Die neuen Fernsehtipps

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Vom 1. bis 15. November 2019…

Fr., 1. Nov · 00:20-02:10 · WDR
Nacht über Berlin

Berlin, 1932. Albert Goldmann (Jan Josef Liefers) sitzt als gemäßigter SPD-Abgeordneter im Berliner Reichstag. Nach seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg ist der idealistische jüdische Arzt zum leidenschaftlichen Demokraten geworden, der nur eines will: Nie wieder Krieg! Entgegen seiner pazifistischen Überzeugung lässt er sich von seinem jüngeren Bruder Edwin (Franz Dinda), Mitglied einer radikalen kommunistischen Zelle, zu einem heiklen Kurierdienst überreden. Prompt gerät er in eine Polizeikontrolle und entgeht nur dank der spontanen Hilfe der selbstbewussten Henny Dallgow (Anna Loos) seiner Enttarnung. Die unangepasste Tochter aus reichem Haus ist beeindruckt von dem engagierten Arzt, der den sozial Schwachen hilft und sich als streitbarer Reichstagsabgeordneter für den Fortbestand der jungen und nicht sehr angesehenen Demokratie einsetzt. Henny wiederum macht ihren persönlichen Traum wahr und übernimmt das „Ballhaus“ von dem Juden Matze Belzig (Jürgen Tarrach), der die Zeichen der Zeit erkennt und rechtzeitig nach Amerika emigriert. Als Sängerin, die in ihrem mondänen Etablissement wie selbstverständlich SA-Männer zu ihren Gästen zählt, verkehrt Henny in einer Welt, die den Juden Albert abstößt. Über diese Gegensätze hinweg entwickelt sich jedoch eine große Liebe, die unter keinem guten Stern steht. Im Februar 1933, als die Lage auf den Straßen eskaliert, erfährt Henny vom künftigen Mann ihrer Cousine Uta (Claudia Eisinger), dem den Nazis zugewandten Karrieristen Erhart von Kühn (Sven Lehmann), dass Albert in Gefahr ist. Sie will ihn warnen, doch Albert ist unterwegs zum Reichstag, um einen verwirrten Patienten daran zu hindern, eine Dummheit zu begehen. Jan Josef Liefers und Anna Loos überzeugen als leidenschaftliches Paar, das sich zur falschen Zeit begegnet. Der aufwendige Film zeigt das facettenreiche, pulsierende Berliner Leben in den Wochen vor dem Reichstagsbrand 1933. Während die Weimarer Republik zwischen linken und rechten Extremisten zerrieben wird, prallen auch in der Reichshauptstadt gegensätzliche Welten aufeinander: Jürgen Tarrach glänzt als freigeistiger Künstler, der dem Land rechtzeitig den Rücken kehrt. In der Rolle des zynischen Nazi-Karrieristen Erhart von Kühn zeigt Sven Lehmann, wie braune Ideologie mit wirtschaftlichen Interessen Hand in Hand geht. Claudia Eisinger spielt als Hennys Cousine Uta eine Frau, die von den realen Entwicklungen nichts wissen will, während Franz Dinda als Alberts heißblütiger Bruder Edwin im bewaffneten Kampf gegen die Nazis stirbt. Regisseur Friedemann Fromm inszeniert das historische Drama nach eigenem Buch, das er gemeinsam mit Rainer Berg verfasste.

Fr., 1. Nov · 13:00-13:30 · SWR
Zwischen Leben und Tod

Eine Bauzeichnerin wird Bestatterin in Trier. Ein 75-jähriger Judaistik-Professor will mit Hilfe neuester und ältester Technik die letzten Rätsel von Grabinschriften auf dem jüdischen Friedhof in Worms lösen. Einer der ersten türkischen Gastarbeiter ermöglicht mit freundlicher Beharrlichkeit Mainzern muslimischen Glaubens eine würdige Bestattungskultur. Drei Friedhöfe in Rheinland-Pfalz, drei Geschichten vom Leben und Arbeiten auf, mit und für diese letzten Ruhestätten. Der SWR Film „Zwischen Leben und Tod“ lässt diese drei Menschen in Episoden erzählen, was sie an „ihrem“ Friedhof fasziniert, was sie dort tun und ob und wie die Präsenz der Gräber und Toten sie prägt. Über deren Geschichten erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht nur, was die drei Menschen tun, denken, fühlen und welche Erinnerungen sie haben, sondern sie lernen auch die Geschichte der Friedhöfe und deren Legenden, Schönheit und Wirkung kennen.

Sa., 2. Nov · 01:20-01:35 · MDR
Kurzfilme: Compartments

Netta ist eine junge Frau aus Israel, die auswandern möchte – ausgerechnet nach Berlin. Ihr Vater, Sohn von Holocaust-Überlebenden, ist entsetzt. Hin-und hergerissen zwischen quälenden Erinnerungen und den Schatten der Vergangenheit, gefangen in kollektiven Erinnerungen, die sich über Jahre eingeprägt haben, müssen sich Netta und ihr Vater ihren Dämonen stellen, um ihre einst enge Beziehung zu retten. Was beide bewegt, bewahren sie in Erinnerungskästen auf.

Sa., 2. Nov · 06:45-07:00 · SWR
Planet Schule: Brundibár – Eine Kinderoper aus dem KZ Theresienstadt

Die Kinderoper „Brundibár“ von Hans Krása und Adolf Hoffmeister wurde vor allem wegen ihrer Bedeutung für die Insassen des Konzentrationslagers Theresienstadt berühmt. Dort wurde sie über 50 Mal offiziell gespielt und unzählige Male inoffiziell – auf den Gängen der Wohnbaracken und in Hofecken. Dass die Kinderoper wichtig war, sahen auch die Nazis des Lagerkommandos und wählten sie als Beweis für das „schöne Leben“ im „Kurort Theresienstadt“ bei der Inspektion des Internationalen Roten Kreuzes am 23. Juni 1944. Die Sendung dokumentiert das deutsch-polnische Projekt, das 2011 unter der Leitung der norwegisch-polnischen Musikerin … Die Kinderoper „Brundibár“ von Hans Krása und Adolf Hoffmeister wurde vor allem wegen ihrer Bedeutung für die Insassen des Konzentrationslagers Theresienstadt berühmt. Dort wurde sie über 50 Mal offiziell gespielt und unzählige Male inoffiziell – auf den Gängen der Wohnbaracken und in Hofecken. Dass die Kinderoper wichtig war, sahen auch die Nazis des Lagerkommandos und wählten sie als Beweis für das „schöne Leben“ im „Kurort Theresienstadt“ bei der Inspektion des Internationalen Roten Kreuzes am 23. Juni 1944. Die Sendung dokumentiert das deutsch-polnische Projekt, das 2011 unter der Leitung der norwegisch-polnischen Musikerin Bente Kahan in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt (Oder) und der Stiftung Genshagen entstand. Mit dabei waren deutsche und polnische Kinder und Jugendliche zwischen sieben und achtzehn Jahren. Unterstützt wurden sie von namhaften Künstlern aus Holland, Bulgarien, Polen und der Türkei. Ein Höhepunkt der Dokumentation sind die Erinnerungen der Zeitzeugin Eva Hermanova. Als damals 14-Jährige sang sie bei den Aufführungen von „Brundibár“ in Theresienstadt im Kinderchor mit.

Sa., 2. Nov · 20:15-22:05 · ARD-alpha
Holocaust, 4

Die Aufständischen im Warschauer Ghetto halten ihren verzweifelten Kampf 20 Tage lang durch. Danach kann die SS bei ihren Spitzen in Berlin auftrumpfen, dass Warschau „judenfrei“ sei. Karl Weiss kommt nach Auschwitz und stirbt dort an den Folgen der Folter. Josef und Berta Weiss werden in den Gaskammern umgebracht. Helena stirbt bei einer Aktion der Partisanengruppe, Rudi wird in das Lager Sobibor gebracht und kann nach einem Aufstand fliehen. Die Aufständischen im Warschauer Ghetto halten ihren verzweifelten Kampf 20 Tage lang durch. Danach kann die SS bei ihren Spitzen in Berlin auftrumpfen, dass Warschau „judenfrei“ sei. Karl Weiss kommt nach Auschwitz und stirbt dort an den Folgen der Folter. Josef und Berta Weiss werden in den Gaskammern umgebracht. Helena stirbt bei einer Aktion der Partisanengruppe, Rudi wird in das Lager Sobibor gebracht und kann nach einem Aufstand fliehen. Er ist – außer der Nichtjüdin Inga Helms-Weiss – der einzige Überlebende der Familie. Erik Dorf begeht nach seiner Festnahme durch die Amerikaner Selbstmord. Die bekannte vierteilige amerikanische Fernsehserie „Holocaust“ von Marvin J. Chomsky über das Schicksal der fiktiven, jüdischen Berliner Familie Weiss wurde erstmals 1979 auch in Deutschland ausgestrahlt und löste eine intensive gesellschaftliche Debatte über die NS-Vergangenheit aus. In den Hauptrollen sind Merly Streep, James Woods und Fritz Weaver zu sehen. „Holocaust“ wurde mit acht Emmys ausgezeichnet. „Holocaust“ wurde 1979 innerhalb von fünf Tagen in den zusammengeschalteten Dritten Programmen der ARD ausgestrahlt. Im Anschluss an die einzelnen Folgen gab es Diskussionsrunden, in die sich die Zuschauerinnen und Zuschauer per Telefon einbringen konnten. Kritiker warfen der Serie damals vor, historisches Geschehen zu trivialisieren. Auf der anderen Seite gab es Meinungen, wonach das Gezeigte der deutschen Bevölkerung nicht zuzumuten sei. Die Erstausstrahlung von „Holocaust“ erreichte Einschaltquoten von bis zu 39 Prozent und gilt als Meilenstein sowohl der deutschen Fernsehgeschichte als auch der Aufarbeitung der Ereignisse im Nationalsozialismus.

Sa., 2. Nov · 21:50-22:35 · 3sat
Kunst hoch 2, 1/6, mit Mario und Alberto Venzago

„Kunst hoch 2“ porträtiert bekannte Künstler im Doppelpack und lässt den einen über den anderen reden. Teil eins mit Mario und Alberto Venzago – zwei Brüder wie Licht und Schatten. Mario Venzago ist ein international bekannter Dirigent und bezeichnet sich als Intellektueller mit Herz. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Alberto ist ein gefeierter Fotograf und Filmemacher und sagt, dass er stets vom Dunklen angezogen wird. Aufgewachsen als Migrantenkinder in der Schweiz direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, haben sich die Söhne eines katholischen Italieners und einer jüdischen Deutschen stets in unterschiedlichen Kulturen und Traditionen bewegt. Die Freude an der Vielfalt ist ihnen in die Wiege gelegt worden, und so verwundert es nicht, dass sie heute in ganz unterschiedlichen Kunstrichtungen erfolgreich sind. Die Liebe zur Musik verbindet sie. Der Vater spielte Violine, Mario Klavier und Alberto Klarinette. „Bei Auftritten des Familientrios hat sich Alberto mit dem Rücken zum Publikum gestellt, da er immer lachen musste, wenn das Publikum vor Rührung weinte.“ Doch das scheinbar idyllische Familienleben hat auch seine Schattenseiten. Mario und Alberto Venzago leben für ihre Passion und ihre Kunst. In den seltenen gemeinsamen Momenten spürt man die brüderliche Vertrautheit und das starke Band zwischen ihnen.

Sa., 2. Nov · 22:05-22:50 · ARD-alpha
Wie „Holocaust“ ins Fernsehen kam

Vor dem Hintergrund der Neu-Ausstrahlung von „HOLOCAUST“ nach genau vierzig Jahren erzählt die Filmemacherin Alice Agneskirchner die Geschichte dieses Fernseh-Ereignisses, von der Entstehung und den Dreharbeiten über die Ausstrahlung bis zu den Reaktionen. Ein „Making of“ der besonderen Art. 1978/79 wird eine US-Serie zum weltweiten TV-Event – „HOLOCAUST“. Als sie nach Deutschland kommt und unter Federführung des WDR in den Dritten Programmen der ARD ausgestrahlt wird, löst sie ein ungeahntes Echo aus. Das, was mit dem bis dahin unbekannten Wort Holocaust ausgedrückt wird, trifft viele Millionen Menschen dort, wo bisher die unfassbaren Schrecken der eigenen und kollektiven Vergangenheit nicht zugelassen worden waren – mitten ins Herz. Die Serie schildert das Schicksal der fiktiven jüdischen Familie Weiss. Diese Familie durchlebt vor den Augen der Fernsehöffentlichkeit exemplarisch das, was Millionen Juden hatten erleiden müssen, bis zum Tod in der Gaskammer. Gleichzeitig begleitet die Serie den „normalen“ Deutschen Erik Dorf bei seiner Transformation zum bekennenden und aktiven Nationalsozialisten. Das Grauen der Judenverfolgung wird hochemotional inszeniert, Opfer und Täter bekommen Gesichter. Die Serie wurde vielfach als „Hollywood“-Produktion bezeichnet – produziert wurde sie allerdings von einer New Yorker Firma, und gedreht wurde ausschließlich an Originalschauplätzen in Deutschland und Österreich – auch im KZ Mauthausen, einschließlich Hakenkreuz-Flaggen. Der Regisseur Marvin J. Chomsky, der Produzent Robert Berger, Schauspielerinnen und Schauspieler erinnern sich an die besondere, oft beklemmende Atmosphäre der Dreharbeiten, an Begegnungen mit der historischen Wirklichkeit hinter der Fiktion, über die sie später kaum jemals wieder gesprochen haben. Der ehemalige WDR-Fernsehspielchef Günter Rohrbach, der die Serie nach Deutschland brachte, schildert die ungewöhnlich scharfe Debatte im Vorfeld. Es war eine aufgeladene Situation, mit Drohungen und Schmähungen von Rechts und Links und zahlreichen Versuchen, die Ausstrahlung zu verhindern. Die Reaktionen der Zuschauer übertrafen dann alle Erwartungen, und fast jeder, der damals „HOLOCAUST“ gesehen hat, kann sich heute noch daran erinnern, was das mit ihm oder ihr gemacht hat.

So., 3. Nov · 20:15-22:20 · arte
Der Stellvertreter

Kurt Gerstein ist Chemiker und für Desinfektion zuständig. Eines Tages wird der SS-Offizier und Familienvater mit der Anlieferung von großen Mengen Zyklon B beauftragt, das er normalerweise zur Schädlingsbekämpfung einsetzt. Aufgrund seiner Nachfragen wird er in den engen Vertrauenskreis eines ranghohen SS-Arztes aufgenommen. Man zeigt ihm das Vorgehen in einem polnischen Lager, das Gerstein tief schockiert. Weder seine Familie noch Freunde oder Kollegen, die Gerstein nun ins Vertrauen zieht, wollen ihm helfen, die Vernichtung der Juden öffentlich zu machen. Gerstein entschließt sich, seine Stellung zu behalten, um die Existenz der Vernichtungslager belegen zu können. Während er versucht, Deportation und Vernichtung durch Informationsverbreitung zu verlangsamen, gelingt es ihm nicht, seine Umgebung aufzurütteln. Schließlich entscheidet sich Gerstein, den Vatikan zu informieren. Doch auch hier scheitern seine Bemühungen. Nur der junge Jesuit Riccardo versteht, von welchem Verbrechen Gerstein berichtet, und bemüht sich, während Gerstein wieder in Deutschland ist, weiter um eine Audienz beim Papst. Als schließlich auch Konvertiten von den deutschen Besatzern in Rom verhaftet werden, lässt sich Riccardo mit einem gelben Stern als vermeintlicher Jude nach Polen deportieren. Er wird enttarnt und der Arbeit im Krematorium zugewiesen. Als das Kriegsende bevorsteht, will Gerstein seinen Bericht schreiben, begreift aber schließlich, dass man ihn als Lügner und Täter zur Verantwortung ziehen wird …

So., 3. Nov · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Die Synagoge mit der goldenen Kuppel – Ein Prachtbau in Berlin

Als die „Neue Synagoge“ 1866 eingeweiht wurde, kam selbst der preußische Ministerpräsident und spätere Reichskanzler Otto von Bismarck und war beeindruckt vom Bau mit der goldenen Kuppel. Diese Synagoge erinnerte – ganz bewusst – an die spanische Alhambra. Ein Wunder der Baukunst und – der Politik. Die „Neue Synagoge“ war ein sichtbares Zeichen der Toleranz und Akzeptanz gegenüber Juden und gleichzeitig eine Provokation für Antisemiten: Sie war ein Symbol für das Selbstbewusstsein der jüdischen Gemeinschaft. Die Hoffnung, in der deutschen Gesellschaft angekommen zu sein, trug über sechs Jahrzehnte und zerbrach endgültig in der Pogromnacht vor 80 Jahren – am 9. November 1938. Ein preußischer Polizeibeamter rettete die „Neue Synagoge“ damals vor dem Feuer. Doch 1943 wurden große Teile des Gebäudes in einer Bombennacht zerstört. Erst in den 1990er Jahren wurde die Synagoge als „Centrum Judaicum“ mit restaurierter Fassade und neugebauter Kuppel wieder aufgebaut, doch ohne ihr Herzstück – die große Hauptsynagoge. Hinter den verglasten, konservierten Ruinenteilen verbergen sich noch immer rätselhafte, geheimnisvolle, auch unbekannte Geschichten, über die unter anderem der langjährige Direktor des Centrum Judaicum, Hermann Simon, und Ruth Winkelmann, ehemalige Schülerin der nahegelegenen Mädchenschule, berichten. Der Film erzählt von einer bis heute in vielen Teilen verschwundenen Kunstsammlung, von entdeckten Inschriften von NS-Gefangenen, von einer heimlichen Bar Mizwa unter den Augen der Nazis und von der Chuzpe ostdeutscher Juden und weitsichtiger SED-Genossen, die den vollständigen Abriss der Synagoge verhinderten. Die Schönheit dieses faszinierenden Baus ist heute nur noch zu erahnen und wird – exklusiv für diesen Film – durch einzigartige Animationen und Fotos wieder erlebbar.

So., 3. Nov · 21:45-22:30 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Dr. Walter Grein

Wieso wählte der eigene Vater Adolf Hitler? Wie sah das Leben eines Jugendlichen in München während der NS-Zeit aus? Und: Wie konnte man sich inmitten der Nazi-Diktatur eine andere Meinung bewahren? Der 98-jährige Dr. Walter Grein erzählt in diesem Film von seinem abenteuerlichen Leben voller Eigensinn, Glück und Zivilcourage. Wieso wählte der eigene Vater Adolf Hitler? Wie sah das Leben eines Jugendlichen in München während der NS-Zeit aus? Und: Wie konnte man sich inmitten der Nazi-Diktatur eine andere Meinung bewahren? Der 98-jährige Dr. Walter Grein erzählt in diesem Film von seinem abenteuerlichen Leben voller Eigensinn, Glück und Zivilcourage. Walter Grein war 17 Jahre alt, als er in der Nacht von 8. auf den 9. November 1938 Zeuge des Naziterrors während der Novemberpogrome wurde. In dieser Nacht entschied er, sich vom NS-System abzuwenden. Wie die meisten jungen Männer, wurde aber auch Walter Grein zur Wehrmacht eingezogen. Er wurde an die Ostfront geschickt und erkrankte an einer Amöbenruhr. Das war sein Glück: Von nun an wurde er vom Dienst befreit und studierte in München Medizin – im Umfeld der Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Walter Grein war im Gerichtssaal anwesend, als Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst am 22. Februar 1943 zum Tode verurteilt wurden. „Während des Verhörs hat Sophie Scholl eine Zigarette geraucht. Und da hat der der oberste Richter geschrien: ‚Machen Sie sofort ihre Zigarette aus! Eine deutsche Frau raucht nicht!‘. Dann musste sie ihre Zigarette ausmachen. Dann war die Verhandlung und sie wurden zum Tod durchs Schafott verurteilt. Sie waren unglaublich tapfere Menschen. Ich habe sie einfach bewundert.“ Walter Grein entging mehrmals selbst nur knapp einer Anklage wegen Hochverrats. 1944 rettete er einen von deutschen Flaks abgeschossenen Piloten der US-Armee, den fanatisierte Nazis lynchen wollten. Leben zu retten wurde seine Berufung: Nach Kriegsende wurde er Facharzt für Gynäkologe und Chirurgie, arbeitete als Arzt in Saudi-Arabien und ging für viele Jahre ins westafrikanische Togo, wo er eine Hebammenschule und die Gynäkologiestation aufbaute. „Wenn ich keine Zivilcourage habe, kann ich auch keine Achtung vor mir selbst haben. Die Selbstachtung bedingt einfach, dass ich der Gerechtigkeit willen auch bereit bin, mich einzubringen. Dann wird auch die Welt anders, wenn ich bereit bin, Verantwortung für andere zu übernehmen.“

So., 3. Nov · 22:50-00:35 · SWR
Die Lebenden

Sita ist 25, lebt in Berlin und studiert Germanistik. Daneben macht sie kleine Video-Porträts der TeilnehmerInnen einer Castingshow. Eines Nachts landet Sita im Atelier eines israelischen Fotokünstlers, Jocquin. Etwas an Jocquin berührt Sita. Sie kann ihn nicht so schnell vergessen, wie sie angenommen hatte. Sita feiert den 95. Geburtstag ihres geliebten Großvaters in Wien, wo auch ihr Vater Lenzi mit seiner neuen Frau und einem gemeinsamen kleinen Sohn lebt. Am Abend nach dem großen Fest stößt Sita in der Wohnung ihres Vaters auf ein Foto, das ihren Großvater in SS-Uniform zeigt. Gegen den Willen ihres Vaters beginnt Sita in der Vergangenheit ihres Großvaters zu kramen. Sie muss erkennen, dass nicht nur ihr Großvater, sondern auch ihr Vater ihr einiges verschwiegen haben. Ein Dokument in einem Wiener Archiv führt nach Polen, ein Erinnerungsfoto nach Warschau. Dort stößt Sita nicht nur auf weitere wichtige Dokumente, sondern auch auf eine Amerikanerin und politische Aktivistin, die ihr weiterhilft: Silver. Sita verstrickt sich immer mehr in die Abgründe ihrer Familie. Auf dieser Reise in die Vergangenheit begegnet Sita auch Jocquin wieder. Sie muss erkennen, dass die Lösung nicht ist, ihre „Schuld“ abzuarbeiten, dass sie aber Verantwortung für andere tragen kann und will.

Di., 5. Nov · 13:55-14:25 · WDR
Lichters Schnitzeljagd – Von Suppe zum Sabbat

Horst Lichters kulinarische Entdeckungsreise geht weiter: Mit dem Motorrad ist er wieder in Nordrhein-Westfalen unterwegs – von Hinweis zu Hinweis und von Topf zu Topf. Der Ausflug führt ihn in den Kölner Nobelstadtteil Marienburg. Dort geht er zwei jungen Damen zur Hand, die sich mit einem Kiosk selbständig gemacht haben. Die Spezialität der beiden: Feine Suppen aus einer uralten Gulaschkanone. Richtig koscher geht es dagegen bei seinem nächsten Abstecher zu. In Bonn hilft er einer jüdischen Familie bei den Essensvorbereitungen für den Sabbat – und lernt nebenher viel über die jüdische Kultur.

Mi., 6. Nov · 21:00-22:15 · PHOENIX
Schalom neues Deutschland – Juden in der DDR

Nach 1945 waren es zumeist vom Kommunismus überzeugte Juden, die in die DDR zurückkehrten. Bei der individuellen Entscheidung für eine Rückkehr in dieses neue Deutschland spielte die kommunistische Weltanschauung gegenüber der jüdischen Herkunft zumeist eine übergeordnete Rolle. Nach einer 1946 durchgeführten Volkszählung waren in Ostdeutschland 4500 Mitglieder der jüdischen Gemeinden registriert. Die Zahl sank bis 1989 auf ca. 400. Die acht jüdischen Gemeinden wurden einerseits vom Staat unterstützt, andererseits von den Sicherheitsorganen observiert. Eine ständi ge Herausforderung für die ostdeutschen Juden ist der Umgang ihres Staates mit Israel. Zunächst waren die Sowjetunion und ihre Verbündeten Befürworter des jungen jüdischen Staates. Nach dessen Bekenntnis zum Bündnis mit den USA propagierte die Staatsführung jedoch immer deutlicher einen aggressiven Antizionismus, der die jüdischen Gemeinden in der DDR unter Druck setzte. Es entwickelten sich massive antijüdische Tendenzen im Ostblock. 1952 fand in der Tschechoslowakei der Slánsky Prozess gegen 14 führende Mitglieder der kommunistischen Partei statt. Ihnen wurde u. a. vorgeworfen, sie seien „zionistische Verräter“. Elf der Angeklagten wurden gehenkt, drei erhielten eine lebenslange Haftstrafe. Der Slánský Prozess verunsicherte auch die Juden in der DDR. Viele von Ihnen verließen aus Furcht vor Verfolgung das Land. Das Verhältnis der jüdischen Gemeinden zum Staat DDR blieb über die Jahre zwiespältig. Inwieweit wurde in dem antifaschistischen Staat konsequent gesellschaftlicher Antisemitismus bekämpft? Als in den 1980er Jahren junge Neonazis in der DDR unverhohlen auftraten und Hakenkreuze auf Grabsteine schmierten, war der Staat im Zugzwang. Das ambivalente Verhältnis zwischen den ostdeutschen Juden und dem Staat DDR zeigt die Dokumentation vor allem durch die persönlichen Erfahrungen jüdischer DDR Bürger auf. Salomea Genin, die als junge Kommunistin mit vielen Illusionen in die DDR kam, hoffte auch durch die Arbeit in der jüdischen Gemeinde etwas ändern zu können. Auch für den Schriftsteller und Journalisten Walter Kaufmann war die DDR Wahlheimat. Er findet erst spät zu seinen jüdischen Wurzeln zurück. Werner Lappe aus Dresden kommt mit seinen Eltern aus dem englischen Exil in die DDR. Der Rocksänger Andre Herzberg spürte die Zerrissenheit der Mutter, wenn sie sich zwischen der kommunistischen Überzeugung und der jüdischen Religion entscheiden sollte. Für ihn wurde die jüdische Identität nach der friedlichen Revolution 1989 ein neuer Anker. Der Film ist eine Produktion von armadafilm, gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur, im Auftrag des Rundfunk Berlin Brandenburg.

Do., 7. Nov · 21:00-21:45 · ARD-alpha
Damals im Isartal

Waldram liegt zwischen Wolfratshausen und Geretsried und hieß früher Föhrenwald. Es ist ein ganz besonderer Ort. Hier, im Isartal südlich von München, spiegelt sich die jüngste Geschichte wie in einem Brennglas wider. Die Siedlung entstand während der NS-Zeit, als die Nazis im dichten Forst zwei große Munitionsfabriken errichteten. Nach Kriegsende machten die Amerikaner aus der Siedlung ein DP-Camp für Holocaust-Überlebende. Erst 1957 verließen die letzten jüdischen Bewohner Föhrenwald, und in die Siedlungshäuser zogen katholische, kinderreiche Heimatvertriebene. Waldram liegt zwischen Wolfratshausen und Geretsried und hieß früher Föhrenwald. Es ist ein ganz besonderer Ort. Hier, im Isartal südlich von München, spiegelt sich die jüngste Geschichte wie in einem Brennglas wider. Die Siedlung entstand während der NS-Zeit, als die Nazis im dichten Forst zwei große Munitionsfabriken errichteten. Nach Kriegsende machten die Amerikaner aus der Siedlung ein DP-Camp für Holocaust-Überlebende. Erst 1957 verließen die letzten jüdischen Bewohner Föhrenwald, und in die Siedlungshäuser zogen katholische, kinderreiche Heimatvertriebene. Auch der bekannte Volksmusiker und Kabarettist Josef Brustmann ist in Waldram aufgewachsen. Als Kind kam er mit seinen Eltern und acht Geschwistern aus Südmähren nach Oberbayern, um hier eine neue Heimat zu finden. Sybille Krafft, die selbst im Isartal lebt, ist diesmal auf Spurensuche in ihrer unmittelbaren Umgebung gegangen und zeigt Waldram im Spannungsfeld zwischen Wolfratshausen, der traditionsreichen Flößerstadt, und dem jungen Geretsried. Sie hat dabei lange Vergessenes und Verdrängtes entdeckt und interessante Menschen getroffen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit der Vergangenheit ihres Ortes und seiner Nachbarn beschäftigen: Ob Einheimische oder Zugezogene, ob Bäcker, Flößer, Klarinettenbauer oder Ehrenamtliche, die Bunker ausgraben und Erinnerungsstätten aufbauen – sie alle lässt das „Damals“ nicht los.

Fr., 8. Nov · 00:00-01:10 · HR
#Uploading_Holocaust

#Uploading_Holocaust ist der erste Dokumentarfilm, der zu 100% aus YouTube-Material besteht und zeigt, wie sich die Erinnerung an den Holocaust im digitalen Zeitalter verändert. Jedes Jahr reisen etwa 30.000 israelische Schüler mit ihren Geschichtslehrern nach Polen, um die Erinnerung an die Geschichte der Juden in Europa und den Holocaust lebendig zu halten. Diese besondere Klassenfahrt wird in Israel die „Reise nach Polen“ genannt. Konfrontiert mit der Geschichte des Holocaust halten viele ihre Emotionen in YouTube-Videos und Social-Media-Einträgen fest. Ihre persönlichen Erlebnisse eröffnen einen authentischen und bewegenden Blick auf die eigene Geschichte, aber auch darauf, wie sich das Erinnern im digitalen Zeitalter verändert. Der Dokumentarfilm „#uploading_holocaust“ besteht zu hundert Prozent aus YouTube-Material und wird crossmedial unter www.uploading-holocaust.com fortgesetzt. Ein interaktiver Fragebogen diskutiert das Thema „Wie geht Erinnern heute?“ Durch eine Echtzeitvisualisierung der Antworten erhalten die User ein Stimmungsbild über die Meinungen der anderen Teilnehmer und können untereinander die Frage diskutieren, wie sie an den Holocaust erinnern möchten.

Fr., 8. Nov · 23:20-00:05 · ARD-alpha
Wir waren doch Nachbarn

Die Filmdokumentation von Denis Kliewer und Ulli Wendelmann beleuchtet auf exemplarische Weise den Ablauf und die Auswirkungen der Pogromnacht am 9. November 1938 in Ostdeutschland. Wer waren Täter und Opfer vor Ort, wer Helfer und Zuschauer? Warum brannte die Synagoge in Suhl, in Görlitz jedoch nicht? Die letzten noch lebenden jüdischen Augenzeugen, Kinder und Enkel berichten, welche Bedeutung die Novemberpogrome 1938 für ihre Familien hatte. Bislang unbekannte Fotos, Dokumente und bewegte Bilder veranschaulichen die Abläufe der dramatischen Ereignisse zwischen Eisenach und Dresden. Die Filmdokumentation von Denis Kliewer und Ulli Wendelmann beleuchtet auf exemplarische Weise den Ablauf und die Auswirkungen der Pogromnacht am 9. November 1938 in Ostdeutschland. Wer waren Täter und Opfer vor Ort, wer Helfer und Zuschauer? Warum brannte die Synagoge in Suhl, in Görlitz jedoch nicht? Wie lief die Reichspogromnacht auf dem Dorf, in Kleinstädten wie Themar ab? Selbst dort, wo es manchmal nur einen jüdischen Kaufladen oder ein kleines Textil-oder Schuhgeschäft gab wie im sächsischen Borna, wurden Menschen, „die Nachbarn waren“, gejagt, wurden Haus und Wohnung geplündert. Die letzten noch lebenden jüdischen Augenzeugen, Kinder und Enkel berichten, welche Bedeutung die Novemberpogrome 1938 für ihre Familien hatte. Bislang unbekannte Fotos, Dokumente und bewegte Bilder veranschaulichen die Abläufe der dramatischen Ereignisse zwischen Eisenach und Dresden.

Sa., 9. Nov · 00:05-00:45 · ARD-alpha
Themenabend „Novemberpogrome 1938“: Zeugin der Zeit: Esther Bejarano

In diesem bewegenden Zeitzeugenportrait erzählt Esther Bejarano von ihrem Martyrium während des Dritten Reiches, bezeugt die sadistischen Grausamkeiten der Nazis und berichtet, warum ihr die Musik im Vernichtungslager das Leben gerettet hat. Der 9. November 1938. SA-Schlägerkommandos und SS-Trupps setzen jüdische Geschäfte und Synagogen in Brand. Tausende von Juden werden in dieser Nacht gequält, festgenommen, umgebracht. Esther Bejarano, die damals noch Loewy heißt, erlebt die Pogromnacht als 14-Jährige. Von dieser Nacht an ist nichts mehr wie zuvor. Esther Loewy wird nach Auschwitz deportiert. Eine menschengemachte Hölle. Eine Hölle mit System. Ein „Ort ohne Klang“, wie die Musikerin sagt. In diesem bewegenden Zeitzeugenportrait erzählt Esther Bejarano von ihrem Martyrium während des Dritten Reiches, bezeugt die sadistischen Grausamkeiten der Nazis und berichtet, warum ihr die Musik im Vernichtungslager das Leben gerettet hat. Vor diesem Hintergrund hat es sich der Bayerische Rundfunk zur Aufgabe gemacht, das Zeugnis von Holocaust-Überlebenden zu dokumentieren und für künftige Generationen zu bewahren. Die Reihe „Zeuge der Zeit“ spürt dem Schicksal von Menschen nach, die als Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene den Terror des NS-Regimes erleiden mussten. Menschen wie Aba Lewit, der lange geschwiegen hat und mit 94 Jahren zum ersten Mal im deutschen Fernsehen Einblick in seine Überlebensstrategien in nationalsozialistischen Konzentrationslagern gewährt. „Ich habe die ganze Zeit nicht damit gerechnet zu überleben“, sagt er rückblickend. „Es war ein Leben auf die Minute. Nicht auf den Tag. Auf die Minute.“ Fishel Rabinowicz schreibt es dem Glück zu, dass er den Holocaust überlebt hat, denn er war unter anderem in Autobahn-Baubrigaden eingeteilt, in denen die Sterblichkeitsraten der Häftlinge besonders hoch waren. „Ich hatte feuerrotes Haar, weshalb mich die Deutschen ‚Rotkopf‘ nannten und mir leichtere Arbeiten als den anderen Gruppenmitgliedern gaben“, erinnert er sich. Erst nach seiner Pensionierung fand Rabinowicz in der Malerei eine Möglichkeit, seine traumatische Lebensgeschichte aufzuarbeiten. Dennoch bleibt er – wie jeder einzelne Überlebende – psychisch von den Erfahrungen des Holocaust gezeichnet. Darüber, wie Verfolgung und Völkermord in der NS-Zeit ihr Leben geprägt haben, berichten außerdem die Zeitzeugen Esther Bejarano, Henry G. Brandt, Ruth Melcer, Mano Höllenreiner, Senek Rosenblum, Abba Naor, Max Volpert, Heinz Kounio und Ernst Grube.

Sa., 9. Nov · 00:45-01:30 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Rabbi Dr. Henry G. Brandt

Was es damit auf sich hat, und wie sein Kindheitstraum, Münchner Trambahnfahrer zu werden, von einer Abenteuerreise auf einem der letzten Emigrationsschiffe nach Tel Aviv ersetzt wurde, davon berichtet der heute 91-Jährige in diesem Film. Dr. Henry G. Brandt zählt heute zu den prägendsten Persönlichkeiten im interreligiösen Dialog und der Wiederbelebung des liberalen Judentums in Europa. Eine Lebensgeschichte – wie ein Abenteuerroman. „Wir sitzen hier gemeinsam im gleichen Boot. Ich helfe Dir, du hilfst mir. So wuchsen wir auf. Das war Freiheit.“ Erinnert sich Henry Brandt, wenn er von seiner Ankunft als 12-Jähriger in Tel Aviv im Jahre 1939 spricht. Die Freiheit. Nur kurz zuvor hätte Familie Brandt sie fast verloren. Bis zum letzten Moment wollte Vater Friedrich Brandt es nicht wahrhaben. Seine Heimat Deutschland, für die er im ersten Weltkrieg als Patriot gekämpft hatte, würde ihn und seine Familie schützen. Aber weit gefehlt. Es wurde bedrohlich. Für alle Juden. Die beiden Schwabinger Schuhgeschäfte der Familie Brandt wurden enteignet, die geliebte liberale Hauptsynagoge am Lenbachplatz noch vor der Pogromnacht im November 1938 abgerissen. Mit einem der letzten Schiffe nach Palästina gelingt der Familie die Flucht. Für Henry G. Brandt, der damals noch Heinz-Georg heißt, ist es eine Flucht nach vorn. Ein Abenteuer. In diesem erstmals so ausführlichen Interview erzählt der heute hochbetagte Rabbiner Henry G. Brandt von seinen verschiedenen Leben: Seinem Kindheitstraum, Straßenbahnfahrer in München zu werden und seinem leidenschaftlichen Einsatz als junger Haganakämpfer beim Unabhängigkeitsprozess des Staates Israel, seinem Leben als Marktanalyst bei Ford in England und seiner Berufung zum Rabbiner, die ihn über unterschiedliche Länder zurück nach Bayern führte. So wurde er eine der prägendsten Persönlichkeiten im liberalen Judentum Europas sowie im interkonfessionellen Dialog. Was letztendlich ein rosaroter Elefant mit Henry G. Brandts Rückkehr nach Deutschland zu tun hatte – auch davon erzählt der vielfach auszeichnete Rabbiner auf seine kluge, humorvolle und einnehmende Weise in diesem Film. „Schuld war eigentlich der rosarote Elefant. Sonst wäre ich vielleicht nie nach Deutschland zurückgekehrt“, erzählt Rabbi Dr. Henry G. Brandt.

Sa., 9. Nov · 01:30-02:15 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Yehuda Bacon

„Kinder! In jedem Menschen ist ein unauslöschlicher Funke Gottes, und mit der Zeit wird er zur Flamme.“ An jenem Tag im Jahr 1942, als ein Lehrer in Mährisch-Ostrau diesen Satz aussprach, wusste sein 13-jähriger Schüler Yehuda Bacon noch nicht, welche Bedeutung er für ihn später einmal haben würde. In Theresienstadt, Auschwitz, Mauthausen. Auf dem Todesmarsch. Wie im Leid einen Sinn finden? Wie nach der Stunde Null weitermachen? Wie auf Hass nicht mit Hass reagieren? Yehuda Bacon hat für sich einen Weg gefunden. Über die Kunst und in seiner zutiefst menschlichen Sicht auf die Welt. „Kinder! In jedem Menschen ist ein unauslöschlicher Funke Gottes, und mit der Zeit wird er zur Flamme.“ An jenem Tag im Jahr 1942, als ein Lehrer in Mährisch-Ostrau diesen Satz aussprach, wusste sein 13-jähriger Schüler Yehuda Bacon noch nicht, welche Bedeutung er für ihn später einmal haben würde. In Theresienstadt, Auschwitz, Mauthausen. Auf dem Todesmarsch. Im KZ Auschwitz begegnet der Jugendliche dem berüchtigten Arzt Josef Mengele, der bei den täglichen Selektionen über Folter, Tod und Leben entscheidet und der Mozart pfeift, wenn ihm dabei langweilig wird. Yehuda Bacon muss zusehen, wie sein Vater ins Gas geschickt wird. Seine Mutter und seine Schwester sterben den Hungertod. Später, im KZ Mauthausen, wird er Zeuge von Kannibalismus. Tief traumatisierende Erlebnisse. Und der Funke, von dem sein Lehrer ihm einst erzählte? Den entdeckt Bacon, wo immer er kann, auch am Ende seiner Kräfte: zum Beispiel in der Güte des Erziehers Fredy Hirsch, der die Sprache der SS beherrscht und sein Leben dafür einsetzt, um die jüdischen Kinder in Auschwitz vor dem Tod zu bewahren. Oder im Verhalten einer Gruppe anderer Jugendlicher im KZ, die in „gottlosen Zeiten“ ihren eigenen Moralkodex aufrechterhalten und mit fremden, zum Tode verurteilten Kindern ihre Suppe teilen. „Mit meinen Händen kann ich ein Bauer werden, ich kann ein Pianist werden, ein Chirurg, denn ich habe wunderbare Finger. Aber ich kann auch ein wunderbarer Dieb werden, denn man muss nur geschickt sein. Von einem zum anderen ist ein sehr leichter Übergang.“ Yehuda Bacon Wie im Leid einen Sinn finden? Wie nach der Stunde Null weitermachen? Wie auf Hass nicht mit Hass reagieren? Yehuda Bacon hat für sich einen Weg gefunden. Über die Kunst und in seiner zutiefst menschlichen Sicht auf die Welt.

Sa., 9. Nov · 02:15-03:00 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Eduard Kornfeld

Als in Bratislava 1942 die Deportation von Juden beginnt, wird der 14-jährige Eduard Kornfeld zusammen mit seinem Bruder von seinen Eltern außer Landes geschickt. Die Brüder werden die Eltern und Geschwister nie wiedersehen. Auf sich alleine gestellt, verstecken sich die beiden Jungen nach ihrer gefährlichen Flucht in Budapest und kämpfen jeden Tag ums Überleben. Hilfe erhalten sie keine. 1944 wird Eduard Kornfeld verhaftet und zusammen mit 400.000 Juden aus Ungarn ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Schnell begreift er das Grauen dieses Ortes. Als in Bratislava 1942 die Deportation von Juden beginnt, wird der 14-jährige Eduard Kornfeld zusammen mit seinem Bruder von seinen Eltern außer Landes geschickt. Die Brüder werden die Eltern und Geschwister nie wiedersehen. Auf sich alleine gestellt, verstecken sich die beiden Jungen nach ihrer gefährlichen Flucht in Budapest und kämpfen jeden Tag ums Überleben. Hilfe erhalten sie keine. 1944 wird Eduard Kornfeld verhaftet und zusammen mit 400.000 Juden aus Ungarn ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Schnell begreift er das Grauen dieses Ortes. Bereits bei der Ankunft sieht er wie Frauen und Kinder ins Gas geschickt werden, unter ihnen auch seine Jugendliebe Gitta. Unzählige Male steht er selbst vor Mengele – und überlebt immer wieder mit knapper Not die Selektionen des sogenannten Todesengels. „Ich hab keine Angst vor Gott, sollte es ihn geben, hab ich Vorwürfe zu machen! Dort in Auschwitz war er nicht und in keinem Konzentrationslager!“ Und trotzdem überlebt Eduard Kornfeld das schrecklichste Vernichtungssystem der Menschheit. Von Auschwitz wird er als Zwangsarbeiter in die KZ-Außenlager Kaufering und Kaufbeuren verschleppt. Als die Lager aufgelöst werden, wird er in den Todesmarsch nach Dachau gezwungen. Wie durch ein Wunder überlebt er das gesamte Vernichtungssystem der Nationalsozialisten. Mit einer schweren Lungentuberkulose und total entkräftet erlebt Eduard Kornfeld schließlich 1945 die Befreiung. Erst 1949 kommt er in die Schweiz, wo er lange Zeit in Sanatorien verbringt. Hier gründet er schließlich seine Familie und gibt trotz aller inneren Zweifel seine Religion an seine Kinder weiter. Doch bis heute lässt ihn ein Gedanke nicht los: „Ich kann mir nicht erklären, wieso kam ich immer mit dem Leben davon? Welche Zufälle? Ist es der liebe Gott, hab ich Engel? Ich stell mir diese Frage heut auch noch. Ich kann es mir nicht erklären.“

Sa., 9. Nov · 03:00-03:45 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Fishel Rabinowicz

Fishel Rabinowicz wird 1924 im polnischen Sosnowiec geboren und wächst als drittes von zehn Kindern in einer traditionell jüdischen Familie auf. Schon früh wird sein Talent für Malerei entdeckt und vom Vater gefördert. Als am 1. September 1939 die deutsche Wehrmacht Polen überfällt und damit den Zweiten Weltkrieg auslöst, wird die nahe der deutschen Grenze liegende Stadt Sosnowiec bereits vier Tage nach dem Kriegsausbruch besetzt. Das Leben, das die Familie Rabinowicz bis dahin führt, wird gewaltsam unterbrochen. Der Großteil der Familie fällt dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer. Fishel Rabinowicz wird 1924 im polnischen Sosnowiec geboren und wächst als drittes von zehn Kindern in einer traditionell jüdischen Familie auf. Schon früh wird sein Talent für Malerei entdeckt und vom Vater gefördert. Als am 1. September 1939 die deutsche Wehrmacht Polen überfällt und damit den Zweiten Weltkrieg auslöst, wird die nahe der deutschen Grenze liegende Stadt Sosnowiec bereits vier Tage nach dem Kriegsausbruch besetzt. Das Leben, das die Familie Rabinowicz bis dahin führt, wird gewaltsam unterbrochen. Der Großteil der Familie fällt dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer. Fishel Rabinowicz und sein jüngerer Bruder überleben, weil sie während der Pogrome in der Stadt verhaftet und in ein Arbeitslager verschleppt werden. In Kittlitztreben, einem Außenlager von Groß-Rosen, wird Fishel Rabinowicz die Nummer 19037 in den Arm eintätowiert. „Ab diesem Moment war ich kein Mensch mehr, sondern nur noch eine Zahl“. Er wird einer Arbeitsgruppe zugeteilt, die Eisenbahnschienen verlegt, später wird er für Kommandos eingeteilt, die die Autobahn bauen. In diesen Kommandos sind die Sterblichkeitsraten besonders hoch, dass er selbst überlebt hat, schreibt Rabinowicz dem Glück zu. „Ich hatte feuerrotes Haar, weshalb mich die Deutschen «Rotkopf» nannten und leichtere Arbeiten als den anderen Gruppenmitgliedern gaben. Und ich ging nie verloren.“ Am 09.02.1945 wird das Lager Kittlitztreben aufgelöst, ungefähr 1000 Häftlinge werden ausgewählt, sich auf einen 325 Kilometer langen Todesmarsch Richtung Süden zum KZ Buchenwald aufzumachen. Fishel Rabinowicz ist einer von ihnen. Fast zwei Monate marschieren die vollkommen entkräfteten Häftlinge durch das Land, wer erschöpft zusammenbricht wird von der SS erschossen. Von weitem beobachtet Fishel Rabinowicz in dieser Zeit die Feuerhölle von Dresden. „Wenn man so viele Jahre unter so einem Regime im Lager war, bekommt man einen Instinkt. Einen tierischen Instinkt. Wir haben gefühlt, es geht zu Ende. Wir haben gesehen, dass Tier ist in den letzten Zuckungen. Für uns war es etwas Fantastisches.“ In Buchenwald angekommen, werden die Häftlinge sich selbst überlassen. Fishel Rabinowicz liegt dem Tode nahe im Delirium, als am 11. April 1945 Häftlinge des KZ Buchenwald die Leitung des Lagers übernehmen. Nach langen Aufenthalten in Schweizer Sanatorien, gelingt Fishel Rabinowicz eine Kariere als Graphiker und Dekorateur. Erst nach seiner Pensionierung beginnt er seine traumatische Lebensgeschichte durch die Kabala Malerei aufzuarbeiten. Seine Werke erlangen weltweite Berühmtheit. Bei seinem Besuch 2010 überreicht Benjamin Netanyahu eines der Werke von Fishel Rabinowicz, das den Titel „Der Holocaust“ trägt. Obwohl Fishel Rabinowcicz in seiner Kunst eine Möglichkeit gefunden hat, seine traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten, bleibt er – und jeder einzelne Überlebende – psychisch von den Erfahrungen des Holocausts gezeichnet.

Sa., 9. Nov · 04:30-05:15 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Abba Naor

In einem langen Interview über sein Leben in dieser Zeit beschreibt Abba Naor eindrücklich seine furchtbaren Erlebnisse und wie groß nach der Befreiung der Wunsch war, ein „normaler“ Mensch zu sein, und welche Fragen zum „Menschsein“ ihn deshalb bis heute beschäftigen. Abba Naor arbeitete später für den Mossad und ist heute Nachfolger des jüdischen Überlebenden Max Mannheimer im internationalen Dachau-Komitee und damit eine wichtige Stimme der Überlebenden. Abba Naor wird am 2. Mai 1945 auf dem Todesmarsch bei Waakirchen in der Nähe des oberbayerischen Bad Tölz befreit. Er ist 13 als die Deutschen seine Heimat Litauen besetzen. Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941, zu der damals auch Litauen gehört, beginnt der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung, lange bevor „die Endlösung der Judenfrage“ auf der Wannseekonferenz 1942 beschlossen wird. Abba Naor erlebt 1941 die Massenexekutionen in den Festungen der Stadt Kaunas aus der Perspektive eines Heranwachsenden, der im Ghetto angesichts der alltäglichen Bedrohung zum Freund seiner Eltern wird. Er versucht, seinen kleinen Bruder vor den Selektionen der Deutschen im Ghetto zu beschützen, wenn die Eltern nicht da sind. Doch als sie in das erste Konzentrationslager Stutthof bei Danzig verschleppt werden, muss er kurz darauf durch den Zaun zusehen, wie seine Mutter mit dem kleinen Bruder in einen Transport nach Auschwitz abgesondert wird. Es ist das letzte Mal, dass er sie sieht. Bis heute schmerzt ihn dieses Bild, wenn man mit ihm darüber spricht. In einem langen Interview über sein Leben in dieser Zeit beschreibt er eindrücklich seine furchtbaren Erlebnisse und wie groß nach der Befreiung der Wunsch war, ein „normaler“ Mensch zu sein, und welche Fragen zum „Menschsein“ ihn deshalb bis heute beschäftigen. Abba Naor arbeitete später für den Mossad und ist heute Nachfolger des jüdischen Überlebenden Max Mannheimer im internationalen Dachau-Komitee und damit eine wichtige Stimme der Überlebenden.

Sa., 9. Nov · 05:15-05:45 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Ruth Melcer

Ruth Melcer überlebte als Kind das Unsagbare, das Unvorstellbare und im Vernichtungssystem der Nazis das nicht Vorhergesehene: Sie überlebte als Kind Auschwitz. Kann man solche Erlebnisse je überwinden und ein normales Leben führen? Ruth Melcer überlebte als Kind das Unsagbare, das Unvorstellbare und im Vernichtungssystem der Nazis das nicht Vorhergesehene: Sie überlebte als Kind Auschwitz. Ihre Familie stammt aus einer Kleinstadt in Polen und wird ab 1942 in Ghettos und schließlich in einem Arbeitslager zur Arbeit gezwungen wird. Auch die damals achtjährige Ruth wird Teil der Arbeitskolonnen. Ihr jüngerer Bruder wird in einer Nacht und Nebel Aktion zusammen mit anderen Kleinkindern ermordet. 1944 wird die Familie nach Auschwitz deportiert. Ruth überlebt mit Hilfe einer Kapo, die sie bei den Selektionen unter ihrem Bett versteckt. Als Auschwitz aufgelöst wird, werden die Eltern in Todesmärsche gezwungen und die Kinder in Auschwitz-Birkenau zurückgelassen. Ruth Melcer beschreibt diese Zeit als Zeit des Dahinvegetierens. Zum Sterben verurteilt irgendwo im Wald gelassen. Ein paar Kinder, die noch laufen konnten, schleppen sich von Birkenau bis ins Stammlager, finden Essen und Kleidung. Ruth Melcer überlebt und wird schließlich von den Russen befreit. Kann man solche Erlebnisse je überwinden und ein normales Leben führen? Kann man solche Erlebnisse je überwinden und ein normales Leben führen? Die 87-Jährige erzählt zum ersten Mal öffentlich aus ihrer Vergangenheit und ihrem Trauma.

Di., 12. Nov · 20:15-21:00 · ZDF
Warum wir hassen

Menschen sind fähig zu Liebe und Mitgefühl – aber auch zu Grausamkeit und Hass. Was lässt Menschen ihre Menschlichkeit verlieren? Und können wir unsere zerstörerischen Gefühle zügeln? In der von Steven Spielberg produzierten Dokumentation erklärt Konflikt-Forscherin Sasha Havlicek, wie Rassismus, religiöser Eifer oder nationalistischer Wahn entstehen können. In den USA sind die sogenannten „white supremacists“ schon seit Jahren das Gesicht des Terrors – eine wachsende Szene von Neonazis, Skinheads, Antisemiten, Ku-Klux-Klan-Mitgliedern. Nach dem 11. September 2001 waren rechte Extremisten für dreimal so viele Attentate auf amerikanischem Boden verantwortlich wie Islamisten. In der Dokumentation erzählt Aussteiger Frank Meeink von seiner Radikalisierung. Aufgewachsen in einem rauen Viertel von Philadelphia, ist seine Jugend geprägt von häuslicher und schulischer Gewalt. „In mir hat sich einfach nur Hass aufgestaut“, sagt Meeink heute. Der junge Mann findet Anschluss bei einer Gruppe Naonazi-Skinheads, übernimmt deren antisemitische und rassistische Überzeugungen und klettert bald in der Rangordnung nach oben, wird sogar Anführer und Sprecher der Gruppe. Wegen einer Entführung landet er im Gefängnis und nimmt danach zufällig einen Job bei einem jüdischen Antiquitätenhändler an. Es ist der Beginn einer langen Reise – weg vom Hass und am Ende zu sich selbst. Auch die Geschichte von Jesse Morton beginnt mit einer schwierigen Kindheit, doch der junge Mann findet Halt im Islam, konvertiert und wird als „Younis Abdullah Mohammed“ der erfolgreichste amerikanische Online-Anwerber für Al-Kaida. Er missioniert auf den Straßen New Yorks, verteilt Al-Kaida-Propaganda in der Nähe von Moscheen und rekrutiert neue Anhänger. Auf seiner Website „Revolution Muslim“ schürt er Hass und ruft zum Terror gegen Ungläubige auf. Vor einer drohenden Verhaftung flieht er nach Marokko, wo, wie er sagt, der Arabische Frühling ihn dazu bringt, seine Überzeugungen zu überdenken. Bei Gesprächen mit arabischen Glaubensbrüdern habe er festgestellt, „dass sie sich Dinge wünschten, die ich mein ganzes Leben lang für selbstverständlich gehalten hatte: die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern, die Möglichkeit, ihre Vertreter zu wählen, und die Möglichkeit, sich nicht länger damit abfinden zu müssen, in derselben Klasse zu leben und zu sterben, in die sie hineingeboren wurden. Da begann ich, den Terrorismus gegen Zivilpersonen zu verurteilen.“ Jesse Morton ist heute ein Kämpfer gegen Extremismus. Was bringt Menschen dazu, sich hasserfüllten Ideologien anzuschließen und gegen Andersdenkende mit Gewalt vorzugehen? Wie rekrutieren extremistische Bewegungen wie der IS neue Anhänger, und welche Rolle spielt die Sprache von populistischen Politikern bei der Radikalisierung breiter Schichten bis hin zu sogenannten Hassmorden? Die von Steven Spielberg und Alex Gibney produzierte Dokumentation „Warum wir hassen“ untersucht eine der ursprünglichsten Emotionen der Menschheit. Die im ZDF ausgestrahlte Dokumentation ist Bestandteil einer insgesamt sechsteiligen Doku-Reihe, die in ZDFinfo zu sehen ist. Jede Folge geht einem speziellen Aspekt nach: dem evolutionären Ursprung von Hass, der Wahrnehmung von anderen als Fremden, der Wirkung von Propaganda, dem Abgleiten in Extremismus, der Eskalation bis zum Völkermord und schließlich der Hoffnung auf ein besseres Selbst. „Warum wir hassen“ ist ein Panorama der Geschichte des Hasses und seiner Auswirkungen auf den Einzelnen und die Gesellschaft.
Bild oben: © ZDF und getty images/Matthew Steward Bennett, Liebe und Hass – wir Menschen sind zu beidem fähig. Doch wann gewinnt das zerstörerische Gefühl die Oberhand?

Mi., 13. Nov · 02:35-03:20 · MDR
Der Osten – Entdecke wo du lebst: Schocken – Das legendäre Kaufhaus in Chemnitz

„Ach, Sie meinen““das Schocken“? Bis heute kennen die Chemnitzer unter diesem Namen das geschwungene Gebäude mit den langen Fensterreihen in der Brückenstraße. Ein Haus mit einer Geschichte von Erfolg, Niedergang und Neuanfang. Die Brüder Simon und Salman Schocken beauftragen 1927 den Star-Architekten Erich Mendelsohn mit dem Entwurf einer weiteren Filiale ihrer Warenhauskette in Chemnitz. Die Handschrift Mendelsohns: schnörkellos, klar und geradlinig. Das Bauwerk wird zu einer Sensation, gilt als Ikone der Moderne und bringt einen Hauch von Weltstadt nach Chemnitz. Im Mai 1930 öffnet das „Schocken“ seine Türen. Ein modernes Kaufhaus, in dem Waren angeboten werden, die sich jeder leisten kann. Eine deutsch-jüdische Erfolgsgeschichte! Doch mit der Machtergreifung der Nazis kommt der Niedergang. An den 9. November 1938 kann sich der 91jährige Chemnitzer Justin Sonder noch erinnern wie heute. Der damals 13-Jährige wohnte mit seinen Eltern genau gegenüber vom Kaufhaus Schocken. „Ich bin wach geworden vom Radau, ich hatte Angst, wusste nicht was da los war. Es hat geklirrt und gekracht. Habe aus dem Fenster geguckt und sah, wie SS und SA-Leute und viele Männer in Zivil mit Steinen bewaffnet die großen Schaufensterscheiben vom Schocken eingeschlagen haben.“ Auch Siegmund Rotstein, 93, erinnert sich an die Reichspogromnacht. „Das kann man einfach nicht vergessen!“ Von nun an firmiert das Chemnitzer Schocken als Merkur Verkaufsstätte, nach 1945 als HO und später als Centrum-Warenhaus. Nach 1991 übernimmt Kaufhof das legendäre Haus. Zehn Jahre später wird es geschlossen. Doch ab 2014 kommt neues Leben in das alte „Schocken“. Nach umfangreicher Sanierung öffnet 2014 das SMAC, das Staatliche Museum für Archäologie, im „Schocken“ seine Pforten. In einer neuen Folge von „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ erinnern sich Zeitzeugen an die wechselvolle Geschichte dieses beeindruckenden Hauses, das von vielen Chemnitzern immer noch einfach nur „das Schocken“ genannt wird.

Mi., 13. Nov · 20:15-21:45 · 3sat
Kulenkampffs Schuhe

Mit Einschaltquoten von 80 Prozent erlebte das Fernsehen in den der 1960er- und 1970er-Jahren goldene Zeiten. Die Familie saß am Samstagabend im Wohnzimmer, alle freuten sich auf „Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kulenkampff oder die „Peter-Alexander-Show“. Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Alexander waren auch die großen Helden der Familie von Regisseurin Regina Schilling. Und natürlich, etwas später, Hans Rosenthal mit „Dalli Dalli“. Die Quizshows verhießen Entspannung – und die hatte Schillings Vater nötig. Er arbeitete rund um die Uhr in seiner eigenen Drogerie. Eine Drogerie im Nachkriegsdeutschland? Kaum etwas wurde mehr gebraucht: aufräumen, Wunden heilen, reparieren, saubermachen, Schädlinge bekämpfen. Was sahen die Väter der Kinder, die da im Schlafanzug vor dem Fernseher saßen, in den Showmastern? Wussten sie, dass Kulenkampff sich an der Ostfront vier Zehen eigenhändig amputiert hatte? Fragten sie sich, ob Peter Alexander wohl auch bei der Hitlerjugend gewesen war? Bei der Wehrmacht, in Kriegsgefangenschaft – wie die meisten jungen Männer dieser Generation? Hatten sie davon gehört, dass Hans Rosenthal jüdisch war, sich in den Kriegsjahren als Vollwaise in einer Berliner Laube versteckte und jeden Moment damit rechnen musste, deportiert zu werden? Die Showmaster gehörten wie Regina Schillings Vater einer sehr besonderen Generation an: erst missbraucht vom Nationalsozialismus, dann eingespannt in das Hamsterrad der Nachkriegszeit, die von Traumatisierungen nichts wusste oder nichts wissen wollte. Redaktionshinweis: Leichte Unterhaltung gegen die Folgen des Krieges – die Fernsehunterhaltung half einer ganzen Generation bei der Überwindung ihrer Kriegstraumata. Kaum ein Film hat das so brillant thematisiert wie der mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Dokumentarfilm „Kulenkampffs Schuhe“ von Regina Schilling, den 3sat als Auftakt des 3satThemas „Die große Nachkriegsshow“ zeigt. Im Anschluss diskutiert „Kulturzeit“-Moderatorin Cécile Schortmann unter anderen mit Harald Jähner (Autor des Buches „Wolfszeit: Deutschland und die Deutschen 1945 – 1955“) und Hugo Egon Balder über die Shows der Nachkriegszeit und ihre Showstars und fragt: vergessen, verdrängen oder doch eher lachen und über die Vergangenheit reden? Die Folge der Kulenkampff-Show „Einer wird gewinnen“, die in Regina Schillings Film thematisiert wird, sowie eine Folge von Hans Rosenthals Show „Dalli Dalli“ lassen das Fernsehpublikum ab 22.15 Uhr die Stars der damaligen Zeit noch einmal unmittelbar erleben.

Mi., 13. Nov · 22:45-00:15 · BR
Elser – Er hätte die Welt verändert

Oliver Hirschbiegel zeigt in seinem Fernsehspiel kompromisslos das deutsche Mitläufertum. Wie wird aus dem Handwerker Georg Elser ein Widerstandskämpfer? Wie kommt ein eher unpolitischer Mensch dazu, den Weg Deutschlands in den Abgrund vorherzusehen? Wie entsteht der Entschluss, als Einzelner ein Attentat auf Hitler zu planen und durchzuführen? Und wieso ist Elser heute nicht als einer der wichtigsten Widerstandskämpfer gegen Hitler in aller Munde? Georg Elser arbeitet als Uhrmacher in der Schweiz und rund um den Bodensee. Um den Hof seiner Eltern zu retten, kehrt er 1932 nach Königsbronn zurück. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verschärft sich auch in seinem Heimatdorf das politische Klima. Da Georg aus seiner Abscheu gegenüber der Politik der Nationalsozialisten nie einen Hehl gemacht hat, wird er zunehmend von der Dorfbevölkerung geächtet. Der einzige Lichtblick in Georgs Leben ist Elsa. Da Elsa jedoch verheiratet ist, sind beide gezwungen, ihre Liebe im Verborgenen zu leben. Als die Repressionen gegenüber Georg und seinen Freunden immer lebensbedrohlicher werden, fasst Georg den Plan, Adolf Hitler zu töten, in der Hoffnung, dadurch etwas verändern zu können. Trotz akribischer Planung scheitert sein Attentat am 8. November 1939 im Bürgerbräukeller in München. Georg Elser wird auf seiner Flucht verhaftet. Die Nationalsozialisten glauben zunächst nicht, dass Georg alleine gehandelt hat. Erst durch intensive und brutale Verhöre kommen sie der Wahrheit auf die Spur: Georg Elser hat dieses Attentat ganz alleine geplant und ausgeführt.

Fr., 15. Nov · 13:45-15:50 · arte
Der Staat gegen Fritz Bauer

Im Nachkriegsdeutschland ermittelt der hessische Staatsanwalt Fritz Bauer gegen flüchtige NS-Verbrecher, um sie im eigenen Land vor Gericht zu stellen. Ein Ansinnen, dem ein Großteil der Bevölkerung ablehnend gegenübersteht. Und auch die Behörden sind durchsetzt von ehemaligen Nationalsozialisten. Als Bauer einen Hinweis darauf erhält, dass Adolf Eichmann sich in Argentinien aufhält, ist ihm zunächst nicht klar, wie er den SS-Offizier dingfest machen und vor Gericht stellen soll. Zu groß sind die Befürchtungen, dass Eichmann gewarnt wird und erneut untertaucht. Intern versucht der BND die Ermittlungen an sich zu ziehen. Bauer beschließt, sich an den Mossad, den israelischen Geheimdienst, zu wenden. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Eichmann später nach Deutschland ausgeliefert wird, um hier vor Gericht gestellt zu werden. Bauer will eine öffentliche Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen – in der Bundesrepublik. Der Mossad ist nach einer oberflächlichen Untersuchung zunächst skeptisch, besteht auf einer zweiten Quelle, bevor er Ermittlungen einleiten will. Bauer ist doch überzeugt, auf der richtigen Fährte zu sein. In seinem jüngeren Kollegen Karl Angermann findet Bauer wider Erwarten einen Verbündeten. Als er von dessen ungewöhnlich geringem Strafmaß in einem § 175-Fall, einem Verstoß gegen das Verbot von Homosexualität, erfährt, fasst er Vertrauen zu dem jungen Mann. Doch es formiert sich Widerstand bis in die höchsten Kreise: In seiner eigenen Behörde verschwinden immer wieder Akten und auch Oberstaatsanwalt Kreidler und BKA-Mitarbeiter Paul Gebhardt behindern den unliebsamen Bauer in seinen Ermittlungen. Ein scheinbar aussichtsloser Kampf gegen unsichtbare Gegner beginnt, doch Bauer und Angermann geben nicht auf, wohl wissend, dass ihnen die Jagd auf Eichmann beruflich wie privat einiges abverlangen wird. Die Rolle des hessischen Staatsanwalts Fritz Bauer beim Zustandekommen der Auschwitzprozesse Anfang der 60er Jahre ist umstritten, sein Verdienst bei der Ergreifung von Adolf Eichmann nicht. Der Öffentlichkeit wurde seine Rolle aber erst nach seinem Tod bekannt.