Die Feinde der Juden sind die Feinde von uns allen

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Wider das Mantra vom Dialog…

Rede bei der Kundgebung „Gegen den Al Quds-Tag in Wien – Nieder mit dem iranischen Regime – Solidarität mit Israel“ am 26. Juli 2014 in Wien

Von Andreas Peham

Liebe Freundinnen und Freunde,

ich darf heute im Namen der Präsidentin der Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich, Frau Kammerschauspielerin Elisabeth Orth, sprechen. Wir von der Aktion sehen uns dem Kampf gegen den Antisemitismus in allen seinen Erscheinungsformen verpflichtet. Seit rund 14 Jahren bedeutet dies auch ein Engagement gegen den auf Israel bezogenen Antisemitismus, der sich mal links, antiimperialistisch, mal in rechts, islamistisch artikuliert. Seit Anfang unterstützen wir auch den Kampf gegen die Möglichkeit einer iranischen Atombewaffnung und die Proteste gegen den so genannten al Quds-Tag.

Seit 1979 gehen auf Befehl des Revolutionsführers Khomeini weltweit zigtausend Fanatisierte gegen Israel und den Zionismus auf die Straßen, so auch heute in Wien. Unter ihnen immer wieder auch Neonazis, die sich mit den Islamisten im leidenschaftlichen Hass auf Jüdinnen und Juden treffen. Neonazis mögen zwar Muslime in Europa nicht, aber sie ergehen sich in Begeisterungsstürmen für das iranische Regime und dessen Staatsdoktrin. Der Grund für diese neonazistische Begeisterung liegt auf der Hand, dennoch will ihn kaum wer wahrhaben: Die Islamische Republik Iran ist – in den Worten des amerikanischen Historikers Jeffrey Herf – „nach Hitlerdeutschland das erste Regime […], für das der Antisemitismus das zentrale Element seiner Identität bildet.“ Und es ist das erste Regime, das wieder offen mit einem – nun atomaren – Holocaust droht.

Gerade am al Quds-Tag wird dieser Antisemitismus weltweit auf die Straßen getragen. Schon 1979 machte Ajatollah Khomeini zu diesem Anlass deutlich, was die angedrohte „Befreiung“ Jerusalems für Jüdinnen und Juden bedeutet: Der Revolutionsführer erklärte Imam Ali zu seinem „Vorbild“, weil dieser „700 Juden an einem Tag“ getötet hätte. Ebenfalls anlässlich des al Quds-Tages leugnete der dennoch als „Reformer“ gehandelte damalige Präsident Rafsanjani 2001 den Holocaust. Und, als ob es des Beweises, dass die Leugner des Holocausts einen weiteren vorbereiten, noch bedurft hätte, drohte Rafsanjani im nächsten Atemzug: „Der Einsatz einer einzigen Atombombe würde von Israel nicht viel über lassen, während die islamische Nachbarschaft nur beschädigt werden würde.“

Tatsächlich wird im iranischen Erlösungsantisemitismus alles, auch das Leben von Muslimen, dem Primat der Reinigung der Welt vom Bösen in Gestalt der Juden und in einer apokalyptischen Endschlacht zur Vorbereitung der Wiederkunft des zwölften Imam (Mahdi) untergeordnet. Erst vor dem Hintergrund dieser Staatsdoktrin wird nicht nur die Begeisterung und Solidarisierung seitens deutsch-österreichischer Neonazis nachvollziehbar, sondern auch die iranische atomare Bedrohung virulent. Der Antisemitismus bezieht auch heute und in seiner iranischen Version seine massenmörderische Dynamik aus der Verbindung mit dem apokalyptischen Messianismus. Ein atomarer Angriff auf Israel würde theologisch begründet und es ist davon auszugehen, dass ein von apokalyptischen Visionen angetriebener geistlicher Führer oder Präsident fähig wäre, große Teile der Bevölkerung seines Landes zu opfern, nur um den jüdischen Staat zu vernichten.

Liebe Freundinnen und Freunde, wir glauben nicht, dass ein – wie der Integrationssprecher der Wiener Grünen Senol Akkilic erst gestern hoffte – „friedlicher Dialog“ mit diesen Fanatisierten möglich ist. Wer das – wie es in der iranischen Kriegshetze heißt – „Krebsgeschwür“ Israel ausmerzen will, hat jede Berechtigung zum Dialog verloren. Wer glaubt, dass sein eigenes Heil an die Vernichtung von Jüdinnen und Juden gekoppelt ist, stellt sich selbst außerhalb jeder Demokratie. Die Feinde der Jüdinnen und Juden sind die Feinde von uns allen. Mit ihnen ist kein Dialog zu führen, sie sind zu bekämpfen und daran zu hindern, dass sie ihren Wahn blutige Wirklichkeit werden lassen.