Unterwegs an Israels Nordgrenze

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Vor wenigen Tagen präsentierte Netanyahu ein Geschenk, das er von US-Präsident Trump erhalten hatte: eine Landkarte Israels, auf der der Golan als israelisches Hoheitsgebiet eingezeichnet ist. Daneben hatte Trump handschriftlich „Nice“ vermerkt. „Very nice“ fügte Netanyahu an und dürfte damit den Großteil der Israelis hinter sich haben. Wie unsicher die Lage ist, hat sich in der letzten Nacht allerdings wieder gezeigt. Aus Syrien wurden zwei Raketen in Richtung Golan abgefeuert. Die Geschichte von Israels umkämpftem Norden…

Von Oliver Vrankovic

Am 5. Juni 1967 begann der Sechs-Tage-Krieg. Am Morgen des 9. Juni 1967 befahl Verteidigungsminister Moshe Dayan den Angriff auf die Golan Höhen, von wo ausdie syrische Armee die israelischen Siedlungen im Hula Tal terrorisierte. Da Dayan ein Eingreifen der mit Syrien verbündeten Sowjetunion fürchtete, beschränkte er die Militäroperation auf die Einnahme der syrischen Stadt Kuneitra und die Gebiete bis zur parallel zur Grenze verlaufenden Schnellstraße nach Kuneitra. Kurz vor Eintreten des Waffenstillstands orderte Dayan schließlich noch die Einnahme des höchsten Gipfels des Hermon Gebirges im nördlichen Golan an.

Omer Wiener, der im Sechs-Tage-Krieg in Samaria kämpfte, schloss sich nach Kriegsende einer Gruppe von Israelis an, die den Kibbuz Merom Golan nahe Kuneitra errichteten.

Er selbst half mit, ein Naturschutzgebiet anzulegen, um damit die neu gezogenen Grenzen zu definieren. Omer hatte zunächst nicht im Sinn, Mitglied des Kibbuz zu werden und auf dem Golan zu bleiben. Dann aber begegnete er seiner Jugendliebe Hannah, die zu den israelischen Pionieren der ersten Stunde auf dem strategisch bedeutsamen Bergplateau zählte und änderte alle seine Pläne. Bis zu ihrem Tod vor drei Jahren Jahr lebten Omer und Hanna glücklich zusammen und ihre älteste Tochter war das erste israelische Kind, das auf den Golanhöhen geboren wurde.

Omer Wiener wurde 1946 als Sohn von Einwanderern aus dem Sudetenland in einem Kibbuz nahe Hadera geboren. In der Ideologie der Kibbuzbewegung ist nach seiner Auffassung die im Judentum geforderte gerechte Gesellschaft aufgehoben. In Merom Golan wurde Omer zum Cowboy und noch bis vor wenigen Monaten arbeitete er mit Pferden und frei lebenden Rindern. Ein paar Jahre lang leitete Omer eine Kibbuz eigene Firma, die Spezialmotoren für schwere Militärfahrzeuge herstellt. Der Firma gelang es, einen Motor für den Geschützturm des Merkava zu entwickeln, an dem die deutsche Firma AEG stets gescheitert war. Heute zählt das Unternehmen zu den weltweit führenden Herstellern für entsprechende Spezialmotoren. Außerdem war Omer einige Jahre lang bei der Verwaltung der israelischen Nationalparks als Beauftragter für Wildunfälle tätig. Seit einigen Jahren schreibt er Gedichte über die Natur.

In seiner Anfangszeit, erzählt Omer, geriet Merom Golan mehrfach unter syrisches Feuer und wurde schließlich ein paar Hundert Meter weiter entfernt von Kuneitra hinter einen Vulkankegel versetzt. Doch der Schutz des Bental Bergs war trügerisch und eine syrische Rakete forderte mehrere Todesopfer in der Kollektivsiedlung.

Am 6. Oktober 1973, am höchsten jüdischen Feiertag Yom Kippur, wurde Israel im Sinai von ägyptischen und auf dem Golan von syrischen Truppen angegriffen. Syrien bot 1400 Panzer für den Angriff auf den Golan auf, während Israel nur 175 Panzer zur Verteidigung hatte. Syrischen Truppen gelang es, bis ins Jordantal vorzurücken. Nach der Mobilisierung ihrer Reserve konnten die Israelis den syrischen Vormarsch am zweiten und dritten Kriegstag stoppen. Obwohl ihre Linien teilweise durchdrungen wurden, schafften sie es mit anhaltenden Gegenangriffen die Invasoren zurückzudrängen.

Am vierten Kampftag starteten die Syrer einen gewaltigen Angriff aus einem Tal nördlich von Kuneitra. Sie rückten mit Hunderten moderner Panzer vor, um ein Hochplateau auf den israelisch besetzten Golanhöhen zu erreichen und von dort tief nach Israel vorzudringen. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit konnten die israelischen Streitkräfte ihre Positionen halten und den Syrern schwere Verluste verursachen. Als die israelischen Verteidigungslinien schon fast kollabiert waren, zogen sich die Syrer zurück. Von 100 Panzern, die Israel in die Schlacht geschickt hatte, waren nur sieben übrig. Die Dramatik der Ereignisse ist im Besucherzentrum von Katzrin nachzuspüren, wo ein Dokumentarfilm gezeigt wird, in dem Akteure und Betroffene der Schlacht im sogenannten „Tal der Tränen“ zu Wort kommen.

Omer Wieners persönliche Erinnerungen an den Krieg 1973 sind sehr düster. Als Reserveoffizier kämpfte er in einer Nachhut, die in einen blutigen syrischen Hinterhalt geriert. Krieg, so sagt er, ist das Letzte, dass sich Jemand wünschen sollte.

Als Konsequenz aus dem Yom Kippur Krieg wurde im Mai 1974 auf der syrischen Seite der Grenze zwischen dem von Israel besetzten Teil des Golan und dem Syrien verbliebenen Teil des Golan eine Truppentrennungszone eingerichtet, die sich über eine Länge von 80 Kilometer vom Berg Hermon im Norden bis zum Yarmouk-Fluss im Süden erstreckt und dem Kuneitra zugeschlagen wurde, das damit quasi an Syrien zurückgegeben wurde.

Josef Abas, Foto: (c) Fritz Bolte

An die Nordwestgrenze Israels zu Syrien über die Golanhöhen schließt sich die Nordgrenze zum Libanon an, die vom Hermon bis zum Mittelmeer reicht. Josef Abas lebt seit 1977 in Misgav-Am, einem 1946 gegründeten Kibbutz auf der Grenze zum Libanon. Als Josef nach Misgav-Am kam, hatten sich auf der anderen Seite der Grenze palästinensische Terroristen festgesetzt. Die 1964 gegründete PLO, die sich nach dem Sechs Tage Krieg radikalisiert hatte und Anfang der 70er Jahre aus Jordanien vertrieben wurde beherrschte den Süden Libanons. Josef ist wichtig zu betonen, dass die Israelis mit den einfachen Libanesen auf der anderen Seite der Grenze nie ein Problem hatten und diese bei der Apfelernte im Kibbutz geholfen haben und Bewohner von Misgav-Am bei Hochzeiten im Grenzdorf Adaisseh waren.

Mit dem Aufkreuzen der PLO aber änderte sich die Situation und Israel wurde zum Ziel von Raketen und Attentaten aus dem Libanon. Nach dem Küstenstraßen Massaker, dem 38 Israelis zum Opfer fielen, darunter 13 Kinder, befahl Menachem Begin die Terroristen anzugreifen und bis zu 15 Kilometer von der Grenze wegzudrängen. Während der Kämpfe waren die Bewohner von Misgav-Am gezwungen zwei Wochen in den Bunkern auszuharren. Die Terroristen indes, so sagt Josef, kamen nur wenige Wochen nach Ende der Operation Litani zurück.

Josef Abas ist in einer jüdischen Familie in Rotterdam aufgewachsen und war dort seit seinem 8. Lebensjahr Mitglied der links-zionistischen Jugendbewegung HaBonim. Mit 18 Jahren diente er in der niederländischen Armee. Auf das Wiederauftreten des Antisemitismus reagierte er als junger Mensch aus einer Familie, die 107 Angehörige während des Holocaust verlor, sehr sensibel. Da er es für nicht ausgeschlossen hielt, dass sich der Massenmord an den Juden in Europa wiederholt, entschied er 1965 im Alter von 24 Jahren, in die jüdische Heimstätte auszuwandern um dort eine Familie zu gründen. Er begann sein Leben in Israel im Kibbuz Naoth Mordechai, wohin sein Bruder mit seiner Familie und seine Eltern bereits Jahre zuvor ausgewandert waren. Im Kibbutz traf Joseph seine spätere Frau, eine Einwanderin aus Argentinien und gründete wie erhofft in Israel eine Familie. Josef ist heute stolzer Vater von drei Kindern und stolzer Großvater von 8 Enkelkindern. Als Pensionär betreibt er in Misgav-Am das weltweit einzige Museum für Flaschenöffner und Korkenzieher.

Seit bald 40 Jahren kämpft Josef mit einem Trauma. In der Nacht vom 7. April 1980 drangen fünf Terroristen in den Kibbutz Misgav-Am ein um Geiseln zu nehmen. Nachdem sie in ein Haus eingebrochen waren, dass leer stand, attackierten sie das Kinderhaus der Kollektivsiedlung. Die Terroristen erschossen den Sekretär des Kibbutz, der sich am Kinderhaus befand um Reparaturen durchzuführen und ihnen den Eingang versperren wollte. Dann verschanzten sie sich mit sechs Kleinkindern im Alter zwischen neun Monaten und 2 ½ Jahren und dem Kibbutznik Meir Peretz als Geiseln, im zweiten Stock. Ein Versuch, das Gebäude um fünf Uhr morgens zu stürmen, ging schief und ließ einen Soldaten an der durchbrochenen Eingangstür tot zurück. Danach begannen Psychologen mit den Geiselnehmern zu verhandeln. Nachdem den Forderungen der Terroristen nach Stunden scheinbar nachgekommen war, verlangten diese gegen neun Uhr nach einen Helikopter, der tatsächlich eine Stunde später lärmend über das Kinderhaus flog. Als die Terroristen damit rechneten, evakuiert zu werden, griff die beste Antiterroreinheit der israelischen Armee, unterstützt von einer Hundestaffel, an. Nach wenigen Minuten waren die Terroristen ausgeschaltet und die Evakuierung und Erstversorgung der Kinder und der Verwundeten lief mit Hochdruck an.

Da er in der israelischen Armee zum Sanitäter ausgebildet wurde, war Josef zu der Zeit in Misgav-Am für die Erstversorgung im Notfall verantwortlich. Schon zu Beginn der Geiselnahme hatte Josef Ärzte und zusätzliche Sanitäter angefordert. Inmitten der Anstrengung, alle verwundeten Kinder und Soldaten zu versorgen und ins Rambam Krankenhaus in Haifa zu transportieren kam ein verzweifelter Vater zu Josef und fragte nach seinem Sohn. Josef bat ihn, sich noch einmal alle Kinder, die verbunden und damit schwer kenntlich waren, anzuschauen. Sein Sohn sei nicht darunter, rief der Vater und Josef ging mit ihm ins Haus, wo sie den Zweijährigen tot auffanden. Als die Kinder anfingen zu schreien, wurden die Terroristen nervös und hatten den Kibbutznik, gezwungen sie zu beruhigen. Dem Kind, das nicht aufgehört hatte zu weinen, wurde von den Terroristen der Schädel eingeschlagen.

1981 eskalierten die Spannungen an der Nordgrenze und Misgav-Am geriet unter schweres Raketenfeuer. Tzippi Yesod, eine Bewohnerin des Kibbutz wurde während der sogenannten 10 Tage Schlacht von PLO Raketen vor ihrem Haus getötet. Der Eskalation folgte ein Waffenstillstand, der fast ein Jahr hielt. Als palästinensische Terroristen am 3. Juni 1982 den israelischen Botschafter in Großbritannien bei einem Anschlag lebensgefährlich verletzten, starteten die israelischen Streitkräfte die Operation „Shalom HaGalil“. Der israelischen Armee und der mit ihr verbündeten christlichen Milizen standen die PLO, Teile der syrischen Armee, die schiitische Amal Miliz und linksgerichtete militante Fraktionen gegenüber. Es gelang Israel mit der Belagerung ganzer Viertel von Beirut die führenden palästinensischen Terroristen nach Tunesien zu verdrängen und den Einfluss von Syrien auf den Libanon zu schwächen. Ein angestrebter Friedensschluss mit dem Libanon unter dem pro-israelischen christlichen Präsidenten Gemayel kam nach dessen Ermordung indes nicht zu Stande. Die Israelis zogen sich 1985 in eine ausgewiesene Sicherheitszone im Süden des Libanon zurück, deren Kontrolle sie hauptsächlich der von Christen dominierten Südlibanesischen Armee (SLA) überließen. Syrien, dass sich jetzt gegen die ehemals verbündeten PLO stellte, erreichte in der Folge wieder großen Einfluss auf den Libanon. Um 1985 entstand in diesem Gemengelage die Hezbollah, die zum erbitterten Feind der Israelis und der SLA wurde. 2000 zog sich Israel ganz aus dem Libanon zurück. In der Folgezeit kam es zu regelmäßigen gewaltsamen Auseinandersetzungen an der Grenze. Nachdem die Hezbollah Israel im Frühsommer 2006 mit Raketen angegriffen und zwei israelischen Soldaten entführt hatte, startete Israel eine groß angelegte Militäroperation die sich zunächst auf die Luftwaffe und später auch auf Bodentruppen stützte. Im Zuge der Kämpfe wurden auf israelischer Seite durch intensiven Kartyusha Beschuss 44 Zivilisten getötet. Eine halbe Million Israelis mussten aus der Grenzregion flüchten. Omer erzählt, dass einige Israelis aus dem Norden auf die Golanhöhen kamen.

Omer Wiener lebt seit inzwischen mehr als 50 Jahren in Merom Golan, wo sich in der Zeit viel verändert hat. Die sozialistischen Ideale wurden weniger, die Lebensqualität mehr. Von 1974 bis 2012 war die israelisch-syrische Grenze auf den Golanhöhen die ruhigste Außengrenze Israels. Dann brach im Nachbarland ein blutiger Krieg aus. Nachdem in Syrien 2011 friedliche Demonstranten über den Haufen geschossen wurden, versuchte eine breit gefächerte Opposition das despotische Assad-Regime gewaltsam zu stürzen. Der Iran stellte seinem Verbündeten Assad die Hezbollah und quer durch den Nahen Osten rekrutierte schiitische Milizen zur Seite. Auf Seiten der Aufständischen bekamen finstere sunnitisch-islamistische Gruppierungen Zulauf. Die Pufferzone an der syrisch-israelischen Grenze wurde heftig umkämpftes Gebiet. 2015 erzählte Omer bereits von mehr als zwei Jahren anhaltenden pausenlosen Kämpfen. Der Lärm von Maschinengewehren und Mörsergranaten war in der idyllischen Kollektivsiedlung deutlich vernehmbar. Vom Berg Bental ließ sich der Krieg von oben herab in Augenschein nehmen.

Bis heute wundert sich Omer, woher die Unmenge an Munition kam. Er erzählt, dass die Bewohner des Kibbuz anfangs fasziniert waren von der unmittelbaren Nähe des Krieges und auf den Bental Berg gingen, um sich die Kämpfe von oben anzuschauen. Nach kurzer Zeit aber, so Omer, wurde es unspektakulär.

Für die Kinder in Merom Golan sei der Kriegslärm von der syrischen Seite der Grenze wie Straßenlärm für Stadtkinder gewesen, erklärt Omer. Sie seien höchstens einmal aufgeschreckt, wenn sich ein Explosion deutlich abgehoben hat.

Wobei Anfang 2015 als Vergeltung für den israelischen Angriff auf einen Hisbollah Konvoi, dem auch hochrangige iranische Militärs zum Opfer fielen, eine aus Syrien nach Israel abgefeuerte Rakete nahe des Kibbuz Merom Golan explodierte.

Ende Juli 2018 hatten Assad und seine Verbündeten die Kontrolle über den syrischen Teil des Golan zurückerlangt. Seither steht Israel vor der Herausforderung zu verhindern, dass der Süden Syriens sich wie der der Süden des Libanon zu einer iranischen Front entwickelt. Den Israelis ist bekannt, dass die Hezbollah im Grenzgebiet aktiv ist.Schon im Februar 2018 kam es zur ersten offenen iranisch-israelischen Konfrontation als eine iranische Drohne von in den israelischen Luftraum eindrang. Der Aggression folgte ein israelischer Luftangriff auf den Militärflughafen in Tiyas bei Palmira von wo die Drohne gestartet wurde. Der syrischen Luftabwehr gelang es ein israelisches Kampfflugzeug abzuschießen worauf die israelischen Streitkräfte die Hälfte der syrischen Luftabwehr und eine Reihe iranischer Ziele zerstörte. In Merom Golan und Alonei HaBashan schrien die Luftschutzsirenen. Omer erklärte am nächsten Tag, dass alles in Ordnung sei. Am Hermon bildeten sich an den Skiliften so lange Schlangen wie immer. Die Israelis, die an dem Samstag auf den Golan gekommen waren, erklärten, dass sie wüssten, dass Israel von Feinden umgeben sei.

Der Iran kann sich wegen Omer in Syrien eingraben. Solange die iranischen Truppen still halten und nur dasitzen hat er kein Problem damit. Dabei befehligt der Iran zehntausende Kämpfer in Syrien, darunter Revolutionsgarden, Milizen afghanischer, pakistanischer und irakischer Schiiten und tausende Hisbollah Kämpfer. Doch Omer glaubt an die überlegene Feuerkraft der israelischen Armee und die Karten, die diese noch „in der Hinterhand“ hält.

Militär- und Geheimdienstexperten sind sich einig, dass die Hezbollah heute bei weitem gefährlicher ist als 2006. Die Hezbollah gilt als besser trainiert und bewaffnet als die meisten regulären Armeen der Welt. Ihr Waffenarsenal im Süden des Libanon umfasst ca. 150.000 Raketen. Zudem wurden vor einigen Monaten Angriffstunnel vom Libanon nach Israel entdeckt und unschädlich gemacht.

Von einem Vortragssaal im erhöht gelegenen Kibbutz Misgav-Am eröffnet sich durch eine Panoramafenster der Blick bis weit hinein in das Nachbarland. Von hier ist der Süden des Libanon in seiner ganzen Breite einsehbar – vom Mittelmeer bis zum Hermon. Die Dörfer an der Grenze, so sagt Josef, sind heute von der Hezbollah kontrolliert, die an allen Zufahrtsstraßen postiert ist. Unter vielen der Häuser, die man sieht, sind Raketen deponiert, die man nicht sieht. Doch Josef sagt, dass die Hezbollah sich nicht nur versteckt hält und zeigt auf zwei klar erkennbare Stellungen der Terrororganisation. Auf die Frage, wie er angesichts dieser Bedrohung in Misgav-Am leben könne, antwortet er mit dem Hinweis darauf, dass man nirgendwo vor Terroristen sicher sei. In Misgav-Am aber hat man sie wenigstens im Blick. Und die Grenze, so erklärt er, wird heute rund um die Uhr mit modernster Technik überwacht. Und die israelische Armee, so ist er sich sicher, weiß heute, was zu tun ist, wenn es zum Krieg kommt.

Josef und Omer fühlen sich sicher und ihr Gefühl von Sicherheit hat nicht damit zu tun, dass sie dem Iran unterstellen, nicht auf eine Welt ohne Zionismus hinzuarbeiten. Sie sind sich sicher, dass es dem Iran mit der Vernichtung Israels todernst ist, allerdings sind sie sich gleichsam sicher, dass es nicht in der Hand der Iraner liegt, was sein wird, sondern in den Händen der israelischen Armee.

Bild oben: Omer Wiener und Autor Oliver Vrankovic, Foto: (c) O.Vrankovic