Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 31. Juli 2022

Sa., 16. Jul · 09:30-10:00 · PHOENIX
Wem gehört das Heilige Land? Deutsche Siedler im Westjordanland

Zwei deutsche Juden ziehen in eine Siedlung nahe Bethlehem. Der Grund: Sie träumen von einem Leben im Heiligen Land. Völkerrechtlich gelten israelische Siedlungen auf palästinensischem Boden als illegal. Aber die Siedler glauben, dass sie ein Recht auf dieses Land haben. Was zieht die Deutschen in die Siedlungen? Und wie stellen sie sich das Zusammenleben mit den Palästinensern vor? Was treibt Menschen aus Europa an, ihr vergleichsweise komfortables Leben gegen ein deutlich komplizierteres und gefährlicheres in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten einzutauschen? Die Kölnerin Chaya Tal und der Bonner Nethanel von Boxberg haben genau das getan: Sie sind in den Siedlungsblock Gush Etzion in der Nähe von Bethlehem im Westjordanland gezogen. Beide sind überzeugt, dass Judäa und Samaria, wie sie dieses Gebiet nennen, dem Volk Israel, also den Juden gehört. Nach internationalem Recht gilt das Gebiet allerdings als illegal von Israel besetzt, auch wenn Israels Regierung das nicht akzeptiert. Chaya und Nethanel sind nicht die einzigen Europäer unter den etwa 450.000 Siedlern im Westjordanland – gerade in Gush Etzion haben Belgier, Franzosen, Schweizer oder Niederländer ein neues Zuhause gefunden. Und besonders unter den Europäern sind viele, die einen erstaunlichen Widerspruch leben: Sie besetzen einerseits Land, das den Palästinensern gehört, und setzen sich gleichzeitig für ein friedliches Zusammenleben mit ihnen ein. Wie geht das? Chaya spricht fließend Arabisch und hat Freunde in den palästinensischen Dörfern, deren Betreten israelischen Staatsbürgern eigentlich streng verboten ist.

Sa., 16. Jul · 18:45-19:30 · PHOENIX
mein ausland: Ausgegrenzt: Israel und seine arabischen Bürger

Wo immer Araber sind, da gibt es Terror-Attacken. Und ihr erwartet tatsächlich, dass ihr in unsere Nachtclubs dürft? / Ich unterstütze keinen Terror, ich bin gegen Gewalt. Aber 70 Jahre Besatzung natürlich gibt es da Widerstand. Der Rap-Song Lets talk straight ist ein dialogischer Schlagabtausch eines jüdischen und eines arabischen Israeli, voller bitterer Vorwürfe. Die beiden Musiker von DUGRI nehmen kein Blatt vor den Mund und benennen die Gräben, die durch die israelische Gesellschaft gehen. In Israel gibt es 2,1 Millionen israelische Araber – das sind mehr als 20 % der Gesamtbevölkerung. Sie werden als arabische Israelis oder israelische Palästinenser bezeichnet. So verwundert es nicht, dass viele von ihnen selbst nicht immer wissen, wo sie stehen. Zwar ist ihr Schicksal eng mit dem ihrer palästinensischen Familien in der West Bank und in Gaza verbunden, dennoch sind sie seit der Staatsgründung Israels 1948 eigene Wege gegangen, als viele Palästinenser flohen oder vertrieben wurden. In Israel hat man ihnen schon immer misstraut, sie hinter vorgehaltener Hand als fünfte Kolonne der Palästinenser innerhalb Israels angesehen. Sie selbst hatten umgekehrt von jeher Schwierigkeiten sich mit dem jüdischen Staat zu identifizieren, gegen den Palästinenser und Araber immer wieder Krieg und Intifada geführt haben. Die meisten haben sich inzwischen mit den Staat Israel arrangiert und profitieren von dessen Wohlfahrt und Wohlstand. Dennoch fühlen sie sich diskriminiert und in allen gesellschaftlichen Bereichen benachteiligt. Sie sind israelische Bürger zweiter Klasse. Im vergangenen Mai brach sich der Unmut während des Gazakrieges Bahn. In vielen gemischt arabisch-jüdischen Städten kam es zu massiven gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen beiden Bevölkerungsgruppen.

Sa., 16. Jul · 20:15-21:45 · ARD-alpha
Fannys Reise

„Fannys Reise“ ist eine bewegende Geschichte über Mut, Stärke und Überleben, über ein junges Mädchen, das angesichts von Krieg und Flucht lernt, über sich hinauszuwachsen. Ein Film von Lola Doillon, nach der wahren Geschichte von Fanny Ben-Ami. Frankreich 1943. Die 13-jährige Fanny und ihre jüngeren Schwestern sind zum Schutz vor den Nationalsozialisten in einem Waisenhaus versteckt, einem der letzten Zufluchtsorte für jüdische Kinder. Als die deutschen Truppen vorrücken und die Front sich weiter nach Süden verschiebt, ist die einzige Überlebenschance der Kinder die Flucht in die sichere Schweiz. Dabei wird Fanny unfreiwillig Anführerin einer Gruppe von jüdischen Kindern. Auf dem lebensgefährlichen Weg quer durch Frankreich muss sie ihren ganzen Mut aufbringen, um sich und die anderen zu schützen. Inmitten von Angst, Freude und unerwarteten Begegnungen entdecken die Kinder, wie viel Zusammenhalt und Freundschaft bedeutet. „Fannys Reise“ ist eine auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte über Mut, Stärke und Überleben, über ein junges Mädchen, das angesichts von Krieg und Flucht lernt über sich hinauszuwachsen. In erstaunlich leichtem Ton zeigt der Film, was es bedeutet, wenn Kinder auf sich allein gestellt vor Gewalt flüchten müssen und greift damit ein hochaktuelles Thema auf.

Sa., 16. Jul · 21:45-22:30 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Fanny Ben-Ami

Fanny Ben-Ami wurde als Fanny Eil 1930 in Baden-Baden geboren. Aus Angst vor den Nationalsozialisten und aufgrund zunehmenden Antisemitismus zog ihre Familie im Jahr 1933 zu Verwandten nach Frankreich. Aber auch hier wurden Juden immer mehr bedroht. Eines Nachts im Jahr 1939 wurde Fannys Vater vor ihren Augen von den Nazis abgeholt. Die damals 9-Jährige hat ihn nie wieder gesehen. Um ihre Kinder zu schützen, versteckte die Mutter ihre drei Töchter Fanny, Georgette und Erika in einem Kinderheim in Zentralfrankreich – betrieben von der jüdischen Kinderhilfsorganisation OSE – „Œuvre de secours aux enfants“. „Das Kinderheim war ein Schloss. Und wir waren so beschäftigt mit deutscher Literatur, russischer Literatur und Gesang. Wir hatten überhaupt keine Zeit an den Krieg zu denken. Wir haben fast den Krieg vergessen. Für mich war es die glücklichste Zeit von meiner Kindheit.“ (Fanny Ben-Ami) 1943 aber wurden die Kinder verraten und sie mussten fliehen – schutzlos ausgeliefert. Fanny führte die Kindergruppe an, mit dem Ziel in die Schweiz zu gelangen. In einer abgelegenen Hütte finden die 15 Kinder Unterschlupf. Doch die Idylle wird jäh zerstört, als mehrere Kinder eine Lebensmittelvergiftung erleiden, nachdem sie wilde Beeren gegessen hatten. Fanny sucht Hilfe. Sie klopft an der Tür eines Bauernhofes und die Kinder haben Glück. Die Bauern bringen sich selbst in große Gefahr, indem sie die jüdischen Kinder bei sich verstecken, aber sie können ein wenig Kraft schöpfen. Bis auch dort die Deutschen auftauchen. Immer wieder ist es Fanny, die selbst ein Kind ist, aber der es gelingt, ihren Schützlingen mit Notlügen Hoffnung zu machen. Ihre Abenteuergeschichte handelt von Hoffnung und Verzweiflung, Bedrohungen von allen Seiten, aber auch immer wieder Hilfe und Zivilcourage von einzelnen Menschen. Schließlich überquert die Kindergruppe – die Kleinste war vier Jahre alt – rennend und unter Beschuss der Grenzwachen die Schweizer Grenze. Alle überleben. „Ich hab immer das Leben gern gehabt. Auch als ich auf der Flucht war. Das war für mich ganz natürlich. Ich hab gar nicht gedacht, dass es knapp für mich war. Es war so. Es musste so sein.“ (Fanny Ben-Ami) Ihre Geschichte hat Fanny Ben-Ami in Bildern niedergemalt. Diese Bilder bereichern und illustrieren dieses tief bewegende Interview. Es ist eine mahnende Geschichte von unbegreiflichem Mut, Einfallsreichtum und Lebenswillen, die jeden mitnimmt, der sie hört.

So., 17. Jul · 00:00-03:00 · PHOENIX
phoenix history: Gesichter des Nahen Ostens – Der Weg nach Israel

Darin enthaltene Dokumentationen:
EXODUS – Die unglaubliche Reise von 4.500 Holocaust-Überlebenden
Israel – Geburt eines Staates
The Wall – Mauern der Welt, Israels Grenzwall

So., 17. Jul · 16:45-17:15 · BR
Euroblick: Vision Wüste – Wo Israel die Zukunft baut

„Schon Israels Staatsgründer Ben Gurion wusste: Die Zukunft Israels liegt im Süden, in der Negev und der Arava-Wüste. Denn es war brachliegendes Land. Aber damit die Menschen die überfüllten Metropolen verlassen und hier Wurzeln schlagen, muss man ihnen echte Lebensqualität bieten, Arbeitsplätze, soziale Einrichtungen, alles was man für einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf braucht,“ sagt Eric Narrow vom Jewish National Fund. Die neuen Pioniere wollen die Vision der Staatsgründer wiederbeleben: Die entlegenen Regionen im Süden und Norden Israels so attraktiv machen, dass sich mindestens eine halbe Million Menschen binnen der nächsten 25 Jahre dort ansiedeln und so die Metropolregionen um Tel Aviv und Jerusalem entzerren. Die Reise in die Zukunft beginnt in der Arava-Wüste. Dort im Nirgendwo wandeln sich Landwirte zu Biotechnologie-Unternehmern…

So., 17. Jul · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Angelica Bäumer

Angelica Bäumer ist Journalistin, Autorin und Kunstmanagerin. In diesem Interviewfilm aus der Reihe „Zeuge der Zeit“ berichtet die 1932 geborene Wienerin von der tief prägenden Zeit ihrer Kindheit, in der sie gemeinsam mit ihrer jüdischen Familie durch großes Glück die NS-Verfolgung in einem Versteck überlebt hat. Es beginnt wie im Bilderbuch: Frankfurt am Main in den vibrierenden Goldenen Zwanziger Jahren. Der junge Maler Eduard Bäumer studiert am Städelschen Kunstinstitut. Er verliebt sich in die Wiener Jüdin und Malerei-Studentin Valerie Feix. Sie genießen das Leben, treffen Freunde, interessieren sich für die „Neue Sachlichkeit“, die großen Maler aus Italien und Frankreich. Eduard und Valerie heiraten und 1932 kommt das erste von drei Wunschkindern zur Welt: Angelica – ein Wildfang mit Lockenkopf. Die Zukunft steht der jungen Familie offen. So scheint es. Doch 1933 kommt Adolf Hitler an die Macht, und mit dem Beginn des NS-Regimes ist nichts mehr wie zuvor. Valerie Bäumer zählt als Jüdin zur verfolgten Gruppe, die Werke von Eduard Bäumer gelten als „entartete Kunst“. Familie Bäumer flüchtet nach Salzburg – hier ist es bis zum Anschluss Österreichs im Jahr 1938 sicherer als in Deutschland. Aber dann beginnen auch hier Bedrohung und Verfolgung der Juden. Seit der Denunziation durch einen Verwandten im Jahr 1943 ist Angelicas Mutter Valerie Bäumer täglich den Schikanen der Gestapo ausgesetzt. Valerie und die Kinder müssen den gelben „Judenstern“ tragen. In die Pässe wird das große „J“ für „Jude“ eingetragen. Angelicas geliebte Großmutter, Ida Feix, wird ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, und Eduard und Valerie müssen Zwangsarbeit leisten. Es sind Jahre voller Angst und Entbehrungen, Diskriminierung und massiver Ungerechtigkeit. Aber auch Jahre des Glücks im Unglück: So bekommt Familie Bäumer Hilfe von einem katholischen Pfarrer, der die Kinder in Zeiten höchster Bedrohung bei sich versteckt und ihnen so das Leben rettet.

So., 17. Jul · 21:00-22:30 · ARD-alpha
Gespräche gegen das Vergessen

Bei den diesjährigen Gesprächen gegen das Vergessen soll es um die Jugend gehen. Wie erlebten jungen Menschen die NS-Zeit? Wie begann die Ausgrenzung? Was geschah mit jungen Menschen und welche Folgen hatte die Diktatur? Antworten liefern zwei besondere Zeitzeug*innen: Fanny Ben-Ami aus Tel Aviv und Claus Günther aus Hamburg. Dabei soll sowohl die Opfer-, als auch die Täterperspektive betrachtet werden. Fanny Ben-Ami erzählt von ihrer Jugend im Jahr 1943. Die damals 13-Jährige führte eine Gruppe jüdischer Kinder bei ihrer Flucht durch Frankreich vor der Deportation an. Eine filmreife Abenteuergeschichte von Mut, der Liebe zum Leben und dem unerschütterlichem Drang nach Freiheit. Ganz anders verlief die Jugend von Claus Günther: Er war ein Kind in Hamburg im November 1938, als sein Vater in SA-Uniform die Fackel trug um eine Synagoge in Hamburg mit zu zerstören. Claus´ Vorbilder hießen Hitler, Göring und Goebbels. Seine Schulbücher waren bebildert mit Helden in Naziuniformen. Seine Überzeugung war es, einer überlegenen „arischen Herrenrasse“ anzugehören – denn das erzählten die Wissenschaftler jener Zeit. Claus Günther war damals Kind. Er kannte nichts Anderes. Aber nach Kriegsende erfuhr er, welche zerstörerische Wirkung die Nazi-Ideologie hatte. Beide Ehrengäste sind heute um die 90 Jahre alt und zu Gast im Münchner Volkstheater. Claus Günther hat längst sein Leben dem Kampf für Demokratie und gegen Ausgrenzung gewidmet – übrigens auch als ältester Poetry-Slammer Deutschlands. Fanny Ben-Ami lebt als Künstlerin in Tel Aviv. Beide Gäste gewähren Einblicke in ihre Vergangenheit und haben einen gemeinsamen Appell an die Zukunft und an die Jugend: Menschenrechte und Freiheit wahren. Nie wieder Diktatur.

So., 17. Jul · 22:30-23:15 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Claus Günther

Seine Vorbilder hießen Hitler, Göring und Goebbels. Seine Schulbücher waren bebildert mit Helden in Naziuniformen. Seine Überzeugung war es, einer überlegenen „arischen Herrenrasse“ anzugehören – denn das erzählten die Wissenschaftler jener Zeit. Claus Günther war damals Kind. Er kannte nichts anderes. Aber nach Kriegsende erfährt er, welche zerstörerische Wirkung die Nazi-Ideologie hatte. Weshalb haben so viele Menschen mitgemacht? Wie konnte die Menschenverachtung des diktatorischen NS-Systems zum Ideal werden? Der Bericht von Claus Günther bringt manches Licht ins Dunkel. Bei Kriegsende ist Claus Günther 14 Jahre alt. Die Jahre zuvor aber waren wie ein verführerisches Abenteuer. Er gehörte zu einer Masse. Er fühlte sich stark. Zum Beispiel, als er Adolf Hitler mit eigenen Augen bei der Schiffseinweihung des KdF-Kreuzfahrtschiffes „Wilhelm Gustloff“ an den Hamburger Landungsbrücken sah und inmitten einer wogenden und jubelnden Menschenmasse stand. Sein Vater trug in SA-Uniform die Fahne, als während der Novemberpogrome 1938 die Harburger Synagoge zerstört wurde. Nach Kriegsende erfährt Claus Günther, dass seine eigenen jüdischen Nachbarn im Konzentrationslager ermordet wurden. Bis heute schämt er sich dafür, als 10-Jähriger jene Nachbarn antisemitisch beschimpft zu haben. Seit vielen Jahren ist Claus Günther gerade durch diese Erkenntnisse ein Kämpfer für Demokratie und mahnt, stets wachsam zu beobachten, was im eigenen Umfeld geschieht: „Das Schlimme ist: Es waren sogenannte normale Menschen: Der Friseur, der da die Synagoge mit zerstört hat. Das ist es also, was eine Diktatur mit Menschen machen kann.“ Claus Günther

Mo., 18. Jul · 22:55-23:40 · Das Erste (ARD)
Liken. Hassen. Töten. Wie Jugendliche zu Terroristen werden

William, 21 Jahre – erschießt in den USA zwei Mitschüler an seiner High-School. David, 18 Jahre – ermordet in München neun Menschen an einem Einkaufszentrum. Paul (Name geändert), 15 Jahre – will in Deutschland seine Schule in die Luft jagen. In dieser Doku geht es nicht nur um diese drei Jugendlichen mit gefährlichen Mordfantasien. Es geht darum zu verstehen, warum viele grauenvolle Anschläge auf der ganzen Welt ausgerechnet auf das Konto Heranwachsender gehen und wie ihre skrupellosen Anschlagsfantasien überhaupt entstehen. Auf den Spiele- und Chat-Plattformen Steam und Discord gibt es hunderte Games zum Download. Jeden Tag spielen dort bis zu 50 Millionen Menschen. Nebenbei schreiben sie miteinander. Oft sind ihre Nachrichten harmlos, doch in manchen Gruppen radikalisieren sie sich gegenseitig mit Hass gegenüber Ausländern und Juden. Vereint in ihrer Faszination für Gewalt. Darin 2016: der Münchner Attentäter, der am OEZ neun Menschen ermordete. Heute dabei: Jugendliche mit gefährlichen Anschlagsfantasien. Die jungen Autoren Alexander Spöri und Luca Zug (beide 20) beschäftigen sich schon seit dem OEZ-Anschlag 2016 mit dem Thema. Sie wollen wissen: Wie geraten junge Menschen, so alt wie die Filmemacher selbst, in diese Spirale der Gewalt? Mit einem Undercover-Account schleusen sie sich ein – in diese dunkle Welt der Gewalt. Sie stoßen auf Amok- und Terror-Gruppen, in denen Jugendliche noch heute radikales Gedankengut verbreiten und Anschläge planen. Sie treffen u. a. einen jungen Mann, der 2016 mit dem OEZ-Attentäter in Kontakt steht und damals plant, seine eigene Schule in die Luft zu sprengen. Mit ihrer Doku wollen die jungen Journalisten das Bewusstsein für diese neue Art der jugendlichen Radikalisierung stärken. Nur wenn man die Gefahr anerkennt, kann man möglicherweise künftige Anschläge verhindern.

Di., 19. Jul · 00:30-01:15 · PHOENIX
Schwarz und deutsch – Die Geschichte der Afrodeutschen

„Ich bin in Deutschland geboren. Deutsch ist meine Muttersprache. Ich war in meinem Leben nur einmal auf dem afrikanischen Kontinent als Pauschalurlauber“, sagt der Jenaer Student Konrad Erben (31). Dennoch unterstellen ihm viele, dass er kein Deutscher sei. Nur weil er Schwarz ist. Schwarz und deutsch sein das geht für viele noch immer nicht zusammen. Deutschland hat sich weiß geträumt. Doch Afrodeutsche leben bereits seit vielen Generationen in Deutschland, Hunderte kamen bereits im Kaiserreich aus den damaligen Kolonien. Als Darsteller der sogenannten „Völkerschauen“ oder um eine Ausbildung zu machen. „Meine Familie lebt bereits in der 5. Generation in Deutschland“, sagt die Berlinerin Abenaa Adomako (59) stolz. Ihr Urgroßvater Mandenga Diek war der erste Afrikaner, der 1896 die deutsche Staatsbürgerschaft bekam. Er setzte sich als erfolgreicher Kaufmann mit dem „Afrikanischen Hilfsverein“ für die Rechte Schwarzer Bürger ein: der Beginn der Schwarzen Community in Deutschland. Einige Schwarze Menschen, auch Abenaas Großvater, überlebten in der NS-Zeit, weil sie für Propagandafilme missbraucht wurden. Sie spielten an der Seite von Hans Albers oder Heinz Rühmann in „Münchhausen“ oder „Quax in Afrika“. Doch viele wurden zwangssterilisiert und kamen in KZs oder Fremdenlager. Nach dem Zweiten Weltkrieg trafen in der BRD Schwarze US-Soldaten auf deutsche Fräuleins, deren Kinder, die „Brown Babies“, wurden zur Adoption in die USA frei gegeben oder im Alltag rassistisch ausgegrenzt. Erwin Kostedde (74), erster Schwarzer Fußball-Nationalspieler, erzählt in diesem Film davon. In den 1990er Jahren saß er monatelang wegen eines ihm vorgeworfenen Raubüberfalls in U-Haft er wurde freigesprochen. Der Verdacht des „racial profiling“ besteht bis heute. Gabriela Willbold war das erste Schwarze Kind, das in Cottbus eingeschult wurde. Sie wuchs ohne eine Schwarze Community auf, nahm die antirassistischen Bekenntnisse der DDR wörtlich und ließ sich keine Diskriminierung gefallen. In „Schwarz und deutsch“ erzählen Frauen und Männer aus vier Generationen ihre bewegenden, aufrüttelnden, stolzen Geschichten. Der Film verbindet sie zu einer Geschichte von Rassismus, Überleben und Selbstbehauptung.

Di., 19. Jul · 21:45-22:15 · Das Erste (ARD)
FAKT: Jung, rechts, gewaltbereit

Sie skandieren ‚Frei, sozial und national‘ oder ‚Bambule, Randale, Rechtsradikale‘, sind hasserfüllt und gewaltbereit, junge Neonazis auf einem Corona-Spaziergang im sächsischen Zwickau. Viele von ihnen sehen jung aus. Wer sind sie? In den letzten Wochen waren die ‚FAKT‘-Autoren mehrmals in der Region unterwegs. Wie sich herausstellt, waren viele der Demonstranten noch nicht einmal volljährig. Auch junge Demonstrantinnen waren dabei. Ihre Ansichten verstören: Fremdenhass, Ablehnung von Minderheiten, NS-Verbrecher als Idole. Während der Pandemie hat die Radikalisierung Heranwachsender in einigen Regionen Deutschlands spürbar zugenommen. Warum wurden gerade in den letzten Monaten Andersdenkende, Menschen anderer Hautfarbe oder sexueller Orientierung zu Feindbildern? Und wie geraten junge Menschen auf der Suche nach den eigenen Wertvorstellungen in die Fänge radikaler Ideologen? Die ‚FAKT‘-Recherche zeigt, dass rechtsextremistische Gruppierungen die Leerstellen in Jugendarbeit und Schule während der Pandemie zielgerichtet besetzt haben. Durch Hilfe für sozial Benachteiligte, durch Grillnachmittage für Jugendliche, durch gezielte Provokationen in der Öffentlichkeit, durch Angebote wie Kampfsporttraining. Nun trainieren 16-Jährige für den Tag X und den Sturz der Regierung. Wie gehen Sozialarbeiter und Lehrer mit dem Problem um? Was tun gesellschaftliche Gruppen und politisch Verantwortliche gegen die Radikalisierung von Minderjährigen? Welche Bedrohung geht von ihnen in der Zukunft aus? Den ‚FAKT‘-Reportern Ben Arnold, Tim Schulz und Marcel Siepmann gelingt ein Einblick in eine Welt, die sonst kaum wahrgenommen oder verdrängt wird. Junge Minderjährige radikalisieren sich. Das ist erschreckend, denn die Saat, die jetzt aufgeht, wurde von deutschen Neonazis seit den 1990er Jahren gesät. Um dem nicht hilflos zuzusehen, arbeiten Jugendsozialarbeiter, Lehrer und andere an neuen Konzepten. Von ihrem Erfolg hängt der soziale Frieden in Deutschland in den nächsten Jahren ab.

Mi., 20. Jul · 00:10-01:40 · arte
Die Stunde der Offiziere

Am 20. Juli 1944 verübte Graf Stauffenberg ein Attentat auf Hitler, das fehlschlug. Ein Tag, der fast zum Wendepunkt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts geworden wäre. Seitdem ist der 20. Juli 1944 zum Gegenstand von Mythen und Legenden geworden, wie wohl kein anderes Datum der jüngeren deutschen Geschichte. Wäre das Attentat geglückt und hätte die Bombe des Grafen Stauffenberg Hitler getötet, so hätte es ein Signal sein können, Krieg und Völkermord zu beenden. „Die Stunde der Offiziere“ ist eine Collage aus Archivaufnahmen, Aussagen von Zeitzeugen sowie hochkarätig besetzten Spielszenen, die die Wege, Motive und Schicksale der Verschwörer lebendig machen. Die Spielszenen beruhen bis ins Detail auf den Aufzeichnungen und Verhörprotokollen sowie den Schilderungen von Angehörigen und Augenzeugen, sie zeigen das Geschehen an den Schauplätzen des Attentats: Im Führerhauptquartier Wolfsschanze in Rastenburg, im Bendlerblock in Berlin und an anderen wichtigen Orten. Auf diese Weise verdichtet der Film den versuchten Tyrannenmord zu einem spannenden historischen Drama. Jene Männer, die den wahngetriebenen Diktator töten wollten, waren einsame Verschwörer, die nicht von der Volksstimmung getragen wurden, sondern nur von ihrem eigenen Pflichtgefühl. Die meisten wussten, dass das Deutsche Reich, ihr „heiliges Deutschland“, nicht mehr zu retten war. Doch es komme nicht mehr darauf an, ob das letzte Attentat gelinge, erkannte Henning von Tresckow, neben Stauffenberg der andere Kopf der Verschwörung, denn: „Wir müssen es tun, auch wenn es nicht glückt, und wenn wir alle draufgehen. Denn es darf später nicht heißen: Es ist niemand gegen dieses Unrecht aufgestanden.“

Mi., 20. Jul · 02:35-03:30 · arte
Vertreibung aus dem Heiligen Land – Der römisch-jüdische Krieg

Visionär, Prophet, Historiker, Feigling, Verräter – die Meinungen über Flavius Josephus sind geteilt. Als Chronist des Judentums der Umbruchszeit rund um Christi Geburt berichtet er detailliert über die Zeit des römisch-jüdischen Krieges. Er ist selbst an den Auseinandersetzungen beteiligt und Augenzeuge schrecklicher Gemetzel sowie der Zerstörung Jerusalems und des Zweiten Tempels. Immer wieder kommt es im 1. Jahrhundert nach Christus zu Konflikten zwischen Herrschern und Beherrschten: Die Römer verstehen den jüdischen Glauben nicht und provozieren die Juden mit ihren Taten. Auf der anderen Seite wollen jüdische Eiferer das Heilige Land wieder unter jüdische Herrschaft bringen und glauben, dass Gott ihnen bei der Verfolgung dieses Ziels aktiv helfen wird. Die Wut der Juden entlädt sich in einem Aufstand: Sie wollen ihre Unterdrücker abschütteln, obwohl es wenig Hoffnung gibt, die Weltmacht zu besiegen. Die Römer greifen rigoros durch: Städte, die ihnen die Tore öffnen, werden besetzt, die anderen zerstört. Doch gelingt es ihnen nur mühsam, den jüdischen Widerstand zu brechen. Während sie Jerusalem belagern, bricht in der Stadt eine Hungersnot aus, die jüdischen Gruppen fangen an, sich gegenseitig zu bekriegen – und den römischen Feind aus den Augen zu verlieren. Nach acht Monaten schlagen sich die Römer dann doch ihren Weg durch die Mauern und ein hemmungsloses Abschlachten beginnt: 1.100.000 Menschen werden getötet, 550.000 gefangen genommen. Tief bewegt dokumentiert Josephus die Ereignisse des erfolglosen Aufstandes gegen die Herrschaft Roms, der sein Volk in alle Welt zerstreut.

Mi., 20. Jul · 22:30-23:25 · arte
Spuren und Wunden der NSU-Morde

Zwischen September 2000 und April 2007 wurden acht Männer mit türkischen Wurzeln, ein Mann griechischer Abstammung und eine deutsche Polizistin ermordet. Die Ermittlungen wurden zunächst ausschließlich im Umfeld der nicht-deutschen Opfer mit Verdacht auf Drogenhandel und organisierte Kriminalität geführt. Nach einem gescheiterten Bankraub führte die Spur schließlich zu der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Nach dem Suizid der beiden Haupttäter begann 2013 der Prozess gegen die einzige Überlebende des NSU-Trios, Beate Zschäpe, sowie vier mutmaßliche Helfer und Unterstützer. Der Hass, der das NSU-Trio bei der Auswahl ihrer Opfer leitete, richtete sich gegen die zweite und dritte Generation der Deutschtürken. Eine Generation, die sich darauf verlassen hatte, dass der Staat Rassismus nicht duldet und sie davor schützen würde. Stattdessen versagten die Institutionen: Die Ermittlungen in den Mordfällen selbst waren geleitet von Misstrauen, Ressentiments und rassistischen Motiven. Die NSU-Morde sind mehr als menschliche Schicksale, sie sind für die zweite und dritte Einwanderergeneration ein dramatischer Wendepunkt in ihrem Verhältnis zu Deutschland und ihrer Sehnsucht nach einer Heimat, die Deutschland vielleicht einmal war. Auf die Suche nach den Spuren der NSU-Morde begibt sich der Dokumentarfilm der Regisseurin Aysun Bademsoy – ein Film, der das Scheitern von Ermittlern und Justiz beleuchtet und den Angehörigen der Opfer endlich eine Stimme gibt.

Fr., 22. Jul · 17:45-18:15 · ARD-alpha
Zu Besuch im Jüdischen Museum Berlin

Wegen der Pandemie bleibt das Jüdische Museum in Berlin für das Publikum leider geschlossen. Deshalb begeben wir uns für Sie hinter die verschlossenen Tore des beeindruckenden Museumsbaus des berühmten Architekten Daniel Liebeskind. Die neue Museumsdirektorin Hetty Berg führt mit einer Studentin durch die neu gestaltete Sonderausstellung. Im Museum erfahren wir Details zu den Fundamenten des jüdischen Glaubens und der jüdischen Geschichte in Deutschland, sowie über die Vielfalt jüdischen Lebens.

Fr., 22. Jul · 19:20-20:00 · 3sat
Mein Jerusalem

Jerusalem, wohl eine der geschichtsträchtigsten, faszinierendsten und umstrittensten Städte überhaupt, wird von Israelis und Palästinensern gleichermaßen als Hauptstadt beansprucht. „Stadt des Friedens“ heißt sie auf Hebräisch, „al Kuds – die Heilige“ auf Arabisch. Heilig ist die Stadt den drei großen Weltreligionen, ein Sehnsuchtsort für Juden, Muslime und Christen, die hier miteinander, nebeneinander und auch gegeneinander leben. Tim Cupal, seit 2019 ORF-Korrespondent in Israel, macht sich auf die Suche nach „seinem Jerusalem“, indem er Bewohner begleitet und sich von ihrer schwierigen, geteilten und vielfältigen Stadt erzählen lässt. Er trifft einen Muezzin, dessen Moschee vom Abriss bedroht ist, orthodoxe Juden, die der Zerstörung der Jerusalemer Tempel gedenken, und Musiker aus dem arabischen und dem israelischen Teil der Stadt. Immer wieder führt ihn sein Weg auch in das österreichische Hospiz, das älteste christliche Pilgerhaus Jerusalems, in dem Kaiser Franz Josef vor über 150 Jahren nächtigte. Tim Cupals Jerusalem-Porträt steht auch ganz im Zeichen von Corona: Es zeigt eine Stadt ohne Touristen, mit menschenleeren Straßen, hoher Arbeitslosigkeit, sozialen Problemen und Spannungen – und immer wieder aufflammenden heftigen Protesten gegen die Corona-Krisenpolitik der Regierung.

Sa., 23. Jul · 20:15-21:45 · RBB
Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt

Eine Berlin-Chronik der Superlative: Fünf Jahrzehnte von 1961, dem Jahr des Mauerbaus, bis 2009, als Berlin eine Weltstadt im 21. Jahrhundert ist. 2005 – das Jahr, in dem ein sogenannter „Ehrenmord“ deutschlandweit für Entsetzen sorgt: Die 23-jährige Hatun Sürücü wird an einer Bushaltestelle in Tempelhof von ihrem jüngsten Bruder erschossen. Die Sozialarbeiterin Sabine Schiechel, im Jugendamt Kreuzberg für Hatun Sürücü zuständig, erinnert an eine junge Frau, die frei und selbstbestimmt leben wollte, und dafür von ihrer eigenen Familie ermordet wurde. Der Überraschungshit des Kinojahres ist „Alles auf Zucker“, eine Komödie über jüdisches Leben in Deutschland. Regisseur Dani Levy und Hauptdarsteller Henry Hübchen erzählen von einer Erfolgsgeschichte, die sie nicht für möglich gehalten hätten. In der Mitte der deutschen Hauptstadt, neben dem Brandenburger Tor, wird das Holocaust-Mahnmal eingeweiht, gewidmet den 6 Millionen Juden, die während des Nationalsozialismus ermordet wurden. Initiatorin Lea Rosh spricht über die jahrelangen Konflikte um das Denkmal. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl im September verliert die rot-grüne Regierung von Gerhard Schröder die Mehrheit. SPD-Chef Franz Müntefering spricht über den heftigen Widerstand gegen die zu Beginn des Jahres eingeführten Hartz IV-Reformen und den Aufstieg der CDU-Chefin Angela Merkel zur Bundeskanzlerin.

So., 24. Jul · 23:05-23:35 · Das Erste (ARD)
Der Kunstraub der Nazis – Die späte Suche nach Gerechtigkeit

Ein gigantischer Raubzug der Nationalsozialisten ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt: der organisierte Kunstraub an jüdischen Familien, die aus Nazi-Deutschland zur Ausreise genötigt worden waren. Bis heute suchen Erben nach ihrem Eigentum, oft vergeblich. Den jüdischen Familien, die Deutschland damals verließen, war versprochen worden, ihr Eigentum mitnehmen zu können. Doch ihr Hab und Gut blieb oft im Land: Tausende Kisten, sogenannte Liftvans, lagerten etwa im Hamburger Südwesthafen, beschlagnahmt von der Gestapo. Statt die Gegenstände ihren Besitzern nachzuschicken, wurden sie versteigert. Ganze Hausstände kamen unter den Hammer – darunter auch wertvolle Kunst. Die Objekte verschwanden bei Privatpersonen, Museen und Händlern – die meisten Gegenstände sind bis heute verschollen. Wer waren die Eigentümer und wer die Käufer? Die Dokumentation „Der Kunstraub der Nazis – Die späte Suche nach Gerechtigkeit“ begleitet eine Provenienzforscherin, die sich der Aufklärung dieses Verbrechens widmet und für Gerechtigkeit sorgen möchte: „Das große Ziel ist es, diese Objekte den Familien zurückzugeben“, so Kathrin Kleibl. In ihrem Forschungsprojekt – gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste – begibt sie sich auf Spurensuche. Einen Vorteil hat sie: Die Nazis haben das Unrecht akribisch dokumentiert. Tausende Seiten Versteigerungsprotokolle, Lagerbücher und Rechnungen kann Kathrin Kleibl auswerten, ein mühsames Geschäft. Durch ihre Arbeit hoffen jüdische Nachfahren, nun endlich ihr Eigentum wiederzuerlangen. Familie Koch aus Wiesbaden etwa musste nach London emigrieren. Doch ihre beiden Umzugskisten – darin eine kostbare Kunstsammlung mit Werken von Nolde, Jawlensky und Klee – kam nie an. „Wo ist das Umzugsgut der Großeltern geblieben?“ Diese Frage lässt dem Erben bis heute keine Ruhe. Zu einem Gemälde gibt es eine konkrete Spur – aber etliche Eigentümerwechsel und ein immer noch verschlossener Kunstmarkt erschweren die Suche. „Wenn unsere Generation nicht mehr sucht, dann bleibt dieses Kapitel für immer im Dunkeln verschwunden“, befürchtet der rechtmäßige Eigentümer. Auch die hochkarätige Kunstsammlung von Johanna Ploschitzki aus Berlin ist verschollen. Ihr Umzugsgut, darunter Werke von renommierten Künstlern wie Pissarro, Beckmann und Liebermann, wurde drei Tage lang in Hamburg versteigert. Insgesamt ging es um 1.500 Objekte. Ihre Nachfahren suchen ebenfalls bis heute. Ein Objekt konnte Kathrin Kleibl immerhin wiederfinden. Es schlummerte jahrelang in einem Hamburger Museum, erworben im Dezember 1941 – auf einer der berüchtigten Versteigerungen. Wird die Rückgabe des geraubten Gutes gelingen?

So., 24. Jul · 23:35-01:13 · Das Erste (ARD)
Heil

Der gefeierte afrodeutsche Autor Sebastian Klein ist auf Lesereise in der ostdeutschen Provinz und wird von den ortsansässigen Neonazis entführt. Gesellschaftssatire über rechtsradikale Schläger, neurechte „Nipster“, die Antifa, den Verfassungsschutz, den Kulturbetrieb und eine erregungssüchtige Medienöffentlichkeit.

Mo., 25. Jul · 22:25-00:25 · 3sat
Unrecht und Widerstand – Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung

Über acht Jahrzehnte haben deutsche Sinti und Roma Unrecht erfahren. Der Dokumentarfilm erzählt von der Familie von Romani Rose, ihrem Widerstand und ihrem Beharren auf Gerechtigkeit. Es ist die leidvolle Geschichte einer Minderheit zwischen Trauma und Selbstbehauptung, die die gesamte Nachkriegszeit hindurch bis in die Gegenwart hinein Gewalt und behördliche Schikanen erlitt und nur dank der Bürgerrechtsbewegung Anerkennung erfuhr. Im Zentrum des Dokumentarfilms von Peter Nestler stehen Romani Rose, seine Familie, Mitstreiterinnen und Mitstreiter. 13 nahe Verwandte der Roses wurden in den Lagern der Nazis umgebracht. Romani Roses Vater Oskar war damals untergetaucht und wurde von der Gestapo gesucht. Von seinem mutigen Handeln berichtet der Film ebenso wie von seinem vergeblichen Versuch, im April 1943 beim Münchner Kardinal Michael von Faulhaber um Schutz für die Verfolgten zu bitten, sowie von der riskanten Befreiung seines Bruders aus dem KZ Neckarelz. Für Roma und Sinti, die den Völkermord überlebt hatten, waren Ausgrenzung, Armut und behördliche Schikanen Alltag. Der Porajmos, der Genozid an der Minderheit, wurde erst 1982 offiziell anerkannt. Peter Nestler beschreibt den langen Weg aus der Rechtlosigkeit und Diskriminierung in die Bürgerrechtsbewegung. Deren unermüdliches Engagement zeugt von Zivilcourage und Bürgersinn, vom entschiedenen Eintreten für das Miteinander diverser Kulturen und von zukunftsweisendem Demokratieverständnis. Der Film arbeitet mit vielfältigem Archivmaterial sowie Kommentaren von Experten und wird zusammengehalten von dem Gespräch mit Romani Rose über seine Familiengeschichte und seine Erfahrungen als Bürgerrechtler. Nestler drehte bereits 1970 „Att vara zigenare“ („Zigeuner sein“) für das schwedische Fernsehen. Damals war es der erste Film, der nicht über die Minderheit sprach, sondern die Menschen selbst zu Wort kommen ließ. Nestler zeigt nun, 52 Jahre später, in „Unrecht und Widerstand“, wie hartnäckig sich Vorurteile und Feindbilder gegenüber der Minderheit der Sinti und Roma in der bundesrepublikanischen Geschichte gehalten haben.
Bild oben: © ZDF und Rainer Komers / Romani Rose beim Gespräch über den Genozid an den Sinti und Roma im Dritten Reich in der Gedenkstätte Auschwitz Birkenau.

Mo., 25. Jul · 23:50-01:15 · PHOENIX
Liebe war es nie

Es ist eine unglaubliche, aber wahre Liebesgeschichte zwischen einem SS-Offizier und einer jüdischen Gefangenen, zwischen einer Gefangenen und einem Fänger, die in Auschwitz beginnt und 30 Jahre später in einem Wiener Gerichtssaal endet. Helena Citron war eine der ersten tausend Frauen, die nach Auschwitz deportiert wurden, Franz Wunsch ein junger SS-Offizier, im Lager für sein brutales Verhalten bekannt. Schon bald findet Helena Trost und Schutz bei ihm, der sich in ihre schöne Gesangsstimme verliebt. Besonders ein Lied soll sie immer wieder für ihn singen: Liebe war es nie, denn Du hast leider doch kein Herz, Liebe war es nie, es war ein Scherz. Trotz des Risikos einer Exekution im Falle einer Aufdeckung dieser Beziehung dauert sie bis zur Befreiung von Auschwitz an. Als jedoch 30 Jahre später ein Brief von Wunschs Ehefrau eintrifft, in dem sie Helena um eine Aussage zu Wunschs Gunsten bittet, wird sie mit einer unmöglichen Entscheidung konfrontiert: Wird sie dem Mann helfen, der so viele Leben auf dem Gewissen hat, der das Leben von Helena und ihrer Schwester Rosa gerettet hat, jedoch nicht das ihrer beiden kleinen Kinder? In Liebe war es nie erzählt die israelische Filmemacherin Maya Sarfaty mit Sorgfalt von einer Liebe, die es nicht geben durfte, und die es dennoch gab. Es ist das umfassend recherchierte Filmdokument der Aufarbeitung einer ungewöhnlichen Paarbeziehung, die ein Schlaglicht wirft auf konkrete historische Schicksale.

Di., 26. Jul · 23:55-01:25 · HR
Der Stadtneurotiker

Alvy Singer hat als intellektueller jüdischer Komiker großen Erfolg, sein Privatleben hingegen ist das reinste Chaos. Da seine letzte Beziehung zu Annie Hall gerade gescheitert ist, erinnert er sich zurück, um zu begreifen, warum er es sich mit den Frauen regelmäßig verscherzt. Am Anfang waren sie glücklich verliebt, doch Annie Hall machte sein Leben nicht leichter, denn sie ist zwar liebevoll, aber auch sehr naiv. Sie versuchte sich in New York als Sängerin zu etablieren, ohne wirklich von ihrem eigenen Talent überzeugt zu sein. Mit Alvys Hilfe erlangte sie größeres Selbstbewusstsein; er zeigte ihr unbekannte Seiten der Großstadt und ihrer Bewohner. Infolgedessen nahm Annies Karriere eine erfolgreiche Wendung; sie lernte neue Verehrer kennen und reiste nach ersten Erfolgen nach Los Angeles. Für die Beziehung der beiden blieb das Happy End jedoch aus. Alvy folgte ihr zwar an die Westküste, fühlte sich dort aber wie ein Fisch auf dem Trockenen. „Eine Beziehung ist wie ein Hai“, resümiert Alvy, „sie muss beweglich bleiben, um zu überleben. Ich glaube, wir haben hier einen toten Hai vor uns.“ „Der Stadtneurotiker“ kam 1977 bei Publikum und Kritik gleichermaßen glänzend an, war das Kinoereignis des Jahres und Woody Allens bis dato erfolgreichster Film. In die Figur des selbstironischen Außenseiters aus dem jüdischen Getto („Ich möchte keinem Klub angehören, der Leute wie mich als Mitglied aufnimmt“) hat Woody Allen viele autobiografische Elemente eingebracht; der Film gewann 1978 vier „Oscars“ (Bester Film, Bester Regisseur, Bestes Originaldrehbuch, Beste Schauspielerin). Mit subtilem Witz zeichnete Woody Allen hier das Porträt eines New Yorker Intellektuellen und seiner Umwelt.

Do., 28. Jul · 23:10-23:40 · MDR
Lebensläufe: Friedrich Wolf – Kommunist und Lebemann

Arzt war er und Schriftsteller, atheistischer Jude, überzeugter Humanist, gläubiger Kommunist, glühender Pazifist und naiver Kämpfer für eine bessere, gerechtere Welt. Er floh vor den Nazis und vor Stalins Schergen, wurde nach dem Krieg hochdekorierter DDR-Funktionär, erster Botschafter der DDR in Polen, Gründungsmitglied der Akademie der Wissenschaften. Er gehörte zur Aufbaugeneration der DDR und damit zu jenen linken Intellektuellen, die nach der Erfahrung des Faschismus und zweier Kriege unbedingt an eine neue kommunistische Gesellschaft glauben wollten. Bis zu seinem Tod schrieb er, fast wie getrieben, sozialkritische Theaterstücke und Romane, Märchen für Kinder, satirische Texte. Gedichte schrieb er auch, meistens, wenn er verliebt war. Friedrich Wolf war eine schillernde Gestalt, kämpferisch, charismatisch und ganz zweifellos ein schwärmerischer Frauenheld. Sieben Kinder hinterließ er bei seinem Tod 1953, vier eheliche und drei uneheliche, unter ihnen Markus Wolf, der spätere Geheimdienstchef der DDR und Konrad Wolf, Filmregisseur bei der DEFA. Geprägt durch die Erfahrung zweier Kriege steht Friedrich Wolfs Schicksal und sein Lebensweg für die sozialen und politischen Umbrüche, die diese Generation so intensiv erlebte. Lebensläufe

Fr., 29. Jul · 01:00-02:20 · RBB
45 Minuten bis Ramallah

Rafik (Karim Saleh), ein Palästinenser aus Ostjerusalem, hat keine Lust, sich von seinem autoritären Vater tyrannisieren zu lassen. Lieber arbeitet er als Tellerwäscher im fernen Hamburg. Nur der Mutter zuliebe kommt er zur Hochzeit seines kleinen Bruders Jamal (Navid Navid) nach Israel. Auf der Familienfeier gerät er prompt wieder in einen Streit mit seinem alten Herrn, der für ihn eine Ehe arrangieren will. Als sich Rafik vehement weigert, fällt der zornige Vater tot um. Sein Letzter Wille sorgt dafür, dass die Probleme für Rafik nicht abreißen: Der Verstorbene hat verfügt, in seinem Geburtsort Ramallah beigesetzt zu werden. Kein leichter Auftrag für die zerstrittenen Brüder, die dafür den Leichnam über schwer bewachte Grenzübergänge ins palästinensische Autonomiegebiet schmuggeln müssen. Aus der kurzen Fahrt wird eine irre Odyssee für Rafik und Jamal: Erst wird ihr Wagen samt Leiche geklaut, dann geraten sie in die Hände rivalisierender Dschihadisten und schließlich werden sie wider Willen als Selbstmordattentäter rekrutiert. Unerwartete Hilfe kommt von der schönen Prostituierten Olga (Julie Engelbrecht). Frech spielt die Nahost-Satire mit kulturellen Klischees und dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Das atemlose Roadmovie verknüpft Elemente des Buddy Movies mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humors. Cast und Crew der Culture-Clash-Komödie sind international zusammengestellt: Der französisch-libanesische Schauspieler Karim Saleh, bisher unter anderem als Nebendarsteller aus Hollywood-Produktionen wie „München“ und „Iron Man 2“ bekannt, in der Rolle des geckenhaften Aufschneiders und der iranisch-stämmige Navid Navid als Einfaltspinsel verkörpern zwei liebenswürdige Charaktere, die man auf diesem irrwitzigen Trip nach einem Drehbuch des in Israel geborenen Gabriel Bornstein gerne begleitet. Wie schon in seinem gefeierten Debüt „Salami Aleikum“ verknüpft der aus dem Iran exilierte Regisseur Ali Samadi Ahadi Cartoon-Einlagen mit Slapsticks zu einer originellen Filmsprache, die mit orientalisch klingendem Pop abgerundet wird.

So., 31. Jul · 16:15-17:10 · arte
Willy Ronis – Pariser Fotograf und Humanist

Er war mitfühlender Berichterstatter des Alltags in Frankreich, ein großer Menschenfreund und Chronist seines Jahrhunderts: Mit Fotos von Streiks und Massenprotesten debütierte Ronis in den 30er Jahren und dokumenteierte damit die soziale Ungerechtigkeit und die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen seiner Zeit. Die pulsierende Metropole Paris mit Vororten wie Belleville-Ménilmontant wird in den unmittelbaren Nachkriegsjahren zu seinem Motiv; mit seinen Pariser Alltagsszenen erlangt er internationale Anerkennung. Ab 1947 verlagert er seinen Lebensmittelpunkt in die Provence, die er in seinen Fotos als ländliche Idylle vor dem Zeitalter des Massentourismus festhält. Ronis war ein Kind ukrainischer Juden, die vor den Verfolgungen im Osten geflohen waren. Schon sein Vater arbeitete als Fotograf. Willy half in seinem Atelier aus. Er politisierte sich früh, wurde für 25 Jahre Mitglied der Kommunistischen Partei. „Dieses politische Bewusstsein war immer da und hat mich nie verlassen, obwohl ich kein Aktivist bin beziehungsweise schon lange keiner mehr bin. Ich werde mit dem Herzen auf der linken Seite sterben, genau so, wie ich gelebt habe“, sagte er einmal. Mit unveröffentlichten Archivbildern erzählt die Dokumentation aus Ronis‘ Leben, der mit seinen Fotoreportagen immer am Puls der großen Veränderungen seiner Zeit war. Sie zeigt auch die die Kompromisslosigkeit, mit der sich Ronis selbst ins Abseits manövrierte; 1955 verließ er die Fotoagentur Rapho, weil seine Bilder nicht in seinem Sinne genutzt wurden. Die Aufträge wurden seltener, doch in den 70er kehrte er zu Rapho zurück. Nach dem Bau der Berliner Mauer reiste Ronis für eine Reportagetour in die DDR. Viele seiner Werke haben sich bis heute als Ikonen in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben.

So., 31. Jul · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Verzaubert und verdrängt – Die Karriere des Magiers Kalanag

Porträt des deutschen Zauberkünstlers Helmut Ewald Schreiber (1903-1963) alias „Kalanag“. Als Filmproduzent verantwortete Schreiber nationalsozialistische Propaganda- und Durchhaltefilme, so war er ab 1942 er Produktionschef und Mitglied der Geschäftsführung der Bavaria Film GmbH. Nach 1945 machte er international Karriere als Magier. Er war eine der schillerndsten Figuren der deutschen Film- und Unterhaltungsbranche. Ein Mensch, für den Täuschung, Tarnung und Trickserei stets Karriere- und Lebensprinzip war: der Zauberkünstler und Filmproduzent Helmut Wald Schreiber (1903-1963) alias „Kalanag“. Als „Hofmagier der Nazis“ tritt Schreiber mehrfach vor Hitler auf dem Obersalzberg auf und zaubert vor Goebbels‘ Tischgesellschaften. Gleichzeitig verantwortet er hauptberuflich nationalsozialistische Propaganda- und Durchhaltefilme, zunächst bei der Tobis, ab 1938 dann bei der Bavaria, wo er 1942 sogar zum Produktionschef und Mitglied der Geschäftsführung aufsteigt. Nach 1945 – als die Amerikaner ihm untersagen, weiter im Filmgeschäft zu arbeiten – macht er kurzerhand sein Hobby zum Beruf und startet unter dem Künstlernamen Kalanag eine internationale Karriere als weltweit größter Magier der Nachkriegszeit. In einer Zeit, in der noch nicht in jedem Wohnzimmer ein Fernseher steht, ist Schreiber ein Star. Mit seiner Gattin Gloria und einer Truppe von 70 Künstlern, Musikern und Tänzerinnen bereist er die Welt. In perfekt inszenierten Revuen mit exotischen Kulissen lässt er in aufwendigen Großillusionen Autos verschwinden, Mädchen dreiteilen und endlos Bier, Wein und Champagner aus gläsernen Karaffen fließen. Als Ende der 1950er-Jahre die Bundesregierung Konrad Adenauers die „Freies Fernsehen GmbH“ als regierungsnahes privatrechtliches Gegengewicht zur ARD gründet, wird Helmut Schreiber schließlich für den Posten des künftigen Unterhaltungsdirektors verpflichtet. Hätte das Bundesverfassungsgericht Adenauers Projekt nicht gestoppt, wäre es eine letzte erstaunliche Wendung im Leben des Helmut Schreiber gewesen. Die Dokumentation, in der Historiker und Weggefährt*innen Schreibers zu Wort kommen und bisher nie veröffentlichtes Archivmaterial zu sehen ist, schildert die Karriere eines Großmeisters der Illusion, der es verstand, stets zu den Gewinnern zu gehören. Der sich von der Weimarer Republik über den Nationalsozialismus bis in die junge Bundesrepublik hinein drei politischen und gesellschaftlichen Systemen nahtlos anpasste und sich immer wieder durchsetzen konnte.