Online-Bibliothek macht Texte zugänglich

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Wir freuen uns sehr, eine neue Kooperation bekannt geben zu dürfen. Der Lexikus Verlag hat in den vergangenen Jahren eine digitale Bibliothek aufgebaut, die bereits mehr als 6300 Publikationen enthält. Gemeinsam mit dem Lexikus Verlag werden Beiträge aus dieser Bibliothek bei haGalil vorstellen…

Viele der Texte sind ursprünglich in Frakturschrift gedruckt und damit gerade der jüngeren Generation von Interessierten und Forschern schwer zugänglich. Umso erfreulicher die Initiative von Lexikus: Die Originale werden transkribiert, nach neuer deutscher Rechtsschreibung korrigiert und mit Illustrationen und Links versehen. Die Inhalte stehen in einer Datenbank zur unentgeltlichen Nutzung zur Verfügung.

haGalil wird in Zukunft aus dem Themenbereich Judentum Texte aus dieser Online-Bibliothek publizieren, um die Schätze aus dieser Quellensammlung auch unseren Lesern näher zu bringen.

Zur digitalen Bibliothek

Den Anfang macht ein Beitrag aus dem „Morgenblatt für gebildete Leser“ von 1851 von Joseph Fürst über die Berliner Salonnière Henriette Herz. Fürst, selbst Schriftsteller, 1794 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren und später zum Christentum konvertiert, verfasste eine ausführliche Biographie über Herz, die er in diesem kleinen Text vorstellt, dabei aber vor allem auf ihre Zeitgenossen eingeht.

Bilder aus dem Berlin von ehemals. Mittwoch 1. Januar 1851
Morgenblatt für gebildete Leser 

Quelle: http://www.lexikus.de/bibliothek/Bilder-aus-dem-Berlin-von-ehemals-Mittwoch-1-Januar-1851

Henriette Herz, porträtiert von Anna Dorothea Therbusch, 1778

Die neue Zeit ist so schlimm, dass man sich freut, einen Blick in die alte Zeit Berlins zurückwerfen zu können. Einen solchen, und einen sehr interessanten, verschafft uns der Biograph einer ausgezeichneten Frau, die, einst hochberühmt, vor wenigen Jahren hochbetagt, eine Achtzigerin, gestorben ist. Es ist dies die Hofrätin Henriette Herz, als schönste Frau ihrer Zeit gepriesen, tugendhaft, liebenswürdig, geistreich, der Mittelpunkt eines geistig geselligen Lebens, an der gleich wie am alten Nestor ganze Geschlechter vorübergegangen waren, und die ihr Biograph, Fürst, mit der berühmten Französin, Madame Recamier, vergleicht. Es kann uns nicht darauf ankommen, diese lange und nicht ohne Geist durchgeführte Parallele hier wieder zu geben, denn so viele Vergleichungsglieder sich finden, so viele Abweichungen ließen sich auch in der Regel entdecken, wenn es nicht eben die Aufgabe wäre sie unentdeckt zu lassen und da wo sie zum Vorschein kommen, zu Gunsten des thema probandum zu verhüllen. *)

Die Herz war jedenfalls eine bedeutende Erscheinung ihrer Zeit, auch wenn sie nicht mit der schönen und liebenswürdigen Recamier so viele Eigenschaften gemein gehabt hätte. Sie griff nicht in die Zeitein, aber sie empfing aufs lebhafteste alle Eindrücke derselben, und zog durch ihre Schönheit, Liebenswürdigkeit und ihre wohl angebrachten Kenntnisse alle bedeutenden Männer und Frauen in ihren Kreis.

*) Henriette Herz. Ihr Leben und ihre Erinnerungen. Herausgegeben von J. Fürst. Berlin 1850. (Wilhelm Herz.)

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Da sie über 80 Jahre alt starb und von Jugend auf gefeiert, in ihrem hohen Alter noch geschätzt und anerkannt war, so konnte sich ein Zeitraum von über 60 Jahren in ihrem Leben spiegeln, und welcher Zeitraum, da sie als Jungfrau fast schon den Anfang der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erlebt, und lange nach der Thronbesteigung des gegenwärtigen Königs von Preußen noch gelebt hat! Die Gebrüder Humboldt waren ihre Jugendgespielen, und Alexander von Humboldt gedachte, als sie schon über 80 Jahre zählte der alten Freundin, und dass die Tage des Alters für sie nicht so glücklich waren als die sie verlebt, und er verschaffte ihr vom König für diese letzten Tage eine verhältnismäßig nicht unansehnliche Pension. Sie hatte Mirabeau gesehen und gekannt, lange vor seiner gewaltigen Tätigkeit, als er Gesandter in Berlin war, die Genlis, die Staël; Schleiermacher, lange er berühmt geworden, war ihres Hauses Freund gewesen, sie kannte die Schlegel, Jean Paul Friedrich Richter, Henrich Steffens, Chamisso. Eigentlich möchte man sagen, wen hat sie nicht gekannt? und jeder, der sie kannte, sagte nur Gutes von ihr. Sie war eine ebenso schöne und liebenswürdige als tugendhafte Frau.

Aber über sie selbst und das Buch als solches ist anderwärts schon viel gesagt, und wird auch wohl anderwärts noch viel gesagt werden. Wir nehmen es diesmal nur in die Hand, um einige der Spiegelbilder aus dem alten Berlin, dem noch nicht politischen, an uns vorübergleiten zu lassen. – Die Herz war die Gattin eines seiner Zeit sehr berühmten jüdischen Arztes Marcus Herz, und die Tochter eines auch berühmten Arztes, De Lamos, von portugiesischer Abkunft.

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2 Kommentare

  1. So schön der Ansatz ist, Texte wieder zugänglich zu machen, so muß doch klar festgestellt werden:

    1. „Viele der Texte sind ursprünglich in Frakturschrift gedruckt und damit gerade der jüngeren Generation von Interessierten und Forschern schwer zugänglich.“ Wieso kann man Frakturschrift nicht lesen, das ist doch bloß eine Sache der Ãœbung! Das kann doch nicht für die „jüngeren Generation von Interessierten“ und schon gar nicht für „Forscher“ ein Hinternis sein! Ein Forscher, der sich durch so etwas aufhalten läßt, ist kein Forscher (zumindest nicht nach meinen Maßstäben).

    2. „Die Texte werden nach neuer deutscher Rechtsschreibung korrigiert.“ Korrigiert? Sie sollten wissen, daß durch diese „Korrektur“ der Text insgesamt verliert – bei historischen Texten zählt bekanntermaßen nur das Original. Wenn ein Verlage Texte „korrigiert“, dann sind diese Texte mit größter Vorsicht anzufassen. Auch hier: Ein seriös Interessierter oder gar ein Forscher würde sich das NIE antun!

    • Sehr geehrter HStafo, vielen Dank, dass Sie unsere Initiative zur Kenntnis genommen und kommentiert haben. Nichts und Niemand hindert Sie und andere daran Publikationen im Original zu lesen, zu denen wir in der Regel auch verlinken.
      Mit besten Grüßen Steffen Herbst (Lexikus Verlag)

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