Multireligiöse Feier zur Woche der Brüderlichkeit in Bamberg

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Am Montag, den 9.3.2020 fand im Rokokosaal des Alten Rathauses in Bamberg eine multireligiöse Feier zur Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit statt, unter dem diesjährigen Motto „Tu deinen Mund auf für die Anderen“. Zu dieser Veranstaltung hatten sich erfreulich viele Teilnehmer aus nah und fern eingefunden…

Von Israel Schwierz

Zu Beginn der Feier begrüßte Pastoralreferent Hubertus Lieberth, der Koordinator für die Woche der Brüderlichkeit, alle Veranstaltungsteilnehmer mit herzlichen Worten, gefolgt vom Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Bamberg, Herrn Andreas Starke. Nach einem hebräischen Lied, vorgetragen vom Chor der Israelitischen Kultusgemeinde unter der Leitung von Dimitry Braudo in Zusammenwirken mit dem Chor „Inspiration“ aus Memmelsdorf erfolgte zunächst die Lesung aus den Heiligen Schriften der Baha’i durch Dr. Johannes Rosenbaum. Daran schloss sich die Koranlesung durch Yasar Sahin, den Imam der DITIB-Gemeinde an, die von Dr. Abd el-Halim Ragab ins Deutsche übersetzt wurde.

Nach einem weiteren jüdischen Lied, vorgetragen durch die beiden Chöre, hielt Dr. Hans Horst aus Erlangen, Beauftragter für Weltanschauungsfragen der Erzdiözese  Bamberg, ein äußerst interessantes und packendes Referat zum Thema „Tu deinen Mund auf für die Anderen“, wobei er den Bogen vom christlichen Antijudaismus bis hin zur Frage eines Weltethos der Religionen spannte.  So erfuhren die Zuhörer im Laufe des Referats, dass Antijudaismus über fast zwei Jahrtausende ein fester Bestandteil sowohl der katholischen als auch der evangelischen Kirchen war. Zahlreiche Judenverfolgungen in allen Jahrhunderten (Kreuzzüge, zahlreiche Pogrome, Hostienfrevel- und Ritualmordlegenden u.a.m.) sind dafür ein bleibendes Zeugnis. Auf diesem Hintergrund war es  für die  Initiatoren der NS-Judenverfolgung nicht schwer, ihre judenfeindlichen Ansichten in den Holocaust umzusetzen – auch da leisteten die christlichen Kirchen kaum wirksamen Widerstand. Der  Referent  rief die christlichen Kirchen dazu auf, alle sichtbaren  Zeichen des kirchlichen Antijudaismus, die heute noch in etlichen Gotteshäusern zu sehen sind (z.B. die Judensau in Wittenberg oder die blinde Synagoga am Dom zu Bamberg) aus den Kirchen zu entfernen und an einem ihnen angemessenen Platz – nämlich in Museen, und dort mit einer ausführlichen Erklärung – unterzubringen.

Nach einer weiteren musikalischen Darbietung der beiden Chöre  führte der evangelisch-lutherische Studierendenpfarrer Thomas Braun eine biblische Lesung durch, danach folgte eine Lesung aus der  Tora durch den Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, Herrn Dr. Salomon  Almekias-Sigl, mit einer deutschen Übersetzung durch den Gemeindevorsitzenden, Herrn Martin Arieh Rudolf.

Nach einem sehr zu Herzen gehenden abschließenden Segenswort der Rabbinerin der Liberalen Jüdischen Gemeinde „Mischkan ha-Tfila“, Dr. Antje Yael Deusel, wurde die Feier mit einem mehrsprachigen  „Hevenu Schalom Alejchem“ beendet.

Alle, die das Glück hatten, an diesem wundervollen, sehr würdigen  Festakt teilnehmen zu dürfen, machten sich – nachdem sie sich vor dem Rokokosaal mit einem kleinen Imbiss stärken konnten – mit dem dankbaren Gefühl auf den Heimweg, an einer wirklich gelungenen Feier aller Religionen teilgenommen zu haben.

Fotos: Engelbert Braun