Wannsee-Konferenz zur „Endlösung der Judenfrage“

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Auch Salzburger Bürger waren von den Beschlüssen des 20. Januar 1942 betroffen

Von Rainer Thiemann

1940 und 1941, in den Jahren des Massenmordes an Behinderten, sammelte die Naziführung und das zuständige Personal in der Praxis  ausreichend technologische und praktische Erfahrung mit der Vergasungsmethode. In der Phase der abklingenden Mordaktion, im August 1941 ,wurden mit der „Aktion 1342 F“ auch „nicht Verwertbare“  aus den vorhandenen Konzentrationslagern zur Ermordung in die Vergasungsanstalten der „Aktion T4-Behindertenmorde“ verbracht. Das Euthanasiepersonal machte sich zu den Gehilfen der Konzentrationslager. Weitere „Erfahrungen“ wurden gesammelt.

Danach wurde die Technologie nach Osteuropa in die Vernichtungslager transferiert und schnell als Großtechnologie neu verbaut.. Das Euthanasiepersonal ging zu nennenswerten Teilen mit.

Am 20. Januar 1942 war es dann soweit. SS Führer, Staatssekretäre, Reichssicherheitshauptamt, Sicherheitspolizei und SD traten zusammen, um die  Deportation aller europäischen Juden nach Osteuropa zu besprechen.

Nicht nur in der Ideologie, sondern in der täglichen Praxis, teilten alle Verantwortlichen den Standpunkt, dass jüdische Menschen, Sinti und Roma als „Volksschädlinge“ und „Untermenschen“ im zukünftigen faschistischen „Tausendjährigem Reich“ kein Lebensrecht mehr besaßen.

Ganz Osteuropa sollte zu einem arischen Kolonialgebiet ohne größere Städte umgewandelt werden. Dazu wurden auch in Salzburg und Umgebung Vorbereitungen getroffen.

Nicht nur die Führung  in Berlin und im Reichssicherheitshauptamt , sondern auch die grosse Mehrheit der Salzburger Nationalsozialisten und ein großer Teil der Bevölkerung Salzburgs nahm im Winter 41/42 an, dass im Laufe des Jahres 1942 der Sieg im Osten vollendet wird und das neue Europa mit Deutschlands   arischer Volkstumspolitik  entstehen wird. Damit würden auch alle schon vorhandenen Entbehrungen und Einschränkungen hinfällig. (Salzburg Schulen waren schon wegen Kohlemangel zu diesem Zeitpunkt geschlossen)

Am 27.01.1942 wurden schon in der Salzburger Zeitung die Planungen  der Hauptabteilung “ Planung und Boden „  beim Reichsführer SS , von Prof. Dr. Konrad Weber der Bevölkerung vorgestellt: „Aufbaupläne für die neuen Ostgebiete“ ; es wird eine der „größten Siedlungsepochen der Menschheitsgeschichte“ eingeleitet.

Auf der Gauschulungsburg  Hohenwerfen bereiten sich 57 Tiroler Umsiedler (Optanten) mit „nationalsozialistischer Grundschulung“ auf ihre Siedlung  als Wehr-und Herrenmenschen in Osteuropa vor. Alle Salzburger Nazi-Ideologen , von Springenschmid bis Kreisschulungsleiter  Lecaks  unterrichten die Umsiedler.

Im Januar und Februar erscheinen in der Salzburger NS Presse vermehrt antisemitische Artikel.

Am 20. Februar veröffentlicht das Salzburger Volksblatt eine Karikatur “Wenn die Juden wiederkommen würden….“ Ein Deutscher bettelt dabei kniend auf der Straße, während gut gekleidete Juden an ihm vorbeischlendern.

Am gleichen Tag findet im Lager Parsch für 1000 volksdeutsche Umsiedler eine Gedenkveranstaltung für das nationalsozialistische Programm statt.

Auf der Wannseekonferenz  am 20.02.1942 wurden die Ausrottungsbeschlüsse für den General(aufbau)plan Ost genau definiert:

„Eigentlich kommen 11 Millionen Menschen in Betracht….im Zuge dieser Endlösung wird Europa von Westen nach Osten durchkämmt……Zug um Zug in Ghettos und dann weiter nach Osten verbracht….. „

Auch die Mischlings- und Mischehefrage  wurde ausführlich diskutiert und geregelt.

Damit alle Beteiligten sicher sein Konnten, dem „Willen des Führers“ entsprechend zu handeln, verbreitete das NS Regime am 24.Februar 1942 eine Proklamation von Adolf Hitler an die NSDAP Mitglieder über

„die endgültige Auseinandersetzung und Abrechnung mit jener Verschwörung, die von den Bankhäusern der plutokratischen Welt bis in die Gewölbe des Kreml das gleiche Ziel verfolgt: Ausrottung der arischen Völker und Menschen.“

„Uns alten Nationalsozialisten…..ist die Gemeinschaft von jüdischem Kapitalismus und Kommunismus nichts Neues.“ 

„ …..durch diesen Krieg nicht die arische Menschheit vernichtet, sondern der Jude ausgerottet werden wird.“

Die Salzburger Nazizeitungen veröffentlichen am 24.02. die Grußbotschaft Hitlers an alle Parteigenossen:

„Die Vorbereitungen für die Endabrechnung mit dem bolschewistisch-plutokratischen  Feind All-Juda werden getroffen.“

Ab Mitte März 1942 begann dann die industrielle Massenvernichtung im Rahmen der „Aktion Reinhard“. Voraussetzung war immer die Betriebsfähigkeit der Vernichtungslager. Im Mai 1942 begann Sobibor, Anfang Juni Auschwitz-Birkenau, Anfang Juli 1942 Treblinka………..

Auch Salzburger Bürger waren von den Beschlüssen der „Wannseekonferenz“ betroffen. Sie wurden, wie im Januar 1942 von Eichmann und Co. in Wannsee konzipiert, zumeist erst in Ghettos oder Zwischenaufenthaltsorten zwangsevakuiert und von dort in die Vernichtungslager deportiert.

Heute erinnern in Salzburg  Stolpersteine an den faschistischen Völkermord.

Gleichzeitig ist eine Straße nach dem Prototyp des faschistischen Intellektuellen , Hans Sedlmayr, benannt, der Anfang 1942 mit der Wehrmacht in der Ukraine den arischen Endkampf  angetreten hat.

Bild oben: Liste der jüdischen Bevölkerung in Europa, Haus der Wannseekonferenz