Combat 18 in NRW weiterhin aktiv

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Die 1992 gegründete, europaweit tätige neonazistische Gruppierung Combat 18 („Kampftruppe Adolf Hitler“) existiert weiterhin, trotz des im Jahr 2000 verfügten Verbots des mit ihr verbundenen Netzwerkes Blood & Honor. Combat 18 gilt als der bewaffnete Arm des Netzwerkes Blood & Honour…

J. M.
Eine kürzere Version dieses Beitrages ist bei Blick nach Rechts erschienen.

In einem sehr guten, umfangreichen Recherchebericht ist die Entstehung und das Wirken von Combat 18 bis ins Detail beschrieben worden. Ein enger Weggefährte und Freund des C18-Führers William Browning war der Neonazi und NPD-Aktivist Thorsten Heise, damals in Northeim bei Göttingen und heute in Fretterode (Thüringen). 1995 soll Heise Combat 18 in Deutschland aufgebaut haben, seine führende Rolle hat Heise bis heute inne.

Die seinerzeit in Dortmund beheimatete Neonazigruppe Oidoxie um Marko Gottschalk galt seit ca. 2000 als Schlüsselfigur für C 18; mehrere Bandmitglieder, darunter auch Gottschalk selbst, trugen Combat 18-Tätowierungen. Belltower schrieb hierzu: „Ab 2003 galt Gottschalk als ein C18-Führungskader in Deutschland. Ein Jahr darauf entstand aus dem Umkreis der Band die C18-Zelle „Oidoxie-Streetfighting-Crew“, deren Umfeld Verbindungen zum rechtsterroristischen NSU hatte. Die Crew begleitet die Band zu Konzerten, übernahm den „Saalschutz“ und gilt als Vernetzungs-Organ. „Oidoxie“ macht in ihren Songs kein Geheimnis aus ihrer Nähe zu C18. In ihrem Song „Terrormachine Combat 18“ heißt es beispielsweise: “Fighting for our nation, fighting against the scum, if you see the hate in our face you should better run. Fighting for better nations, we want our cities clean. This is the terrormachine, this is combat 18. Terrormachine combat 18 […]. Hail to Combat 18, hail to the Terrormachine.”

Combat 18 in NRW

Die Verankerung von C 18 in NRW, vor allem in Dortmund, wurde immer wieder nachgewiesen. Auch Schießübungen von C 18 – Mitgliedern u.a. aus Dortmund ab dem Jahr 2000 wurden nachgewiesen. 2007 wurde in Dortmund ein Tunesier durch das bekannte, bis heute sehr aktive Combat-18-Mitglied Robin S. niedergeschossen. Robin S., der 2013 durch seine während seiner Haftzeit entstandenen Brieffreundschaft mit Zschäpe bundesweite Beachtung gefunden hat, inszeniert sich seit seiner Freilassung (2015) in Dortmund wie auch bundesweit als hyperaktivistischer Vertreter einer militanten neonazistischen Praxis im Geiste von C 18. Um keine Missverständnisse auftreten zu lassen tritt er bei Neonazikundgebungen insbesondere von Die Rechte in Dortmund (u.a. die Dortmunder Kundgebung „Europa erwache“ vom April 2018), von der Polizei sanktionslos hingenommen, mit dem Wappen der zwei gekreuzten Stabhandgranaten auf – dem Truppenabzeichen der SS-Sondereinheit „Dirlewanger“ und heute Organisationskennzeichen von T. Heises „Arischer Bruderschaft“. Auf seiner Wade trägt er, wie die Rechercheseite dargestellt hat, den tätowierten Schriftzug „Brüder schweigen – whatever it takes – C18“. Auch auf von Heise organisierten Neonazikonzerten wie „Schild und Schwert“ sowie dem „Kampf der Nibelungen“ (13.10.2018) wirkte Robin S. 2018, jederzeit optisch im Vordergrund stehend, als Ordner, was auch filmisch dokumentiert ist.

Weitere öffentliche Inszenierungen von C 18 Mitgliedern: Am 4.6.2018 trat eine Gruppe von C 18 Mitgliedern, darunter der C 18 Führer William Browning sowie der eng mit ihm befreundete Thorsten Heise, gemeinsam beim von „Die Rechte“ organisierten „Tag der deutschen Zukunft“ in Dortmund auf. Dies wurde als ein Treffen des C 18 Netzwerkes gedeutet.

Schießtraining von C 18 Mitgliedern in Tschechien und Aktivitäten in NRW

Die Landesregierung NRW hat soeben in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen Landtagsabgeordneten Verena Schäffer bestätigt, dass Combat 18 – Mitglieder in NRW weiterhin aktiv sind. Ende 2017 hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz mitgeteilt, dass am 24.11.2018 eine Gruppe von C 18 – Mitgliedern an der Grenze durch GSG 9 Beamte kontrolliert wurde. Sie kamen von einem Schießtraining in Tschechien. Seit dem 5.12.2015 seien, so legt MdL Schäffer in ihrer Anfrage dar, zwölf solcher Schießübungen im europäischen Ausland festgestellt worden, in Deutschland waren es seit dem 9.11.2017 fünf.

Die Landesregierung NRW gehe, so heißt es weiter in der Antwort, von einer einstelligen Zahl von, äußerst konspirativ agierenden, Combat 18 Mitgliedern in NRW aus. In jüngster Zeit wurden folgende C 18 Aktivitäten in NRW nachgewiesen: Im September 2018 wurde eine Veranstaltung der Grünen Jugend in Lünen durch mehrere Neonazis gestört. Bei einer Neonazidemonstration in Dortmund im Oktober 2018 trug ein Teilnehmer ein C 18 T-Shirt. Im Januar 2019 zeigten C 18 Mitglieder vor dem Hermannsdenkmal bei Detmold Plakate mit der Forderung „Freiheit für unsere inhaftierten Brüder“. Von den zwölf namentlich bekannten C 18 Mitgliedern aus NRW – von denen drei inzwischen aus NRW fortgezogen seien – seien gemäß einer Auswertung des BKA von Ende 2017 84 Straftaten bekannt, die in der Antwort im Detail aufgeführt werden. 40 Prozent hiervon wurden in Dortmund begangen, gefolgt von Köln (13 Delikte) sowie Hamm, Duisburg und Gelsenkirchen. Bei den Delikten dominierten Körperverletzungen.

Die NRW-Sicherheitsbehörden beobachteten die Entwicklung von C 18 „wegen der Gewaltbereitschaft intensiv“, heißt es abschließend. Die Landtagsabgeordnete Verena Schäffer spricht in einem weitere, eine Woche alten Begleitkommentar von einer „besorgniserregenden Entwicklung“: Die „ohnehin schon gewaltbereite Szene“ sei in den vergangenen Jahren offenbar „dazu übergangen, die eigene Gewalt zu professionalisieren.“ Kampfsportveranstaltungen, von denen eines am Wochenende im Ruhrgebiet stattfinden soll, dienten zur ideologischen Mobilisierung und seien zugleich eine „Vorbereitung zum Straßenkampf“ sowie ein weiterer Beleg einer „internationalen Vernetzung“ der neonazistischen Gefahr.

Auch im NSU-Untersuchungsausschuss seien die Grünen NRW zu dem Ergebnis gekommen, dass die Dortmunder Neonazis bereits Mitte der 2000er Jahre „eine rechtsterroristische Combat18-Zelle bilden wollten.“

Abschließend stellt MdL Verena Schäffer fest: „Dass ein Kreis von zwölf Personen für 84 Straftaten in den vergangenen zehn Jahren verantwortlich ist, unterstreicht den Radikalisierungsgrad und die Gefahr durch diese Rechtsextremisten – insbesondere, da es sich bei fast einem Drittel dieser Straftaten um Körperverletzungsdelikte handelt.“

Am 20.4. (April), 1.5. (Duisburg) und 25.5. (Dortmund) werden die Dortmunder Neonazis, die zur Europawahl formal zugelassen wurden, mit einer Liste von harten Neonazis antreten, von denen die meisten bereits wegen einschlägiger Delikte in Haft saßen bzw. noch sitzen (Haverbeck, Borchardt).

Demokratische Proteste sind mehr als notwendig

Die traditionsreiche, israelsolidarische Dortmunder Antifaschistische Union hatte im November 2018 nach knapp 14 Jahren Engagements ihre Auflösung mitgeteilt. Die Dortmunder SPD und die Polizeistrategie in Dortmund war 30 Jahre lang ein Garant dafür, dass Dortmund das antisemitische Neonazizentrum Westdeutschlands ist. Viel gebessert hat sich seitdem nicht.

Bild oben: Robin S, Mitte Juni 2018 auf einer Neonazidemonstration von „Die Rechte“ in Wuppertal; Robin S. trat dort offiziell als Ordner auf