Die aktuellen und sehr ähnlichen Flüchtlingssituationen, mit denen sich Deutschland und Israel auseinandersetzen, war die Anregung für ein zweiteiliges Workshop-Projekt, in dem sich deutsche und israelische Schüler gemeinsam mit den unterschiedlichen Aspekten und Facetten von Flucht auseinandersetzen, insbesondere dem individuellen Bezug und Gefühlen dazu…
Beginnend mit dem Zweiten Weltkrieg mussten sowohl die Bundesrepublik als auch Israel immer wieder unterschiedlichste Flüchtlingsgruppen integrieren. Heute sind beide Länder erneut mit Flüchtlingsströmen aus Krisenregionen konfrontiert. Teils ohne dass es ihnen selbst wirklich bewusst war, sind auch die Familienbiografien der am Projekt teilnehmenden Jugendlichen von Flüchtlingsschicksalen geprägt.
Im Vorfeld der ersten Begegnung in Marburg vom 8. bis 15. November 2016 hatten die jungen Deutschen und Israelis Kurzportraits von gleichaltrigen Flüchtlingen in ihrem jeweiligen Land erstellt. Alle Schüler brachten einige sehr persönliche Gegenstände mit, die für sie den eigenen Familienhintergrund symbolisieren. Unter Anleitung des israelischen Künstlers Yoram Afek und von Pädagogen diskutierten sie die gewonnenen Eindrücke und Gefühle gemeinsam und setzten sie in kunstpädagogischen Workshops um. Die Vielfalt von historischen wie aktuellen Fluchtbiografien erfuhren sie dabei vertiefend durch Zeitzeugenberichte und den Besuch von Begegnungsstätten. Ihre Erkenntnisse werden die Jugendlichen dann während der zweiten Projektphase im April 2017 im Jugenddorf Ayanoth in Israel in Kurzfilmen verarbeiten und präsentieren.
Im Rahmen des Projekts sind die Jugendlichen gefordert, sich mit ihrer eigenen Identität und Historie auseinanderzusetzen, dem Gefühl von Geborgenheit und Heimat sowie der Vorstellung von deren Verlust und der daraus teilweise resultierenden Schutzlosigkeit und Ablehnung. Ziel ist es, ein Bewusstsein für die Lehre der historischen Wiederholung zu wecken und gleichzeitig den Wert von Toleranz und Demokratie zu vermitteln.
Das Projekt ist eine Initiative der Kinder- und Jugend-Aliyah e.V. (Frankfurt) und wird gefördert im Programm EUROPEANS FOR PEACE der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“.
Kinder- und Jugend-Aliya, 18.11.16, Newsletter der Botschaft des Staates Israel
Bild oben: Teilnehmerinnen im Workshop (Foto: KiJu-Aliya)