Neue Fachstelle in Köln: Mit Bildung gegen Antisemitismus

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Am 19. November 2019 ging in Köln die neue Fachstelle „[m²]: miteinander mittendrin Für Demokratie – Gegen Antisemitismus und Rassismus“ an die Öffentlichkeit. Die Fachstelle wurde von der Stadt Köln bei der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus des NS-Dokumentationszentrums auf Dauer geschaffen, womit Köln deutlich macht: Das Engagement für Demokratie und gegen Antisemitismus ist kein kurzfristiges, zeitlich begrenztes Projekt, sondern eine gesellschaftliche Daueraufgabe…

An der Fachstelle [m²] arbeiten der Politikwissenschaftler Patrick Fels und der Erziehungswissenschaftler Dr. Stefan Hößl. Mit ihrer Arbeit erweitern sie die langjährige und facettenreiche Bildungsarbeit des NS-DOK im Themenfeld ‚Antisemitismus‘. Alle pädagogischen Angebote von [m²] sind dauerhaft verfügbar und unkompliziert sowie kostenfrei buchbar. Der Schwerpunkt der Fachstelle liegt bisher im Bereich der Bildungsarbeit, die Stadt Köln hat bereits angekündigt, [m²] in den kommenden Monaten weiter auszubauen: Durch eine Beratungs- und Dokumentationsstelle Antisemitismus. 

Aus der Selbstdarstellung:

Um was geht es?

Antisemitische Slogans auf den Wahlplakaten einer rechtsextremen Partei zur letzten Landtagswahl in Kölner Veedeln, wiederkehrend Beleidigungen und Mobbing jüdischer Kinder und Jugendlicher durch Mitschüler*innen, Anfeindungen gegenüber Jüdinnen und Juden im öffentlichen Raum der Stadt Köln …

Antisemitismus ist ein reales Problem sowie eine latente Belastung und Gefahr für Jüdinnen und Juden und ihre Lebensperspektiven. Antisemitismus bedroht die demokratische Kultur und das Miteinander in unserem Land, in unserer Stadt. Dem das Ideal einer offenen, demokratischen und vielfältigen Stadtgesellschaft entgegenzusetzen ist zentrales Ziel der Fachstelle, zu dem sie kontinuierlich ihren Beitrag leistet:

  • durch ein breites Bildungsangebot für unterschiedliche Zielgruppen – für Schüler*innen, Studierende, Multiplikator*innen und viele mehr.
  • durch interaktive Methoden, die vor dem Hintergrund aktueller Forschungsergebnisse und über einen stetigen Theorie-Praxis-Transfer permanent weiterentwickelt werden, um den Herausforderungen der vielfältigen Stadtgesellschaft gerecht zu werden und die Teilnehmenden der Bildungsangebote lebensweltnah zu erreichen.
  • durch die Vernetzung mit jüdischen Gemeinden, Organisationen und Initiativen vor Ort.
  • durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen mit Akteur*innen, die in Köln oder anderswo in Deutschland zum Thema Antisemitismus arbeiten.

 

Zur Arbeit von [m²] gehört auch die Konzipierung und Umsetzung von Fachtagungen und Ringvorlesungen für (zukünftige) Multiplikator*innen sowie die Durchführung kleinerer Forschungsprojekte, deren Ergebnisse in die Entwicklung innovativer Methoden und damit wiederum direkt in die Bildungsarbeit einfließen.

Hans-Peter Killguss, Patrick Fels, Dr. Werner Jung und Dr. Stefan Hößl bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen Fachstelle

Was sind unsere Ziele?

Die Fachstelle verfolgt das Ziel, mit ihren Bildungsangeboten im Themenfeld ‚Antisemitismus‘ möglichst viele Menschen in Köln zu erreichen – und dies unabhängig ihrer gesellschaftlichen Positionierung, ihrer Herkunft oder ihrer religiösen Zugehörigkeit. Unter dem Motto „informieren – sensibilisieren – stark machen. kontinuierlich!“

  • informieren die Mitarbeiter*innen der Fachstelle über Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Erscheinungs- und Kommunikationsformen sowie seine  Funktionen, um bei den Teilnehmenden der Bildungsangebote vor allem jene (Selbst-)Reflexivität zu stärken, die antisemitischen Vorstellungen entgegensteht.
  • zeigen sie auf, dass es wichtig ist, Antisemitismus im Zusammenhang mit Rassismus zu thematisieren und die beiden Themen nicht isoliert und voneinander getrennt zu betrachten, weil dies den Realitäten der Migrationsgesellschaft nicht gerecht werden würde.
  • sensibilisieren sie für die Gefahren und Folgen von Diskriminierung.
  • motivieren sie Menschen, sich aktiv für eine gleichberechtigte Gesellschaft und ein solidarisches Miteinander zu engagieren, einem miteinander mittendrin in der Gesellschaft.
  • bestärken sie Menschen darin, sich gegen Antisemitismus und Rassismus zu positionieren und die Courage zu zeigen, sich diesen menschenverachtenden Ideologien entgegen zu stellen – im unmittelbaren freundschaftlichen oder familiären Umfeld, an der Kasse im Supermarkt, in Lerngruppen an der Schule oder an der Universität, im Jugendzentrum, im Lehrer*innenzimmer, im Verein, im Wohlfahrtsverband; überall!

 

Was bieten wir an?

In der Bildungsarbeit von [m²] werden vielfältige Methoden und Angebote konzeptioniert und eingesetzt – in Workshops, Fortbildungen und Trainings. Dabei werden die Perspektiven der von Antisemitismus Bedrohten und Betroffenen sichtbar gemacht, indem Ausschnitte aus Interviews und anderen Selbstzeugnissen von Kölner Jüdinnen und Juden einbezogen werden. Die Zusammenarbeit und der Austausch mit jüdischen Akteur*innen in ihrer Vielfalt in Köln wird als zentraler Bestandteil der Arbeit von [m²] betrachtet.

[m²] bietet lebensweltbezogene, multimedial aufbereitete Formate für Schüler*innen und Jugendliche sowie praxisorientierte Angebote für Multiplikator*innen an: drei- und vierstündige Mitmach-Workshops, Vertiefungsangebote zum Thema ‚Nur Kritik? Antisemitismus unter dem Deckmantel der ‚Kritik am Staat Israel‘‘, Workshops zu Antisemitismus in sozialen Medien oder zu Verschwörungstheorien unter dem Titel ‚Entkomme der Verschwörung!‘, Fortbildungen für Multiplikator*innen zum Thema ‚Das wird man doch noch sagen dürfen!? Argumentations- und Handlungsstrategien gegen Antisemitismus‘ und vieles mehr.

Schüler*innen setzen sich z. B. in den dreistündigen Mitmach-Workshops mit den Themen ‚Vielfalt‘ und ‚Zugehörigkeit‘ auseinander, nähern sich interaktiv Antworten auf die Fragen an, was Antisemitismus ist, wie er kommuniziert wird, welche Funktionen er hat und welche Erscheinungsformen es gibt. Der Anspruch der Fachstelle, Menschen darin zu bestärken, sich gegen Antisemitismus zu positionieren, wird im Workshop sehr konkret, wenn die Frage ins Zentrum gerückt wird: Was kann ich gegen Antisemitismus tun? Auf der Basis von Interviewausschnitten und Berichten von jungen jüdischen Kölner*innen zu antisemitischen Anfeindungen werden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen eingeladen, das Für und Wider bestimmter Verhaltensweisen in solchen Situationen zu reflektieren. Ziel ist es natürlich immer, die Teilnehmer*innen der verschiedenen Bildungsangebote zu motivieren, Courage zu zeigen – denn: gegen Antisemitismus braucht es Haltung.

Kontakt

NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Fachstelle [m²]
Patrick Fels & Dr. Stefan E. Hößl
Appellhofplatz 23-25
50667 Köln
Telefon: 0221 221-31280 & 0221 221 31281
Telefax: 0221 221-25512
E-Mail: mhochzwei@stadt-koeln.de
Homepage: www.nsdok.de/mhochzwei