Die neuen Fernsehtipps

0
186

Vom 16. bis 30. Juni 2022

Do., 16. Jun · 00:20-02:00 · BR
Vor der Morgenröte

„Vor der Morgenröte“ erzählt aus dem Leben des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig im Exil. Auf dem Höhepunkt seines weltweiten Ruhms wird er von den Nazis in die Emigration getrieben und verzweifelt angesichts des Wissens um den Untergang Europas, den er schon früh voraussieht. Der seit Jahren im Exil lebende, weltweit bekannte Schriftsteller Stefan Zweig (Josef Hader) ist im Jahr 1936 Teilnehmer des 14. Kongresses der Autorenvereinigung PEN in Buenos Aires. Man erwartet von ihm ein eindeutiges Statement gegen den europäischen Faschismus und gegen die Rassenpolitik der Nationalsozialisten in Deutschland. In Gesprächen scheut Zweig das klare Urteil und ringt mit sich um die „richtige Haltung“. Er besucht mit seiner Frau Lotte (Aenne Schwarz) seine erste Frau Friederike (Barbara Sukowa) in New York. In ihrer Wohnung treffen sie auf Bekannte, Freunde und Verwandte. Er sieht sich von den Vielen, die ihn um Hilfe vor Verfolgung bitten, überfordert – und zugleich erdrückt ihn die Verantwortung, nur einigen Wenigen helfen zu können. Schon lange hat er nicht mehr unbeschwert schreiben können, und längst hat sich eine bleierne Traurigkeit in seiner Seele ausgebreitet, die immer deutlicher Oberhand über ihn gewinnt.

Do., 16. Jun · 02:00-02:45 · ZDF
Lüge und Wahrheit – Die Macht der Information: Verschwörungstheorien

Ob das Kennedy-Attentat, 9/11 oder das Coronavirus – Verschwörungstheorien haben Konjunktur, auch dank des Internets. Doch sie sind kein Phänomen der Moderne. Seit Jahrhunderten lassen sich Menschen von Verschwörungstheorien verführen. Dabei versucht jede, Lügen aufzudecken und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Werden sie jedoch missbraucht, können sie zu Ausgrenzung und Gewalt führen. Lange Zeit dienen Verschwörungstheorien dem Machterhalt der Herrschenden und der Unterdrückung von Minderheiten. Im England des Mittelalters beschuldigt ein Mönch die jüdische Bevölkerung, einen christlichen Jungen ermordet zu haben. Aus der lokalen Legende erwächst ein antisemitisches Narrativ, das sich in ganz Europa verbreitet und zu Verfolgung und Pogromen führt. Mit der Aufklärung verliert die Religion als Erklärungsinstanz an Bedeutung. An ihre Stelle treten Logik und Vernunft. Doch auch damit lässt sich der Verschwörungsglaube nicht aufhalten — ganz im Gegenteil: Erstmals treten globale Super-Verschwörungsmythen in Erscheinung. Einfache Erzählungen, die scheinbar allumfassende Erklärungen für komplexe Fragen des Weltgeschehens liefern. So soll nicht nur der berühmte Musiker Wolfgang Amadeus Mozart von den Freimaurern ermordet worden sein, sondern auch die Französische Revolution auf den konspirativen Machenschaften des Geheimbundes fußen. Verschwörungstheorien spiegeln die Angst der Mächtigen vor gesellschaftlichem Fortschritt wider. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts versetzt die Russische Revolution die Welt in Aufruhr. Schnell machen Gerüchte die Runde, dass die Revolutionäre in Wahrheit einer jüdisch-kommunistischen Weltverschwörung angehören. In Deutschland nutzen die Nazis die Legende, um Angst und Hass gegen die jüdische Gemeinschaft zu schüren. Mitte des 20. Jahrhunderts jedoch erleben Verschwörungstheorien einen Wandel: Jetzt dienen sie nicht mehr dem Erhalt bestehender Machtstrukturen, sondern greifen diese an. So kursieren bereits wenige Tage nach der Ermordung John F. Kennedys Theorien über eine angebliche Beteiligung der amerikanischen Regierung am Attentat. Verschwörungstheorien sind somit auch Ausdruck eines allgemeinen Misstrauens gegenüber der Politik. In der Gegenwart erlebt dieses Misstrauen durch das Aufkommen sozialer Netzwerke einen regelrechten Boom. Verschwörungsgläubige treffen und organisieren sich im Internet – und etablieren Gegenöffentlichkeiten, deren radikalisierte Mitglieder auch nicht vor Gewalt zurückschrecken.

Sa., 18. Jun · 00:45-01:30 · ZDF
ZDF-History: Hitlers Krieg im Westen – Apokalypse 1940

1940 befahl Hitler den Angriff auf die westlichen Nachbarländer Deutschlands. Der „Blitzkrieg“ der Wehrmacht schockierte die Welt, Millionen Zivilisten flohen vor den Deutschen. Die Offensive vor allem gegen Frankreich endete nach sechs Wochen mit dem Sieg der Deutschen. Im Juni 1940 kapitulierte Frankreich, Hitler feierte den Triumph. Doch die Westmächte hatten einen Teil ihrer Truppen über den Kanal evakuiert und setzten den Krieg fort. Die Niederlande, Belgien und Luxemburg erlitten im Frühjahr 1940 alle Schrecken des modernen Krieges, doch der Hauptstoß zielte auf Frankreich. Die Großmächte Frankreich und Großbritannien hatten dem Deutschen Reich schon im September 1939 den Krieg erklärt. Als Verbündete Polens reagierten sie so auf den Überfall Deutschlands auf seinen östlichen Nachbarn. Im Westen folgte im Winter 1939/40 ein „Sitzkrieg“ – ohne große militärische Aktionen. Hinter den Bunkern und Festungsanlagen der Maginot-Linie verschanzten sich die französischen Truppen, unterstützt von einem britischen Expeditionsheer. Doch dann folgte am 10. Mai 1940 der Schock: Ein deutscher Großangriff in den Ardennen und durch Belgien und die Niederlande umging zunächst die Maginot-Linie – Vorstöße schneller Panzerverbände brachten die Verteidiger schnell in Bedrängnis, der deutsche Vormarsch verlief äußerst erfolgreich. Doch bei Dünkirchen sammelte sich ein Teil der geschlagenen britischen und französischen Truppen – die Deutschen konnten nicht verhindern, dass diese Einheiten über den Kanal nach England evakuiert wurden. Dennoch endete der „Blitzkrieg“ mit einer schmachvollen Niederlage Frankreichs im Juni 1940. Im Spätsommer begann dann die „Luftschlacht um England“ – schwere Bombenangriffe auf britische Städte sollten den Gegner zermürben und an den Verhandlungstisch zwingen. Doch dieser Plan ging nicht auf. Der Film zeigt diese frühen Kapitel des Zweiten Weltkrieges in eindringlichen Farbbildern. Die kolorierten Aufnahmen machen deutlich, wie massiv auch unsere westlichen Nachbarn in dieser Phase des Krieges litten. Heute wird oft vergessen, wie gewaltsam diese Schlachten im Westen waren und welches Leid sie über die Bevölkerung brachten: gewaltige Flüchtlingstrecks auf den Straßen Frankreichs, Tod und Zerstörung bei Bombenangriffen. Bilder der Trümmerstädte Nordfrankreichs und Großbritanniens zeigten schon 1940, was dieser Krieg noch bringen sollte.

Sa., 18. Jun · 22:00-23:30 · RBB
Der Tel-Aviv-Krimi: Tod in Berlin

Sara Stein ist Kriminalkommissarin in Berlin und Jüdin. Eigentlich spielt Religion keine Rolle für sie, doch dann muss sie den Mord an Tamar, einer israelischen DJ, aufklären. Unter dem Druck der Öffentlichkeit nimmt der Fall besondere Dimensionen an. Kann es ein antisemitischer Anschlag sein? Im Laufe der Ermittlungen gerät die Familie von Tamars Freund, einem Palästinenser, in den Fokus. Die junge Berliner Kommissarin Sara Stein (Katharina Lorenz) lebt in Kreuzberg, mittendrin im pulsierenden Brennpunkt so vieler unterschiedlicher Kulturen. Dass sie selbst Jüdin ist, spielte bislang in ihrem Leben eine untergeordnete Rolle, bis sie bei ihrem neuen Fall mit dem Mord an der jungen Israeli Tamar Levi (Hen Yanni) konfrontiert wird. Tamar war ein Star der Berliner Club-Szene, selbstbewusst, lebenshungrig, mit wechselnden Liebschaften. Und sie hat kurz vor ihrem Tod abgetrieben. Grund genug für ihren Freund, den Palästinenser Khalid (Camill Jammal), sie zu töten? Oder steckt der strenggläubige Avigdor (Aram Tafreshian), der Tamar aus Israel gefolgt ist, obwohl er mit ihrer Schwester Ronit (Neta Riskin) verlobt war, hinter der Tat? Oder hat das Verbrechen einen politischen Hintergrund? Für Sara eine Gratwanderung. Zum ersten Mal handelt sie nicht allein als Hauptkommissarin Sara Stein, sondern auch als Jüdin, zumindest in den Augen ihrer Umgebung. Eine unerwartete Wendung nimmt das Geschehen, als Khalid seinen Vater Tarik (Ramin Yazdani) beschuldigt und dieser den Mord gesteht. Fall gelöst? Für Sara eine viel zu einfache Lösung. Sie spürt, dass etwas nicht stimmt, und ermittelt beharrlich weiter. Sie verbeißt sich regelrecht in den Fall, auch wenn darunter ihr Privatleben leidet. Denn ausgerechnet jetzt lernt sie den israelischen Musiker David Shapiro (Itay Tiran) kennen, der sich auf den ersten Blick in sie verliebt – und sie sich in ihn. Führt ihr Weg sie nach Israel? Wenn es um Migration und Angekommensein in Deutschland geht, gibt es keine einfachen Antworten. Das merkt auch Sara Stein, als ihre Chefin sie mit der sachlichen Feststellung Sie sind doch auch Jüdin“ konfrontiert. Auf einmal fühlt Sara, was es heißt, anders zu sein. Mit feinem Gespür für solch leise Zwischentöne hat Regisseur Matthias Tiefenbacher diese erste Folge der neuen Reihe „Der Tel-Aviv-Krimi: Tod in Berlin“ inszeniert und die bewährte Zusammenarbeit mit Kameramann Holly Fink erfolgreich weitergeführt. Katharina Lorenz gibt der Hauptfigur Sara Stein eine entwaffnende Direktheit und Natürlichkeit, lässt ihr aber auch Raum für zarte und weiche Momente. Unterstützt wird sie von Katharina Marie Schubert, Kirsten Block und Aljoscha Stadelmann, ihren Kollegen, die Sara jeder auf seine Weise besonders fordern. Als Saras neue Liebe David ist der israelische Schauspielstar Itay Tiran zu sehen.

So., 19. Jun · 05:35-06:30 · arte
Paul Auster – Was wäre wenn

Was wäre, wenn Archie Fergusons Großvater den Namen Rockefeller nicht vergessen hätte, als er vor 100 Jahren in einer Warteschlage vor den Toren New Yorks stand? Und was wäre dann aus ihm, dem jungen Ferguson, geworden, der – wie sein Autor 1947 geboren – in einer jüdischen Familie in New Jersey aufwuchs? Mit dieser Frage spielt der amerikanische Bestsellerautor Paul Auster nicht zum ersten Mal. In seinem Roman „4 3 2 1“ lässt er seinen Protagonisten gleich viermal ein Leben leben. In den raffiniert verwobenen Lebensläufen der vier Archie Fergusons schimmert Austers eigene Biografie immer wieder durch. „4 3 2 1“ ist Paul Austers umfangreichstes Werk und Opus magnum. Der Schriftsteller nennt es das Buch seines Lebens, denn alle seine großen Themen – das Streben nach Glück, die Rolle des Zufalls, Politik und Zeitgeschichte von Hiroshima bis Vietnam – sind hier versammelt und verdichtet in den hoffnungsvollen Lebenswegen eines jungen Mannes, der sein Glück in der Welt zu finden sucht. Die Regisseurin Sabine Lidl trifft den Autor zu einem sehr persönlichen Gespräch in Brooklyn in New York. Auster gibt tiefe Einblicke in seine eigene Kindheit und Jugend, aber auch in dunkle Familiengeheimnisse. Die Dokumentation verbindet Textstellen aus „4 3 2 1“ mit Austers eigener Biografie und erschafft so einen spannenden Dialog zwischen dem Autor und seiner fiktiven Figur. Wegbegleiter wie der Regisseur Wim Wenders und der Künstler Sam Messer kommen zu Wort ebenso wie seine Frau Siri Hustvedt, wichtigste Kritikerin und erste Leserin seiner Werke seit mehr als 30 Jahren. Gemeinsam mit Paul Auster bezieht die Schriftstellerin Stellung gegen Trumps „Make America Great Again“-Politik.

So., 19. Jun · 19:30-20:00 · ARD-alpha
RESPEKT – Demokratische Grundwerte für alle! Mensch mit Migrationshintergrund – macht die Kategorie noch Sinn?

Migrationshintergrund haben laut Statistik etwa 21 Millionen Menschen in Deutschland, ein Viertel der Bevölkerung. Aber viele, die in diese Schublade gesteckt werden, sind in Deutschland geboren. In den Medien und in der Politik ist „Migrationshintergrund“ oft ein Synonym für „nicht-deutsch“. Die RESPEKT-Reportage fragt deshalb: Wie viel Sinn macht diese Kategorie also noch? Ein Amateurboxer aus Afghanistan, eine Stadträtin in München und ein Schauspieler und Comedian aus einer Künstlerfamilie – unterschiedlicher könnten die Biographien nicht sein – und doch haben alle drei eines gemeinsam: Sie werden von der Statistik als Menschen „mit Migrationshintergrund“ geführt. RESPEKT-Moderator Rainer Maria Jilg trifft beispielsweise einen jungen Mann aus Afghanistan, der seit drei Jahren in Deutschland lebt. Er ist Amateurboxer und hat „Migrationshintergrund“. Tatsächlich ist er nach Deutschland geflüchtet und hat selbst das, was Expert:innen „Migrationserfahrung“ nennen. Die Kategorie „Migrationshintergrund“ macht bei ihm also Sinn, ärgert ihn aber auch sehr. Er fühlt sich falsch wahrgenommen und in eine Schublade gesteckt, in die er nicht gehört. Denn in den Medien, bei der Polizei und in der Justiz wird der „Migrationshintergrund“ meist dann erwähnt, wenn es um Straftaten, Probleme und/oder Kosten für die Allgemeinheit geht. Davon betroffen ist auch Lena Odell, Stadträtin in München. Sie ist in München geboren und hat – laut Statistik – deshalb „Migrationshintergrund“, weil ein Elternteil aus Österreich kommt. Lena Odell selbst berichtet in RESPEKT von teilweise absurden Behördenerlebnissen. Am liebsten wäre ihr, die Kategorie würde abgeschafft. Denn so wie sie, sind etwa die Hälfte der Menschen, die von der Statistik unter „Migrationshintergrund“ geführt werden, in Deutschland geboren. Das Argument, die Kategorie helfe, Diskriminierungserfahrungen zu dokumentieren, kann Lena Odell nicht nachvollziehen. Als „weiße“ junge Frau wurde sie noch nie wegen ihrer Abstammung diskriminiert, wohl aber als junge Frau. Diskriminierung und Rassismus erfahren hat dagegen wegen seiner Hautfarbe Simon Pierce. Der Comedian und Schauspieler ist in der bayerischen Provinz geboren, sein Vater kommt aus Nigeria. Weil auch er selbst keine Migrationserfahrung hat, wehrt sich Simon Pierce gegen die Eingruppierung unter „Migrationshintergrund“. Die Kategorie – so Pierce – sage nichts aus über ihn, genauso wenig wie über die meisten anderen Menschen, die darunter geführt werden.

Mo., 20. Jun · 20:15-22:10 · arte
Lili Marleen

Zürich, 1938: Die Liebe zwischen der deutschen Barsängerin Willie Bunterberg und Robert Mendelsohn, dem Sohn reicher jüdischer Eltern, steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Die Verfolgung der Jüdinnen und Juden in Deutschland nimmt immer schrecklichere Ausmaße an und es herrscht überall Kriegsstimmung. Auch Roberts Vater ist gegen die Beziehung der beiden und sorgt dafür, dass Willie in ihre Heimat abgeschoben wird. In Deutschland wird ihr Lied „Lili Marleen“ im Radio gesendet und avanciert sofort zum Hit. Willie wird über Nacht zum Star. Während man sie zunehmend in die Propaganda-Aktionen der Nazis einspannt, wird Robert von der Gestapo verhaftet. Mit geheimen Unterlagen über Vernichtungslager, die Willie aus Polen herausschmuggelt, versucht sie nun, Roberts Leben zu retten.

Mo., 20. Jun · 22:10-23:45 · arte
Angst essen Seele auf

Emmi Kurowski, eine verwitwete Reinigungskraft um die 60, lernt in einer Gastwirtschaft einen 20 Jahre jüngeren marokkanischen Gastarbeiter kennen, den sie der Einfachheit halber und ohne Arg „Ali“ nennt. Ali, der froh ist, eine Gesprächspartnerin gefunden zu haben, bringt Emmi nach Hause. Aus der zufälligen Begegnung entwickelt sich eine Beziehung. Ali zieht zu ihr, sie beschließen, zu heiraten. Doch Emmis erwachsene Kinder reagieren entsetzt. Und auch die Nachbarschaft und das Arbeitsumfeld stehen Emmis neuer Beziehung kritisch gegenüber. Der Kaufmann um die Ecke ekelt Ali sogar aus seinem Laden. Als Emmi und Ali von ihrer Hochzeitsreise zurückkehren, scheint sich die Situation wunderbar verändert zu haben: Der Kaufmann hat sich erinnert, dass Geld nicht stinkt. Die Kinder beuten Emmi als kostenlose Babysitterin aus. Die Nachbarin erkennt, dass ein freundlich gestimmter Ali als Hilfe für schwere Arbeiten im Haushalt nützlich ist. Auch die Kolleginnen und Kollegen haben ein anderes schwarzes Schaf gefunden, an dem sie ihre Frustration auslassen können. Aber jetzt, nachdem der äußere Druck gewichen ist, beginnen die internen Schwierigkeiten dieser Ehe ihren Lauf zu nehmen. Ali möchte vor Freunden und Kollegen seine Unabhängigkeit beweisen und tut das unter anderem durch Besuche bei der Kellnerin Barbara. Emmi ist entschlossen, um ihren Mann zu kämpfen. Es kommt zu einer Auseinandersetzung. Plötzlich bricht Ali zusammen. Er wird ins Krankenhaus gebracht, wo ein offenes Magengeschwür diagnostiziert wird – eine düstere Prognose für Alis Zukunft. Emmi aber will nicht aufgeben und hofft auf einen Neuanfang. Es ist die paranoide Angst vor dem Unbekannten, dem Fremden, die Fassbinder, der erfolgreichste deutsche Regisseur der Nachkriegszeit, hier thematisiert und mit intelligenten Wirkungsstrategien eindrucksvoll in Szene setzt.

Di., 21. Jun · 00:50-02:10 · MDR
45 Minuten bis Ramallah

Rafik (Karim Saleh), ein Palästinenser aus Ostjerusalem, hat keine Lust, sich von seinem autoritären Vater tyrannisieren zu lassen. Lieber arbeitet er als Tellerwäscher im fernen Hamburg. Nur der Mutter zuliebe kommt er zur Hochzeit seines kleinen Bruders Jamal (Navid Navid) nach Israel. Auf der Familienfeier gerät er prompt wieder in einen Streit mit seinem alten Herrn, der für ihn eine Ehe arrangieren will. Als sich Rafik vehement weigert, fällt der zornige Vater tot um. Sein Letzter Wille sorgt dafür, dass die Probleme für Rafik nicht abreißen: Der Verstorbene hat verfügt, in seinem Geburtsort Ramallah beigesetzt zu werden. Kein leichter Auftrag für die zerstrittenen Brüder, die dafür den Leichnam über schwer bewachte Grenzübergänge ins palästinensische Autonomiegebiet schmuggeln müssen. Aus der kurzen Fahrt wird eine irre Odyssee für Rafik und Jamal: Erst wird ihr Wagen samt Leiche geklaut, dann geraten sie in die Hände rivalisierender Dschihadisten und schließlich werden sie wider Willen als Selbstmordattentäter rekrutiert. Unerwartete Hilfe kommt von der schönen Prostituierten Olga (Julie Engelbrecht). Frech spielt die Nahost-Satire mit kulturellen Klischees und dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Das atemlose Roadmovie verknüpft Elemente des Buddy Movies mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humors. Cast und Crew der Culture-Clash-Komödie sind international zusammengestellt: Der französisch-libanesische Schauspieler Karim Saleh, bisher unter anderem als Nebendarsteller aus Hollywood-Produktionen wie „München“ und „Iron Man 2“ bekannt, in der Rolle des geckenhaften Aufschneiders und der iranisch-stämmige Navid Navid als Einfaltspinsel verkörpern zwei liebenswürdige Charaktere, die man auf diesem irrwitzigen Trip nach einem Drehbuch des in Israel geborenen Gabriel Bornstein gerne begleitet. Wie schon in seinem gefeierten Debüt „Salami Aleikum“ verknüpft der aus dem Iran exilierte Regisseur Ali Samadi Ahadi Cartoon-Einlagen mit Slapsticks zu einer originellen Filmsprache, die mit orientalisch klingendem Pop abgerundet wird.

Di., 21. Jun · 21:00-21:45 · PHOENIX
Kapitän Schröder und die Irrfahrt der St. Louis

Im Mai 1939 versuchen rund 900 jüdische Mitbürger Deutschland zu verlassen. Sie haben ein Schiff gechartert: Den Hapag-Dampfer „St. Louis“. Ihr Ziel: Havanna auf Kuba. Dort wollen sie abwarten, bis sie ein Visum für die USA bekommen. Für die Passagiere ist es die letzte Gelegenheit, dem Terror der Nationalsozialisten zu entkommen. Doch das Schiff kommt niemals ans Ziel: Die kubanischen Behörden, später auch die USA, verweigern die Einreise. In dieser Situation kommt alles auf den Kapitän an: Gustav Schröder, ein Hamburger mit dänischen Wurzeln. Nach einer mehr als einmonatigen Seereise bringt er die Flüchtlinge zurück nach Europa. Dort lässt sie die belgische Regierung in Antwerpen an Land gehen. Die Schutzsuchenden sind zunächst in Sicherheit vor dem Zugriff der Nationalsozialisten und werden von Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien aufgenommen. Doch mit Ausnahme Großbritanniens sind diese Länder bereits ab 1940 durch die Wehrmacht besetzt. Die Geflüchteten geraten somit erneut in das Herrschaftsgebiet der Nationalsozialisten, rund 250 von ihnen werden ermordet.

Mi., 22. Jun · 09:30-10:00 · ARD-alpha
Liebe statt Gehorsam – Das Kinderheim in der Auguststraße

Eine denkwürdige Begegnung: Schülerinnen und Schüler einer evangelischen Schule in Berlin treffen in der Auguststraße in Berlin-Mitte Holocaustüberlebende, die dort einen Teil ihrer Kindheit im Kinderheim Ahawah (deutsch: Liebe) verbrachten oder in die jüdische Mädchenschule nebenan gingen.

Mi., 22. Jun · 22:15-23:45 · WDR
Die Liebe des Hans Albers

„Der blonde Hans“: Hans Albers, Schauspieler, Sänger, Idol der Deutschen – und Liebling der Nazis. Seine große Liebe, Hansi Burg, flieht 1938 vor dem Antisemitismus nach London. Albers aber bleibt in Deutschland. Filmt weiter. 1946, ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs, treffen sie sich wieder: Hansi Burg kehrt zurück in das Land der Mörder ihrer Eltern, sucht Hans Albers in dessen Villa am Starnberger See auf. Er lebt dort mit einer anderen Frau. Die muss gehen, dann kommt es zu einer spannungsgeladenen Aussprache – ein Tag und eine Nacht lang, in der der blonde Hans sich unbequemen Fragen und noch unbequemeren Wahrheiten stellen muss. Behutsam und in starken Bildern inszeniert Carsten Gutschmidt („Weltenbrand 1914“, „Leningrad Symphony“, „Paul van Dyk – Musikvideo“) das Wiedersehen der beiden. Aus der Perspektive von Hansi Burg, gespielt von Picco von Groote („Der Turm“, „Tatort“, „Duell der Brüder“), wird der Aufstieg von Hans Albers, gespielt von Ken Duken („Inglorious Basterds“, „Das Parfum“, „Tatort“), aber auch die schwierige Liebe der beiden in Zeiten des braunen Terrors nachgezeichnet. Indem die Geschichte konsequent aus der Perspektive seiner großen Liebe erzählt wird, entsteht ein kaum bekannter Blick auf den Menschen Albers. Das Dokudrama „Die Liebe des Hans Albers“ stellt nicht den Frauenheld und Draufgänger Albers in den Vordergrund, sondern konfrontiert das Idol der 30er-, 40er- und 50er-Jahre mit existenziellen Fragen von Haltung und Moral: Was hast Du gegen die Nazis getan? Warum hast Du Deinen Freunden und Hansis Eltern nicht noch mehr geholfen? Warum hast Du dich von Goebbels und Co zwar ferngehalten – aber bereitwillig dem Nazi-System gedient, indem Du Film um Film für sie gedreht hast?

Do., 23. Jun · 22:10-23:05 · ARD-alpha
Planet Wissen: Die deutsche Kolonialzeit – Was wir heute über sie wissen

„Wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne“ – mit diesen Worten macht der spätere Reichskanzler Bernhard von Bülow 1897 Deutschlands koloniale Ansprüche deutlich. Am Ende des Neunzehnten Jahrhunderts gehört das Deutsche Reich zu den wichtigsten Kolonialmächten Europas. Mit mörderischer Brutalität unterdrücken deutsche Kolonialherren die Bewohner:innen der besetzten Länder. Der Vernichtungskrieg gegen die aufständischen Herero und Nama im heutigen Namibia gilt als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts. Ein düsteres Geschichtskapitel, das noch immer wenig bekannt ist. Mit der Historikerin Stefanie Michels und dem Herero-Nachfahren Israel Kaunatijke klärt „Planet Wissen“, welche fatalen Auswirkungen die deutsche Kolonialzeit immer noch hat und wie sehr heutiger Rassismus in ihr wurzelt.

Sa., 25. Jun · 06:05-07:05 · arte
Barbra Streisand – Geburt einer Diva

Sie ist die Königin der Musikindustrie, des Broadways und des New Hollywood: Barbra Streisand. Die letzte große „American Songbook“-Diva hat viele Künstlerinnen nach ihr wie Madonna, Beyoncé oder Lady Gaga geprägt. Als perfektionistisches Multitalent steht sie in der Tradition der singenden, tanzenden und schauspielenden Hollywoodstars. Barbara Joan Streisand kommt am 24. April 1942 in New York zur Welt. Ihr Vater, ein jüdischer Lehrer, stirbt 15 Monate nach ihrer Geburt. Nachdem sie versucht hat, als Sängerin in New Yorker Nachtclubs Fuß zu fassen, bekommt sie mit 19 ihre erste Rolle im Broadway-Musical „I Can Get It for You Wholesale“. Mit 21 veröffentlicht sie ihr erstes Studioalbum – „The Barbra Streisand Album“. Auch im Filmgeschäft kann sie beispiellose Erfolge feiern: Filmmusicals wie „Hello, Dolly!“, Screwball-Komödien wie „Is’ was, Doc?“ und Dramen wie „So wie wir waren“ werden dank ihr zu großen Publikumserfolgen. Mit eigenen Regiearbeiten wie „Yentl“ und „Der Herr der Gezeiten“ etabliert sich Streisand als Regisseurin auch hinter der Kamera. Mit ihrer Mezzosopran-Stimme und ihrem Aussehen, das nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht, schreibt sie ein ganz eigenes Kapitel in der Unterhaltungsgeschichte. Streisand verkörpert eine neue Art von Attraktivität und vor allem ein neues Bild des weiblichen Stars: frei, unangepasst und stark. Damit ebnet sie den Weg für die Künstlerinnen der Girl-Power-Bewegung. Barbra Streisand gehört heute längst zu den etablierten Größen des amerikanischen Showbiz: Als sie ein junges Mädchen war, meinten ihre Mutter und ihr Stiefvater, sie sei nicht hübsch genug für die Bühne. Doch sie ließ sich nicht beirren und setzte sich auch später in einer Männerdomäne durch. Ihre Großmutter nannte sie wegen ihres Dickkopfs schon als Kind „farbrent“, was auf Jiddisch so viel wie „brennend“ bedeutet. Die Bilanz sind mehr als 60 Alben, 20 Filme als Schauspielerin, drei Spielfilme als Regisseurin und unzählige Shows in der ganzen Welt. Die Dokumentation verfolgt ihren Lebensweg bis zum Höhepunkt ihrer Karriere in den 80er Jahren, als Barbra Streisand zum ersten weiblichen Megastar wird. Er beleuchtet den Werdegang einer Ikone, die sich bis heute für die Rechte von Frauen und Homosexuellen einsetzt.

Sa., 25. Jun · 22:40-00:10 · RBB
Der Tel-Aviv-Krimi: Shiv’a

Die Berliner Kriminalkommissarin Sara Stein ist ihrem Ehemann David, einem israelischen Musiker, nach Tel Aviv gefolgt. Noch bevor sie offiziell ihren Dienst im Kommissariat antritt, wird sie mit einem schwierigen Fall betraut: Chief-Inspektor Noam Shavit wurde ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Mord an einem Kollegen – eine heikle Sache. Doch Sara sucht die Wahrheit. Sara Stein, Berliner Kriminalkommissarin mit jüdischen Wurzeln, ist inzwischen mit dem israelischen Musiker David Shapiro verheiratet und lebt in Israel. Noch bevor sie offiziell ihren Dienst im Kommissariat in Tel Aviv antritt, wird sie mit einem schwierigen Fall betraut: Chief-Inspektor Noam Shavit wurde ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Mord an einem Kollegen – eine heikle Sache, denn natürlich ist der Kollegenkreis persönlich getroffen. Dass dennoch objektiv ermittelt wird, soll Sara sicherstellen, und so wird sie Inspektor Jakoov Blok zur Seite gestellt. Eine Aufpasserin aus Deutschland? Kein leichter Anfang für Sara. Doch sie verlässt sich wie immer auf ihren Instinkt und ihre eigenen Beobachtungen. Handelt es sich wirklich um einen Raubmord, wie es zunächst den Anschein hat? Am Tatort wurden die gleichen Faserspuren gefunden wie bei einem ungeklärten Fall, an dem Noam vor zwei Jahren gearbeitet hat. Doch steckt deshalb der gleiche Täter dahinter, wie Blok glaubt? Kann Sara ihm überhaupt vertrauen, denn offensichtlich hat er etwas zu verbergen. Sara sucht die Wahrheit, unbeirrbar und ohne Rücksicht – auch, wenn sie selbst dabei in Gefahr gerät. Die weltliche Sara wird in ihrem ersten Fall an ihrer neuen Wirkungsstätte in Tel Aviv mit einer Religiosität konfrontiert, die ihr selbst fremd ist. Dieser spannende Krimi taucht tief ein in das moderne Israel, in dem so eng wie vermutlich an keinem anderen Ort der Welt unterschiedliche Traditionen und Religionen aufeinandertreffen. Araber, Drusen, orthodoxe und weltliche Juden und mittendrin Katharina Lorenz als Kommissarin Sara Stein, eine junge Frau, die der Liebe wegen nach Tel Aviv gezogen ist und dort einen beruflichen und privaten Neuanfang wagt.

So., 26. Jun · 19:10-19:40 · 3sat
Namibia – Deutschlands langer Schatten

Namibia ist eines der schönsten Länder im südlichen Afrika. Und es ist ein beliebtes Reiseziel: Eine einzigartige Wüstenlandschaft und pittoreske Städte erwarten die Besucher. Vielerorts wird deutsch gesprochen, denn Namibia war eine deutsche Kolonie. Den Völkermord an den Herero und Nama hat Deutschland inzwischen anerkannt, aber er bestimmt immer noch das Zusammenleben. Ein „NZZ Format“ über den langen Schatten der Kolonialzeit.

Mi., 29. Jun · 00:15-02:10 · HR
Selma

USA, 1965. Martin Luther Kings berühmte Rede „I have a dream …“ liegt zwei Jahre zurück. Doch noch immer besetzen Weiße in den USA alle Schlüsselpositionen in Politik und Justiz. Dadurch wird Afroamerikanern systematisch der Zugang zu den Wahlurnen verweigert. Um die Gleichberechtigung voranzutreiben, initiiert King einen Protestmarsch von Selma nach Montgomery, der Hauptstadt von Alabama. Als die Polizei die friedlichen Demonstranten niederknüppelt, gehen die Bilder um die Welt. Seit dem amerikanischen Civil Rights Act von 1964 sind Schwarze und Weiße vor dem Gesetz gleich. Faktisch nützt das den Afroamerikanern nicht viel: Noch immer werden sie in den USA diskriminiert und terrorisiert. Selbst Mörder wie jene Attentäter, die 1963 bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Kirche in Birmingham, Alabama, vier afroamerikanische Mädchen getötet haben, gehen straffrei aus. Einer der Gründe: Schwarze dürfen sich nicht ins Wählerregister eintragen. Dadurch bleibt ihnen der Zugang zu wichtigen Gremien in Regierung und Justiz versperrt, wo Weiße ihre eigenen Interessen vertreten. Als Martin Luther King 1964 den Friedensnobelpreis erhält, nutzt er eine Einladung ins Weiße Haus, um Lyndon B. Johnson zu einer entsprechenden Gesetzesnovelle zu drängen. Der Präsident bleibt zurückhaltend – eine Unterstützung des umstrittenen Bürgerrechtlers könnte ihn Wählerstimmen kosten. Während das FBI jeden seiner Schritte überwacht, konzentriert sich King mit seiner Bürgerrechtsbewegung auf die Stadt Selma in Alabama. Hier geht der rassistische Sheriff Jim Clark mit besonderer Härte gegen die schwarze Bürgerrechtsbewegung vor. Mit einem friedlichen Protestmarsch in die 86 Kilometer entfernte Hauptstadt Montgomery soll die Öffentlichkeit für diese Missstände sensibilisiert werden. Als die Polizei am „Bloody Sunday“ 600 friedliche Demonstranten vor laufenden Fernsehkameras mit Knüppeln und Tränengas angreift, kommt es zu einem landesweiten Aufschrei, der den Lauf der Geschichte verändert.

Mi., 29. Jun · 12:25-13:00 · arte
Re: Notruf Tel Aviv – Im Einsatz sind alle gleich

Ayrin ist eine gläubige Muslima und israelische Araberin. Sie trägt den Hijab sowie den jüdischen Davidstern. Yael Bengio ist eine gläubige, jüdische Rettungskraft, die ehrenamtlich mit Ayrin zusammenarbeitet. Arye Cohen ist ein ehrenamtlicher, jüdischer Sanitäter und Fahrer, das dritte wichtige Mitglied dieses Teams. In einem Land, in dem die Beziehungen zwischen den jüdischen und den arabischen Landsleuten angespannt sind, zeigen Teams wie Ayrin, Arye und Yael, dass ein friedliches Zusammenleben möglich ist. So divers wie das Team sind auch die Patientinnen und Patienten, zu denen sie gerufen werden. Ein Brand in einem Altersheim, ein gläubiger Jude mit Verdacht auf Herzinfarkt, eine ältere Dame, die aus Frankreich nach Israel eingewandert ist und wenig Hebräisch spricht – ihnen allen begegnet das Team voller Respekt und versucht, auf ihren jeweiligen kulturellen Hintergrund Rücksicht zu nehmen. Dabei werden sie unterstützt vom wohl modernsten Rettungssystem der Welt. Wenn ein Notfall in ihrer Nähe gemeldet wird, erfahren die über 25.000 bezahlten und fast 30.000 freiwilligen Helferinnen und Helfer über eine App davon. So kann oft nach wenigen Minuten Hilfe bei den Patientinnen oder Patienten sein – eine Zeitersparnis, die Leben retten kann. Der Film begleitet das Rettungsteam bei seinen Einsätzen – und auch in ihrer Freizeit, in der sich es zu ungewöhnlichen Begegnungen zwischen Juden und Jüdinnen und Arabern und Araberinnen kommt.
Bild oben: © Martin Himel