„Habe Antisemitismus nie akzeptiert“

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Der Bruder von Mohamed Merah, Abdelghani Merah, äußert sich…

Von Danny Leder, Paris

Am 19 März erschoss der 24 jährige Al-Kaida-Anhänger Mohamed Merah in einer jüdischen Schule in Toulouse drei Kinder und einen Lehrer. In den Tagen zuvor hatte er drei Soldaten, darunter zwei Muslime, die in Afghanistan gedient hatten, getötet.

Merah stammte aus einer zerrütteten Familie: sein Vater hatte die Mutter misshandelt. Er verließ sie und ihre vier Kinder, als Mohamed fünf Jahre alt war. Dieser wurde Pflegefamilien anvertraut. Nach seiner Rückkehr schlug er die Mutter regelmäßig. Er wurde wieder entfernt und schlitterte in Kriminalität. Er kam in Haft, beging einen Selbstmordversuch. Sein Bruder Abdelkader, 30, gewann ihn für radikalislamische Ideen. Abdelkader ist jetzt wegen des Verdachts auf Mittäterschaft in Haft. Aber ein anderer Bruder, Abdelghani, 35, versuchte sich dieser Fanatisierung zu widersetzen.

Das Magazin „Le Point“ organisierte ein Gespräch zwischen Abdelghani Merah und dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinden Frankreichs. Dabei sagte Abdelghani: „Die Wurzel des Hasses (die Mohamed zu seinen Taten antrieb) liegt in unserer Familie, in dem was uns unser Vater vermittelt hat. Als ich erfuhr, dass sich Mohamed in Afghanistan aufhielt, habe ich mich gewundert. Da hat man mich als Ungläubigen bezeichnet, worunter ich gelitten habe. Mohamed ist für seine Handlungen verantwortlich, aber er ist auch indoktriniert worden, vor allem durch seinen Bruder Abdelkader. Ich habe versucht, meinen kleinen Bruder vor diesem Einfluss zu bewahren. Die Behörden wurden informiert, aber sie taten nichts. Die Dschihadisten bedienen sich der Jugend und nützen den Rassismus, den sie erleidet. Man muss aber betonen, dass viele Muslime die Juden lieben. Meine Frau hat jüdische Wurzeln, sie ist die Enkelin von Deportierten, ihre Großmutter trägt eine eintätowierte (KZ-)Nummer. In der Schule wurden wir im Geschichtsunterricht sensibilisiert. Die Leiden der Juden haben mich sehr berührt. Ich habe die antisemitischen Äußerungen in meiner Familie nie akzeptiert.“

Rahmeninfo: Juden & Muslime in Frankreich
Ursprung: Frankreich ist das Land Europas mit den meisten Juden und Muslimen. Die Mehrheit der rund 600.000 Juden und sechs Millionen Muslime stammen familiengeschichtlich aus Ex-Kolonien in Nordafrika.
Nachbarschaft: Juden und Muslime wohnen und arbeiten oft Tür an Tür in städtischen Randvierteln, die Juden sind in den Vierteln aber in der Minderheit.
Nahostkonflikt: Viele Muslime in Frankreich fühlen sich den Palästinensern verbunden, viele Juden haben Verwandte in Israel. Viele Juden aus Nordafrika fanden in Israel eine neue Heimstätte.

Weitere Texte zum Themenkreis Juden und Muslime in Frankreich auf:
www.danny-leder.net

2 Kommentare

  1. Die Aussage von Abdelghani Merah bestätigt allerdings, dass Vater, ein Bruder und der Täter selbst radikale Judenhasser sind und nur er selbst sei vernümftig. D.h. in der Tat , dass nur 25% der Muslime sich durch Vernunft leiten lassen und eben 75% nicht. Leider!!

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