Auch Herzl und Golda Meir waren erschienen

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Es war noch voller auf dem zentral gelegenen Kölner Heumarkt als in den Vorjahren, trotz der deutlich gestiegenen Sicherheitsmaßnahmen. Und auch das Wetter spielte mit, die vereinzelten dunklen Wolken vertrieben niemanden. Bereits zum 13. Mal fand hier der Israeltag statt, diesmal anlässlich des 70. Geburtstages Israels…

Von Roland Kaufhold

An den zehn dicht belagerten Ständen waren u.a. WIZO, das Jugendzentrum Jachad, der Städtepartnerschaftsverein Köln-Tel Aviv, DIG Köln, das Bündnis gegen Antisemitismus, die Kölnische Gesellschaft sowie die Jungsozialisten – darunter auch die beliebte SPD-Politikerin Michaela Engelmeier – und die Grüne Jugend vertreten. Aber auch eine Gruppe der Kölner Linksjugend war mit Israelfahnen erschienen.

„Wir erwarten, dass unsere Kinder sicher in die Schule gehen und sich hier unbehelligt bewegen können“, forderte Isabella Fartas, Vorstandsmitglied der Synagogengemeinde Köln, unter Beifall. Der 70. Geburtstag dieses wunderschönen demokratischen Landes stehe an diesem Tage im Mittelpunkt. Israel weise eine beeindruckende kulturelle, soziale und politische Vielfalt auf, inmitten einer wenig friedlichen Umwelt.

Zuspruch fand Isabella Fartas bei der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Diese erinnerte in ihrer Begrüßungsrede an den von der Stadt Köln seit 30 Jahren geförderten Friedenskindergarten und an das im Bau befindliche Jüdische Museum: „Begegnungen zwischen den Menschen, gemeinsame Erziehung von jüdischen, christlichen und moslemischen Kindern sind die besten Mittel für den Frieden.“ Jochen Ott von der SPD hob den erst 22 Stunden zurückliegenden „Kippa-Tag“ auf dem wenige Hundert Meter entfernt gelegenen Domvorplatz hervor. Serap Güler von der CDU rief in ihrer die Herzen der Besucher ansprechenden Rede: „Ich bin hier als Freundin!“

Vor allem aber ging es beim Kölner Israeltag um das Miteinander der vielen Hundert Besucher wie auch um die vielfältigen israelischen Köstlichkeiten, die von zahlreichen Frauen aus der Gemeinde dargeboten wurden. Eine teils 20 Meter lange Schlange bildete sich vor dem Essensstand, in dem David Klapheck und Kollegen mit unermüdlichem Eifer Orientalische Teller, Schawarma, Pita und eine vegetarische Pita darboten. Marie Kuster, die schon öfter in Israel wie auch auf dem Israeltag war, fühlte sich an den Tel Aviver Carmel Market erinnert: „Besonders freue ich mich auf den Hummus. Ein besonderes Highlight des Festes“, schwärmte sie.

Aber natürlich standen die vom Schauspieler Gerd Buurmann auf der Bühne moderierten Künstler  im Mittelpunkt. In den gelegentlich langen Umbaupausen präsentierte er immer neue Anekdoten über bekannte jüdische Kölner wie Moses Hess und Jacques Offenbach, dessen Vater von 1824 – 1828 Kantor in der Kölner Synagoge Glockengasse war. Ab 16 Uhr traten das Trio Israeli und die fetzige, in Köln sehr bekannte Band Hot Stop Banda auf, aber auch der DJ David Kapul und Boris Rosenthal; weiterhin Kinder der Gemeinde mit eigenen Liedeinlagen.

Begeisterung rief die lebendige, vital vorgetragene Präsentation des Jewrovisionsact des – zusätzlich mit einem eigenen Stand präsenten – Jugendzentrums Jachad hervor. Für Erstaunen bis hin zu ungläubigen Blicken sorgte nicht nur der Dank seiner Stelzen übergroße Clown Olli sondern vor allem das gemeinsame Erscheinen von Golda Meir und Theodor Herzl. Selbstverständlich waren es zwei Mitglieder einer Eventcomedy, mit denen sich viele Besucher ablichten ließen.

Auch getanzt wurde häufig, auch von einem sehr jungen Duett zweier Jugendlicher, die eine ausdrucksvolle Dialog-Performance vor der Bühne darboten. Das Publikum, das sich im Halbkreis um die Tänzer versammelt hatte, war sichtlich beeindruckt. Aber es entstanden in den Umbauphasen auch immer wieder spontane Tänze von Besuchern, denen sich Viele anschlossen.

Den Abschluss bildete nach vier Stunden der traditionsreiche Kölner Shalom-Chor, der dann auch die Hatikwa anstimmte.

Zuerst erschienen bei: Jüdische Allgemeine v. 03.05.2018.