„Sie hatten keine Chance“

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Eine Stele erinnert an das Schicksal jüdischer Kinder aus Burgpreppach

Von Judith Bar-Or

Am Freitag, den 20. Mai 2022 fand in Burgpreppach im Landkreis Hassberge eine Gedenkfeier mit anschließender Einweihung einer Stele statt, die wohl allen Teilnehmern bis zu ihrem Lebensende in trauriger Erinnerung bleiben wird.

Aus Burgpreppach wurden 79 dort geborene Juden Opfer der Shoa. Nun wurde in der Wassergasse 25 eine Stele eingeweiht, die an das mehr als traurige Schicksal von vier jüdischen Kindern in der Zeit des Nationalsozialismus erinnert – beispielhaft für das Schicksal aller Juden des Ortes. Gestaltet wurde die sehr geschmackvolle Stele aus Metall von Oliver Heß, einer Lehrkraft des Friedrich-Rückert-Gymnasiums in Ebern in Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus Burgpreppach sowie des Natur-, Heimat- und Kulturvereins.

Burgpreppach blickt auf eine ziemlich lange jüdische Geschichte zurück, die am Ende des 30-jährigen Krieges in der Mitte des 17. Jahrhunderts begann, als der örtliche Schlossherr Eitel Heinrich von Bimbach Schutzjuden aus Würzburg nach Burgpreppach holte. Im 19. Jahrhundert lebten dort je ein Drittel Protestanten, Katholiken und Juden friedlich zusammen. Die NS-Zeit zwang viele Juden des Ortes, ihren Besitz zu verkaufen und auszuwandern. Die Zurückgebliebenen wurden meist Opfer der Schoa.

Zu ihnen zählt Gerhard Gustav Eckmann, der als Sohn des Ölhändlers Leopold und seiner Frau Amalia am 7. August 1929 in Burgpreppach geboren wurde. Nach dem Novemberpogrom 1938 schickte ihn sein Vater mit 9 Jahren in einem Kindertransport nach Toulouse in Südfrankreich. Als die deutschen Truppen 1943 dort einmarschierten verrieten ihn die Nachbarn an die Gestapo. Er kam daraufhin in das KZ Sachsenhausen, wo sich seine Spur verliert.

Martha Neuberger wurde am 16.September 1930 als Tochter des Bäckers Max Neuberger geboren. Im November 1939 zog die ganze Familie nach Berlin, von wo sie 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurde, wo Martha am 4. September 1942 ermordet wurde. Auch ihre Eltern und ihr Bruder fanden dort den Tod. Auch an Manuel Adler und Rosa Neuberger gedenkt die Stele.

Das Denkmal ist ein Teil des Vergissmeinnicht-Projekts, das am Eberner Gymnasium entwickelt wurde. Eine dazugehörige Ausstellung zeigt das Schicksal von 22 jüdischen Kindern aus den ehemaligen Landkreisen Haßfurt, Hofheim und Ebern in der Zeit der NS-Herrschaft.

Rektor i.R. Israel Schwierz, der Vorsitzende der jüdischen Reformgemeinde Mischkan HaTfila in Bamberg zeigte sich von dem Denkmal sehr tief gerührt. Er sprach in Hebräisch und Deutsch das „El Male Rachamim“.

Bürgermeister Hermann Niediek meinte, dass es dank des Regionalbudgets und der finanziellen Unterstützung durch den Natur-, Heimat- und Kulturverein möglich gewesen sei, das bewundernswerte und in seiner Art einmalige Denkmal zu errichten.