„Streit um Qumran-Rollen beschädigt deutsch-israelische Beziehungen“

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„Die Schriftrollen von Qumran sind das bedeutendste Kulturerbe der Christen, vielleicht der Menschheit. Mit ihrer Verweigerung einer Garantie der Rückgabe an den Ausleiher, die israelische Antikenbehörde, hat die Bundesregierung jetzt die Ausstellung der wertvollen Bibelschriften verhindert“…

„Damit schadet sie nicht nur dem Frankfurter Bibelhaus Erlebnismuseum, nicht nur Besuchern, die das 2000 Jahre alte Dokument in Augenschein nehmen wollten, sie schadet vor allem den deutsch-israelischen Beziehungen.“ Diese deutlichen Worte formulierte jetzt Claudia Korenke, Vizepräsidentin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, und verwies auf das Jahr 2005, als ein Teil der Tempelrolle im Gropiusbau in Berlin zu sehen war.

„Offensichtlich betrachten einzelne Akteure der deutschen Politik mittlerweile jedoch die Interessen der Palästinenser als so wichtig, dass die Staatraison, die uns gegenüber Israel verpflichtet, in Vergessenheit gerät.“

Das Frankfurter Bibelhaus Erlebnismuseum hatte im Jahr 2015 gemeinsam mit der Antikenbehörde in Jerusalem und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau eine Absichtserklärung unterzeichnet, der zufolge die Qumran-Rollen in Frankfurt am Main gezeigt werden sollten. Die in diesem Fall übliche Immunitätserklärung – die Garantie, dass die Exponate an ihren Besitzer zurückgegeben werden – erteilte das Berliner Staatsministerium für Kultur und Medien lediglich für drei Schriftrollen aus Massada, nicht jedoch für die Textrolle aus Qumran, dem Fundort, der im Westjordanland liegt.

Damit waren auch dem Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, die Hände gebunden, da das betroffene Bundesland zwar die Immunitätserklärung ausstellt, aber nur im Übereinstimmung mit der Bundesregierung.

Im Rockefeller Zentrum in Jerusalem, dem Sitz der Israelischen Antikenverwaltung, formulierte es der Generalsekretär Israel Hassan so: „Wir sind die Eigentümer der Schriftrollen vom Toten Meer und die Verwalter dieser Menschheitsdokumente, die in gleicher Weise für alle monotheistischen Religionen bedeutsam sind. Wir haben die Aufgabe, diese Dokumente zu schützen und diese Position ist nicht verhandelbar.“

Für die Deutsch-Israelische Gesellschaft mit ihren weit über 5000 Mitgliedern, davon fast 400 in Frankfurt, unter ihnen auch die Leiter des Bibelhauses, ist der Vorgang ein Skandal. „Wenn man in vorauseilendem Gehorsam und aus Angst vor palästinensischen Ansprüchen ein kulturpolitisches Ereignis wie dieses verhindert, wird man sich fragen lassen müssen, wie dies ausgerechnet in Deutschland geschehen kann“. Österreich und die Niederlande hatten zuvor eine Immunitätserklärung problemlos ausgestellt.

Berlin, 04.12.2017