Aus für Lukács-Archiv oder Neubeginn?

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Ein Nachtrag zur Petition gegen die Schließung des Lukács-Archivs in Budapest…

Pressemitteilung der Internationalen-Georg-Lukács-Gesellschaft

Meldungen zur aktuellen, im Internet überaus erfolgreichen Petition gegen die Schließung des Lukács-Archivs sind sehr zu begrüßen, sie bedürfen allerdings der Ergänzung. Tatsächlich ist die vom Präsidium (nicht vom Philosophischen Institut) der Ungarischen Akademie der Wissenschaften beschlossene Schließung des jetzigen Standorts des Lukács-Archivs in der ehemaligen Wohnung des Philosophen am Donauufer eine beschlossene Sache. Dieser Entschluss ist zu bedauern, besitzt doch dieser Standort  einen hohen symbolischen Wert als „Stätte der Erinnerung an eine der faszinierendsten literarischen Figuren“ des 20. Jahrhunderts (so der Text der Petition).

12670800_565657603596137_2662934524552966406_nAber Professor Lovász, der Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, hat bereits in einem Schreiben vom 30. 11. 2015 mir gegenüber versichert, es bestehe „das aufrichtige Interesse der UAdW an der Bewahrung von Lukács‘ Vermächtnis“. Er schreibt weiter, es solle Lukács‘ Nachlass in die Ungarische Zentralbibliothek (die MTA Bibliothek) überführt werden –  eine Lukács-Bibliothek im Rahmen der MTA Bibliothek sei geplant. Vor allem verspricht Prof. Lovász die digitale Katalogisierung von Lukács‘ Bibliothek und die Digitalisierung der hinterlassenen Manuskripte, Briefe und  Dokumente. Damit sollen aus seiner Sicht Versäumnisse der letzten 43 Jahre beseitigt und der Zugang zu Lukács‘ Nachlass erleichtert werden. Die Schließung des jetzigen Standorts rechtfertigt er mit dessen schlechtem Zustand, dort könnten moderne Standards der Konservierung nicht eingehalten werden.

Bei verdienstvollen jetzigen Mitarbeitern des Lukács-Archivs herrscht Skepsis bezüglich der Pläne des Präsidiums der UAdW . Werden die Pläne tatsächlich realisiert werden, und wird der status quo verbessert? Die internationale wissenschaftliche Öffentlichkeit, deren Interesse an Lukács die letzten Wochen – nicht zuletzt durch die Solidaritätsbekundungen einer Reihe philosophischer Gesellschaften sowie Persönlichkeiten des internationalen philosophisch-intellektuellen Lebens wie Jürgen Habermas, Axel Honneth, Antonino Infranca, Ferenc Lendvai, Sergio Lessa, Michael Löwy,  Domenico Losurdo, Timothy Hall, W. F. Haug, István Mészáros, Guido Oldrini, Miguel Vedda – tatsächlich eindringlich verdeutlicht hat, muss darauf achten, dass die angekündigten Verbesserungen tatsächlich nicht der Anfang vom Ende, sondern ein Neubeginn sind. Ein Ärgernis bleibt die geplante Schließung des historisch authentischen Standorts des Lukács-Archivs allemal.

Rüdiger Dannemann