Israel gehört zu den ärmsten entwickelten Ländern. Das zeigt der jährliche Armutsbericht. Auch die Einkommensunterschiede haben sich erhöht…
Israelnetz, 10.12.2015
In Israel leben 1,7 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Damit sind 22 Prozent der Bevölkerung von Armut betroffen, darunter 444.900 Familien und 776.500 Kinder. Das zeigt der am Mittwoch veröffentlichte Armutsbericht der israelischen Versicherungsbehörde zum Jahr 2014.
Israel gehört damit zu den ärmsten Ländern der entwickelten Welt. In der Liste der 34 Länder der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD) belegt Israel den vorletzten Platz vor Mexiko.
Die Armutsrate ist unter den Ultra-Orthodoxen besonders hoch. 54,3 Prozent dieser Religionsgruppe gelten als arm. Araber sind ebenfalls in hohem Maß betroffen: 52,6 Prozent von ihnen leben in Armut.
Als arm gilt, wer als Einzelner im Monat weniger als umgerechnet 727 Euro einnimmt; bei Paaren liegt die Grenze bei 1.163 Euro; bei einer fünfköpfigen Familie bei 2.180 Euro.
Einkommensunterschiede erhöht
Auch die Unterschiede in den Einkommen wurden größer. Das Gehalt der unteren 20 Prozent erhöhte sich um 0,4 Prozent. Das Gehalt der oberen 20 Prozent erhöhte sich jedoch um 5,3 Prozent. Für die Mittelklasse erhöhte sich das Einkommen um bis zu 2,7 Prozent.
Wohlfahrtsminister Haim Katz nahm den Bericht am Mittwoch entgegen. Er versprach, Maßnahmen zu ergreifen, damit diejenigen in Arbeit nicht in Armut leben müssen. „Die größte Verantwortung des Landes ist es, Arbeitenden die Möglichkeit zu geben, ein respektables Einkommen zu erhalten“, sagte er laut der Onlinezeitung „Times of Israel“.
Oppositionsführer Jitzhak Herzog kritisiert Regierungschef Benjamin Netanjahu angesichts der Zahlen. Er forderte eine Untersuchung, ob der Staat bei der Bekämpfung der Armut Fehler gemacht hat. (df)