Die neuen Fernsehtipps

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Wilm Hosenfeld im Gespräch mit einem polnischen Juden.

Vom 1. bis 15. November 2021…

Mo., 1. Nov · 00:25-02:05 · MDR
Familie Brasch – Eine deutsche Geschichte

Die berühmt-berüchtigte Familie Brasch versucht mit ihren vier Kindern nach der Zeit im Exil und dem Zweiten Weltkrieg in Ostdeutschland Fuß zu fassen. Regisseurin Annekatrin Hendel widmet ihr hundert Minuten Dokumentarfilm. In den Jahren nach 1945 sind die Braschs eine perfekte Funktionärsfamilie, die in der sowjetisch besetzten Zone den deutschen Traum vom Sozialismus lebt: Horst Brasch, ein leidenschaftlicher Antifaschist und jüdischer Katholik, baut die DDR mit auf, obwohl seine Frau Gerda darin nie heimisch wird. Sohn Thomas wird zum Literaturstar, er träumt, wie sein Vater, von einer gerechteren Welt, steht aber, wie die jüngeren Brüder Peter und Klaus, dem real existierenden Sozialismus kritisch gegenüber. 1968 bricht in der DDR wie überall der Generationenkonflikt auf. Vater Brasch liefert den rebellierenden Sohn Thomas an die Behörden aus – und leitet damit auch das Ende der eigenen Karriere ein. Nach 1989 sind sozialistische Träume, egal welcher Art, nichts mehr wert. Regisseurin Annekatrin Hendel porträtiert in ihrem neuen Film drei Generationen Brasch, die die Spannungen der Geschichte innerhalb der eigenen Familie austragen – zwischen Ost und West, Kunst und Politik, Kommunismus und Religion, Liebe und Verrat, Utopie und Selbstzerstörung. Sie trifft die einzige Überlebende des Clans, Marion Brasch, sowie zahlreiche Vertraute, Freunde und Geliebte, unter ihnen die Schauspielerin Katharina Thalbach, den Dichter Christoph Hein, die Liedermacherin Bettina Wegner und den Künstler Florian Havemann. „Familie Brasch“ macht Geschichte als Familiengeschichte der „Buddenbrooks der DDR“ erlebbar.

Mo., 1. Nov · 02:05-03:50 · MDR
Mitten in Deutschland: NSU (1/3) Die Täter – Heute ist nicht alle Tage

Im November 2011 werden zwei junge Männer aus Ostdeutschland in einem ausgebrannten Camper tot aufgefunden: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Offenbar haben sie Selbstmord begangen. Der NSU fliegt auf. Vier Tage später stellt sich die Dritte im Bunde, Beate Zschäpe, der Polizei. Der dreiteilige Fernsehfilm fragt, wie eine rechtsextreme Terrorvereinigung über ein Jahrzehnt unentdeckt in Deutschland morden konnte. Teil eins blickt auf die Täter. Jena, 1990: Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es keine ähnliche Situation in Deutschland, in der in so kurzer Zeit so viele Menschen gleichzeitig ihre Arbeit verlieren. Viele Jugendliche in Ostdeutschland erleben ihre verunsicherten Eltern und Lehrer, spüren die Machtlosigkeit der Polizei und des Staates. Sie fühlen sich orientierungslos, ungeliebt und gekränkt. Instinktiv ordnen sie sich als Menschen zweiter Klasse ein, versuchen sich anzupassen und lernen in kürzester Zeit, dass von Seiten der Gesellschaft keine oder wenig Hilfe zu erwarten ist. Reihenweise driften junge Leute von der Schule in die Arbeitslosigkeit. Manche schaffen den Sprung, indem sie in die alten Bundesländer wechseln. Andere bleiben – und beginnen wütend, zu rebellieren. Eine von ihnen ist Beate Zschäpe, die in den Bann junger Rechtsradikaler in Jena-Winzerla gerät. Sie freundet sich mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt an. Aus den drei Freunden wird schnell eine verschworene Gemeinschaft. Ihr Gefühl der Ohnmacht und Unsicherheit ist das grundlegende Erfahrungsmuster, das sie mit tausenden, jungen Menschen in Ostdeutschland teilen. Bei den Dreien aber setzt eine eigene Entwicklung ein: Wut und Rebellion werden in Hass und Gewalt verkehrt. Sie suchen nach Wahrheit und werden entsetzlich fündig. In einem rechtsextremen neonazistischen Umfeld organisieren und radikalisieren sie sich, dicht gefolgt und umgeben nicht nur von Verbündeten, sondern von „Nazi-Kameraden“, die inzwischen als Spitzel für den Verfassungsschutz arbeiten. Ihre Aktionen sind sowohl der Polizei wie dem Verfassungsschutz bekannt, dennoch werden sie nicht festgenommen. Nach einem missglückten Bombenanschlag und nach dem Fund von Sprengstoff in einer von Beate Zschäpe angemieteten Garage, gehen die drei Neonazis, inzwischen ein unzertrennbares Trio, Ende 1998 in den Untergrund. Was folgt, ist die schwerstwiegende, erschütterndste Mordserie der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Di., 2. Nov · 01:40-03:15 · MDR
Mitten in Deutschland: NSU (2/3): Die Opfer – Vergesst mich nicht

Der Film „Die Opfer – Vergesst mich nicht“ greift Motive der Biografie „Schmerzliche Heimat“ von Semiya Simsek und Peter Schwarz auf und erzählt von einer kraftvollen jungen Frau, von fehlgeleiteten Ermittlungen und vom Versagen der Polizei in einem der größten Fälle der deutschen Nachkriegsgeschichte. Zugleich zeichnet er das Bild einer Familie, der es gelingt, in Zeiten größter Erschütterung zusammenzurücken und sich ihren Glauben und ihre Liebe zu bewahren. Im September 2000, kurz nach den großen Ferien, wird die 14-jährige Semiya in ihrem Internat um vier Uhr morgens geweckt. Ihr Vater soll einen Unfall gehabt haben. Erst im Krankenhaus erfährt sie, dass er im Koma liegt. Acht Schüsse wurden auf Enver Simsek abgefeuert. Er stirbt zwei Tage später. Die Polizei macht sich an die Arbeit. Hochmotiviert, den Fall möglichst schnell zu lösen. Es gibt kaum Spuren, aber jede Menge Hinweise: Enver Simsek ist in kurzer Zeit zu sehr viel Geld gelangt, als Blumenhändler war er häufig in Holland unterwegs. Etliche Zeugen melden sich. Einer will Enver bei einem vermeintlichen Drogentransport begleitet haben. Immer wieder werden Semiya und ihre Familie daraufhin ins Präsidium zitiert, immer wieder müssen sie sich zermürbenden Vernehmungen stellen. Semiya zweifelt keine Sekunde an der Unschuld ihres Vaters. Ebenso ihr kleiner Bruder und ihre beiden Onkel. Ihre Mutter Adile ist dem Druck körperlich und seelisch nicht gewachsen. Als sie für einige Zeit ins Krankenhaus muss, übernimmt die gerade 15-jährige Semiya die Verantwortung für sich selbst und für ihren Bruder. Die eher mittelmäßige Schülerin kämpft sich durch ihr Fachabitur, beginnt zu studieren und schützt Mutter und Bruder vor weiteren Ermittlungen der Polizei, die immer noch an ein Drogendelikt glaubt. Sieben türkische und ein griechischer Geschäftsmann sind inzwischen mit derselben Waffe wie Enver Simsek ermordet worden. Ein neuer Ermittler bringt zwar Bewegung in den Fall Simsek und kann die Zeugenaussage von damals widerlegen, aber letztlich verlaufen auch seine Untersuchungen sowie die mehrerer Sonderkommissionen im Sande. Die Angehörigen der Opfer beginnen sich zu wehren. Auf einer Großdemonstration hält auch Semiya eine Rede. Selbstbewusst fordert sie die Polizei auf, nach den wahren Tätern zu suchen. Aber erst im November 2011 kommt heraus, wer die mutmaßlichen Mörder waren.

Di., 2. Nov · 14:20-16:10 · arte
Le Train – Nur ein Hauch von Glück

1940 marschiert die deutsche Armee in Frankreich ein. Eilig wird ein kleines Städtchen in der Nähe der belgischen Grenze vor den anrückenden Besatzern evakuiert. Während der Zug auf seine Lok wartet, um die Bewohner nach La Rochelle zu bringen, herrscht Hektik am Gleis. Der Radiomechaniker Julien Maroyeur, der gemeinsam mit seiner hochschwangeren Frau und seiner Tochter reisen will, wird unvorhergesehen einem Güterwaggon zugeteilt, während Frau und Kind in einem komfortablen vorderen Abteil des Zugs reisen.Die Ernüchterung über die unfreiwillige Trennung von Frau und Kind wird vertrieben durch die Begegnung mit der schönen Deutschjüdin Anna. Sie ist auf der Flucht vor den Nazis, als Fremde und Ausgestoßene im eigenen Land. Zwischen Julien und Anna entwickelt sich eine vorsichtige, sinnliche Beziehung, vor dem Hintergrund fortwährender Ungewissheit über das eigene Schicksal. Als die Güterwaggons auf der Reise unbemerkt von den Personenabteilen getrennt werden, sind Julien und Anna plötzlich auf sich allein gestellt.Angekommen in La Rochelle erfährt Julien, dass sich seine hochschwangere Frau mittlerweile in einem Krankenhaus an der Loire befindet. Er macht sich auf den Weg und Anna kommt mit, obwohl sie vor der deutschen Besatzung nicht mehr sicher sein wird. Als Julien zu seiner Frau geht, wird Anna nicht auf ihn warten. Sie verabschiedet sich still, indem sie davonfährt. Es vergehen drei Jahre, bis sich die beiden in einem Verhörzimmer der Gestapo wiedersehen. Doch die Umstände der Begegnung sind verhängnisvoll.

Mi., 3. Nov · 02:05-03:35 · MDR
Mitten in Deutschland: NSU (3/3) – Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch

Deutschland, 2011. Ein Bankraub und zwei Tote in einem Wohnmobil ändern alles: Eine seit Jahren unaufgeklärte Mordserie an Migranten ist das Werk einer Neonazi-Terrorzelle. Am Beispiel der Zielfahnder erzählt „Nur für den Dienstgebrauch“ davon, wie Polizei und Verfassungsschutz nah dran waren und die Mordserie nicht verhinderten konnten. Paul Winter, Zielfahnder in Thüringen, wird im Januar 1998 gemeinsam mit seinem Vorgesetzten und engsten Vertrauten Walter Ahler zum Leiter des LKA gerufen. Drei Rechtsradikale sind untergetaucht, die Zielfahndung soll sie finden. Was wie ein Routineauftrag beginnt, entwickelt sich zu einem jahrelangen Ringen mit den Institutionen, denn die beiden Polizisten stoßen bei ihrer Suche auf unerwartete Widerstände durch andere Behörden, ebenso wie Widerstände im eigenen Haus. Bald wird deutlich, wie aktiv der Verfassungsschutz in der rechten Szene agiert, wie er V-Männer installiert und finanziell unterstützt, um die Szene im Auge zu behalten, zugleich aber dabei hilft, Strukturen aufzubauen, die zunehmend außer Kontrolle geraten mit unabsehbaren Konsequenzen. Über die Jahre wird es einsam um Paul Winter. Die Mitstreiter an seiner Seite werden nach und nach im System aufgerieben. Auch die Suche nach dem Nazi-Trio wird schließlich erfolglos ad acta gelegt. Bis im November 2011 eine Polizeistreife in einem Wohngebiet in Eisenach nach einem Banküberfall auf ein verdächtiges Campingmobil trifft. Als die Beamten sich dem Fahrzeug nähern, fallen Schüsse, der Wohnwagen geht in Flammen auf. Später werden aus dem ausgebrannten Camper die Leichen der beiden Bankräuber geborgen und mit ihnen ein Arsenal von geladenen Waffen, gefälschte Dokumente und die Beute zahlreicher Überfälle. Die Toten werden identifiziert: Es sind Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, zwei der drei Rechtsradikalen, die die Zielfahnder einst gesucht haben. Erneut wird Paul Winter hinzugezogen, der nun die Dritte im Bunde, die flüchtige Beate Zschäpe, finden soll. Winter erkennt, dass dies seine Chance ist, die tatsächlichen Zusammenhänge endlich ans Licht zu bringen. Zusammen mit der Kommissarsanwärterin Charlotte Ahler begibt er sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Mi., 3. Nov · 22:00-22:55 · arte
Jüdisches Leben, Jüdischer Humor (1/2) Wem gehört das Lachen?

Jüdische Witze sind Miniaturerzählungen, die jüdisches Leben verewigen – sie spielen im Schtetl, in Osteuropa oder der Sowjetunion, in Deutschland und Österreich, in New York, im Jenseits oder Diesseits, aber meistens in ferner Vergangenheit. Sie sind immer auch eine Waffe der Unterdrückten und Verfolgten gewesen. Warum sind diese Witze für Jüdinnen und Juden in Europa noch heute so bedeutsam? Welche zeitlosen Erfahrungen spiegeln sich in ihnen? Und warum werden sie von Nichtjuden häufig so missverstanden?Die Dokumentation sucht nach Antworten in der Witzesammlung von Sigmund Freud, sie erzählt von einem erbitterten Streit um eine Witzanthologie im Nachkriegsdeutschland, und sie fragt danach, welche Rolle der Humor in einer Geschichte voller Traumata für Emanzipation und Selbstbestimmung spielt.

Mi., 3. Nov · 22:00-22:45 · BR
Im Visier: Neonazis planen den Umsturz

Laut Daten des Landeskriminalamts wurden 2.305 rechtsextreme Straftaten im Jahr 2020 in Bayern erfasst – fast zehn Prozent mehr als 2019. Ralph Gladitz und Jonas Miller begeben sich für diese Dokumentation auf die Spurensuche dreier Rechtsextremisten, die im Zusammenhang mit terroristischen Anschlagsplänen stehen. Wer sind diese Täter, wie haben sie sich radikalisiert, wie stark sind sie vernetzt? Und – welche Strategien stecken dahinter? Die Autoren heften sich an die Fersen staatlicher wie zivilgesellschaftlicher Ermittler, bis hin zu den Opfern, den Tatorten, zu Schießständen und in die Gerichtssäle. Auch das Umfeld der Rechtsextremisten wird durchleuchtet, ihre Äußerungen in digitalen Hass-Communitys, in geheimen Chat-Gruppen. Stück um Stück setzt sich das Puzzle zusammen, ergibt sich ein klareres Bild über die Aktivitäten und Netzwerke der Rechtsextremisten. Zum stabilen Kern einer ideologisch geschlossenen Szene kommt eine wachsende Zahl an im Netz Radikalisierter, die Staat und der demokratischen Gesellschaft feindlich gegenüberstehen.

Mi., 3. Nov · 22:45-00:15 · BR
Schalom und Hallo

Eine Reise durch die Zeit und die jüdische Kultur. Schauspielerin Susan Sideropoulos begibt sich auf die Reise und sucht auch nach Spuren ihrer Vorfahren. Vergangenheit und Gegenwart werden miteinander verwoben. Denn auch im modernen Judentum hat die Tradition eine große Bedeutung. Durch die Verknüpfung entsteht ein buntes und spannendes Bild von 1.700 Jahren deutsch jüdischer Geschichte. Immer mit Blick auf die Gegenwart erzählt sie vom Köln zu Römischer Zeit, von den mittelalterlichen SchUM-Städten Speyer, Worms und Mainz, vom Frankfurt der frühen Neuzeit, sowie von Leipzig, Hamburg, München oder Berlin. Dabei stehen nicht nur historische Figuren und Ereignisse im Mittelpunkt, sondern vor allem „Menschen von heute“ wie die Rabbinerin Jasmin Andriani, Folk-Musiker Daniel Kahn, Filmregisseur Peter Kahane, die Literaturwissenschaftlerin und Buchhändlerin Rachel Salamander, Autorin Linda Sabier oder Gastronomin Shani Leiderman. Ferner zählen der Publizist Josef Joffe, Historiker Julius Schoeps sowie Museumsdirektorin Miriam Wenzel zu den Interviewpartner:innen. Vergangenheit und Gegenwart werden so miteinander verwoben, die Chronologie der Ereignisse aufgebrochen, und historische Ereignisse und Menschen begegnen denen der Gegenwart. Durch diese Verknüpfung entsteht ein buntes und vielschichtiges Bild von der Kontinuität jüdisch-deutscher Geschichte.

Mi., 3. Nov · 22:55-23:50 · arte
Jüdisches Leben, Jüdischer Humor (2/2) Schluss mit Lustig?

Jüdischer Humor gilt als Humor einer unterdrückten oder an den Rand gedrängten Minderheit. Was aber, wenn jüdische Menschen die Mehrheit bilden? Ist jüdischer Humor in Israel überflüssig geworden? Vergessen, Vergangenheit? Die Dokumentation taucht in die äußerst lebendige Comedy-Szene des Landes ein und zeigt: Das Ganze liegt hier etwas komplizierter.In Deutschland wiederum erfreuen sich Anthologien jüdischer Witze großer Beliebtheit. „Erst bringen sie uns um, dann lachen sie über unsere Witze“, kommentiert der Rabbiner Andy Steiman. Spiegelt der Erfolg jüdischer Humoristen und Humoristinnen in Deutschland nach der Schoah ein besonderes deutsches Begehren nach Unbeschwertheit wider? Nach Entlastung, Entschuldigung? Wird womöglich ausgeblendet, dass jüdischer Humor – in Deutschland, aber auch in Frankreich und den USA – mitunter durchaus unbequem für Nichtjuden ist?

Fr., 5. Nov · 01:30-03:00 · MDR
Der NSU-Komplex – Die Rekonstruktion einer beispiellosen Jagd

Die Neonazis Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos waren dem Verfassungsschutz 16 Jahre lang bekannt. Dennoch wurden sie mutmaßlich zu Terroristen, erschossen Menschen und legten Bomben. Was trieb die beiden an? Wer unterstützte sie? Und warum hinderte sie niemand an ihren Taten? Der Film lässt Ermittler, Szene-Mitglieder und Insider zu Wort kommen, Dokumente und interne Ermittlungsergebnisse werden erstmals präsentiert. Widersprüchliche Ermittlungsergebnisse oder offene Fragen werden als solche benannt und thematisiert. 4. November 2011, Eisenach in Thüringen: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt verbrennen in einem Wohnmobil. Das Ende zweier Terrorkarrieren. 16 Jahre lang waren ihre Namen auch dem Bundesamt für Verfassungsschutz ein Begriff. Die jungen Neonazis wurden zeitweise observiert, abgehört, verfolgt. Informanten berichteten immer wieder über sie. Trotzdem konnten die beiden abtauchen, unterstützt und aufgefangen von einem Netz von Freunden. Böhnhardt und Mundlos wurden mutmaßlich Terroristen, erschossen Menschen, legten Bomben, bekannten sich jedoch nie zu den Taten. Erst nach ihrem Tod taucht ein Film auf, in dem sich eine Gruppe namens „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) mit zehn Morden brüstet, für die Böhnhardt und Mundlos verantwortlich sein sollen. Zunächst scheint es, dass mit ihrem Tod einer der mysteriösen Kriminalfälle der bundesdeutschen Geschichte aufgeklärt ist. Doch je länger die Ermittlungen dauern, desto merkwürdiger wird der Fall. Obwohl die verschiedenen Verfassungsschutzbehörden diverse V-Männer in unmittelbarer Nähe der untergetauchten Neonazis im Einsatz hatten, gelang es nicht, die Morde zu verhindern. Doch nicht nur die Inlandsgeheimdienste waren auf der Spur der Rechtsterroristen – auch die Sonderkommission, die sich über Jahre um eine Serie von Morden an Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund kümmerte, kam zum Ende ihrer Ermittlungen Mundlos und Böhnhardt immer näher. Der entscheidende Schlag gelang jedoch nicht. „Der NSU-Komplex“ rekonstruiert diese beispiellose Jagd und stellt gleichzeitig die Fragen: Was trieb Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und ihre Freunde an? Wer unterstützte die beiden? Wer half ihnen bei den Taten und dem Leben im Untergrund? Die Ermittlungen der Polizei und die Überwachung der Szene – und damit des Umfeldes der Täter – sind der rote Faden, an dem die Geschichte entlang erzählt wird. Es ist eine Geschichte über die Entstehung und Entwicklung der militanten rechten Szene nach der Wiedervereinigung in Deutschland und die am Ende hilflosen und riskanten Versuche staatlicher Behörden, mit ihr fertig zu werden. Das macht den NSU-Komplex hochaktuell. Denn wieder brennen Flüchtlingsheime, und erneut steht der Staat vor der Frage: Wie begegnet man dieser akuten Gefahr? Der Film lässt Ermittler, Szene-Mitglieder und Insider zu Wort kommen, Dokumente und interne Ermittlungsergebnisse werden erstmals präsentiert. Widersprüchliche Ermittlungsergebnisse oder offene Fragen werden als solche benannt und thematisiert.

Fr., 5. Nov · 13:00-13:45 · arte
Stadt Land Kunst_ Samuel Agnons Israel / Mirecourt / Namibia / Scilly-Inseln

(1): Israel, Heimat von Samuel AgnonIsrael ist ein Ort, an dem religiöse Überzeugungen und politische Bestrebungen seit Jahrtausenden Gestalt annehmen. Das Gelobte Land zwischen Wüste, goldenen Felsen und topasblauem Meer zog seit jeher Händler und Poeten an, die es zunächst aus der Ferne bestaunten, bevor sie es schließlich besiedelten. Der jüdische Schriftsteller Samuel Agnon ist ein solcher Poet. Und ein typischer Vertreter seines Volkes, das nach mehr als 2.000 Jahren in der Diaspora endlich eine Heimat fand. Agnons gesamtes Werk zeugt von dieser langen Heimkehr.

Sa., 6. Nov · 00:00-00:20 · ARD-alpha
Freitagnacht Jews mit Daniel Donskoy

Ben Salomo, der eigentlich Jonathan Kalmanovich heißt, spricht mit Daniel über seine Erfahrungen als Jude in Deutschland. Sein Mittel zur Reflexion: Deutsch-Rap. Nach seinem Umzug von Israel nach Berlin wurde Ben früh damit konfrontiert, als Jude „anders“ zu sein. Bei Freitagnacht Jews sagt er: „Ich bin kein Deutscher mit Migrationshintergrund. Ich bin ein Israeli mit Integrationshintergrund.“ Als Musiker bekannt wurde er vor allem durch sein Youtube-Format „Rap am Mittwoch“. Hier verarbeitete er die Erfahrungen, die er als „Nicht-Bio-Deutscher“ auf den Berliner Straßen gesammelt hatte. Immer wieder wurde „Rap am Mittwoch“ als „Juden-Veranstaltung“ angegriffen – und irgendwann zog sich Ben zurück. Mit Daniel spricht er über seinen Einsatz gegen Antisemitismus, Rassismus und Muslimfeindlichkeit. Immer freitags, am jüdischen Feiertag Schabbat, hat Daniel Donskoy Gäste. Beim gemeinsamen Essen sprechen sie über ihr jüdisches Leben und Erleben. Kontrovers, provokant, aber mit Sinn für Humor: In „Freitagnacht Jews” spricht der Schauspieler mit seinen Gästen über das Jüdischsein und über Integration. Die Erfahrungen damit sind unterschiedlich. Aber am Ende steht vor allem eines: Verständnis füreinander zu entwickeln und eine neue Perspektive auf das Wort „Jude“ zu werfen.

Sa., 6. Nov · 20:15-21:55 · ARD-alpha
Lauf Junge lauf

Im Alter von neun Jahren gelingt dem kleinen Srulik als einzigem Mitglied seiner Familie die Flucht aus dem Warschauer Ghetto in die nahe gelegenen Wälder. Dort muss er sich bis zum Ende des Krieges mehr oder weniger alleine durchschlagen. Die wenigen Freunde, die Srulik findet, bleiben ihm nicht lange erhalten. Er lebt so einige Monate bis zum Einbruch des Winters von Waldfrüchten, erjagten Kleintieren und kleinen Beutezügen durch die Gärten umliegender Bauernhöfe. Die Einsamkeit, der anhaltende quälende Hunger und der kalte Winter treiben ihn immer wieder in die Dörfer, wo ihm ständig Verrat droht. Aber Srulik hat Glück und wird einige Zeit von einer Bäuerin versteckt, vor allem aber mit einer neuen Identität versorgt: Aus dem flüchtigen Juden Srulik macht sie das versprengte polnische Waisenkind Jurek, das christliche Gebete kennt und ein Kruzifix um den Hals trägt. Doch Jurek bleibt ein Gejagter und das bis zum Ende des Krieges. „Lauf Junge lauf“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Jugendromans des israelischen Autors Uri Orlev, basierend auf dem Schicksal von Yoram Friedman, der heute in Israel lebt. Mit großer erzählerischer Kraft zeichnet Pepe Danquarts erschütterndes wie lebensbejahendes Kriegsdrama ein Kinderschicksal in einer unmenschlichen Zeit.

So., 7. Nov · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Claus Günther

Seine Vorbilder hießen Hitler, Göring und Goebbels. Seine Schulbücher waren bebildert mit Helden in Naziuniformen. Seine Überzeugung war es, einer überlegenen „arischen Herrenrasse“ anzugehören – denn das erzählten die Wissenschaftler jener Zeit. Claus Günther war damals Kind. Er kannte nichts anderes. Aber nach Kriegsende erfährt er, welche zerstörerische Wirkung die Nazi-Ideologie hatte. Weshalb haben so viele Menschen mitgemacht? Wie konnte die Menschenverachtung des diktatorischen NS-Systems zum Ideal werden? Der Bericht von Claus Günther bringt manches Licht ins Dunkel. Bei Kriegsende ist Claus Günther 14 Jahre alt. Die Jahre zuvor aber waren wie ein verführerisches Abenteuer. Er gehörte zu einer Masse. Er fühlte sich stark. Zum Beispiel, als er Adolf Hitler mit eigenen Augen bei der Schiffseinweihung des KdF-Kreuzfahrtschiffes „Wilhelm Gustloff“ an den Hamburger Landungsbrücken sah und inmitten einer wogenden und jubelnden Menschenmasse stand. Sein Vater trug in SA-Uniform die Fahne, als während der Novemberpogrome 1938 die Harburger Synagoge zerstört wurde. Nach Kriegsende erfährt Claus Günther, dass seine eigenen jüdischen Nachbarn im Konzentrationslager ermordet wurden. Bis heute schämt er sich dafür, als 10-Jähriger jene Nachbarn antisemitisch beschimpft zu haben. Seit vielen Jahren ist Claus Günther gerade durch diese Erkenntnisse ein Kämpfer für Demokratie und mahnt, stets wachsam zu beobachten, was im eigenen Umfeld geschieht: „Das Schlimme ist: Es waren sogenannte normale Menschen: Der Friseur, der da die Synagoge mit zerstört hat. Das ist es also, was eine Diktatur mit Menschen machen kann.“ Claus Günther

So., 7. Nov · 20:15-21:45 · PHOENIX
Die Ungewollten – Die Irrfahrt der St. Louis

Ein altes Grammofon, Briefe und ein Tagebuch. Auf dem Dachboden einer Hamburger Villa lag jahrelang unentdeckt eine alte Seekiste, der Nachlass von Gustav Schröder. Er war Kapitän auf dem Transatlantik-Passagierschiff der HAPAG, der „St. Louis“. Sein Name erinnert in der Internationalen Holocaust Gedächtnisstätte Yad Vashem in Jerusalem an die dramatischen Ereignisse an Bord der „St. Louis“. Voller Zuversicht verlassen 937 jüdische Flüchtlinge 1939 den Hamburger Hafen. Nazi-Deutschland hinter sich, die Freiheit vor sich. Ein Visum für Kuba verspricht ein Leben ohne Angst. Doch Havanna verweigert die Einreise. Kapitän Schröder nimmt Kurs auf die USA. Auch Washington lässt die „St. Louis“ nicht in einen sicheren Hafen. Als auch noch Kanada die Aufnahme verweigert, gerät die Fahrt in die Freiheit zur Odyssee auf dem Atlantik. An Bord machen die Worte Selbstmord und Meuterei die Runde. Knapp einen Monat nach dem Verlassen des Hamburger Hafens läuft die „St. Louis“ in Antwerpen (Belgien) ein. Fast ein Drittel der Passagiere werden in den folgenden Jahren von den Nazis ermordet.

So., 7. Nov · 21:00-21:45 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Wilhelm Simonsohn

Er wuchs als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Hamburg-Altona auf und machte Karriere als Luftwaffenpilot bei der Wehrmacht. Was widersprüchlich klingt, wird in Wilhelm Simonsohns Biografie zur sonderbaren Wirklichkeit. In seinem abenteuerlichen Lebensbericht erzählt der 101-Jährige von den Tumulten während der Weimarer Republik, der Verhaftung seines Vaters ins Konzentrationslager sowie seinen Erinnerungen an die Zerstörung Warschaus, die er in Wehrmachtsuniform im September 1939 mit eigenen Augen gesehen hat. Wilhelm Simonsohn wurde am 09.09.1919 in Hamburg-Altona geboren. Als er im Alter von 15 Jahren zur Marine-Hitlerjugend kommt, wird er dort als „Judenlümmel“ beschimpft. Nach der Machtergreifung 1933 durch die NSDAP werden jüdische Geschäfte boykottiert. Auch der Kohlehandel der Familie Simonsohn ist betroffen. Da lüften die Eltern ein Geheimnis: Wilhelm Simonsohn erfährt, dass er nicht der leibliche Sohn seiner Eltern Bertha und Leopold ist, sondern adoptiert wurde. Einerseits bricht für Wilhelm eine Welt zusammen. Auf der anderen Seite rettet diese Beichte sein Leben. Denn nach der perfiden Rassetheorie der Nazis, wurde der Adoptivsohn als „der nordischen Rasse“ zugehörig eingestuft. Während also sein Vater ins Konzentrationslager gebracht wird, wird Wilhelm zu Wehrmacht eingezogen. Wilhelm Simonsohn schildert in diesem Augenzeugenbericht aus zweierlei Perspektiven: Aus dem Blickwinkel des Sohnes eines Juden, der an den Folgen der Rassendiskriminierung der Nazis stirbt. Aber auch aus dem Blickwinkel des Soldaten, der den Überfall auf Polen und Frankreich mitgemacht hat. Vor allem die Bilder, die sich ihm nach der Zerstörung Warschaus eingebrannt haben, haben seine tiefe Überzeugung, Pazifist zu werden, verstärkt: „Unter den Trümmern lagen geschätzte 20.000 tote Menschen. Und die armen Menschen, die mit bloßen Händen auf dem Acker Kartoffeln ausgruben, weil sie Hunger hatten. Da habe ich mir geschworen, egal, was kommen mag, du wirst nie Bomben auf menschliche Siedlungen werfen.“ Bis heute setzt Simonsohn sich für eine bessere Welt ein. Auf seiner ersten „Fridays for Future“-Demonstration war der heute 101-Jährige mit 99 Jahren.„Ich habe fünf Urenkelkinder und mache mir große Sorgen um den Bestand der Menschheit.“

So., 7. Nov · 23:35-01:23 · Das Erste (ARD)
Verleugnung

Deborah Lipstadt (Rachel Weisz), Professorin für Jüdische Zeitgeschichte an der Emory University in Atlanta, sieht sich mit einem brisanten Gerichtsverfahren konfrontiert: In einer ihrer Publikationen bezichtigte sie den britischen Historiker David Irving (Timothy Spall) der Lüge, weil sich dieser vehement weigert, den im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten verübten Holocaust als geschichtliche Tatsache anzuerkennen. Irving kontert diese Provokation auf seine Weise: Er verklagt Lipstadt wegen Rufschädigung und beschwört einen Verleumdungsprozess herauf, bei dem die Angeklagte nach britischem Strafrecht dazu verpflichtet ist, ihre Sicht der Dinge unter Beweis zu stellen. Für die amerikanische Professorin bedeutet dies im Klartext, dass sie die historische Nachweisbarkeit der Judenvernichtung faktisch belegen muss. Unter dem Druck der Beweislast engagiert Lipstadt ein erfahrenes Verteidigerteam, angeführt von dem undurchschaubaren, aber mit allen Wassern gewaschenen Anwalt Richard Rampton (Tom Wilkinson), dessen eigenwillige Herangehensweise an den diffizilen Fall bei seiner Auftraggeberin nicht immer auf Gegenliebe stößt. Rampton und seine Kollegen versuchen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, Irvings Hauptargumente außer Kraft zu setzen, während das unliebsame Justizspektakel eine kontrovers diskutierte Eigendynamik entwickelt. Vier Jahre, von 1996 bis 2000, dauerte der Verleumdungsprozess, den der britische Historiker und Holocaustleugner David Irving gegen die amerikanische Professorin Deborah E. Lipstadt angezettelt hatte. Heraus kam ein denkwürdiger Sieg für Meinungsfreiheit und Gerechtigkeit kontra Geschichtsfälschung und Fanatismus. Regisseur Mick Jackson und der preisgekrönte Drehbuchautor und Dramatiker David Hare machten aus dem brisanten Fall hochkarätiges, engagiertes Schauspielkino, bei dem die Hauptdarsteller Rachel Weisz, Timothy Spall und Tom Wilkinson mit herausragenden Leistungen glänzen.

Mo., 8. Nov · 01:25-03:13 · Das Erste (ARD)
Hannah Arendt

Hannah Arendts Denken veränderte die Welt. Ihre gesellschaftspolitischen Schriften über totalitäre Systeme und Demokratie prägen bis heute unsere Sichtweise auf das 20. Jahrhundert und sind aus unserem Verständnis für politische Zusammenhänge – auch der aktuellen – nicht mehr wegzudenken. Als die jüdische Philosophin Hannah Arendt 1961 in Jerusalem den Gerichtssaal betritt, um über den Prozess gegen den Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann zu berichten, erwartet sie, auf ein Monster zu treffen. Stattdessen erlebt sie einen Niemand. Die geistlose Mittelmäßigkeit Eichmanns passt nicht zum abgrundtief Bösen seiner Taten. Hannah Arendt (Barbara Sukowa) ist aus Nazideutschland geflohen und lebt mit ihrem Mann Heinrich (Axel Milberg) schon seit 20 Jahren im amerikanischen Exil. Ihre New Yorker Wohnung ist Treffpunkt immigrierter jüdischer Intellektueller, die sich um die Aufarbeitung der Shoa bemühen. Die überraschende Nachricht von der Ergreifung des NS-Kriegsverbrechers Adolf Eichmann elektrisiert die Totalitarismusforscherin, die schon mehrfach über den deutschen Faschismus publiziert hat. Im Auftrag der Zeitung „The New Yorker“ reist sie nach Jerusalem, um über den Prozess zu berichten. Als sie 1961 in Jerusalem den Gerichtssaal betritt, erwartet sie, auf ein Monster zu treffen, und ist zunächst irritiert. Die geistlose Mittelmäßigkeit des Bürokraten, der keine Reue zeigt, passt scheinbar gar nicht zur unvorstellbaren Grausamkeit seiner Taten. Sie sieht in dem Massenmörder einen Beamten, der die Ermordung der Juden mitleidslos wie eine ihm auferlegten Pflicht erfüllte. Dieser Widerspruch beschäftigt Hannah Arendt sehr. Zurück in New York liest sie hunderte Prozessakten, recherchiert, diskutiert mit ihrem Mann Heinrich Blücher und ihren Freunden. Im Februar 1963 erscheint ihre Artikelserie mit dem Titel „Eichmann in Jerusalem“, deren provozierende These von der „Banalität des Bösen“ für weltweite Empörung sorgt. Die Reaktionen sind verheerend und niederschmetternd. Hannah Arendt wird geächtet und angefeindet. Das Unverständnis einiger ihrer Freunde trifft sie hart. Trotz einer beispiellosen Hetzkampagne verteidigt die Denkerin ihre Interpretation, wonach ganz normale Menschen zu Gräueltaten unvorstellbaren Ausmaßes fähig sind. Sie bleibt konsequent bei ihrer Haltung, kämpft und scheut keine Auseinandersetzung, wenn es um für sie so wichtige Themen wie Totalitarismus und Macht geht. Denn sie will verstehen. Auch wenn das bedeutet, „dahin zu denken, wo es weh tut“. Der Vorwurf, sie würde einen der Hauptverantwortlichen für den Holocaust verteidigen, führt aber auch zum Bruch mit nahen Freunden wie Hans Jonas (Ulrich Noethen) und Kurt Blumenfeld (Michael Degen). Margarethe von Trotta gelingt eine faszinierende Annäherung an das Hauptwerk der jüdischen Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt. Die sensible Filmbiografie mit der großartigen Barbara Sukowa in der Titelrolle verdeutlicht, warum die Frage nach dem Holocaust immer wieder neu gestellt werden muss.

Mo., 8. Nov · 20:15-21:00 · PHOENIX
Geheimnisvolle Orte: Die Synagoge mit der goldenen Kuppel

Die „Neue Synagoge“ in Berlin ist immer mehr gewesen als ein Prachtbau mit goldener Kuppel – sie ist ein Symbol für die Hoffnung der jüdischen Gemeinschaft, in der deutschen Gesellschaft angekommen zu sein. Diese Hoffnung zerbricht vor 80 Jahren – in der Pogromnacht am 9. November 1938. Die Doku erzählt über die wechselvolle Geschichte und erweckt das Gebäude in all seiner Pracht zu neuem Leben. Als die „Neue Synagoge“ 1866 eingeweiht wurde, kam selbst der preußische Ministerpräsident und spätere Reichskanzler Bismarck und war beeindruckt vom Bau mit der goldenen Kuppel. Diese Synagoge erinnerte – ganz bewusst – an die spanische Alhambra. Ein Wunder der Baukunst und – der Politik. Die „Neue Synagoge“ war ein sichtbares Zeichen der Toleranz und Akzeptanz gegenüber Juden und gleichzeitig eine Provokation für Antisemiten: Sie war ein Symbol für das Selbstbewusstsein der jüdischen Gemeinschaft. Die Hoffnung, in der deutschen Gesellschaft angekommen zu sein, trug über sechs Jahrzehnte und zerbrach endgültig in der Pogromnacht vor 80 Jahren – am 9. November 1938. Ein preußischer Polizeibeamter rettete die „Neue Synagoge“ damals vor dem Feuer. Doch 1943 wurden große Teile des Gebäudes in einer Bombennacht zerstört. Erst in den 1990er Jahren wurde die Synagoge als „Centrum Judaicum“ mit restaurierter Fassade und neugebauter Kuppel wieder aufgebaut, doch ohne ihr Herzstück – die große Hauptsynagoge. Hinter den verglasten, konservierten Ruinenteilen verbergen sich noch immer rätselhafte, geheimnisvolle, auch unbekannte Geschichten, über die unter anderem der langjährige Direktor des Centrum Judaicum, Hermann Simon, und Ruth Winkelmann, ehemalige Schülerin der nahegelegenen Mädchenschule, berichten. Der Film erzählt von einer bis heute in vielen Teilen verschwundenen Kunstsammlung, von entdeckten Inschriften von NS-Gefangenen, von einer heimlichen Bar Mizwa unter den Augen der Nazis und von der Chuzpe ostdeutscher Juden und weitsichtiger SED-Genossen, die den vollständigen Abriss der Synagoge verhinderten. Die Schönheit dieses faszinierenden Baus ist heute nur noch zu erahnen und wird – exklusiv für diesen Film durch einzigartige Animationen und Fotos- wieder erlebbar.

Mo., 8. Nov · 23:10-01:20 · MDR
Nirgendwo in Afrika

Ab 1938 darf Walter Redlich (Merab Ninidze) seinen Beruf nicht mehr ausüben. Der jüdische Anwalt flieht nach Kenia, wohin seine ebenfalls jüdische Frau Jettel (Juliane Köhler) ihm nur widerstrebend folgt. Jettel fühlt sich in erster Linie als deutsche Staatsangehörige und dann erst ihrer Religion zugehörig. Dass man sie in ihrer Heimat verfolgen wird, kann sie sich nicht vorstellen – die Reise nach Afrika ist in ihren Augen ein Kurztrip. Statt des erbetenen Eisschranks packt sie lieber ihr Porzellanservice und ein neues Abendkleid ein. Mit dem bescheidenen Dasein im Busch, wo ihr Mann als Verwalter einer maroden Farm arbeitet, kann sie sich nicht anfreunden. Dagegen blüht ihre introvertierte Tochter Regina (Karoline Eckertz) in der Fremde erst richtig auf. Sie verfällt dem Zauber Afrikas, lernt die Sprache und findet im einheimischen Koch Owuor (Sidede Onyulo) einen Freund, der sie in die Geheimnisse seiner Kultur einführt. Mit Ausbruch des Kriegs treffen schockierende Nachrichten aus Deutschland ein. Jettel, die sich von Walter immer mehr entfernt hat, wird bewusst, dass das Leben im Exil ein Geschenk ist. Allmählich findet das Paar wieder zueinander. Nach Kriegsende wird Walter ein Posten als Richter in Frankfurt angeboten. Zwölf bewegte Jahre sind inzwischen vergangen, in denen Jettel und Regina Kenia schätzen gelernt haben. Die beiden wissen nicht so recht, ob sie in das Land zurückkehren wollen, in dem die Mörder ihrer Eltern noch leben. Caroline Link führt den Zuschauer ins Herz des afrikanischen Kontinents. Ihre eindrucksvolle Verfilmung des autobiografischen Weltbestsellers von Stefanie Zweig zeichnet ein realistisches Bild vom Leben jüdischer Flüchtlinge im Exil – ohne Postkarten-Idyllen à la Jenseits von Afrika“. Merab Ninidze und Juliane Köhler spielen ein Paar auf der schwierigen Suche nach sich selbst. Nicht zuletzt dank Gernot Rolls beeindruckenden Landschaftspanoramen wurde „Nirgendwo in Afrika“ mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.

Di., 9. Nov · 19:40-20:15 · arte
Re: Der Synagogenretter – Jüdisches Erbe in der Ukraine

Nur noch tausend Juden leben im ukrainischen Lwiw, dem früheren Lemberg. Die Deutschen brachten im Holocaust mehr als 100.000 Juden aus der Stadt um. Zu Sowjetzeiten unterdrückte der Staat alle Religionen. Viele Juden emigrierten. Fast alle der einst mehr als 40 Synagogen der Stadt sind zerstört oder drohen zu verfallen. Doch Sasha Nazar stemmt sich dagegen. Er will eine von Lwiws letzten Synagogen retten und dort neuen Raum für jüdische Kultur schaffen. Unterstützung bekommt er dafür kaum, nicht einmal von der kleinen jüdischen Gemeinde der Stadt.

Di., 9. Nov · 20:15-21:15 · PHOENIX
Fritz Bauer

Am 20. Dezember 1963 begann am Frankfurter Landgericht das erste große bundesdeutsche Gerichtsverfahren gegen Nazi-Kriegsverbrecher. Die Ermittlungen leitete ein hessischer Generalstaatsanwalt, der als Jude und Sozialdemokrat selbst vom NS-Regime verfolgt worden war: der Jurist Fritz Bauer (1903-1968). In den Wirtschaftswunder-Jahren Deutschlands stellte er sich gegen eine Politik des Schweigens und Vergessens. Mit dem Prozess gewann die Auseinandersetzung mit dem Holocaust in der Bundesrepublik Deutschland erstmals eine öffentliche Dimension.

Di., 9. Nov · 21:00-21:45 · MDR
Unterm Davidstern – Jüdisches Leben in Dresden

„Wir waren nicht streng religiös, dennoch haben wir uns als Juden gefühlt – nicht nur, weil es in unseren Pässen stand“, sagt Elena Tanaeva. Ihre Familie habe viele jüdische Traditionen weitergeführt, kein Schweinefleisch gegessen, Milch und Fleisch immer getrennt gekocht. Jetzt sei sie hier in Dresden und Mitglied der Jüdischen Gemeinde, hier fühle sie sich sicher, sicherer jedenfalls als in St. Petersburg, in Russland. Der latente Antisemitismus sei dort noch deutlicher präsent als in Deutschland. „Hier werde ich beschützt, hier gibt es Gesetze, die für jedermann verpflichtend sind“, erklärt sie. Elena Tanaeva gehört zu der großen russischen Community, die sich regelmäßig im Gemeindehaus der Neuen Synagoge Dresden trifft. Als am 9. November vor 20 Jahren das Gotteshaus am Dresdner Hasenberg eingeweiht wurde, schaute die ganze Welt auf Dresden. Es war der erste Neubau eines jüdischen Gotteshauses seit der politischen Wende. Vor 1933 zählte die Jüdische Gemeinde zu Dresden bis zu 5.000 Mitglieder. Bei Kriegsende 1945 lebten weniger als 50 Juden in der Stadt. Heute sind es inzwischen 730, die meisten kommen aus der ehemaligen Sowjetunion. Ursula Philipp-Drescher ist über die Musik zum jüdischen Glauben gekommen. 248 Gebote und 365 Verbote – sich an alles zu halten, ist ganz schön schwer, erklärt sie. Sie leitet den Synagogenchor und führt regelmäßig Besucherinnen und Besucher durch das Gotteshaus. Dabei erzählt sie auch die Geschichte der alten Semperschen Synagoge, die 1938 von der SA in Brand gesetzt wurde. Ein mutiger Feuerwehrmann rettete damals den Davidstern und versteckte ihn auf dem Dachboden vor den Nazis. Valentina Marcenaro kam 1998 aus Italien in die Elbestadt. Eigentlich wollte sie nur ihre Deutschkenntnisse verbessern. Inzwischen hat sie hier eine Familie gegründet und organisiert jüdische Feste in Dresden. Ihr Lieblingsfest aber sei der Schabbat jeden Freitag. „Der Schabbat, der ist mir heilig, das ist Primetime mit meiner Familie“, erzählt sie. Dass es draußen längst dunkel ist und sie eigentlich nicht mehr in der Küche stehen dürfte, ficht sie nicht an. Valentina Marcenaro bezeichnet sich als Kulturjüdin: „Im Judentum muss man sich nicht immer nur streng an Regeln und Bräuche halten. Jeder hat die Freiheit, so zu leben, wie er will, wie er es für richtig hält.“

Mi., 10. Nov · 00:15-02:15 · ZDF
Die Frau des Zoodirektors

Die heile Tierwelt des Warschauer Zoos von Zoodirektor Jan Żabiński (Johan Heldenbergh), seiner Frau Antonina (Jessica Chastain) und ihrem kleinen Sohn Ryszard (Timothy Radford) findet 1939 mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht ein jähes Ende. Wie ganz Warschau wird auch der Zoo bombardiert, viele der Tiere sterben oder irren ziellos durch die Stadt. Antonina und ihre Familie sitzen in der Falle, da sie aus Warschau nicht mehr herauskommen. Mit den deutschen Soldaten besetzt auch ein alter Bekannter von Antonina und Jan, Hitlers Chefzoologe und Leiter des Berliner Zoos, Dr. Lutz Heck (Daniel Brühl), den Zoo. Entgegen seinem Versprechen, sie zu übernehmen, erschießt er etliche Tiere und startet den Versuch, den längst ausgestorbenen Auerochsen heranzuzüchten. Als die Deutschen 1940 damit beginnen, alle Juden ins Warschauer Getto zu zwingen, sind auch Freunde von Antonina und Jan betroffen. Die beiden verstecken zuerst ihre Freunde Magda Gross (Efrat Dor) und Maurycy Fraenkel (Iddo Goldberg) bei sich im Kellergewölbe unter ihrer Wohnung, doch werden es schnell sehr viel mehr Menschen. Denn Jan, der sich inzwischen im Untergrund der polnischen Heimatarmee angeschlossen hat, beginnt, systematisch Juden aus dem Getto zu schmuggeln, sie vorübergehend im Keller unterzubringen und dann weiter in sichere Verstecke außerhalb Warschaus zu schleusen. Zu diesem Zweck schlagen Antonina und Jan Dr. Heck vor, auf dem Zoogelände eine Schweinezucht zur Fleischversorgung der Besatzungstruppen aufzuziehen. Die Küchenabfälle des Gettos sollen dabei als Schweinefutter regelmäßig auf das Zoogelände transportiert werden, was für Jan eine wunderbare Möglichkeit wird, genauso regelmäßig – auf den Transportfahrzeugen versteckt – einige Juden in Sicherheit zu bringen. Der Keller und die Wohnung entwickeln sich zu einer heimlichen Durchgangsstation, die das Leben Antoninas und ihrer Familie unter dem Blick des misstrauischen Heck mit jedem Tag gefährlicher macht.

Mi., 10. Nov · 09:25-10:15 · arte
Als die Nazis an die Macht kamen – Machtergreifung

Anfang der 30er Jahre steckte Deutschland – wie ein Großteil der industriellen Welt – in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise. Arbeitslosigkeit, Rezession und zunehmende politische Gewalt brachten den demokratischen Staat an den Rand des Zusammenbruchs. Dieses Klima kam Adolf Hitler zugute, dessen Partei mehr und mehr Anhänger fand. Der aggressive und antisemitische Diskurs der NSDAP fiel nicht nur bei Teilen der Arbeiterschaft, sondern auch bei einem Teil der deutschen Eliten auf fruchtbaren Boden. Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident von Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Manche meinten, das sei ein Spuk, Hitler könne sich nur wenige Monate an der Macht halten. Doch das Gegenteil trat ein: Innerhalb kürzester Zeit weiteten die Nazis ihren Einfluss auf die gesamte Gesellschaft aus. Die Männer der SA verbreiteten als Hilfspolizei Angst und Schrecken auf den Straßen und gingen mit dumpfer Brutalität gegen Regimegegner, vor allem gegen Kommunisten und Sozialdemokraten, vor. In Dachau, vor den Toren Münchens, wurde auf dem Gelände einer stillgelegten Munitionsfabrik das erste sogenannte Konzentrationslager errichtet. Menschen jüdischen Glaubens wurden an den Rand der Gesellschaft gedrängt, sie wurden aus dem Staatsdienst entlassen, jüdische Geschäfte und Betriebe wurden im gesamten Reich boykottiert. Am 23. März 1933 verabschiedete der Reichstag, in dem die Nationalsozialisten nicht die Mehrheit hatten, mit den Stimmen des katholischen Zentrums das sogenannte Ermächtigungsgesetz. Die SPD stimmte dagegen, die Abgeordneten der KPD waren bereits im Gefängnis oder im KZ. Dieses Gesetz schuf eine scheinbare rechtliche Grundlage für eine Diktatur. Viele Menschen, Künstler, Dichter, Schriftsteller und Wissenschaftler verstanden, dass dies der Anfang einer Schreckensherrschaft ist. Und sie beschlossen, aus Deutschland zu emigrieren. Die Texte dieser zweiteiligen Dokumentation werden von Eva Mattes gelesen.

Mi., 10. Nov · 10:15-11:10 · arte
Als die Nazis an die Macht kamen – Gleichschaltung

Ab 1933 mutierte Deutschland zur Diktatur. Hitler stand im Mittelpunkt des nationalsozialistischen Personenkults. Immer mehr Deutsche liefen in das Lager der Machthaber über, sei es aus Opportunismus, aus Angst oder auch aus scheinbarer Überzeugung. Der Staat war allgegenwärtig im Berufs- und Privatleben der Menschen, die von Kindesbeinen an in der Schule und den Jugendorganisationen der Nazis indoktriniert wurden. Unter Arbeitskollegen herrschte ein Klima des Misstrauens, Nachbarn spionierten einander aus. Bei den von Propagandaminister Goebbels organisierten Großveranstaltungen jubelten die Massen. Die antisemitische Politik verschärfte sich durch die sogenannten Nürnberger Gesetze von September 1935. Mit ihrem Inkrafttreten war eine scheinbar rechtliche Grundlage für die Verfolgung von Menschen jüdischen Glaubens geschaffen. Im November 1938 wurde der deutsche Botschaftssekretär in Paris, Ernst vom Rath, von dem jungen Polen Herschel Grynszpan ermordet. Das Attentat und der Tod des Botschaftsrats vom Rath gab dem Reichsminister Goebbels den Vorwand, einen vermeintlich „spontanen“ Volksaufstand in ganz Deutschland zu inszenieren. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kommt es zur sogenannten Reichskristallnacht beziehungsweise Reichspogromnacht. Es ist die Nacht, in der Zehntausende Juden misshandelt, verhaftet oder getötet wurden. Diese Nacht ist der Anfang dessen, was direkt zur Schoah führte.

Mi., 10. Nov · 23:45-01:15 · RBB
Swimmingpool am Golan

Die Filmemacherin Esther Zimmering begibt sich in Berlin und Israel auf die Suche nach den großen Ideen des Sozialismus, denen ihre Vorfahren gefolgt sind und stößt auf Konflikte und Geheimnisse. Sowohl auf israelischer als auch auf ostdeutscher Seite tauchen politisch brisante Lücken in den Biographien der Familien auf. Die eine Hälfte der Familie baute sozialistische Kibbuzim mit auf, die andere Hälfte die DDR. Als die 12-jährige Esther Zimmering begreift, dass sie doch noch mehr Verwandte hat als die bisher bekannten aus ihrer heimatlichen DDR, ist es um ihre Heimat schon geschehen: Die Mauer fällt. Für Esther bringt die Wende zunächst wenig Angenehmes – auf einmal gibt es in ihrer Schule Neonazis. Seitdem wird Israel zu einem Sehnsuchtsort für sie, und ihre Cousins und Cousinen dort zu ihren Vorbildern.

Do., 11. Nov · 22:40-23:10 · MDR
Nah dran: Respekt! Deutsch. Schwarz. Erfolgreich.

Ihre Eltern kamen als Studenten oder Vertragsarbeiter in die DDR, aus Angola, Mozambique oder einem anderen Land Afrikas. Oder sie selbst fanden in Deutschland Zuflucht und eine neue Heimat. Sie sind hier zuhause, haben einen deutschen Pass, einen Beruf, Familien gegründet und lieben ihren Kleingarten, ihren Fußballverein. Ein Detail allerdings trübt die Idylle: Sie sind Schwarz. Manuel Rost trainiert seit Sommer 2020 die erste Herrenmannschaft von Rot-Weiß-Erfurt und traut sich zu, den Erfolg vergangener Zeiten zurückzuholen. Wie hat ihn die Anfeindung, die er schon als kleiner Junge auf dem Fußballfeld erfahren musste, geprägt? Wie begegnet er heute rassistischen Beleidigungen? Juliana Luisa Gombe, stammt aus Angola und ist heute in Magdeburg zu Hause. Menschen, die sie wegen ihrer Hautfarbe beschimpfen, anfeinden und attackieren, versucht sie davon zu überzeugen, dass das der falsche Weg ist. Menschen helfen sich gegenseitig, Juliana macht das als Sozialberaterin bei der Volkssolidarität. Die Mutter von drei erwachsenen Kindern sorgt zudem für ein Pflegekind. Der Siebenjährige ist weiß, auch dies stört manche Menschen. Ared Huberts Wurzeln liegen in Afrika. Sein Vater kam als Student aus Guinea in die DDR. Er ist in Dresden geboren und lebt heute mit seiner Familie in Leipzig. Der Sachse weiß, wie es sich anfühlt hinterfragt zu werden, immer wieder Ausgrenzung und Benachteiligung auf Grund der Hautfarbe zu erfahren. Auf seiner Reise durch Mitteldeutschland trifft er Menschen, die, wie er, schwarze Deutsche sind. Ein sehr persönlicher Austausch über Träume, Ängste, Enttäuschungen, Glück und dem Wunsch in der eigenen Heimat in Frieden zu leben.

Do., 11. Nov · 22:55-23:55 · 3sat
Bad Nazi. Good Nazi

75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg setzt sich ein Dorf bei Fulda mit dem Erbe von Wilm Hosenfeld auseinander, dem Wehrmachtoffizier, der für die Rettung des „Pianisten“ bekannt ist. Roman Polanski hat der Rettung des polnisch-jüdischen Musikers Władysław Szpilman mit seinem Film „Der Pianist“ 2002 ein Denkmal gesetzt. Viel schwerer fällt die Würdigung des Retters in dessen Heimatgemeinde Thalau bei Fulda. Einem Nazi ein Denkmal setzen? Dabei dokumentieren die Tagebücher und Briefe, die der gelernte Dorfschullehrer Wilm Hosenfeld unter Lebensgefahr schrieb, seine allmähliche Desillusionierung von der menschenverachtenden Ideologie des Regimes, dessen Uniform er trug. Konfrontiert mit den schrecklichen Verbrechen, deren Zeuge er wurde, distanzierte er sich zunehmend vom Nationalsozialismus und versuchte zu helfen, wo es ihm möglich war. Etwa 30 Menschen hat Wilm Hosenfeld in Polen das Leben retten können. In Yad Vashem wird er als einer der Gerechten unter den Völkern geführt. Dabei war Wilm Hosenfeld anfangs von Adolf Hitler und dem Nationalsozialismus überzeugt. Er trug die Uniform mit Stolz und zog als Soldat überzeugt in den Krieg. Doch seine Briefe und Tagebücher beschreiben eindringlich seine innere Abkehr angesichts der deutschen Verbrechen im besetzten Polen. Hosenfeld war Humanist, ein Menschenfreund. So schildern ihn seine ehemaligen Schülerinnen und Schüler noch immer voller Wärme. Seine Vorstellungen von richtig und falsch wurden auch durch die propagierte Rassenideologie nicht aufgeweicht. Nachdem er ursprünglich in Hitler ein „Genie“ gesehen hatte, schämte er sich in Polen dafür, ein Deutscher zu sein. Und er half. Der israelische Regisseur Chanoch Ze’evi dokumentiert in „Bad Nazi. Good Nazi“, wie sich in Wilm Hosenfelds Heimatort Thalau eine Gruppe von Unterstützerinnen und Unterstützern dafür einsetzt, dass Hosenfeld ein Denkmal gesetzt wird. Der israelische Regisseur und Produzent Chanoch Ze’evi begleitet Marieke und Friedhelm, Wilm Hosenfelds Enkel, bei ihrer Annäherung an die Geschichte ihres Großvaters. Er ist dabei, als seine Tochter mit ihren Enkeln nach Yad Vashem reist. Und er begleitet die Diskussionen in Thalau, die sich um das geplante Denkmal entspinnen. Sie spiegeln wider, wie vielfältig und bisweilen noch immer zwiespältig Deutsche mit ihrer Vergangenheit umgehen.
Bild oben: © ZDF und Maya Productions, Wilm Hosenfeld im Gespräch mit einem polnischen Juden. In sein Tagebuch notiert er: „Ich versuche jeden zu retten, der zu retten ist“.

Sa., 13. Nov · 16:30-17:00 · Das Erste (ARD)
Weltspiegel-Reportage: Vision Wüste

Die Zukunft Israels – dafür stand eigentlich immer die moderne Metropole Tel Aviv mit ihren glitzernden Wolkenkratzern, Start Ups, ihrem Lifestyle. Hunderttausende Pendler drängen täglich in die Stadt, die aus allen Nähten platzt. Immobilienpreise explodieren – ganz ähnlich wie in deutschen Metropolregionen, nur noch schneller. An seiner Attraktivität droht Tel Aviv zu ersticken. Mehr Luft zum Atmen gibt es dagegen in der Wüste. „Schon Israels Staatsgründer Ben Gurion wusste: Die Zukunft Israels liegt im Süden, in der Negev und der Arava Wüste. Denn es war brachliegendes Land. Aber damit die Menschen die überfüllten Metropolen verlassen und hier Wurzeln schlagen, muss man ihnen echte Lebensqualität bieten, Arbeitsplätze, soziale Einrichtungen, alles was man für einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf braucht“, sagt Eric Narrow vom Jewish National Fund. Die neuen Pioniere wollen die Vision der Staatsgründer wiederbeleben: Die entlegenen Regionen im Süden und Norden Israels so attraktiv machen, dass sich mindestens eine halbe Million Menschen binnen der nächsten 25 Jahre dort ansiedeln und so die Metropolregionen um Tel Aviv und Jerusalem entzerren. Die Reise in die Zukunft beginnt in der Arava-Wüste. Dort im Nirgendwo wandeln sich Landwirte zu Biotechnologie-Unternehmern. Yossi Ben etwa hat im Umfeld seiner malerischen Antilopen-Range zusammen mit einem internationalen Forscherteam ein spezielles Kalzium-Carbonat entwickelt, das Hoffnung auf Heilung für schwere Krankheiten weckt. Investoren haben bereits 25 Millionen Euro zu seiner Geschäftsidee beigesteuert. Im nahe gelegenen Tsukim hat Udi Segev seinen Lebenstraum verwirklicht. Der Anwalt hat mit seiner Familie das teure und laute Tel Aviv verlassen und sich am atemberaubenden Abhang eines Wüstenkraters eine Villa gekauft: „Dieser Ort ist heiß wie in der Hölle, aber schön wie das Paradies. Wenn ich auf der ganzen Welt einen Platz zum Leben wählen müsste, dann ist es dieser.“ Dank Internet kann er von hier ausarbeiten. Die 30-jährige Polly Gupailo nimmt uns mit ins Nachtleben der Wüsten-Stadt Beer Sheva. Mit ihren pink gefärbten Haaren steht die Webdesignerin für das neue Gesicht der einstigen ärmlichen Arbeiterstadt. Denn sie hat nach ihrer Ausbildung nicht die Koffer gepackt wie so viele andere junge qualifizierte Menschen. Polly ist fest entschlossen, hier zu bleiben und den Aufbruch in Israels Zukunft in der Negev Wüste mitzugestalten. Nicht weit von Pollys Büro steht ein Symbol für den Wandel. Die Brücke, die scheinbar alles miteinander verbindet. Auf der einen Seite die Ben Gurion Universität, auf der anderen Seite der neue Hochtechnologie-Park, mit einer beachtlichen internationalen Cybertech-Szene, benachbart von Wohngebieten und alles erreichbar mit der Bahn. Doch die Städteplaner wissen, dass sie alle Teile der Gesellschaft auf dem Weg in die Zukunft mitnehmen müssen. Dazu gehören auch die Beduinen in der Negev-Wüste. Viele leben in Armut, in traditionellen Clan-Strukturen, einer Parallelgesellschaft. In der Beduinenstadt Rahat wurde deshalb ein Gründerzentrum errichtet. Dort bricht die 19-jährige Aisha Abu Jaber mit den Stereotypen einer traditionellen Stammesgesellschaft. Die Elektrotechnik-Studentin hat eine App entwickelt, mit der man an allen Tankstellen im Land bezahlen kann: „Anfangs gab es Widerstand. Die Leute fanden es merkwürdig, dass eine Beduinenfrau in die Welt der Unternehmer wollte. Heute akzeptieren sie es schon mehr“, sagt Aisha Abu Jaber. Die Initiativen in der Region fruchten bereits. Beer Scheva wächst wieder. Aber die Gehälter sind noch deutlich niedriger als in Tel Aviv oder Jerusalem. Der Mangel an Fachkräften in den entlegenen Regionen ist nach wie vor groß. Die neuen Pioniere nehmen die Herausforderungen an – und nehmen die Zuschauer mit auf ihre Reise in Israels Zukunft.

So., 14. Nov · 08:15-09:45 · SWR
Carl Laemmle – Ein Leben wie im Kino

Carl Laemmle, ein oberschwäbischer Jude, gründet Hollywood. Er gilt als bedeutender Filmpionier. Historiker, Filmexperten und Nachfahren sprechen über seine Bedeutung für das Kino von heute. Das Porträt würdigt Carl Laemmle auch als den Menschen, der mit seinen Bürgschaften Hunderte von Juden vor den Nazis rettete. Die Dokumentation ist eine bewegende Spurensuche an Originalschauplätzen. Wie erinnert seine Heimatstadt Laupheim an den großen Sohn? Welche Rolle spielt Laemmle tatsächlich für das große Kino und was ist von ihm in Hollywood geblieben? Experten äußern sich zu seinen bahnbrechenden Filmen. Nach dem Tod der Mutter gibt es für Carl Laemmle, einen armen jüdischen Jungen aus dem schwäbischen Laupheim, kein Halten mehr: Er entflieht der oberschwäbischen Provinz und wandert nach Amerika aus. Dort macht er eine Karriere wie aus dem Bilderbuch. Er kauft eine Hühnerfarm bei Los Angeles und gründet Universal Pictures. Dies ist die Geburtsstunde von Hollywood. Carl Laemmle ist der erste, der die Bedeutung von Leinwandstars für das Kino entdeckt. Filmklassiker wie „Dracula“ oder „Frankenstein“ werden in seinem Studio gedreht, aber auch Meilensteine der Kinogeschichte wie „Im Westen nichts Neues“. Laemmle ist ein fleißiger Schaffer und Strippenzieher, aber auch ein Spieler. Als Universal in die Krise gerät, setzt Lämmle alles auf eine Karte – und verliert. Wenig bekannt ist die Tatsache, dass Carl Laemmle in den folgenden Jahren Hunderte von deutschen Juden vor den Nazis rettet. Er übernimmt Bürgschaften und sorgt dafür, dass diese Menschen nach Amerika ausreisen dürfen. Die Dokumentation ist eine bewegende Spurensuche an Originalschauplätzen. Wie erinnert seine Heimatstadt Laupheim an den großen Sohn? Welche Rolle spielt Laemmle tatsächlich für das große Kino und was ist von ihm in Hollywood geblieben? Experten äußern sich zu seinen bahnbrechenden Filmen. Seine Nachfahren sammeln heute noch in den USA alles, was an Spuren zu finden ist. Und Sandy Einstein aus der Nähe von San Franzisco, Sohn eines jüdischen Auswanderers, sagt: „Ohne Carl Laemmle wäre meine Familie ausgelöscht worden.“

So., 14. Nov · 16:10-17:05 · arte
Der weiße Blick – Expressionismus und Kolonialismus

Als die deutschen Expressionisten Emil Nolde und Max Pechstein um 1910 zum damaligen Deutsch-Neuguinea und zu den Palau-Inseln reisten, war ihr vermeintliches „Südsee-Paradies“ bereits durch den europäischen Kolonialismus zerstört. Ernst-Ludwig Kirchner blieb zu Hause, baute sich im Atelier die Südseeexotik als Ambiente nach. Sie wollten die Malerei in Deutschland revolutionieren und sich dafür an der Ursprünglichkeit der indigenen Kunst schulen. Nolde und Pechstein, die von ihren Ehefrauen begleitet wurden, blendeten vor Ort den Untergang der fremden Welt aus. Sie malten so, wie sie es in ihren Köpfen als „weißen Blick“ von daheim mitgebracht hatten: romantisch verbrämt, idyllisch verfälscht und außerdem nah am rassenkundlichen Menschenbild der Zeit.Ihre Südsee-Sehnsucht hatten Nolde, Kirchner und Pechstein durch Besuche in den Völkerkundlichen Museen in Berlin und Dresden genährt, wo sie ersten Kontakt mit der Kunst fremder Kulturen hatten. Der Franzose Paul Gauguin war ein Vorbild, wie mit Bildern über das vermeintlich „Wilde“ und „Primitive“ auf dem Kunstmarkt Aufmerksamkeit und Erfolg zu erzielen war. Die Malreisen von Nolde und Pechstein waren durch Schulden finanziert. Für beide endete das Südsee-Abenteuer in einem Fiasko. 1914 brach der Erste Weltkrieg aus, Emil Nolde konnte Deutsch-Neuguinea gerade noch verlassen, verlor unterwegs viele seiner Bilder. Max Pechstein geriet in japanische Gefangenschaft und musste nach dem Krieg neu beginnen. Mit vielen erstmals gezeigten Fotos von den Südseereisen zeichnet der Film die Geschichte einer künstlerischen „Ausbeutung“ nach.

So., 14. Nov · 22:00-22:30 · MDR
Die Spur der Ahnen – Vaters Flucht vor den Nazis

Es ist eine berührende Geschichte: Akiba Zwick, ein Mann in den 80ern, kehrt mit seiner Familie (zwei Töchter, ein Sohn, Ehefrau) zurück nach Leipzig. Seine Mutter hat ihn und drei seiner Geschwister vor den Nazis retten können. Sie selbst, Akibas Vater und seine Schwester Leni jedoch wurden ermordet. Heute will Akiba wissen, wie genau es seinen Eltern und seiner Schwester in den letzten Tagen und Monaten ihres Lebens erging, möchte verstehen, warum er überlebte und andere nicht. Und er möchte seine Töchter und seinen Sohn mitnehmen an die Orte seiner Kindheit, möchte ihnen zeigen, woher sie kommen. Er hat viele Fragen: Warum ist Vater allein geflohen, ohne die Familie? Was genau geschah mit ihm? Was mit der Mutter? Was mit der Schwester? Eine sehr emotionale Reise in die Vergangenheit, eine Reise, bei der Akiba erfährt, wie unglaublich stark und selbstlos seine Eltern waren. Mutter und Vater taten buchstäblich alles, um ihre Kinder zu retten. Akibas Familiengeschichte ist ein Lehrstück über die Kraft der Familie, über Liebe in schwerster Zeit, über einen sympathischen Mann, der seinen Lebensmut nie verlor.

Mo., 15. Nov · 00:00-00:45 · MDR
Eine Tora für Thüringen

304.805 Buchstaben enthält eine jüdische Schriftrolle, eine Tora. Aus ihr wird in jüdischen Gottesdiensten gelesen. Der Rabbiner Reuven Yacoobov ist auf das exakte Schreiben dieser Schriftrollen spezialisiert. Jetzt fertigt er eine neue für Thüringen. Diese Torarolle ist auch für ihn etwas Besonderes, denn sie ist ein Geschenk der beiden christlichen Kirchen, der EKM und des katholischen Bistums Erfurt, an die Jüdische Landesgemeinde. Dort wünschte man sich eine zweite Torarolle, weil die historischen allesamt verschollen, verkauft oder in schlechtem Zustand sind. Zum öffentlichen Schreiben der Tora besuchte der Rabbiner mehrere Orte in Thüringen, die für das Glück aber auch für die Trauer des deutschen Judentums stehen. Dabei ist er mit Menschen ins Gespräch gekommen, die sich heute um jüdisches Leben kümmern oder dafür interessieren. Wir begleiten den Rabbiner beim Schreiben und gehen auf Spurensuche. Denn seit 900 Jahren gibt es jüdisches Leben in Thüringen. Der Film zeigt kleine und große Zeugnisse dieser besonderen Geschichte. Er führt auch an Orte der einfachen Landjuden und erzählt, wie heute an diese Menschen erinnert wird, und gibt einen Einblick in den Alltag der heutigen Juden. „Eine Tora für Thüringen“ an öffentlichen Plätzen geschrieben im Dialog mit den Menschen, auch damit die jüdische Gemeinde mitten in der Gesellschaft eine glückliche Zukunft hat.

Mo., 15. Nov · 22:55-00:55 · Tele 5
Golem – Wiedergeburt einer Legende

Litauen, 1673: Hanna und ihr Mann Benjamin leben in einer jüdischen Siedlung auf dem Land. Als in der Umgebung die Pest grassiert und die Juden für die tödliche Krankheit verantwortlich gemacht werden, will Hanna mystische Kräfte der Kabbala nutzen… Litauen, 1673: Hanna (Hani Furstenberg) und ihr Mann Benjamin (Ishai Golan) leben in einer jüdischen Siedlung auf dem Land. Als in der Umgebung die Pest grassiert, kommen plötzlich Reiter ins Dorf und machen die Juden für die tödliche Krankheit verantwortlich. Um ihre Gemeinde vor den gewalttätigen Heiden zu schützen, ruft Hanna mystische Kräfte an. Sie nutzt die Lehre der Kabbala und erschafft einen Golem. Allerdings ist das Monstrum in Kindergestalt kaum zu kontrollieren und wird so für alle Menschen zur Gefahr… Mystery-Horror mit historisch-religiösem Gruseltouch. Regie führten die israelischen Brüder Doron und Yoav Paz (u.a. „Jeruzalem“).