Rumänischer Minister vergleicht Einäscherung von Schweinen mit Auschwitz

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Der rumänische Landwirtschaftminister Petre Daea hat die Einäscherung von erkrankten Schweinen mit den Vorgängen in Auschwitz verglichen. In einem Fernsehinterview erläuterte der Minister die wirtschaftlichen Folgen für die rumänische Landwirtschaft, nachdem Zehntausende von der afrikanischen Schweinepest befallene Tiere getötet und verbrannt werden mussten…

Von William Totok

Der Auschwitzvergleich des sozialdemokratischen Landwirtschaftsministers wurde in Rumänien mit Entrüstung aufgenommen. Die Opposition forderte seinen sofortigen Rücktritt. Auffallend in der Kette der lautstarken verbalen Empörungsrhetoriker aus dem Lager der Opposition waren besonders jene, die in den letzten Jahren mit ähnlichen Vorfällen in ihren eigenen Reihen konfrontiert waren. Allen voran die Nationalliberale Partei (PNL), die 2016 nichts gegen die politischen Entgleisungen des Senators Puiu Haşotti einzuwenden hatte, der im Parlament die Verse des faschistischen Poeten Radu Gyr deklamierte. Käme ein deutscher Abgeordneter auf die Idee im Bundestag aus den Schriften des Vorsitzenden der Reichsschrifttumskammer Hanns Johst zu rezitieren, würde ein solcher Vorgang einen immensen Skandal zur Folge haben. In Rumänien, das seit 2007 Mitglied der Europäischen Union ist, gelten solche Entgleisungen höchstens als Kavaliersdelikte.

In ihrer geheuchelten Empörung über den ungeheuerlichen Auschwitzvergleich des Landwirtschaftministers, vergaß gerade die liberale Partei, dass sie vor Kurzem in ihre Reihen den ultrakonservativen Mihail Neamţu aufgenommen hatte. Der Verfasser einer apologetischen Schrift auf Donald Trump hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung 2012 ebenfalls mit Versen von Radu Gyr agitiert. In den 1990er Jahren fiel er als Mitarbeiter einer rechtsextremen Zeitschrift auf, die darauf spezialisiert war, die in den Zeit zwischen den Weltkriegen gegründete faschistische Legion des Erzengels Michael in der Nachwendeöffentlichkeit wieder salonfähig zu machen.

Mit geheuchelter Betroffenheit meldete sich auch Ex-Präsident Traian Băsescu zu Wort. Er forderte ebenfalls den Rücktritt von Petre Daea, vergaß aber dass er selber wegen ähnlicher Behauptungen immer wieder ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik geraten war. 2011 bezeichnete Băsescu den früheren König Mihai als „Verräter” und „Russenknecht”. Durch diesen derben Angriff versuchte er die Schlüsselrolle des im vergangenen Jahr verstorbenen Königs bei der Entmachtung des militär-faschistischen Diktators und Hitlerverbündeten, Ion Antonescu, 1944 zu relativieren.

Die Verharmlosung der Verantwortung Antonescus für die Ermordung von über 300.000 rumänischen und ukrainischen Juden in KZ-ähnlichen Einrichtungen gehörte nach 1990 zum Standardrepertoire von Politikern fast aller Parteien. In diesem Zusammenhang ist die Zahl sozialdemokratischer Politiker auffallend hoch. Dan Şova, 2012 sozialdemokratischer Senator und später Minister, leugnete öffentlich nicht nur den von Antonescu angezettelten Holocaust, sondern erklärte in Rumänien sei den Juden nichts zugestoßen.

Wegen verharmlosender Aussagen zur Vernichtungspolitik der jüdischen Bevölkerung geriet auch der frühere sozialdemokraische Präsident Ion Iliescu in die Kritik der internationalen Presse. Das Ergebnis davon war die Einberufung einer internationalen Expertenkommission, die den rumänischen Holocaust untersuchen sollte und die 2004 ihren Abschlussbericht vorlegte.

Der rumänische Landwirtschaftsminister hat sich nun auch zu seinen eigenen Aussagen geäußert. In geheuchelter Betroffenheit hat er sich erwartungsgemäß für seinen Auschwitzvergleich entschuldigt. Er habe niemanden beleidigen wollen, erklärte er zerknirscht, sondern nur „den Schmerz der rumänischen Farmer“ zum Ausdruck bringen wollen. Von Rücktritt war nicht die Rede.