt er das Propagandablatt – und gewinnt. So wiegt Leo sich in trügerischer Sicherheit und schlägt die eindringlichen Warnungen seiner Freunde, die ihn beknien, nach Israel auszuwandern, in den Wind. Da bekommt Leo eine neue Mieterin, die attraktive, junge Fotografin Irene, die in seinem Hinterhof ein Atelier eröffnet. Leo ist von Irene, die unverhohlen mit ihm flirtet, fasziniert. Die frustrierten Männer und die eifersüchtigen Frauen der Nachbarschaft zerreißen sich bald das Maul über Leos vermeintliche Affäre. Das Gerede stört Leo nicht – bis er nach Kriegsausbruch einmal die Ausgangssperre missachtet und von einem missgünstigen Angestellten denunziert wird. Leo und Irene werden wegen Verstoß gegen das so genannte Blutschutzgesetz angeklagt. Für die neidischen Hofbewohner, die als Zeugen geladen werden, ist dies eine willkommene Gelegenheit, sich mit erfundenen Details aus dem Sexleben ihres verhassten Patrons an Leo zu rächen. Vor seiner Hinrichtung erhält Leo einen letzten, liebevollen Brief seiner Frau Claire, die stets an ihn geglaubt hat. Sie wird 1942 nach Polen deportiert, wo sich ihre Spur verliert …