Offener Brief an die Kölner Aktiven der Nakba-Ausstellung

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Die Jüdische Liberale Gemeinde Köln Gescher LaMassoret hat die folgende Stellungnahme zur Nakba-Ausstellung in Köln verfasst…

Israel ist als jüdischer Staat im internationalen Konsens gegründet worden. Die arabischen Nachbarn haben den Teilungsbeschluss der Vereinten Nationen, der nicht nur den Juden, sondern zum ersten Mal in der Geschichte auch den Palästinensern einen Staat zugesprochen hatte, nicht anerkennen wollen. Sie haben einen Krieg geführt und verloren. Weitere militärische, terroristische, propagandistische und diplomatische Versuche, das Rad zurück zu drehen, folgten.

Den aus ihren Dörfern und Städten Vertriebenen wurde damals und heute zu verstehen gegeben, dass das Geschehene revidiert werden könne. Vor allem deshalb sind ihre Kinder, Enkel und deren Kinder immer noch ‚Flüchtlinge‘ in Lagern oder leben als solche in anderen Ländern. Wegen der mangelnden Bereitschaft der arabischen „Gastländer“, sie zu integrieren, bleiben sie seit 64 Jahren in der Opferrolle gefangen.

Unbestritten ist, dass es zu den Ereignissen vor und nach der Staatsgründung Israels unterschiedliche Narrative gibt. Es wäre redlich, als Außenstehender in einer Ausstellung beide Sichtweisen so sachlich wie möglich darzustellen. Besucher und Besucherinnen wären auf diese Weise gefordert, beide Narrative in der Gegenüberstellung wahrzunehmen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Urteile wären dann vielleicht nicht einfach und eindeutig, Fragen und Zweifel blieben und vor allem könnte dem einen oder anderen die Komplexität des „Nahostproblems“ etwas deutlicher werden.

Das wäre produktiv. Natürlich ist es anstrengender, sich mit entgegengesetzten Sichtweisen auseinander zu setzen und erkennen zu müssen, dass es in diesem Konflikt keine einfachen Wahrheiten geben kann. Wer aber bereit ist, sich auf diesen Weg zu begeben, erkennt vielleicht auch die schmerzliche Tatsache, dass es für diesen Konflikt keine einfachen Lösungen geben kann.

Die Ausstellung unterzieht sich dieser Anstrengung nicht. Vielmehr rückt sie das eine, angeblich unbekannte palästinische Narrativ an die Stelle des anderen, angeblich bekannten, Jüdischen und erklärt es damit implizit zur gültigen Wahrheit.

Schwarz-Weiß-Sichten sind immer die einfacheren. Eigentlich sollten die Ausstellungsmacher und -Unterstützer die ideologische Funktion von Narrativen kennen und wissen, dass sie interessengeleitete Konstrukte sind und als Propagandainstrumente Erlebtes nutzen und oft missbrauchen.

Wir meinen auch, dass es durchaus legitim ist, das palästinensische Leid beim Namen zu nennen. Es ist natürlich auch legitim, Israels Anteil daran nicht zu verschweigen. Das wird auch nicht getan, weder in Deutschland noch in Israel.

Wer aber nur diese eine Seite zeigt und alles andere unterschlägt, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er mit diesem Ansatz, der Israel eine eindeutige Täterrolle zuweist, vorhandene antisemitische Vorurteile bedient und bestätigt, vielleicht sogar verstärkt.

Michael Lawton
für den Vorstand
Jüdische Liberale Gemeinde Köln Gescher LaMassoret e.V.

Teile dieser Erklärung decken sich mit dem „Offener Brief an die Kölner Aktiven der Nakba-Ausstellung“ von Otto Oetz, mit seiner freundlichen Genehmigung.

6 Kommentare

  1. In Köln hatte es einige Monate zuvor von einigen Vertretern der evangelischen Kirche den Versuch gegeben, die sog. „Nakba-Ausstellung“ in der Kölner Luther Kirche zu zeigen. Auch eine evang. Bildungsakademie kündigte die Ausstellung in ihrem Veranstaltungsprogramm an. Nach Protesten sowie einem ablehnenden Beschluss der Gremien der Evang. Kirche wurde die Veranstaltung dann doch abgesagt.
    Die Protagonisten dieser sog. „Nakba-Ausstellung“, denen man eine historische und empathische Blindheit nicht abzusprechen vermag, haben ihr eigentliches Ziel offenkundig dennoch nicht aufgegeben.
    Trotz der begrüßenswerten Resolution zahlreicher Kölner Institutionen sowie der Jüdischen liberalen Gemeinde Kölns unterstützen sie diese deutlich „antiisraelisch“ ausgerichtete Ausstellung weiterhin, durch Begleitveranstaltungen und durch Interviews:
    http://www.lutherkirche-koeln.de/Palaestina_Interview.aspx
    Bemerkenswert, dass auch prominente Mitglieder des Vereins EL DE Haus im offiziellen Veranstaltungsrahmen dieser Ausstellung auftreten werden – wie dem Veranstaltungskalender des Allerweltshauses entnommen werden kann.

  2. Ach, Herr Zambon,
    Sie machen es wie einige weitere hier: Sie posten „Kommentare“, mit Link zu Ihrem obskuren, antisemitischen Kleinstverlag, um auf diese Weise kostenlose Werbung für Ihrer Sektiererverlag zu machen… Unglaublich spannend und erhellend.

  3. Giueseppe Zambon,
    Pappe ist kein seriöser Historiker.
    Aber beantworten Sie doch folgende Frage: Wie erklären Sie dass im jüdischen Staat Israel ca. 150.000 – 160.000 Araber bleiben konnten, deren Nachkommen mehrheitlich sich gut fühlen im Staat Israel und dass in den von Arabern verwalteten Gebieten des ehemaligen britischen Mandatsgebiets kein einziger Jude bleiben durfte. Auch kein antizionistischer orthodoxer Jude im jüdischen Viertel in Ostjerusalem, dessen Synagogen gesprengt wurden.?

  4. … und was ist mit der terroristischen ethnischen säuberung in jaffa 1947?
    wurde sie auch NACHTRÄGLICH vom „internationalen konsens“ gesegnet?

    ich empfehle Ihnen die lektüre des buches „ethnische säuberung palästinas“ von ILAN PAPPE, damit sie vielleicht in der zukunft aufhören die palästinensischen opfer als täter darzustellen.

    die ignoranz der ereignisse ist selbstverständlich keine schuld (man kann auch schnell dagegenwirken) 

    viel viel schlimmer wäre es blind und sippenhafttreu auf billigen selbsgebastelten mächen fest zu halten

  5. Diese Geschichte mit den Narrativen geht auf die Nerven. Wieso ist die Wahrheit den Palästinensern nicht zumutbar? Warum wohl?
    Nein, nicht die gegenseitige Narrative muß man zur Kenntnis nehmen, sondern die Geschichte kennen, wie sie wirklich war. Doch während auf der einen, der israelischen Seite eine offene Gesellschaft und ein demokratisches System existiert, die es möglich macht, dass man an der Universität Tel Aviv der Nakba gedenkt, ist die palästinensische Gesellschaft eine mit starken tribalen Elementen, in der mit Haß auf Juden und Israel von den wahren Problemen ihrer Gesellschaft abgelenkt wird.
    Im israelischen Fernsehen, in den staatlichen Radiostationen und in den mainstream Zeitungen findet man keine Filme, die den Palästinensern den Tod an den Hals wünschen.
    Und wie schaut es damit in den palästinensischen Fernseh und Radiostationen aus?
    Oft genug wird über Kindersendungen berichtet, die verhetzen.
    Da hat ein palästinensischer Lehrer seine Schüler ans Meer gebracht und dort haben diese mit israelisch-jüdischen Schülern getanzt und prompt kam die Strafe für den Lehrer.
    Frieden wird es nur geben, wenn die Palästinenser sich mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzen, mit dem Mufti Hadj Amin el Husseini, der auch 1947-1948 jeden Kompromiß verhinderte und die von ihm angeführten Araber in die Katastrophe führte.

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