Das sagen Israels Medien heute zu Trump…
Ist der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen gut oder schlecht für Israel und die Region? Das hat die Kommentatoren schon vor dem 8. November viel beschäftigt.
Die konservative Jerusalem Post titelt mit einer Analyse von Ben Lynfield: „Trump election will take Middle East from bad to worse„. Auch wenn noch wenige Details zu Trumps Ansatz für die regionalen Probleme bekannt seien, so der Tenor des Artikels, würde seine Einstellung, Amerika aus Konflikten, die für das Land nicht zentral seien, abzuziehen, sowie seine Aussagen, die Beziehungen zu Vladimir Putin zu verbessern, darauf hindeuten, dass der russische Einfluss in der Region steigen wird.
An anderer Stelle erinnert Anna Ahronheim daran, dass Trump versprochen hat, die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu bringen und die Zwei-Staaten-Lösung nicht mehr als einzigen Weg zur Beendigung des israelisch-palästinensischen Konfliktes anzusehen. „Wenn das passiert, könnten die USA ihren Ruf als einflussreichen Vermittler in den Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern verlieren.“
Das große Portal Ynet bschränkt sich auf Agenturmeldungen und den Hinweis, dass Bill Clinton bei der Rede seiner Frau ein paar Tränen vergossen hat und lässt ansonsten den Siedlungsaktivisten Elyakim Haetzni zu Wort kommen, der erklärt, warum er als israelischer Jude, Trump unterstützt: „Um zur Abwechslung mal ein wenig Ruhe zu haben von dem ewigen „Dennoch“ und dem Traum von einem Uncle Sam, der bedingungslose Unterstützung und Freundschaft, ohne jeglichen Druck anbietet.“
Auf Haaretz stellt Amira Hass die palästinensische Perspektive vor: Es gäbe keine Erwartungen, dass Donald Trump überrascht, wo Barack Obama völlig aufgegeben hat, also vor allem in Bezug auf die Siedlungen. „Die Annahme oder Hoffnung ist, dass Trump bei seinem Eintritt ins Weiße Haus nicht in der Lage sein wird, von allzu viele bestehenden Regelungen und Grundprinzipien jahrzehntelanger amerikanischer Außenpolitik abzuweichen, denn letztlich sind die USA eine Nation von Institutionen und Gesetze, und nicht von einem Menschen.“
Eine wichtige andere Perspektive zeigt Aluf Benn, ebenfalls in Haaretz, auf. Israelis sollten vom Wahlausgang nicht überrascht sein, sie hätten dasselbe letztes Jahr erlebt als Jitzhak Herzog, ein moderat konservativer Kandidat, der nichts zu sagen hatte, groß gegen Netanyahu verloren hat, der Geschichten über den Holocaust, Verfolgung durch die Medien und Rassismus verteilt hat. Aus Trumps Sieg gäbe es eine wichtige Lehre für diejenigen, die Netanyahu ablösen wollen: „Sei radikaler und aggressiver als er. Ein Likud-lite Herzog oder Lapid werden ganz einfach nicht funktionieren. Nur eine kraftvolle und radikale Geschichte von links wird Netanyahus radikale Geschichte von rechts bezwingen können.“
Immerhin hat Donald Trump noch vor der Wahl im Gegensatz zu den meisten (allen?) bisherigen Präsidenten und auch Hillary Clinton Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt. Das sollte doch positiv stimmen.
http://www.mareike-enghusen.de/blog
[…]Natürlich gibt es israelische Trump-Fans, vor allem unter Anhängern der Siedler-Bewegung und der hartrechten Partei „HaBeit HaYehudi“, die sich freuen, dass Trumps Israel-Berater David Friedman wie sie selbst von einem biblischen Groß-Israel träumt. In meinem Bekanntenkreis habe ich keine gefunden; selbst ein leidenschaftlicher „Likudnik“, Anhänger der rechten Partei Benjamin Netanjahus, hätte für Clinton gestimmt und hält Trump für „verrückt“.
Einzig und ausgerechnet eine arabisch-muslimische Studentin konnte Trumps Sieg am Tag nach der Wahl etwas abgewinnen: „Mir ist er lieber“, sagte sie, „Clinton ist eine Heuchlerin. Trump sagt immerhin ehrlich, dass er uns Muslime hasst.“<i
Und was heißt Trump für uns Juden? Seine Pro-Israel-Signale wurden durch permanent antisemitische Misstöne seiner Kampagne überlagert. Wie alle Populisten ist er ein falscher Freund. Er wird sich zunächst an anderen Minderheiten abarbeiten. Aber er wird nie unser Freund, schon gar nicht seines Umgangs mit Muslimen wegen.
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/26939
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