Zwischen den Seiten vieler Werke, die als Literatur-Klassiker gelten, sind noch immer zahlreiche antisemitische Stereotype zu finden. Während Antisemitismus im öffentlichen Raum im Westen zumeist, außer in seiner antizionistischen Variante, tabuisiert ist und sanktioniert wird, konnte er in der Literatur offenbar problemlos überwintern…
„Künstler und Schriftsteller haben stets für uns beschrieben, wen wir fürchten und wem wir vertrauen! Ihr und euresgleichen seid daher verantwortlich für die langlebigen Vorurteile … in diesem Fall gegen die Juden!“
Will Eisner, „Ich bin Fagin“
Lucius Teidelbaum
Anfang 2013 entflammte eine Diskussion um die Verwendung rassistischer Begriffe u.a. auch in der Literatur. Konkret ging es darum, veraltete und herabwürdigende Bezeichnungen z.B. von schwarzen Menschen in Neuauflagen von bereits erschienenen Werken zu ersetzen.
Eine ähnliche Diskussion sollte dringend auch in Bezug auf antisemitische Bilder in der Literatur geführt werden, denn versteckt zwischen den Buchdeckeln vieler bekannter Bücher stecken noch immer viele vorgestrige Bilder von „dem Juden“.
Antisemitismus gilt unter Experten als „kultureller Code“. Damit ist gemeint, dass Antisemitismus kulturell vermittelt und reproduziert und auch als Code weitergegeben wird, d.h. es muss gar nicht die Rede von „Juden“ oder „jüdisch“ sein. Andeutungen, Chiffren und Tarnbezeichnungen reichen aus, damit die Botschaft verstanden wird. Diese Stereotype werden von Generation zu Generation weitergegeben. Hier liegt eine der Antworten auf die Frage, warum Antisemitismus so zählebig ist. Eine der Quellen der antisemitischen Stereotype ist die klassische, westliche Literatur. Die hier anzutreffenden Stereotype richten sich natürlich nicht nur gegen Juden, sondern ebenfalls gegen schwarze Menschen, Sinti und Roma („Zigeuner“), aber auch gegen Armenier, die z.B. bei Karl May oder George Orwell schlecht wegkommen (siehe dazu auch unten).
Literarische Klassiker mit antisemitischen Gehalt sind weniger auffällig, da sie keine reinen antisemitischen Machwerke wie die „Protokolle der Weisen von Zion“ o.ä. sind. Ihr Hauptthema ist nicht antisemitisch, einige Figuren oder Bilder sind aber antisemitisch aufgeladen. Die Verfasser von solchen Büchern waren gemeinhin keine antisemitischen Hassprediger, hatten aber die, in ihrer Zeit noch weit verbreiteten, antisemitischen Bilder verinnerlicht.
Der Bösewicht ist ein Jude
Ein in älteren Klassikern häufig anzutreffendes Prinzip ist, dass der Böse einer Geschichte als Jude gekennzeichnet wird. Nicht selten hat er dabei keine individuellen Eigenschaften, sondern ist nur „der Jude“. Die Kennzeichnung als „der Jude“ scheint den Autoren als Charakterisierung zu genügen, da mit dem damit verbundenen antisemitischen Stereotypen ein ganzes negatives Charakterbild abgerufen wird.
Manchmal bleiben diese jüdischen Schurken-Gestalten sogar gänzlich namenlos, sondern werden quasi prototypisch nur als „der Jude“ bezeichnet.
Nicht selten sind die jüdischen Figuren in einer Geschichte auch Betrüger und Verbrecher, aber nicht in der sympathischen Robin-Hood-Variante. Sehr oft werden sie dazu als äußerlich sehr hässlich beschrieben. In Oscar Wildes„Das Bildnis des Dorian Gray“ heißt es an einer Stelle beispielsweise: „Ein grässlicher Jude in dem erstaunlichsten Rock, den ich je in meinem Leben sah, stand am Eingang und rauchte eine schlechte Zigarre. Er hatte schmierige Ringellocken, und von der Mitte seines schmutzigen Hemdes glitzerte ein riesiger Diamant.“[1]
Die negative Beschreibung als schmutzig und orthodox (Ringellocken) wird hier noch mit dem Besitz eines Diamanten verbunden, der offenbar auf unrechtmäßigen Reichtum hinweisen soll. An anderer Stelle taucht im Buch ein ähnliches Bild auf:
„[…], und der fette jüdische Direktor, der ihnen an der Tür entgegenging, erstrahlte von einem Ohr bis zum anderen in einem öligen, flackernden Lächeln. Er geleitete sie mit einer gleichsam prahlerischen Unterwürfigkeit zu ihrer Loge, wobei er seine fetten, juwelengeschmückten Hände wedelte und aus voller Kehle redete.“[2]
Dass Sibyl Vane – Dorian Grays Angebetete – sich in der Abhängigkeit eines gewissen Mr. Isaac befindet, dürfte auch kaum ein Zufall sein, da der Name von vielen als ‚jüdisch‘ verstanden werden dürfte. Das antisemitische Bild vom reichen Juden, der eine junge Frau und Christin in irgendeiner Weise gefangen hält, scheint hier durchzuschimmern.
In der sehr bekannten und populären Jugendgeschichte „Oliver Twist“ von Charles Dickens tauchen ebenfalls häufiger antisemitische Bilder auf. So heißt es an einer Stelle: „Die Wände des Raumes waren von Schmutz und Rauch geschwärzt, auf einem wackligen Tisch stand ein im Hals einer Bierflasche steckendes Licht, und am Kamin lehnte die zusammengeschrumpfte Gestalt eines alten Juden. Er hatte ein spitzbübisches Gesicht und dichtes rotes Haar.“[3]
Die Bösewicht-Figur des Fagin, der den Titelhelden Oliver Twist zu Verbrechen zwingt, ist ebenfalls Jude: „Fagin klingelte, und es erschien ein anderer Jude, jünger als er, aber ebenso hässlich. Sikes zeigte stumm auf den leeren Krug. Der Jude verstand den Wink und ging wieder heraus, wobei er Fagin einen Blick zuwarf, den dieser durch ein kaum merkbares Kopfschütteln beantwortete.“[4]
Hier findet sich die antisemitische Vorstellung wieder, dass alle Juden Komplizen sind und auf geheimnisvolle Weise miteinander interagieren. Selbst kleine, scheinbar unbedeutende Sätze in Oliver Twist transportieren negative Bilder von Juden: „In der Gaststube war niemand anwesend außer einem jungen Juden, der in einem schmutzigen Zeitungsblatt las.“[5]
Die in der Erstausgabe abgedruckten Illustration von George Cruikshank verstärken die antisemitischen Aussagen noch.
Auch Thomas Mann beschrieb Juden nicht besonders positiv. In seinem bekannten Familien-Epos „Die Buddenbrocks“ heißt es im zweiten Kapitel des elften Teils über eine als Jude eingeführte Figur: „Der Gegensatz zwischen seiner arg vernachlässigten Toilette und der Rassereinheit dieses zartknochigen Gesichtes mit der ganz leicht gebogenen Nase und der ein wenig geschürzten Oberlippe sprang jetzt noch mehr in die Augen als damals.“
Ein Zeitgenosse von Thomas Mann war Hans Fallada. Fallada lässt einige der Protagonisten in seinem Roman „Bauern, Bonzen und Bomben“ sich antisemitisch äußern, ohne eine Distanz zu den Aussagen kenntlich zu machen oder diese als irgendwie negativ darzustellen:
„»Was war? Mist war. Frechheit war. Zigeunerfrechheit, semitisches, widerliches Gehabe war.«“[6]
„»Das ist das Zeichen unserer Trauer über diese Judenrepublik.«“[7]
„»Achtet auch auf eure Frauen, daß sie tun wie verordnet ist von der Bauernschaft, daß sie nicht laufen in die Läden in Altholm und nicht kaufen in den Kaufhäusern der Juden.«“[8]
„»Diese Kampfmethode des jüdischen Aussaugsystems, dessen hervorragender Vertreter Sie sind, ist uns bekannt. Blutsgemäß sind Sie besonders befähig, dieses System zu vertreten.«“[9]
Ein weiteres Beispiel findet sich in Form von Gastrollen bei dem bekannten englischen Autor George Orwell. In seinem heute eher weniger bekannten, sozialkritischen Werk „Erledigt in Paris und London“ finden sich mehrere antisemitische Stellen. Anders als in „Oliver Twist“ gibt es keine jüdischen Bösewichte, aber in den Beschreibungen der Orte, finden sich mehrfach antisemitische Bilder.
„Er nannte sich einen Griechen, aber in Wirklichkeit war er ein Armenier. Nachdem ich ihn gut genug kennengelernt hatte, war mir auch die Bedeutung des Sprichwortes klar: »Trau einer Schlange eher als einem Juden und einem Juden eher als einem Griechen, aber trau niemals einem Armenier.«“[10]
„In einer Ecke verschlang ein Jude ganz für sich allein und mit schlechtem Gewissen Speck, tief geduckt, als fräße er ihn gleich vom Tisch.“[11]
Orwell verwendet in dem Buch auch eine uralte antisemitische Metapher, nämlich die vom ewig wandernden Juden:
„Es ist doch eigenartig, daß ein ganzer menschlicher Stamm aus Zehntausenden wie der ewige Jude kreuz und quer durch England marschiert.“[12]
Solche Stellen fallen unangenehm auf, vor allem weil der Rest des Buches ausgezeichnete und noch immer aktuelle Beobachtungen über Armut enthält.
Ideen zum Umgang mit literarischen Antisemitismus in der Gegenwart
Den hier angeführten Beispiele ließen sich noch so einige hinzufügen. Spuren von Antisemitismus bei Autoren des bildungsbürgerlichen Literaturkanons finden sich zuhauf.
Es stellt sich die Frage des Umgangs damit. Grundsätzlich bieten sich drei Möglichkeiten an: Die Stellen zu ignorieren, die Stellen umzuschreiben oder die Stellen das Buch mit einem kritischen Kommentar zu versehen.
Könnten in diese Bücher nicht in Neuauflagen geringfügig verändert, sozusagen entgiftet werden? Das ist eine interessante Frage.
Die Fraktion der Puristen und Traditionalisten besteht auf einer Unveränderbarkeit von Klassikern, diese Fraktion ist aber nur selten selber von Vorurteilen betroffen.
Verlieren würden die Bücher jedenfalls kaum etwas von ihrem Inhalt und Gehalt, wenn z.B. der Bösewicht in Oliver Twist nicht als Jude gekennzeichnet wird, dann ist er trotzdem noch ein 1-A-Bösewicht.
Manchmal kommen die Autoren auch selbst zu Besinnung, so strich Dickens 1867-68 in einer Überarbeitung viele, aber eben nicht alle antisemitische Stellen. Außerdem schuf er in einem späteren Werk mit dem gütigen Mr. Riah die jüdische Figur eines Anti-Fagin.
Doch es gibt auch kritische Geister, die eine Kommentierung für besser halten als Tilgungen, „denn es ist so, dass Literatur auch eine Quelle des Zeitgeist ist, jedoch kann ein Kommentar besser problematisieren und mehr Problembewusstsein schaffen, als Weglassungen“, so der Historiker Dr. Martin Ulmer, der viel zum Thema Antisemitismus arbeitet.
Immerhin ist es in der Gegenwart nicht mehr so einfach, unwidersprochen Antisemitismus in Literatur einfließen zu lassen. In jüngeren Fällen von literarischem Antisemitismus gab es durchaus heftigen Widerspruch. Bestes Beispiel ist Fassbinders Stück „Die Stadt, der Müll und der Tod“, in dem er u.a. schreibt „Er saugt uns aus, der Jud, trinkt unser Blut und setzt uns ins Unrecht, weil er Jud ist und wir die Schuld tragen“, das bei der Aufführung in Frankfurt auf engagierten Protest stieß. Als Günther Grass 2012 sein Gedicht „Was gesagt werden muss“ veröffentlichte, in dem er dem jüdischen Staat Auslöschungspläne gegen das iranische Volk unterstellte, hagelte es Kritik. Allerdings auch Zustimmung, besonders in Leserbriefen und im Online-Kommentar-Bereich.
Literarische Gegendarstellung, zum Beispiel „Ich bin Fagin“ von Will Eisner
Es geht nicht nur um die Frage, inwiefern Werke verändert werden können. Es kann auch ein Kontrapunkt, z.B. in Form einer literarischen Gegendarstellung geschaffen werden.
Wie das geht, machte der Comic-Autor Will Eisner (1917-2005) im Jahr 2003 mit „Ich bin Fagin“ vor. Eisner ist Jude und gilt als Vater der Graphic Novel.
In seinem Comic gibt er der fiktiven Figur des Fagin aus „Oliver Twist“ einen Charakter und einen Hintergrund. So wird der Fiesling Fagin verständlich.
Der Comic ist aus der Perspektive Fagins geschrieben. So heißt es gleich am Anfang:
„Ich bin Fagin, der Jude aus Oliver Twist. Hier ist meine Geschichte, die im Buch von Charles Dickens unbeachtet blieb und verschwiegen wurde.“ (Seite 7)
Auch bei Eisner bleibt Fagin Jude, aber es wird beleuchtet, wie Fagin zu dem wurde, was er bei Dickens ist. Eisner bzw. die Figur Fagins beklagt sich über antisemitische Anfeindungen, die Verkürzungen und Lügen entspringen: „… gibt es keine nichtjüdischen Geldverleiher oder durchtriebenen in London? … wird diese Gewerbe wirklich nur von Juden betrieben?!“ (Seite 115)
Mit seiner fiktiven Biografie Fagins neutralisiert Eisner quasi Dickens eindimensionale und stark antisemitische Darstellung. Fagin erhält im Comic einen Vorname und eine eigene Lebensgeschichte. Wie „Oliver Twist“ spielt die Geschichte vor allem in London um 1800.
Moses Fagin wird als Kind armer, aus Böhmen stammender Juden in London geboren. Im Gegensatz zu den etablierten sephardischen Juden sind die zugewanderten aschkenasischen Juden arm und verdingen sich im Kleinhandel. Fagin wird mit 13 zum Vollwaisen und die Armut treibt in in die Kleinkriminalität.
„Ich bin Fagin, Angehöriger eines verstreuten, aber edlen Volkes! Juden, die oft durch die Umstände dazu gezwungen werden, in den fauligen, stinkigen Löchern und dem erbärmlichen Elend des nächtlichen Londons ums Überleben zu kämpfen, sind nicht aus freien Stücken Diebe!“ (Seite 114)
Er wird erwischt und in eine Strafkolonie des Empire verbannt. Die Zeit in der Verbannung setzt ihm gesundheitlich schwer zu. Er kann selber nicht mehr stehlen und wird nach seiner Rückkehr nach London Hehler und Auftraggeber jugendlicher Taschendiebe wie Oliver Twist.
Gegen Ende gibt es sogar einen Gastauftritt von Dickens persönlich. Fagin resümiert: „Aber Fagin steht genauso wenig für den Juden, wie Sikes für den Heiden steht!“ (Seite 116)
[1] Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray, Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig/Weimar 1980, Seite 45
[2] Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray, Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig/Weimar 1980, Seite 71
[3] Charles Dickens: Oliver Twist, GEOlino-Bibliothek, aus dem Englischen von Susi Haberl, cbj-Verlag, München, 2005, Seite 39
[4] Charles Dickens: Oliver Twist, GEOlino-Bibliothek, aus dem Englischen von Susi Haberl, cbj-Verlag, München, 2005, Seite 73
[5] Charles Dickens: Oliver Twist, GEOlino-Bibliothek, aus dem Englischen von Susi Haberl, cbj-Verlag, München, 2005, Seite 249
[6] Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben, [Original: 1931] Reinbek bei Hamburg 2004, Seite 9
[7] Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben, [Original: 1931] Reinbek bei Hamburg 2004, Seite 58
[8] Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben, [Original: 1931] Reinbek bei Hamburg 2004, Seite 177
[9] Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben, [Original: 1931] Reinbek bei Hamburg 2004, Seite 257
[10] George Orwell: Erledigt in Paris und London, Zürich 1978, Seite 99
[11] George Orwell: Erledigt in Paris und London, Zürich 1978, Seite 178
[12] George Orwell: Erledigt in Paris und London, Zürich 1978, Seite 269
hier zwei Beispiele, zwei in ihrer Bedeutung unvergleichliche Giganten russischer Literatur, neben all den im Artikel Angeführten zu einem wesentlichen Teil mitverantwortlich für zumindest meine jugendliche „Lesesucht“, die ungebrochen bis heute anhält. Zum einen Dostojewski
http://www.dostojewski.eu/11_POLITIK_oben/Politik_Antisemitismus.html
und zum anderen Lew Tolstoi
http://www.ikgkonstanz.de/index.php/tradition/mosaik/143-was-ist-ein-jude.html
Besonders hinweisen möchte ich in diesem Zusammenhang noch auf Maxim Gorki sowie den bei uns hier weithin unbekannten aber wunderbaren Erzähler Boris Schitkow, der in seinem Roman „Wiktor Wawitsch“ auf großartige Weise die Brüche und Umbrüche und die Aufbrüche innerhalb der sich in Auflösung befindlichen russischen Gesellschaft um die Wende zum 20. Jhd., die brutal niedergeschlagene Revolution 1905 und auf beispiellos schockierend und zugleich bewegende Weise die damit einhergehenden Pogrome an Juden beschreibt.
Im Ãœbrigen denke ich, ganz ähnlich wie auch unser „nussknacker“, dass, wenn überhaupt, dann höchstens Kommentierungen, eventuell im Vorwort von Neuauflagen zulässig sind. Diese Werke sollen und dürfen nicht verändert werden. Sie sind nicht nur Ausdruck des jeweilig herrschenden Zeitgeistes, sondern darüber hinaus auch ein Spiegelbild des Autors, seiner Insuffizienzen, seiner Ängste, seiner Ambivalenzen, seiner Psychodynamik, seiner Persönlichkeit und das muss, um begreifen, verstehen zu können, unbedingt erhalten bleiben.
Am Beispiel Wagner, seinem Werk, geeignet Millionen Menschen mitzureissen, zu euphorisieren, zu erhöhen. Antisemitismus jedoch ist ein unbestechlicher Indikator einer kaum beherrschbaren Destrukitvität, der bestimmenden Determinate Wagners psychischer Struktur. Hier der Hauptimpuls für dieses fulminante Werk, ohne den es, einerseits wohl nicht geschaffen worden wäre und andererseits aber, lässt das Wissen darum – es jämmerlich in sich zusammenbrechen.
Erstaunlich, dass selbst jemand wie George Orwell sich antisemitischer Schablonen bedient. Es zeigt, wie hartnäckig sich Jahrhunderte alte Vorurteile in allen Schichten, unabhängig von der Bildung, festgesetzt haben. Die entsprechenden Stellen mit einem kritischen Kommentar zu versehen scheint mir eine sinnvolle Methode. Heute haben diese Bücher zwar nicht mehr dasselbe Gewicht als noch vor fünfzig, hundert oder mehr Jahren, doch es spricht nichts dagegen, diese Dumpfheiten als solche zu kennzeichnen, auch wenn sie heute durch ihre Grobschlächtigkeit deutlicher auffallen. Überwunden sind sie keineswegs.
Für noch wichtiger erachte ich jedoch Maßnahmen und Strategien gegen antiisraelische Propaganda und Berichterstattung, die geschickt verpackt in scheinbar kritische Artikel und Stellungnahmen, zwischen die Zeilen geschrieben und mit entsprechendem Bildmaterial verstärkt sind. Hier haben wir es mit der modernen Form des Antisemitismus zu tun. Diese ist gefährlicher, weil die Verpackung wesentlich unverfänglicher und gut getarnt unter dem Deckmantel einer allseits gefälligen „Kritik“ daher kommt. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf.
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