Venezuela nicht mehr zu erkennen

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All diejenigen, die blauäugig bis zum letzten Moment auf die Sowjetunion und die Staaten des „realen Sozialismus“ als nachzueiferndes Modell gesetzt haben und noch immer glauben, es könnte solch ein Modell geben, sollen nicht weiterlesen, denn was jetzt folgt ist eine rationale Auseinandersetzung…

Was passiert, wenn in der Sahara der Sozialismus eingeführt wird? Im Prinzip nichts, nur der Sand wird knapp.
Beliebter Spruch in der DDR

Von Karl Pfeifer

Das Kreiskyforum bringt Sahra Wagenknecht nach Wien und auf Grund des großen Interesses können keine Anmeldungen mehr zu ihrer Veranstaltung „REICHTUM OHNE GIER“ angenommen werden. Unter anderem wird sie so angepriesen:  „»Es ist Zeit, sich vom Kapitalismus abzuwenden«, sagt Sahra Wagenknecht. Denn der Kapitalismus ist längst nicht mehr so innovativ, wie er sich gibt. Bei der Lösung der großen Zukunftsfragen – von einer klimaverträglichen Energiewende bis zu nachhaltiger Kreislaufproduktion – kommen wir seit Jahrzehnten kaum voran. Für die Mehrheit wird das Leben nicht besser, sondern härter. Es ist Zeit für eine kreative, innovative Wirtschaft mit kleinteiligen Strukturen, mehr Wettbewerb und funktionierenden Märkten, statt eines Wirtschaftsfeudalismus, in dem Leistung immer weniger zählt, Herkunft und Erbe dagegen immer wichtiger werden.“

Schauen wir doch an was Sahra Wagenknecht, die heute die Partei Die Linke anführt und ihre antiimperialistische Genossin Dagdelen zum Tod von Hugo Chavez im März 2013 sagten:

„Sie werten den Tod von Chávez als Verlust. Mit ihm sei ein „großer Präsident gestorben, der mit seinem ganzen Leben für den Kampf um Gerechtigkeit und Würde stand und der die lateinamerikanische Integration wegweisend vorangetrieben hat“, erklärten die Vizevorsitzende der Linksfraktion, Sahra Wagenknecht, und die Außenexpertin  der Linken, Sevim Dagdelen, in einer gemeinsamen Erklärung.

Initiativen wie ALBA oder Petrosur zeigten, dass ein anderes Wirtschaftsmodell möglich sei. „Seine Wiederwahlen gegen massive Widerstände und Einflussnahme beweisen, wie populär eine solche Politik sein kann“, betonten die beiden Linkspartei-Politikerinnen. Mit seiner Politik habe Chávez nicht nur Venezuela, sondern Lateinamerika verändert. „ALBA und das bolivarische Projekt sind das Vermächtnis von Hugo Chávez, das es über seinen Tod hinaus zu erhalten und weiterzuentwickeln gilt. Die bolivarische Revolution ist zu verteidigen.“

Natürlich haben Wagenknecht und Dagdelen Recht, nach Jahren der „bolivarischen Revolution“ ist Venezuela nicht mehr zu erkennen, Grundnahrungsmittel oder Toilettenpapier kann man nur nach stundenlangen Anstehen vor den staatlichen Geschäften erhalten. Bei ca. 700 Prozent Inflationsrate ist das auch kein Wunder. 2015 schrumpfte die Wirtschaft um zehn Prozent. In Krankenhäusern fehlt es an Medikamenten und Verbandsmaterial. In Staatsbetrieben und Verwaltungen wird nur noch montags und dienstags gearbeitet, um Strom zu sparen. Die Hauptstadt Caracas ist eine der gefährlichsten Metropolen der Welt. Nur sechs Prozent der Morde werden aufgeklärt.

Wie konnte es dazu im Land mit den größten nachgewiesenen Ölreserven der Welt kommen?

Ganz einfach, der Offizier Hugo Chavez übernahm die Macht 1999 und kopierte als Caudillo das bereits mehrfach gescheiterte Wirtschaftsmodell des „realen Sozialismus“, dem er noch Korruption hinzufügte.

Der von Wagenknecht so geschätzte Chavez hatte sich als Berater aus Argentinien den Holocaustleugner Norberto Ceresole geholt und es gelang ihm, in einem Land, das bis dahin davon nicht betroffen war, den Antisemitismus zu verbreiten. Der mit Venezuela verbündete Iran leistete dabei Entwicklungshilfe. Cereole ist der Autor einer faschistischen Anleitung, das auf der Dreifaltigkeit „Caudillo-Armee-Volk“ beruht. Noch 2006 bekannte sich Chavez zu Ceresole: „Ich habe diesen verteufelten Argentinier, der ein großer Freund war, nie vergessen wissen sie? Ein respektierter Intellektueller…“ („Yo nunca olvido a aquel argentino a quien satanizaron, fue un gran amigo, ¿saben?,un intelectual de respeto“)

Im Endeffekt ist es dem von Wagenknecht so bewunderten Caudillo Chavez und seinem Nachfolger in 17 Jahren gelungen, ein wohlhabendes Land zu ruinieren. Den Kapitalismus mit faschistoider Ideologie und mit dem Kopieren des „realen Sozialismus“ zu bekämpfen, ist zum Scheitern verurteilt.

©  Karl Pfeifer