„Seine Stimme ist verstummt, seine Botschaft bleibt!“

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Mit tiefer Trauer und Bestürzung hat die jüdische Gemeinschaft auf den Tod des Holocaust-Überlebenden Dr. h.c. Max Mannheimer, seligen Angedenkens, reagiert. „Mit Max Mannheimer verliert die Welt einen unendlich tapferen und unermüdlichen Kämpfer wider das Vergessen und zugleich einen zutiefst menschlichen Versöhner“, so die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch…

Knobloch weiter: „Max Mannheimer verkörperte die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Er war eine unersetzliche Stimme für die Millionen im Holocaust ermordeten Menschen und zugleich für die Überlebenden der Schoah und ihre Botschaft an die Heutigen. Daher verstand er sich eben nicht nur als Mahner, sondern ganz bewusst auch als Vermittler. Er ließ sich von seinem grauenvollen Schicksal nicht den Lebensmut nehmen, verzagte und verzweifelte nicht, ließ sich nicht verbittern. Vielmehr war er unvorstellbar gnädig und bereit, auf die Menschen, vor allem die jungen Menschen in unserem Land, zuzugehen.“

„Er war nicht nur eine Stimme gegen das Vergessen, sondern für das friedliche und respektvolle Miteinander. Jedoch endete seine Versöhnlichkeit dort, wo er gegenwärtige Missstände und Fehlentwicklungen witterte. Bis zuletzt prangerte er wachsende Geschichtsvergessenheit, Rechtsextremismus, Antisemitismus sowie Menschenverachtung in jeder Form an und appellierte eindringlich an die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und bei der Gestaltung der Zukunft niemals die enorme Verantwortung zu vergessen, die gerade auch aus der Vergangenheit erwachsen ist.“

„In den unzähligen Gesprächen mit Schulklassen, bei seinen Vorträgen und Zeitzeugenbegegnungen betonte er immer wieder, dass die jüngeren Generationen keine Schuld an den Verbrechen im Gestern tragen, sondern einzig und allein Verantwortung für das Heute und das Morgen. Max Mannheimers ermahnende und versöhnliche Stimme ist jetzt für immer verstummt. Aber mit seinen Büchern und seiner Kunst sowie in den Berichten der vielen Tausend Schülerinnen und Schüler, die von den Gesprächen mit ihm erzählen können, hat er ein wichtiges und wertvolles Vermächtnis hinterlassen – gegen Gedankenlosigkeit, für Achtsamkeit, für die Entschlossenheit, unsere Freiheit und diese Demokratie zu beschützen.“

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, erklärte zum Tod von Max Mannheimer:

„Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat mit großer Betroffenheit die Nachricht vom Tod Max Mannheimers aufgenommen. Max Mannheimer ist mit überwältigendem und unermüdlichen persönlichen Einsatz an unzähligen Orten aufgetreten, um Zeugnis von der Shoa abzulegen. Er hat unendlich vielen jungen Menschen authentisch von den Schrecken der Shoa berichtet. Insbesondere für die Gedenkstätte Dachau hat sich Max Mannheimer bis zum Schluss mit Leidenschaft engagiert. Nicht nur die jüdische Gemeinschaft, sondern Deutschland insgesamt ist Max Mannheimer zu tiefem Dank verpflichtet. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.“

Max Mannheimer und seine Familie wurden im Januar 1943 ins Konzentrationslager Theresienstadt und dann nach Auschwitz deportiert. 1945 wurde er nach jahrelanger KZ-Haft von US-Soldaten in Oberbayern befreit. Nur er und sein Bruder Edgar überlebten die Shoa. Seine Eltern, seine Geschwister und seine Frau waren in Auschwitz ermordet worden. Mehr als 30 Jahre lang hat Max Mannheimer Zeitzeugengespräche geführt und dabei Schüler wie auch Erwachsene über die Shoa aufgeklärt.

Die Beerdigung von Max Mannheimer, seligen Angedenkens, findet am kommenden Dienstag, 27.9.2016, um 15 Uhr auf dem Israelitischen Friedhof in der Garchinger Straße 37 in München statt.

Aus den Erinnerungen von Max Mannheimer:
„Kristallnacht“
Gestern brannten die Synagogen. Sie brannten in Deutschland. Sie brannten in Österreich. Sie brannten in der Tschechoslowakei. Bestand Gefahr der Ausdehnung des Feuers, wurden sie durch Sprengungen zerstört. Die meisten jüdischen Geschäfte wurden demoliert…