Wiener Mosaik

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Kurznachrichten aus Österreich…

Von Peter Stiegnitz

„Muslim-Jewish“

Das große Ziel einer neuen Aktion in Wien sucht und will die Religionsfreiheit finden. In Wien. Die Aktion trägt den vielsagenden Namen „Muslim-Jewish Leadership Council“, eine „Führungsorganisation“, die sich mit dem Abbau der mehr politischen als traditionellen Gegensätze der beiden Religionen beschäftigen will. Das gemeinsame Ziel, so betonte es der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister, ist die Schaffung und Erhaltung der beiderseitigen Religionsfreiheit. Darüber hinaus wollen sie sich auch mit der Religionsfreiheit anderer europäischen Minderheiten beschäftigen. Der doppelte Effekt dient einerseits der Beibehaltung der eigenen religiösen Identität, andererseits einer optimalen Integration in die jeweilige Umgebung. Dem „Leadership“ gehören unter anderem der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, und der Ex-Präsident der „Islamic Relief Worldwide“, Ibrahim El-Zayar, an.

NS-Vergleich

Wie man zu der harten Haltung der ungarischen Regierung zum Flüchtlingsstrom auch stehen mag, wäre es angebracht, wenn sich führende Politiker im Westen mit ihren Vergleichen zurück halten würden. So war es alles andere als angebracht, als der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann die  Zugtransporte von Flüchtlingen zur Registrierung in Ungarn mit dem Holocaust verglichen hat: „Die Flüchtlinge in Züge zu stecken in dem Glauben, sie würden ganz woanders hinfahren, weckt Erinnerungen an die dunkelste Zeit unseres Kontinents“, so Faymann in einem „Der Spiegel“-Interview. Dazu Maria Zimmermann in den „Salzburger Nachrichten“: „Das ist nicht nur eine Verharmlosung der Nazi-Zeit, sondern auch eine Verhöhnung jener Millionen Menschen, die mit Zügen in KZ deportiert wurden, um dort in einer nie da gewesenen Art industriell vernichtet zu werden.“ Werner Faymann hat sich für seinen Ausrutscher nie entschuldigt.

Simon Wiesenthal

Der Autor dieser Zeilen erinnert sich – und das sicherlich ein Leben lang – an die vielen Abende und Nachmittage, die ich mit Simon Wiesenthal, dem vielgelobten und von Bruno Kreisky viel vielkritisierten, verbringen konnte, um von ihm zu lernen, mit ihm zusammen zu arbeiten. Auch deshalb freut es mich, dass eine ausgezeichnete „Sonderschau“ zu Wiesenthals Arbeiten in einer Ausstellung  im Wiener Jüdischen Museum gezeigt wird. Dabei wollen die Ausstellungskuratoren den Besuchern das vielschichtige Bild über Wiesenthals Leben und Leistungen näher bringen. Die Ausstellung wurde am 20. September, zehn Jahre nach seinem Tod, eröffnet.

„Litzmannstadt“

Das Wiener Jüdische Museum zeigt auch eine Ausstellung unter dem vielsagenden Titel „Potfach 41. Berichte aus dem Getto Litzmannstadt“. Hier werden Zeugnisse aus diesem berüchtigten und gefürchteten Ghetto gezeigt: Postkarten, Tagebücher, Auszüge aus der Ghettochronik, aber auch Film- und Fotobeiträge.  Im Jahre 1941 wurden über 5.000 Wiener Juden vom Aspangbahnhof nach Lodz (Litzmannstadt) deportiert.

Nicht nur Juden

Vor allem wir Juden dürften nie vergessen, dass nicht nur unsere Schicksalsgenossen der Nazi-Barbarei zum Opfer fielen, sondern auch die „Zigeuner“; wobei wir diese Bezeichnung nur als Oberbegriff die zahlreichen Stämme  der „Roma“, „Sinti“, „Lovara“, usw. benützen. Diesmal geht es um die Sinti, die im KZ Ravensbrück ermordet wurden. An sie dachte jetzt die „Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück“ in offenen Gesprächen. Dabei haben wenige Überlebende und mehrere Mitglieder der Sinti-Nachkriegsfamilien über das eigene und das Schicksal der Familien berichtet. Die interessante Diskussionsveranstaltung fand in der Wiener Macabi-Turnhalle statt.

Hitler-Posting

Mit einem Hitler-Posting und judenfeindlichen Sprüchen fiel ein in Oberösterreich lebender Türke auf. Zu einem Hitler-Bild schrieb der Mann in türkischer Sprache: „Er war der König der richtigen Männer …“ Dieses Bekenntnis gefiel weder dem Staatsanwalt („Man wähnt sich in sozialen Netzwerken anonym, dabei ist man öffentlich für die ganze Welt“) noch dem Richter: Der Mann erhielt zwei Jahre bedingt.

Jerusalem in Hohenems

Galia Gur Zeev zeigt im Jüdischen Museum Hohenems (Vorarlberg)  eine virtuelle Straßenbahnfahrt durch Jerusalem. Dabei wird alles gezeigt, was in Jerusalem sehenswert ist; und das ist wahrlich nicht wenig. Die Fahrt beginnt auf dem Herzlberg und setzt sich fort entlang des Felsendoms, der Grabeskirche, der Klagemauer, um nur einige der zahlreichen „Stationen“ zu erwähnen. Und wie es sich gehört, „sitzen“ in der virtuellen Straßenbahn Juden neben Muslimen, Christen neben Touristen, Fromme neben Atheisten, wie es halt in der „Stadt der Städte“, an der Quelle des Monotheismus der Fall ist. Und dazu Hanno Loewy, Direktor des Museums: „Es ist eben auch der Ort, von dem alle das Heil erwarten und das Gegenteil produzieren.“ Dann wird er aber in einem „Der Standard“-Gespräch optimistischer: „Es gibt keinen Ort auf der Welt, der so viele Fantasien provoziert, der so sehr zugleich als Mittelpunkt der Welt und Tor der Hölle wahrgenommen wird.“