Eine Montage nach Else Lasker-Schülers politischem Theaterstück…
Samstag, 29. März 2014, 19.30 Uhr
Gymnasium Vogelsang, Vogelsang 33, Solingen
Montag, 31. März 2014, 19.30 Uhr
Gesamtschule Else Lasker-Schüler, Oberstraße 30, Wuppertal
ICH UND ICH ist das literarische Vermächtnis der Dichterin Else Lasker-Schüler und die große Abrechnung mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. In ihrem Exilstück, dessen Ästhetik mittlerweile als bahnbrechend gilt, wird in der „Althölle“ Gericht gehalten. Die Besetzung der Anklagebank ist ebenso berüchtigt wie namhaft. Vor dem Gericht der Menschheit, u.a. repräsentiert durch den Regisseur Max Reinhardt, den alttestamentarischen Königen, sowie der Dichterin selbst, steht die Spitze der nationalsozialistischen Regierung und der Teufel höchstpersönlich. Nazitruppen marschieren auf, die in der Folge auch noch die Hölle erobern wollen. In einer poetisch-infernalischen Revue greift Else Lasker-Schüler den Faust-Stoff und das Motiv der Ich-Spaltung auf und nimmt die Zuschauer mit auf einen schwindelerregenden Höllen-Trip.
Die Inszenierung verknüpft den Theatertext von Else Lasker-Schüler mit dem NSU-Prozess. Die Abrechnung mit Hitler und seinen Schergen trifft auf Beate Zschäpe, die „gute Nachbarin“, getanzt von Chrystel Guillebeaud. Videos machen die Verbrechen in der „Neuhölle“ sichtbar, die Historie verschmilzt mit der Gegenwart. Zitate und künstlerisch ausgesuchtes Bildmaterial rund um den „NSU-Prozess“, werden den Worten der Dichterin gegenübergestellt und mit dem Handlungsverlauf des Theaterstücks kurzgeschlossen. An der Reibung dieser beiden Welten entzündet sich die beunruhigende Erkenntnis, dass der alten Hölle wieder neue Teufel entsteigen.
Das Künstlerkollektiv ASTRONAUTENKOST ist aus diversen freien Projekten entstanden und arbeitet an der Schnittstelle zwischen Poesie, bildender Kunst, Musik und Theater. Das Leitungsteam sind die Schauspielerin Claudia Gahrke und der Regisseur und Autor Andreas Schäfer. Die Projekte der Künstler finden zwischen EXPO, Zeche Zollverein, Tel Aviv und Cambridge statt. Mal ist der Ort ein Theater in Chelsea für Heiner Müller, ein Flughafen Terminal oder die Casa Batlló in Barcelona für die Gedichte von Federico García Lorca auf Tango. Für Fellini nutzte man einen Szeneclub und ein ausgedientes Filmstudio. Eine der letzten Produktionen der Künstler war das Livehörspiel „LEBEN? ODER THEATER“ über die in Auschwitz ermordete Malerin Charlotte Salomon. Mit „LEBEN? ODER THEATER“ gastierten sie in Tel Aviv, Wien und Berlin.
Weitere Projekte: Vertonungen von Else Lasker-Schüler-Gedichten im Jüdischen Museum in Berlin und in Breslau. Eine Kunstroadshow für Essilor (Kestner Gesellschaft, K 21, Württembergischer Kunstverein). „Hamletmaschine/Sound-Performance“, Haus am Waldsee, Berlin. Live-Hörspiel „Ich bin eine Mikrobe“ für die Fraunhofer-Gala „Fest der Forschung“ mit Herbert Fritsch in Dresden. Tanztheaterperformance in der Alten Oper Frankfurt für dit. Performances beim Onlinestar in München und beim Kongress CONTRACT FUTURE des Initiativkreises Ruhrgebiet in Essen.