Tödlicher Angriff auf Amadeu Antonio jährt sich zum 25. Mal

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Am 24. November jährt sich der rassistische Angriff auf Amadeu Antonio zum 25. Mal. Eine Gruppe von jungen Rechtsextremen verprügelte den angolanischen Vertragsarbeiter im brandenburgischen Eberswalde so stark, dass er am 6. Dezember 1990 seinen Verletzungen erlag…

Der Mord erregte nicht nur wegen seiner Brutalität bundesweite Aufmerksamkeit. Er machte auch deutlich, wie überfordert die Polizei nach der Wende im Umgang mit der organsierten rechtsextremen Gewalt war. Amadeu Antonio war eines der ersten von heute 178 Todesopfern rechter Gewalt nach der Wiedervereinigung, die die gleichnamige Stiftung dokumentiert.

Rassistisch motivierte Tötungsdelikte müssen überprüft werden

„Bis heute sind lediglich 75 Todesopfer offiziell anerkannt. Damit entpolitisieren staatliche Stellen über 100 Tötungsdelikte, die auf das Konto von Rassisten und Neonazis gehen. Das Forschungsprojekt im Auftrag des Landes Brandenburg hat gezeigt, wie wichtig es ist die Zivilgesellschaft bei der Überprüfung von Altfällen einzubeziehen. Gerade nach dem NSU ist das Vertrauen in die Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden nachhaltig beschädigt. Die anderen Bundesländer müssen diesem Beispiel folgen, damit endlich das vollständige Ausmaß rechter Gewalt sichtbar wird“, fordert Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung.

Erinnerungskonzept muss Forderungen der Angehörigen einbeziehen

Der Umgang der Stadt Eberswalde mit dem Mord ist aus Sicht der Amadeu Antonio Stiftung vorbildlich. In den letzten Jahren entwickelte die Stadt ein Erinnerungskonzept. Daraufhin eröffnete 2014 das „Bürgerbildungszentrum Amadeu Antonio“. Anlässlich des 25. Todestages vergeben die Stadt Eberswalde und die Amadeu Antonio Stiftung erstmals den Amadeu Antonio Preis für die Auseinandersetzung mit Alltagsrassismus.

„Wir brauchen ein würdiges Gedenken an Todesopfer rechter Gewalt. Es dient uns als Mahnung. Eberswalde hat es geschafft, sich dieser Aufgabe zu stellen und den Rechtsextremismus nicht unter den Teppich zu kehren“, erklärt Kahane.

Eine starke Zivilgesellschaft begleitet diesen Prozess. Dennoch ist eine zentrale Forderung bis heute nicht erfüllt. „Die ehemaligen angolanischen Kollegen von Amadeu Antonio fordern seit langem die Umbenennung eines Teils der Eberswalder Straße am Ort des Verbrechens nach ihm. Eine glaubhafte Erinnerungskultur muss auch die Bedürfnisse der Angehörigen einbeziehen. Nach allem, was sie verloren haben, darf nicht über ihren Kopf hinweg entschieden werden“, führt Kahane aus.

Zum Hintergrund:

Amadeu Antonio lebte als angolanischer Vertragsarbeiter in Eberswalde in Brandenburg. In der Nacht vom 24. auf den 25. November 1990 zog eine Gruppe von etwa 50 rechtsextremen Jugendlichen mit Baseballschlägern durch die Stadt, um Jagd auf Schwarze zu machen. In einer Gaststätte trafen sie auf drei Afrikaner, die sie verprügelten. Während zwei Mosambikaner teils schwer verletzt flüchten konnten, erwachte der 28-jährige Amadeu Antonio nicht mehr aus dem Koma. Er starb zwei Wochen später.

Die nach ihm benannte Amadeu Antonio Stiftung wurde 1998 gegründet. Ihr Ziel ist die Stärkung einer demokratischen Zivilgesellschaft, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet.

Die Amadeu Antonio Stiftung war an dem Forschungsprojekt „Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt in Brandenburg (1990-2008)“ des Moses Mendelssohn Zentrums beteiligt. Die vom LKA bislang genannte Zahl von neun Todesopfern rechter Gewalt in Brandenburg verdoppelt sich gemäß den Ergebnissen auf 18. Auch Falko Lüdtke, der am 31. Mai 2000 in Eberswalde nach dem Angriff eines Rechtsextremen starb, wurde im Nachgang als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt.

Übersicht der Veranstaltungen zum Gedenken an Amadeu Antonio