Vom 1. bis 15. Juli 2022
Fr., 1. Jul · 13:50-15:25 · arte
Le train – Nur ein Hauch von Glück
1940 marschiert die deutsche Armee in Frankreich ein. Eilig wird ein kleines Städtchen in der Nähe der belgischen Grenze vor den anrückenden Besatzern evakuiert. Während der Zug auf seine Lok wartet, um die Bewohner nach La Rochelle zu bringen, herrscht Hektik am Gleis. Der Radiomechaniker Julien Maroyeur, der gemeinsam mit seiner hochschwangeren Frau und seiner Tochter reisen will, wird unvorhergesehen einem Güterwaggon zugeteilt, während Frau und Kind in einem komfortablen vorderen Abteil des Zugs reisen. Die Ernüchterung über die unfreiwillige Trennung von Frau und Kind wird vertrieben durch die Begegnung mit der schönen Deutschjüdin Anna. Sie ist auf der Flucht vor den Nazis, als Fremde und Ausgestoßene im eigenen Land. Zwischen Julien und Anna entwickelt sich eine vorsichtige, sinnliche Beziehung, vor dem Hintergrund fortwährender Ungewissheit über das eigene Schicksal. Als die Güterwaggons auf der Reise unbemerkt von den Personenabteilen getrennt werden, sind Julien und Anna plötzlich auf sich allein gestellt. Angekommen in La Rochelle erfährt Julien, dass sich seine hochschwangere Frau mittlerweile in einem Krankenhaus an der Loire befindet. Er macht sich auf den Weg und Anna kommt mit, obwohl sie vor der deutschen Besatzung nicht mehr sicher sein wird. Als Julien zu seiner Frau geht, wird Anna nicht auf ihn warten. Sie verabschiedet sich still, indem sie davonfährt. Es vergehen drei Jahre, bis sich die beiden in einem Verhörzimmer der Gestapo wiedersehen. Doch die Umstände der Begegnung sind verhängnisvoll.
Sa., 2. Jul · 19:20-20:00 · 3sat
Achtung Triggerwarnung!
Es ist paradox: Ringsum fällt die Welt in Stücke. Ein brutaler Krieg beherrscht die Medien. Gleichzeitig boomt im Kulturbereich eine neue Sensibilität: Triggerwarnungen, wo man hinsieht. Auf Buch-Covern, vor Filmen und Theateraufführungen wird vor rassistischen, gewaltsamen und traumatisierenden Inhalten gewarnt. Führt die neue Vorsicht zu einer sinnvollen Eindämmung diffamierender Inhalte oder zu einer Einschränkung der künstlerischen Freiheit? Der Trend, potenziell Anstößiges zu brandmarken, stammt aus den USA. Schon 2014 forderten dort Studierende ihre Lehrkräfte auf, Triggerwarnungen verpflichtend einzuführen, wenn Inhalte „den Ausbruch von Symptomen einer posttraumatischen Stressstörung auslösen können“. Ihr Wunsch wurde erhört. So wird jetzt in Seminaren vor der Lektüre der „Metamorphosen“ des römischen Dichters Ovid auf die sexuellen Inhalte verwiesen, ebenso auf das problematische Frauenbild in F. Scott Fitzgeralds „Der große Gatsby“ oder auf den rassistisch geprägten Alltag in „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“. Auch in Europa stellen Verlage zunehmend „Sensitivity Reader“ ein, die Manuskripte vor der Veröffentlichung auf diskriminierende und problematische Inhalte durchforsten. Selbst „Peter Pan“ und „Romeo und Julia“ bekommen Warnhinweise. Ist da eine Sitten- und Sprachpolizei am Werk? „Alles Anstößige soll gebrandmarkt und getilgt werden“, fürchtet der Leiter des Hamburger Literaturinstituts Rainer Moritz und sieht in Triggerwarnungen die „Totengräber der Kunstfreiheit“. Auch die Philosophin Svenja Flaßpöhler beklagt eine Überempfindlichkeit, welche die politische Debatte erschwere, da dadurch die Bereitschaft schwinde, Widersprüche und Ambivalenzen auszuhalten. Die Liedermacherin Sarah Lesch dagegen hat ihr neues Album gleich „Triggerwarnungen“ genannt. Sie verarbeitet darin verschiedenste Formen der Gewalt und möchte Menschen, die traumatische Erfahrungen erlebt haben, die Chance geben, selbst „zu entscheiden, ob sie in die Situation reingehen oder nicht“. Die Politologin und Autorin Emilia Roig meint darüber hinaus, es gehe nicht nur darum, die Reaktivierung persönlicher Traumata zu vermeiden, sondern um die Systematik an sich. Manche Inhalte hätten allein sprachlich zur Entmenschlichung beigetragen: „Das heißt, wenn das N-Wort überall genutzt wird oder bestimmte Darstellungen von Schwarzen Menschen immer wieder benutzt wurden, dann hat es eben zu der kollektiven Konstruktion von Schwarzen Menschen als unterlegen geführt.“ Der Film lässt zum „Welttag des Buches“ am 23. April Befürworterinnen und Befürworter sowie Kritikerinnen und Kritiker der neuen Sensibilität im Kunstbereich zu Wort kommen und zeigt, wie die Grenzen zwischen Zumutung und Aushaltbarkeit mit Verve neu definiert werden. Das verändert jetzt schon die Art und Weise, wie wir schreiben und lesen.
So., 3. Jul · 05:15-06:15 · arte
Lee Miller – Supermodel und Kriegsfotografin
Bekannt für ihr Selbstporträt in Hitlers Badewanne, war Lee Millers Leben so außergewöhnlich wie ihre Fotos. Als Model der „Vogue“ und Muse der Surrealisten verzauberte sie die Männer durch ihre Schönheit. In der Gesellschaft von Man Ray und Pablo Picasso konnte sie sich leicht behaupten. Miller entschied sich, ihr Leben nach ihren eigenen Regeln zu leben. Bald nahm sie die Kamera selbst in die Hand und war während des Zweiten Weltkriegs eine der wenigen Kriegsfotografinnen in Europa. Heute wird sie als eine der wichtigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts gefeiert. Von New York zog es sie nach Paris, von Ägypten nach England, von den Schlachtfeldern Europas in ein Landhaus in Sussex – Lee Miller war für rasche Entschlüsse und überraschende Kehrtwendungen in ihrem Leben bekannt. Über sich selbst schrieb sie einmal: „Aus irgendeinem Grund möchte ich immer lieber woandershin.“ Wenn es in der Geschichte des 20. Jahrhunderts sowohl um die Emanzipation der Frauen als auch um ihre fortgesetzte Ausbeutung ging, dann fassen nur wenige Leben diese Widersprüche besser zusammen als das von Lee Miller. Die Dokumentation erzählt die bewegte und bewegende Lebensgeschichte einer Pionierin und Ikone, die ihresgleichen sucht. Zusammen mit Millers Sohn Antony Penrose, der Modejournalistin Marion Hume, dem Model Karen Elson, der Kriegsfotografin Lynsey Addario und anderen erkundet die Filmemacherin Teresa Griffiths Lee Millers bahnbrechendes Werk, erforscht ihren radikalen Geist und feiert ihren Mut und ihre Bereitschaft, jedes Tabu zu brechen, sowohl als Künstlerin als auch als Frau.
So., 3. Jul · 10:30-11:50 · arte
Dani Karavan – Die Kunst der Erinnerung
Im fortgeschrittenen Alter, als er auf die 90 Jahre zuging, begab sich Dani Karavan auf eine emotionale und politische Abschiedsreise zu seinen Kunstwerken. Die Dokumentation begleitet ihn nach Deutschland, Frankreich, Spanien und Israel. Überall überprüft er den Zustand seiner Kunstwerke und äußert seine Besorgnis über ihre Instandhaltung. Eine der Stationen ist die französische Stadt Cergy-Pontoise, Heimat der „Axe Majeur“, eine der größten Umweltskulpturen der Welt. Die Arbeiten an diesem Bauwerk laufen seit 30 Jahren. Angesichts seines Alters ist Karavan fest entschlossen, das Bauwerk noch zu seinem Abschluss zu bringen. In seinen Werken geht es meistens um Erinnerung, um Erinnerung von Menschen, von Epochen, von Orten. Auf seiner letzten Reise beginnt ihn sein eigenes Gedächtnis zu verlassen. Bei seinem letzten Auftrag gerät er in einen politischen Konflikt, als er in Warschau ein Denkmal für die Polen errichten soll, die ihr Leben riskierten, um Juden während des 2.Weltkriegs zu retten. Das Denkmal konnte er nicht mehr errichten. Der Film zeigt einen rastlosen, energiegeladenen alten Mann, voller Witz und Leidenschaft, und einen der großen Künstler unserer Zeit.
Bild oben: © Rotem Azulay – Dani Karavans Kunst ist politisch: Er reagiert auf Dinge, die in der Welt passieren, auf politische Weise.
So., 3. Jul · 23:45-00:30 · NDR
EXODUS – Die unglaubliche Reise von 4500 Holocaust-Überlebenden
4.500 jüdische Holocaust-Überlebende hatten sich im Sommer 1947 mit einem Schiff aufgemacht, dass später als die „Exodus 1947“ berühmt werden sollte. Das Ziel der Verzweifelten: Palästina. Dort wollten sie in dem noch zu gründenden jüdischen Staat ein neues Leben anfangen. Doch noch hatten die Briten die Mandatsmacht in Palästina und versuchten, die jüdische Immigration zu begrenzen. Sie halten die „Exodus“ vor Haifa auf und bringen die Flüchtlinge auf Gefangenenschiffen und in vergitterten Zügen – ausgerechnet in das Lager vor Lübeck nach Deutschland. Das führt zu einem internationalen Skandal, der letztlich dazu beiträgt, dass die Stimmung in den Vereinten Nationen kippt, zugunsten der Gründung des Staates Israel. Andreas Schmidt hat mit Hilfe von Zeitzeugen in Israel, Großbritannien, den USA und Deutschland dieses Drama rekonstruiert und zu einer beeindruckenden Dokumentation verdichtet.
Mo., 4. Jul · 20:15-21:45 · arte
Der Garten der Finzi Contini
Der wohlhabende jüdische Literaturprofessor Finzi Contini lebt in der italienischen Stadt Ferrara mit seiner Familie auf einem großzügigen Anwesen. Da die jüdische Bevölkerung gegen Ende der 30er Jahre im Zuge von Mussolinis antisemitischer Politik zunehmend ausgegrenzt wird, öffnet er den üppigen Garten, um sich und seinen beiden Kindern die Freizeitgestaltung mit Freunden zu ermöglichen. Unter den jungen Leuten, die sich während des Sommers dort treffen, ist auch Giorgio, der schon seit seiner Kindheit in Micòl, die Tochter des Hauses, verliebt ist. Micòl scheint ebenfalls eine besondere Zuneigung zu Giorgio zu verspüren, der ihrem kranken Bruder Alberto verblüffend ähnelt. Dennoch begegnet sie Giorgio mit einem seltsamen Wechsel aus Nähe, Verbundenheit und Distanz. Nach einem Aufenthalt in Venedig erklärt Micòl Giorgio, dass sie ihn nicht mehr sehen wolle. Nach der Trennung reist Giorgio zu seinem Bruder, der in Frankreich studiert. Hier erfährt er zum ersten Mal von den Konzentrationslagern und der Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland. Bei seiner Rückkehr nach Ferrara sieht er Micòl mit Bruno, der kein Jude ist, im Garten der Finzi Contini. Zwar erklärt Bruno ihm, dass die Beziehung rein freundschaftlicher Natur sei, doch zugleich macht Micòl Giorgio klar, dass sie keine gemeinsame Zukunft mit ihm sieht. Mit dem Ausbruch des Krieges wird die Situation für Italiens Juden immer bedrohlicher. Im Jahr 1943 verhaftet man auch die Finzi Contini, um sie zu deportieren. In der Haft erfährt Micòl, dass wenigstens Giorgio die Flucht ins Ausland gelungen ist …
Mo., 4. Jul · 21:45-22:40 · arte
Auf der Suche nach den Gärten der Finzi-Contini
Die Dokumentation „Auf der Suche nach den Gärten der Finzi-Contini“ geht der Frage nach, inwiefern und mit welchen Folgen ein Kunstwerk unsere Sicht auf die Welt beeinflusst. Wie wird die von einem Schriftsteller, einer Regisseurin oder bildenden Künstlerin erschaffene Fiktion in der kollektiven Wahrnehmung zur vermeintlichen Wirklichkeit? Wo verläuft die Grenze zwischen imaginärer und realer Welt? Ausgehend von Giorgio Bassanis Meisterwerk erkundet die Dokumentation, wie der Roman das Bild von Ferrara, von einem dunklen Kapitel der Geschichte und vom Leben einer jüdischen Familie im faschistischen Italien geprägt hat. Beleuchtet werden der historische Kontext, die Macht der Bilder und der Worte, die faszinierenden Figuren des Romans, die Verfilmung des Stoffs durch Vittorio De Sica und die Bedeutung eines unvergessenen Werks. Eine Mise en abyme mit zahlreichen Darstellerinnen und Darstellern, Statistinnen und Statisten, Interviews, Auszügen aus dem Spielfilm und Archivmaterial. Ein Streifzug auf den Spuren der Zeit und den Wegen eines Gartens, den es gar nicht gibt. De Sicas Film wurde unerwartet mit einem Oscar ausgezeichnet, und Giorgio Bassanis scharfe Kritik an der Adaption verstärkte das Interesse des Publikums an der ohnehin schon sehr beliebten Geschichte nur. Die Hauptfigur Micòl wurde berühmt und auch heute noch ist der Roman in Italien Schulstoff und Grundlage lebhafter Unterrichtsdebatten – auch über die Rolle der Kunst als Zufluchtsort.
Mo., 4. Jul · 20:15-21:00 · PHOENIX
ZDF-History: Das dunkle Erbe – Nazis im deutschen Fußball
Kaum ein Sportereignis hat die Deutschen so bewegt wie das „Wunder von Bern“, der WM-Titel 1954. Doch auf dem Erfolg lastet ein dunkles Erbe: der Schatten der NS-Zeit. Eine „Stunde null“ hat es nach 1945 im deutschen Fußball nie gegeben. Beim Deutschen Fußballbund und seinen Vereinen wirkten auch Jahre nach dem Krieg noch immer ehemalige Nazi-Sportfunktionäre, frühere SS-Leute und NSDAP-Parteikader, oft in führenden Positionen. Wie Peco Bauwens, der erste Nachkriegspräsident des DFB. Auf der Siegesfeier nach dem WM-Triumph 1954 führt er den Titel in nationalistischem Überschwang auf die Wahrung des „Führerprinzips“ zurück. An seiner Seite hat er noch immer DFB-Funktionäre mit NSDAP-Vergangenheit, er fördert ihre Karrieren und hält auch nach 1945 alte Beziehungen aufrecht. ZDF-Recherchen decken jetzt auf, wie Bauwens auch persönlich in verbrecherische Abgründe des NS-Regimes geriet. Als Mitinhaber eines Baugeschäfts in Köln profitierte er von der Ausbeutung von KZ-Häftlingen, die unterirdische Anlagen für die deutsche Rüstungswirtschaft errichten mussten. Andere Fußballidole bereicherten sich an jüdischem Eigentum, wie Fritz Szepan von Schalke 04 oder Rudolf Gramlich von Eintracht Frankfurt. Beide konnten ihre Karrieren nach dem Krieg nahtlos fortsetzen, wirkten als hochgeachtete Vereinsfunktionäre. Dabei war damals bekannt, dass Gramlich im Krieg einer SS-Einheit angehörte, die in Kriegsverbrechen verstrickt war. Das Hamburger Fußball-Idol „Tull“ Harder verdingte sich sogar als Wachmann im KZ Neuengamme und leitete später ein „Außenlager“ in Hannover-Ahlem. Neue Erkenntnisse zeigen, dass auch beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München braune Flecken auf der scheinbar weißen Weste zu finden sind. Selbstdarstellungen des Vereins, die von einem „Judenklub“ sprechen, der von den Nazis geschmäht und angeblich verfolgt wurde, entpuppen sich als Legende. Der Aufstieg des Klubs in den 1960er-Jahren ist auch Männern mit NS-Vergangenheit zu verdanken. „ZDF-History“ dokumentiert die personelle und politische Kontinuität im deutschen Fußball, in Vereinen und beim Verband. Auf der Grundlage von unveröffentlichten Dokumenten, Zeitzeugenaussagen und Analysen wird das dunkelste Kapitel in der Nachkriegsgeschichte des deutschen Fußballs neu aufgearbeitet.
Mo., 4. Jul · 21:00-21:45 · PHOENIX
Geheimmission Tel Aviv – Wie Fußball die Geschichte veränderte
Ausgerechnet während einer Serie von antisemitischen Terroranschlägen wollen die Bundesliga-Profis von Borussia Mönchengladbach im Februar 1970 zu einem Freundschaftsspiel gegen die israelische Nationalelf nach Tel Aviv fliegen – auf Initiative der Trainer Hennes Weisweiler und Eddy Schaffer. Der Film erinnert an das hoffnungsvolle Fußballspiel, bei dem die Männerfreundschaft der beiden Trainer einen einzigartigen Akt der Völkerverständigung ermöglichte. Die Zuschauer in Tel Aviv jubelten trotz fulminanter Niederlage der Israelis Vivat Germania!: Hoch lebe Deutschland! – der Start für einen Stimmungswechsel auf diplomatischer Ebene. Private Super-8-Aufnahmen, das einzig existente Video-Dokument, zeigen diese unglaubliche Reise. Interviews etwa mit Günter Netzer, Hans-Jochen Vogel und Charlotte Knobloch lassen bundesdeutsche Geschichte und die Nachkriegs-Beziehungen zu Israel lebendig werden.
Di., 5. Jul · 05:00-06:10 · arte
Bedřich Smetana: Mein Vaterland
Bedrich Smetanas Zyklus „Má vlast“ („Mein Vaterland“) ist eines der Nationaldenkmäler der tschechischen Musik. Es entstand zwischen 1874 und 1879. Tschechien war damals noch Teil des österreichisch-ungarischen Kaiserreiches. Wie viele andere Künstler arbeitete auch Smetana mit am Aufbau einer eigenständigen Kultur seines Volkes im habsburgischen Vielvölkerstaat. Mit „Má vlast“ hat Smetana den Grundstein zu einer eigenständigen tschechischen Musik gesetzt. „Mein Vaterland“ ist ein musikalischer Streifzug durch die Sagenwelt der Amazonenkönigin Sarka, durch die Geschichte und die Landschaft des Böhmischen Beckens im Herzen Europas bis hin zur alten Prager Burg von Vysehrad. Der bekannteste Satz, „Vltava“ („Die Moldau“), beschreibt Tchechiens längsten Fluss: wie das Gewässer seinen zwei Quellen entspringt, sich zu einem Fluss entwickelt, an Jagd- und Festszenen vorbeizieht, sich in gefährliche Stromschnellen verwandelt, an der Burg von Vysehrad vorbeifließt und letztlich in der Elbe aufgeht. „Má vlast“ hat nicht nur zur Entstehungszeit, sondern bis heute einen nachhaltigen Einfluss auf die Ausbildung einer tschechischen Identität und mit genau diesem Werk wird alljährlich der musikalische „Prager Frühling“ eröffnet, und zwar immer am 12. Mai, dem Todestag des Komponisten. Es spielt das West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Thomas Guggeis. ARTE zeigt die Höhepunkte des Konzertes.
Di., 5. Jul · 13:50-15:45 · arte
Lili Marleen
Zürich, 1938: Die Liebe zwischen der deutschen Barsängerin Willie Bunterberg und Robert Mendelsohn, dem Sohn reicher jüdischer Eltern, steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Die Verfolgung der Jüdinnen und Juden in Deutschland nimmt immer schrecklichere Ausmaße an und es herrscht überall Kriegsstimmung. Auch Roberts Vater ist gegen die Beziehung der beiden und sorgt dafür, dass Willie in ihre Heimat abgeschoben wird. In Deutschland wird ihr Lied „Lili Marleen“ im Radio gesendet und avanciert sofort zum Hit. Willie wird über Nacht zum Star. Während man sie zunehmend in die Propaganda-Aktionen der Nazis einspannt, wird Robert von der Gestapo verhaftet. Mit geheimen Unterlagen über Vernichtungslager, die Willie aus Polen herausschmuggelt, versucht sie nun, Roberts Leben zu retten.
Di., 5. Jul · 15:45-17:20 · arte
Diplomatie
Paris, in der Nacht vom 24. auf den 25. August 1944: Die Alliierten stehen vor den Toren der Stadt. Kurz vor Tagesanbruch bereitet sich Stadtkommandant General von Choltitz in seinem Hauptquartier im Hotel Meurice darauf vor, Hitlers Befehl auszuführen und Paris dem Erdboden gleichzumachen. Alles ist bereits vorbereitet: Der Louvre, die Oper, Notre-Dame, der Eiffelturm und die Brücken über die Seine sind vermint. Doch plötzlich steht der schwedische Konsul Raoul Nordling vor Choltitz‘ Schreibtisch – er ist durch eine Geheimtür eingetreten. Nordling versucht den pflichtbewussten Choltitz, der noch nie einen Befehl verweigert hat, in seinem Vorhaben umzustimmen. Ein verbaler Schlagabtausch zwischen den beiden beginnt, in dem Nordling an die Vernunft und Moral des Generals appelliert. Nordling erinnert Choltitz an die Millionen von Menschenleben, die einer Bombardierung zum Opfer fallen würden. Choltitz ist sich der militärischen Sinnlosigkeit des Auftrags bewusst, jedoch ist er davon überzeugt, dass eine Verweigerung des Befehls zu einer unverzüglichen Verschleppung seiner Familie führen würde. So verspricht Nordling ihm, dass er sich um eine sichere Ausreise der Familie kümmern wird. Wird sich Choltitz umstimmen lassen? „Diplomatie” ist eine Adaption des gleichnamigen Bühnenstücks von Cyril Gély, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat. Wenngleich es Kontakte zwischen den historischen Personen gegeben hat – die Auseinandersetzung von Choltitz und Nordling, so wie sie der Film erzählt, ist Fiktion.
Mi., 6. Jul · 00:45-02:20 · arte
Der Stahlbaron – Hermann Röchling und die Völklinger Hütte
Bereits im Ersten Weltkrieg setzte der saarländische Industrielle Hermann Röchling voll auf Rüstungsproduktion und scheute weder die Plünderung französischer Industrieanlagen noch den Einsatz von Zwangsarbeitern. Die Erzfelder des seit 1871 vom Deutschen Reich annektierten Lothringen nutze er wie einen Selbstbedienungsladen. Als das Saargebiet nach dem Ersten Weltkrieg mit einem Mandat des Völkerbundes unter französische Verwaltung kam, wurde Röchling in Frankreich zwar angeklagt, konnte sich dem Prozess und der gegen ihn verhängten Strafe jedoch entziehen. In der Zwischenkriegszeit baute er seinen politischen Einfluss aus und wurde wichtigster Kopf der Deutschen Front (DF), die 1935 den Anschluss des Saargebiets an Hitlerdeutschland als Sieg verbuchen konnte. Wieder konnte Röchling mit Rüstungsgütern sein Unternehmen nach vorne bringen, und wieder erlaubte ihm der Krieg den Einsatz von Zwangsarbeitern. Göring ernannte Röchling zum Reichsbeauftragten für Eisen und Stahl. Röchling gehörte bis Kriegsende der Spitze der NS-Elite an. 1948 wurde Röchling von der französischen Besatzungsmacht im badischen Rastatt vor Gericht gestellt. Der Dokumentarfilm nimmt den Prozess als Ausgangspunkt, um die Verflechtung von Wirtschaft und Politik vor dem Spiegel der beiden Weltkriege zu erhellen.
Do., 7. Jul · 23:15-00:05 · SWR
Mein Körper, mein Kunstwerk
Marina Abramovic, Sigalit Landau, Katharina Sieverding und Shirin Neshat machen Kunst mit dem eigenen Körper. Im Fokus stehen dabei Erfahrungen mit Krieg, Unterdrückung und Nationalismus in ihren Heimatländern – eine Form der Verarbeitung eigener biografischer Verwundungen. Mit ihrer Körperkunst werfen die Frauen grundsätzliche Fragen über Politik und Gesellschaft auf und ermöglichen so neue Perspektiven auf unsere gesellschaftliche Wirklichkeit. „Mein Körper, mein Kunstwerk“ ist eine Dokumentation über vier Frauen, die sich von den Zwängen ihrer Geschichte befreien und auf diesem Weg bedeutende Kunstwerke schaffen. Die Dokumentation „Mein Körper, mein Kunstwerk“ von Evelyn Schels begegnet vier Künstlerinnen, die auf radikale Weise mit ihrem Körper arbeiten und ihn zum Werkzeug ihrer Kunst machen. Marina Abramovic, in Serbien geboren, ist eine der bedeutendsten Performance-Künstlerinnen unserer Zeit. Die Tochter jugoslawischer Partisanen erlebte durch ihre Eltern und den Jugoslawienkrieg Gewalt, Schmerz und Trauer – Gefühle, die sie in ihrer Körperkunst eindringlich verarbeitet. Heute lebt Abramovic in New York, ebenso wie die Foto- und Videokünstlerin Shirin Neshat. Die gebürtige Iranerin verließ ihre Heimat als junges Mädchen nach der Machtübernahme Khomeinis. In ihrer Kunst befasst sie sich mit den Widersprüchen der islamischen Gesellschaft im Iran. Während die deutsche Fotokünstlerin Katharina Sieverding die faschistischen Strukturen in Deutschland von der Nazizeit bis hin zu Pegida aufspürt, versucht die israelische Videokünstlerin und Bildhauerin Sigalit Landau die Wunden des Kriegsalltags im Nahost-Konflikt zu heilen. Sie alle verarbeiten ihre biografischen Verletzungen und reflektieren dabei Revolution, Krieg, Flucht, Vertreibung sowie politische Ohnmacht. Die Dokumentation „Mein Körper, mein Kunstwerk“ von Evelyn Schels zeigt vier unterschiedliche politische Biografien, die eines verbindet: universelle Themen, die mittels weiblicher Körperkunst ausgedrückt werden. Verletzlich, radikal, provokativ.
Sa., 9. Jul · 14:15-15:00 · PHOENIX
Gesichter des Nahen Osten – Israel, Der Norden
Der Norden Israels erstreckt sich von Tel Aviv, entlang der Mittelmeerküste, bis zur libanesischen Grenze – und im Landesinneren über den See Genezareth bis in die Golanhöhen. Ein Streifzug durch bizarre Höhlenlabyrinthe und eine fruchtbare Kulturlandschaft überrascht mit spektakulären Wildtieren, unbekannten historischen Orten und Forschern, die sich mit Leidenschaft für den Erhalt der letzten Wildnisgebiete einsetzen. Metropolen wie Tel Aviv spiegeln die kulturellen Einflüsse auf ein Land wider, in das von der Staatsgründung 1948 bis heute Juden aus allen Teilen der Welt einwandern. Die ersten sind am großen Mittelmeerhafen in Haifa angekommen. In den vergangenen 70 Jahren hat sich die Hafenstadt zur Hightech-Metropole entwickelt. Der See Genezareth, von dessen Wundern die Bibel erzählt, ist heute der größte Trinkwasserspeicher des Nahen Ostens. Intensive Landwirtschaft auf fruchtbaren Böden macht die Gegend zum Brotkorb Israels. Doch wie in biblischen Zeiten bedrohen Insektenplagen die Ernte. Eine Herausforderung für Wissenschaftler, die auf innovative Weise gegen Schädlinge vorgehen. Druck auf die Landwirtschaft üben zudem Zehntausende Zugvögel wie Kraniche, Störche und Pelikane aus, die die Getreidefelder für einen Zwischenstopp ansteuern. Um natürliche Lebensräume zu erhalten, agieren Biologen als Vermittler zwischen Landwirten, Wildtieren und Tierfreunden. So haben Wölfe in den Golanhöhen eine Heimat gefunden, Klippschliefer erobern die Festungen von Kreuzrittern, Goldschakale bevölkern die Parks der Städte, und große Haiarten wandern ins Mittelmeer ein.
Sa., 9. Jul · 15:00-15:45 · PHOENIX
Gesichter des Nahen Osten – Israel, Der Süden
Der Süden Israels umfasst das Gebiet zwischen Jerusalem und Eilat am Roten Meer. David Ben-Gurion folgte als erster Ministerpräsident des jungen Landes der Vision, die Region, die größtenteils aus Wüste besteht, zum Blühen zu bringen. Heute sind israelische Obst- und Gemüsefarmer dank innovativer Technologien in der Lage, Überschüsse zu produzieren. Millionen Zugvögel folgen der Route durch die Wüste. In unberührten Gegenden sind Wölfe, Hyänen und Sandfüchse unterwegs. Und am Roten Meer kämpfen Umweltaktivisten für den Erhalt eines der längsten intakten Korallenriffe der Welt. Der Süden Israels erstreckt sich von Jerusalem über das Tote Meer und die Negev-Wüste bis nach Eilat am Roten Meer. Als David Ben-Gurion 1948 erster Ministerpräsident des jungen Landes wurde, hatte er die Vision, die Wüste zum Blühen zu bringen. Sonnenkollektoren und Solarkraft waren der Anfang. Ein Streifzug durch vielfältige, bizarre Landschaften überrascht mit unbekannten Orten und Pionieren wie Landwirten und Wissenschaftlern, die sich für das Leben in der Wüste entschieden haben. Sie verwandeln den trockenen Süden Israels in eine High-Tech-Region. Die Folge: Heute sind israelische Farmer in der Lage, nicht nur ihr eigenes Land mit Gemüse und Früchten zu versorgen, sondern sogar Überschuss zu produzieren, den sie nach Europa exportieren. Die Geschichte zeigt aber auch, dass die Wüstenbewohner schon vor mehr als 5000 Jahren innovativ waren: Im Timna Park, einer der spektakulärsten Wüstenlandschaften der Erde, wurde mit den ersten Kupferminen der Welt das Metallzeitalter eingeläutet. Die Wüste ist ein kreativer, lebenswerter Ort und bietet trotz intensiver Nutzung immer noch viel Platz für Wildnis und seltene Tiere. In unberührten Gegenden sind Wölfe, Hyänen und Sandfüchse unterwegs – und bedrohte Tierarten wie die Oryx-Antilope werden wieder angesiedelt. Geologisch gibt der ostafrikanische Grabenbruch, der sich über das Tote Meer durch eine Kraterlandschaft bis ans Rote Meer zieht, die Route vor, auf der jedes Jahr Millionen Zugvögel von Afrika nach Europa und zurück fliegen. Und am Roten Meer kämpfen Forscher für den Erhalt eines der längsten, intakten Korallenriffe der Erde.
Sa., 9. Jul · 15:45-16:30 · PHOENIX
Gesichter des Nahen Osten: Das American Colony Hotel in Jerusalem
Das American Colony Hotel in Jerusalem ist eine Insel der Ruhe in einer unruhigen Stadt. Es hat alle schweren Krisen der Stadt überlebt. Hier gehen Menschen aufeinander zu, die anderswo nicht miteinander reden. Es ist ein Ort, an dem sich seit über hundert Jahren die zahlreichen Konfliktparteien die Hand reichen, zusammen essen oder trinken. Die Gründer beharrten auf Neutralität und Toleranz Dahinter steht die faszinierende Geschichte von Anna und Horatio Spafford, die nach mehreren tragischen Ereignissen mit einer Gemeinschaft strenggläubiger Christen aus Amerika ins Heilige Land zogen. Mit Fleiss und Geschick, ihrem Beharren auf Neutralität und Toleranz auch in politisch schwierigen Zeiten schufen sie ein Hotel in besonderer Lage, dessen Atmosphäre bis heute illustre Gäste aus Politik, Diplomatie, Literatur, Kunst und Schauspiel anzieht.
Sa., 9. Jul · 16:30-17:15 · PHOENIX
Gesichter des Nahen Osten – Israel hip und heilig
Tel Aviv: die Stadt, die niemals schläft, das New York des nahen Ostens – unbändige Lebensfreude, offen, tolerant und verdammt laut. Auch nicht wirklich leise geht es in Jerusalem zu drei Weltreligionen auf engstem Raum, hier wird Gott überall und immer gefeiert. Ein bisschen Ruhe gibts am Toten Meer, wie lange noch steht in den Sternen, das einzigartige Naturwunder verschwindet jedes Jahr ein bisschen mehr. Kulinarisch ist Israel ein absolutes Highlight. Die israelische Küche ist so vielfältig wie die Israelis selbst. Filmautorin Natascha Rhein und Kameramann Steffen Heyermann erleben Israel in sieben Tagen auf eigene Faust eine Reise zum Miterleben und Nachreisen.
Sa., 9. Jul · 23:15-00:45 · WDR
Landauer – Der Präsident
Kurt Landauer: eine lebende Legende, eine Respektperson. Spätestens mit der gewonnenen Meisterschaft 1932 hat der Präsident des erfolgreichen Fußballklubs Bayern München seinen Status als einer der wichtigsten Söhne seiner Stadt sicher. Doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verliert der Jude Landauer seinen Posten. Er wird 1938 in Dachau interniert. Zwei Monate später wird er entlassen und flieht in die Schweiz. Nach dem Krieg kehrt er nach München zurück und wählt den Wiederaufbau, obwohl er seiner Heimatstadt, Deutschland und dem FC Bayern den Rücken kehren und wie so viele in die USA auswandern könnte. Dabei muss er sich als Nazi-Opfer mit den Deutschen, den Bayern und seinen ehemaligen Freunden, ihrer Kriegsvergangenheit und ihren Ressentiments gegen Juden auseinandersetzen. Landauers Biografie ist außergewöhnlich, und doch hat bisher noch niemand sein Leben erzählt. Der Fokus des Films von Regisseur Hans Steinbichler und Produzent Michael Souvignier nach einem Buch von Dirk Kämper liegt auf einem Abschnitt der deutschen Geschichte, die ebenso wie Landauer bisher wenig Aufmerksamkeit erfahren hat. Im Gegensatz zum „Dritten Reich“, dem Zweiten Weltkrieg und den wundersamen Wachstumsjahren blieb die Zeit, die unmittelbar auf den Krieg folgte, ein kaum bearbeitetes Thema des deutschen Films. Genau in dieses zerbombte und desillusionierte Deutschland kehrt Landauer zurück.
Sa., 9. Jul · 23:30-01:10 · RBB
Moffie
Südafrika 1981, zur Zeit der Apartheid: Wie alle weißen jungen Männer muss auch Nicholas Van der Swart einen zweijährigen Militärdienst leisten, um das Regime vor der Bedrohung durch den Kommunismus und die „Schwarze Gefahr“ zu verteidigen. Dass Nicholas schwul ist, darf niemand wissen, denn wer in der Truppe als „Moffie“ erkannt ist, wird brutal schikaniert und gequält. Doch dann verliebt sich Nicholas in seinen Kameraden Dylan. Mit epischer Bildsprache und getragen von einem herausragendem Ensemble zeigt Oliver Hermanus’ authentisches Soldatendrama, wie das Apartheid-Regime neben all seinen rassistischen Gräueltaten auch unzählige weiße junge Männer körperlich und physisch zugrunde gerichtet hat – durch das staatliche Ziel, Homosexuelle und alle anderen „Abweichler“ aus der Gesellschaft zu beseitigen. „Moffie“ wirft damit ein Schlaglicht auf einen zentralen Aspekt afrikanischer Queer-Geschichte – und ist sowohl ein mitreißendes Survivaldrama als auch ein berührender schwuler Erweckungsfilm.
So., 10. Jul · 09:25-09:55 · arte
Nach einer wahren Geschichte – Nazijäger Fritz Bauer
In einem Nachkriegsdeutschland, das die Gräuel des Nationalsozialismus am liebsten aus seinem kollektiven Gedächtnis löschen wollte, setzte ein junger hessischer Staatsanwalt alles daran, die Schuldigen zu finden und zu verurteilen. Er war entschlossen, in seinem Land eine neue, demokratische Justiz aufzubauen. Fritz Bauer wurde 1956 an die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main berufen und begann sogleich mit den Ermittlungen gegen den Auschwitz-Arzt Josef Mengele sowie gegen Adolf Eichmann, den Kopf hinter der sogenannten „Endlösung“. Infolge der Nachforschungen von Fritz Bauer konnte Adolf Eichmann in Argentinien aufgespürt werden. Er wurde anschließend vom israelischen Geheimdienst verhaftet und verurteilt. Eine echte Konfrontation des deutschen Volkes mit seiner Vergangenheit gelang Fritz Bauer durch einen historischen Prozess. Schon seit den frühen 50er Jahren ermittelte er gegen ehemalige SS-Mitglieder, die an den Verbrechen in Auschwitz beteiligt gewesen waren. Nach jahrelangen hartnäckigen Recherchen und Zeugenbefragungen wurden 1963 endlich die Auschwitz-Prozesse eröffnet, die einen Wendepunkt in der Verurteilung der nationalsozialistischen Verbrechen darstellen sollten.
Di., 12. Jul · 23:30-01:00 · SWR
Nazijäger – Reise in die Finsternis
1945 und 1946 fahren die Männer der britischen „War Crimes Investigation Unit“ auf der Jagd nach Naziverbrechern durch Norddeutschland. Einer von ihnen ist Captain Anton Walter Freud. Im Team lernt er Hanns Alexander kennen. Der Sohn eines Berliner Arztes ist wie er vor den Nazis nach England geflohen. Sie spüren Mörder auf, die auf den Fahndungslisten der Alliierten stehen: Killer in Nadelstreifen, brutale SS-Schergen und erbarmungslose Ärzte, die medizinische Experimente selbst an Kindern durchführten. – Wesentliche Grundlagen des Doku-Dramas sind die Protokolle der Verhöre, die Freud und Alexander damals durchgeführt haben.
Mi., 13. Jul · 20:15-21:45 · PHOENIX
Die Ungewollten – Die Irrfahrt der St. Louis
Ein altes Grammofon, Briefe und ein Tagebuch. Auf dem Dachboden einer Hamburger Villa lag jahrelang unentdeckt eine alte Seekiste, der Nachlass von Gustav Schröder. Er war Kapitän auf dem Transatlantik-Passagierschiff der HAPAG, der „St. Louis“. Sein Name erinnert in der Internationalen Holocaust Gedächtnisstätte Yad Vashem in Jerusalem an die dramatischen Ereignisse an Bord der „St. Louis“. Voller Zuversicht verlassen 937 jüdische Flüchtlinge 1939 den Hamburger Hafen. Nazi-Deutschland hinter sich, die Freiheit vor sich. Ein Visum für Kuba verspricht ein Leben ohne Angst. Doch Havanna verweigert die Einreise. Kapitän Schröder nimmt Kurs auf die USA. Auch Washington lässt die „St. Louis“ nicht in einen sicheren Hafen. Als auch noch Kanada die Aufnahme verweigert, gerät die Fahrt in die Freiheit zur Odyssee auf dem Atlantik. An Bord machen die Worte Selbstmord und Meuterei die Runde. Knapp einen Monat nach dem Verlassen des Hamburger Hafens läuft die „St. Louis“ in Antwerpen (Belgien) ein. Fast ein Drittel der Passagiere werden in den folgenden Jahren von den Nazis ermordet. Ein Dokudrama in Spielfilmqualität Die größte Krise mit Geflüchteten in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg und aufkeimender Antisemitismus lassen die Ereignisse an Bord der „St. Louis“ erschreckend aktuell erscheinen. 2019 erinnerte die „Washington Post“ an die Ereignisse aus dem Jahr 1939, Kanadas Premierminister Justin Trudeau entschuldigte sich bei den Familien der jüdischen Geflüchteten, die einst von Kanada abgewiesen wurden. Der NDR entwickelte mit dem SWR, rbb und HR ein Dokudrama in Spielfilmqualität. Das Drehbuch basiert auf Tagebucheintragungen Gustav Schröders, die dem Film im Zusammenspiel mit beeindruckendem Archivmaterial und den Hauptdarstellern Ulrich Noethen und Britta Hammelstein eine sehr emotionale Ebene verleihen.