Gerichtsnotorischer Shoah-Leugner

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Der Nürnberger Rechtsradikale Gerhard Ittner wurde erneut zu einer Geldstrafe verurteilt…

Von Susanne Müller

Gerhard Ittner, 1958 in der Nähe von Nürnberg geborener rechtsradikaler Aktivist der Neonaziszene, wurde soeben erneut wegen einer die Shoah in Frage stellenden Rede zu einer Geldstrafe von 5400 Euro verurteilt. Die Verurteilung geht auf eine knapp sieben Monate zurückliegende Rede zurück, die Ittner am 11.2.2017 in Dresden gehalten hat; haGalil hatte hierüber berichtet. Dort sagte er nach Augenzeugenbericht u.a.: „Was Adolf Hitler dem deutschen Volk mit dem Nationalsozialismus an die Hand gegeben hat: Es wäre ein Modell, heute, für die ganze Welt.“

Große Auftritte und Mitgliedschaft bei DVU und NPD 

Gerhard Ittner, der große Auftritte mag und über ein ausgeprägtes „nationales“ Sendungsbewusstsein verfügt, blickt auf eine zumindest 20 Jahre umfassende rechtsradikale, geschichtsrevisionistische  Karriere zurück: Er war Mitglied der DVU, der NPD-Tarnorganisation „Bürgerinitiative Ausländerstopp Nürnberg“ sowie der NPD, wurde jedoch aus beiden letztgenannten Organisationen ausgeschlossen. Ittner, der sich auf YouTube in Gesprächen mit Karl-Heinz Hoffmann und in Beiträgen wie „Disidenten reden Klartext“ (Schreibweise im Original) in Szene setzt, wurde bereits mehrfach wegen Volksverhetzung, Shoahleugnung und vergleichbarer Delikte verurteilt: 2005 wurde er wegen Volksverhetzung zu zwei Jahren und 9 Monaten in Abwesenheit verurteilt, jedoch erst 2012 in Portugal aufgespürt. Im November 2015 wurde er vom Landgericht Nürnberg-Fürth wegen Volksverhetzung in neun Fällen und Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole zu einer Haftstrafe von 1,5 Jahren verurteilt.

Justizvollzugsanstalt als „KZ“

Die Justizvollzugsanstalt in Nürnberg bezeichnete Ittner nach Zeitungsbeiträgen als KZ. In diversen YouTube-Videos inszeniert er sich als Freiheitskämpfer „gegen die BRD-Justiz“. Selbstredend am 20.4.2017 veröffentlichte Ittner auf einer rechtsradikalen Website, in eigener Sache, einen Beitrag über den „perfiden Falsch- und Lügenbegriff „Holocaustleugnung““, in dem er Horst Mahler als „Dissidenten“ bezeichnete und von „abscheuliche Justizverbrechen der Meinungsverfolgung“ schwadronierte – womit er wohl vor allem sich selbst meinte. Auch hierin stellt er das Faktum der Shoah in Abrede und forderte das Recht ein „die Wahrheit zu sagen“, also „nicht an die Geschichten vom „Holocaust“ zu glauben. Ittner spricht auch vom „Regime des Justizverbrechertums der Meinungsverfolgung“, vom „Schweinejournalismus“ und vom „antideutschen Volksverrat“. Sich selbst bezeichnet er selbstredend als „ langjährigen politischen Gefangenen des BRD-Regimes“.

Kontakte zum Umfeld des NSU?

Gerhard Ittner gehörte um 2002 zum Umfeld von Manfred Roeder. Gemäß einem Beitrag in jungle world (26.3.2015) werden dem Nürnberger rechtsradikalen Aktivisten und Shoahleugner auch Kontakte zum Umfeld des NSU nachgesagt. Seit Anfang der 1990er Jahre pflegte er laut dem Spiegel (22.5.2012) Kontakte zur Thüringer Neonazi-Szene und dem Umfeld der Rechtsterroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“. In Thüringen und Sachsen soll er als Redner unter anderem beim „Thüringer Heimatschutz“ aufgetreten sein. So trat er am 18.10.2003 gemeinsam mit Wohlleben als Redner auf einer Neonazi-Demonstration in Erfurt auf. Die Bundesrepublik als illegitimer Staat werde von „Vasallen Israels“ und einer „Kriegsverbrecherriege“ regiert.  

Ralf Wohlleben bezeichnete er gemäß jungle world als „politisch und menschlich tadellosen Kameraden“. Drei NSU Opfer wurden, daran sei erinnert, in Nürnberg ermordet: Enver Şimşek (2000), Abdurrahim Özüdoğru (2001) und İsmail Yaşar im Jahr 2005.

Die Rede am 11.2.2017 in Erfurt

Am 11.2.2017 hatten in Dresden zwei rechtsradikale Kundgebungen stattgefunden. Die kleinere, sie wurde von Ittner angemeldet, hatte 120 Teilnehmer, darunter zahlreiche Shoahleugner wie die vorbestrafte ehemalige Rechtsanwältin Sylvia Stolz, aber auch der Nachfolger der Juden und Israelis dämonisierenden „Kölner Klagemauer“, der iranischstämmige Reza Begi. 

Gemäß Darstellungen von Beobachtern wurde auf Ittners Dresdner Neonazidemonstration der Nationalsozialismus von mehreren Rednern gefeiert. Die Leugnung der Shoah wurde zum mutigen Akt gegen das Herrschaftssystem erklärt. Die Juden seien das Übel der Welt, gegen die man sich damals hätte wehren müssen. Auf einem Plakat einer vermummten Frau stand: „Holocaust am Deutschen Volk! Unschuldig für 2. Weltkrieg. Wir zahlen bis heute moralisch und finanziell.“ Die Polizei schritt während der gesamten Demonstration nicht ein.

„Den Holocaust geleugnet und das Dritte Reich glorifiziert“

Nun wurde gegen Ittner gemäß einer Meldung der Dresdner Neusten Nachrichten, diesmal vom Amtsgericht Dresden, ein Strafbefehl wegen Volksverhetzung in drei Fällen verhängt. Das Gericht ließ keinen Zweifel daran, dass Ittner „den Holocaust geleugnet sowie Adolf Hitler und das Dritte Reich glorifiziert“ habe.

Nach Medienberichten hatte der überzeugte Nationalsozialist in seinem Redebeitrag gesagt, „die Deutschen“ müssten mit einer „Schuldeinimpfung“ erst „weichgeklopft“ werden. Deshalb sei „die größte Lüge der Weltgeschichte erfunden“ worden. Jahrzehnte lang habe diese „der Gelderpressung“ gedient. Nun jedoch wolle man „dem deutschen Volk den Todesstoß geben.“

Der 58-jährige überzeugte Neonazi Ittner veröffentlichte den Strafbefehl selbst und erhob zugleich einen mehrseitigen Einspruch gegen das Urteil. Hierin ließ er keinen Zweifel daran aufkommen, dass er Hitler „verehrt“ und die Shoah leugnet. Wegen Ittners Widerspruch wird es wohl zu einem Prozess kommen.

Eine gekürzte Version dieses Beitrag ist beim Blick nach Rechts (BnR) erschienen. Wir danken für die Nachdruckrechte.
Bild oben: Neonazi Ittner (vorne) im Februar in Dresden; © Recherchenetzwerk Berlin