Antisemitismus – eine weltweite Herausforderung

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Hat sich das Thema „Antisemitismus“ nicht längst erledigt?…

Von Martin Kloke

Immerhin frohlockt Werner Bergmann, Professor am Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung:

„Im historischen Vergleich mit der Zeit vor 1945, aber auch mit den letzten 60 Jahren in Deutschland oder den meisten anderen europäischen Ländern war Antisemitismus gesamtgesellschaftlich wohl selten so sehr an den Rand gedrängt wie heute.“ ((Werner Bergmann in der Festschrift zum 65. Geburtstag eines Kollegen. Zitiert nach Henryk M. Broder: Große Denker der Gegenwart. In: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/grosse_denker_der_gegenwart_2/ (6.11.2011).))

Bergmanns Ex-Chef, der renommierte Antisemitismusforscher Wolfgang Benz, äußert gar Zweifel daran, ob die Morde an drei jüdischen Kindern und einem Rabbiner im französischen Toulouse „wirklich ein antisemitisches Motiv hatten, oder die Opfer von einem Terroristen zufällig ausgewählt worden sind.“ ((Interview von Christian Unger mit Wolfgang Benz, Ex-Direktor des Zentrums für Antisemitismusforschung, über das Attentat von Toulouse und Gewalt in Massengesellschaften: „Ich erkenne keine neue Dimension des Antisemitismus“. In: Hamburger Abendblatt, 21.3.2012 (http://www.abendblatt.de/politik/ausland/article2223590/Ich-erkenne-keine-neue-Dimension-des-Antisemitismus.html).))

Dann können wir uns ja in Sachen Antisemitismus beruhigt zurücklehnen. Lassen wir den Publizisten Henryk M. Broder zu Wort kommen:

„Vergleicht man die heutigen Verhältnisse mit denen vor 1945, so muss man zugeben, dass sich die Lage der Juden wesentlich verbessert hat. Sie müssen keinen Gelben Stern tragen, dürfen auf allen Parkbänken sitzen und Haustiere haben, können sich einen Sitzplatz in der Bahn nach Belieben aussuchen und werden nur dann zum Dienst in der Wehrmacht eingezogen, wenn sie es möchten.“ ((Vgl. Fußnote 2, a. a. O.))

Im Ernst und jetzt ohne Sarkasmus: Niemand wird bestreiten, dass die Lage der Juden heute besser ist als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Tatsache, dass es seit über 60 Jahren einen militärisch starken Staat Israel gibt – mit heute 7,5 Mio Einwohnern und einer Vitalität und Dynamik, die sich von seiner regionalen Isolation nicht einschüchtern lässt. Israel ist Mitglied der UNO und seit 2010 auch der OECD. Das Land ist seit einigen Jahren regionale Wirtschaftsmacht und in Bezug auf die Hightech-Branche technologische Weltmacht. Ungeachtet sozioökonomischer Verwerfungen, denen auch viele Israelis ausgesetzt sind: Mit einer Arbeitslosenrate von fünf Prozent und einem Wirtschaftswachstum von 4,8 Prozent kommt Israel mit der Weltfinanzkrise besser klar als die meisten anderen Staaten, etwa in Europa.

Auch aus anderen Regionen gibt es Gutes zu berichten: Die Erfolgs- und Integrationsgeschichte der amerikanischen Juden ist bekannt. Aber auch die osteuropäischen Juden genießen und nutzen seit über 20 Jahren alle Freiheiten, ggf. auch der Ausreise, die erst der Sturz der kommunistichen Regime möglich machen sollte.

Und wie ist die Lage der Juden bei uns? Opas Judenfeindschaft ist out – mal abgesehen von einigen Ausreißern in ländlichen Regionen z. B. Ostdeutschlands oder im Raum Dortmund, Aachen usw. Das Versagen staatlicher Stellen, nach dem blutigen Wüten der Jenaer Mörder, hat viele von uns peinlich berührt. Aber Neonazis werden unsere Gesellschaft nicht aus den Angeln heben. Die radikale Rechte ist marginalisiert. – Alles halb so wild?

1.      Antisemitismus heute: Fakten und Trends

Wenn wir heute von Antisemitismus sprechen, kommen wir nicht umhin, den Fokus auf den Staat Israel zu richten: Israel ist das ebenso sichtbare wie selbstbewusste politisch-geografische und spirituelle Zentrum jüdischer Existenz heute. Kann es angesichts eines jahrtausendealten Ressentiments wundern, dass sich der antisemitische Furor heute vor allem am Staat der Juden abarbeitet?

Eine Bielefelder Forschungsgruppe hat herausgefunden, dass mehr als die Hälfte aller Deutschen der Auffassung ist, „dass sich das Verhalten Israels gegenüber den Palästinensern grundsätzlich nicht von dem der Nazis im Dritten Reich gegenüber den Juden unterscheidet“. ((Umfassende Sozialforschungsanalysen zur o. g. Umfrage bietet Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.): Deutsche Zustände. Folge Drei, Frankfurt a. M. 2005.))Nach einer BBC-Umfrage führt Israel die Top-Negativliste auf der Skala der am wenigsten gemochten Staaten der Welt an. ((Demzufolge nehmen in England 65 Prozent aller Befragten Israel als „negativ“ wahr; in Frankreich sind es 66 Prozent; in Deutschland soll die Zahl der Israel-Aversiven gar 77 Prozent betragen. Vgl. BBC-News, 6.3.2007 (http://news.bbc.co.uk/1/shared/bsp/hi/pdfs/06_03_07_perceptions.pdf).)) Drückt sich in Umfragen dieser Art eine überspitzte Kritik an der Politik Israels aus, die ja grundsätzlich legitim wäre? Oder haben wir es bei dieser hysterischen Israelkritik mit einem antisemitischen Virus zu tun?

Die Bundesregierung hat – alarmiert von diesem Trend – einen „Expertenkreis Antisemitismus“ eingerichtet, der den Pegelstand des Antisemitismus untersuchen und Abwehrstrategien entwickeln soll. Kürzlich hat die zehnköpfige Kommission ihren ersten Bericht über „Antisemitismus in Deutschland“ erstellt und vorgestellt. Obwohl der Bericht vorsichtig agiert, kommen die Berichterstatter nicht umhin festzustellen, dass die Zahl der manifesten und latenten Antisemiten hierzulande bei etwa 20 Prozent liegt. Als den Hauptträger des Antisemitismus machen sie das rechtsextreme Lager aus. Antisemitismus in der radikalen Linken wird nur im Schongang eingeräumt: Es gebe „trotzdem […] unter Linksextremisten auch Positionen, die einen antisemitischen Diskurs befördern können.“ Auch die Lage in islamischen Milieus kommentiert die Kommission mit Blick auf angeblich unzureichende empirische Untersuchungen eher verhalten. Der Antisemitismus von Teilen der „Bevölkerung“ wird klar indiziert; doch wenn es darum geht, die ideologischen Kontexte antisemitischer Ressentiments zu benennen, fallen die Bewertungen der Studie merkwürdig einsilbig aus. ((Vgl. Bundesministerium des Innern (Hrsg.): Antisemitismus in Deutschland. Erscheinungsformen, Bedingungen, Präventionsansätze. Bericht des unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus. Berlin, November 2011, S. 176f.))Für mich liest sich das so: Es gibt zwar Antisemitismus, aber keine Antisemiten, denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. D. h.: Hier wird eine mächtige kollektive Befindlichkeit letztlich unter den Teppich gekehrt: der Antisemitismus in der gesellschaftlichen Mitte – bei uns und auch anderswo.

1.1  Deutschland, Europa und der Westen

Der Antisemitismus als ein traditionelles Strukturmerkmal der deutschen und europäischen Gesellschaften ist mit dem Nationalsozialismus keineswegs untergegangen, denn es gab ihn immer auch außerhalb der Nazi-Milieus – sogar in sog. antifaschistischen Kreisen: Thomas Mann hatte wenige Monate nach Kriegsende nichts Besseres zu tun als über rassetheoretische Empfindungen zu schwadronieren; ((„’Rasse’ ist vollends kompromittiert. Wie soll man sie (die Juden, MK) nennen? Denn irgendetwas ist es mit ihnen und nicht nur Mediterranes. Ist dieses Erlebnis Anti-Semitismus? Heine, Kerr, Harden, Kraus bis zu diesem faschistischen Typ Goldberg – es ist doch ein Geblüt.“ (Thomas Mann am 27.10.1945. In: Ders.: Tagebücher 1944–1.4.1946. Hrsg. von Inge Jens, Frankfurt/Main 1986, S. 269).))Marion Gräfin Dönhoff, schon in der Nachkriegszeit gefragte ZEIT-Kolumnistin, schrieb eine Gleichsetzung der israelischen Regierung mit dem NS-Regime herbei. ((„Man kann nur hoffen, dass der Schock, den der Tod des Grafen Bernadotte für die verantwortlichen Männer der Regierung Israels bedeutet, sie für einen Moment wenigstens innehalten und bestürzt erkennen lässt, wie weit sie auf jenem Wege bereits gelangt sind, der erst vor kurzem ein anderes Volk ins Verhängnis geführt hat.“ (Marion Gräfin Dönhoff: Völkischer Ordensstaat Israel. In: Die Zeit. Hamburg, Nr. 39, 23.9.1948, S. 1).)) Der Theologe Karl Thieme behauptete eine jüdische Mitschuld an der „Verewigung des Antisemitismus“; als argumentative Verstärkung führte er einen jüdischen Kronzeugen auf ((Vgl. Karl Thieme: Die Christen, die Juden und das Heil. In: Frankfurter Hefte, Heft 2/1949, S. 113.))– eine Praxis, die Philosemiten und Antisemiten noch heute eigen ist.

Im Zuge des sog. Wiedergutmachungsabkommen von 1953 erschien der junge Staat Israel in der Bundesrepublik immer mehr auf dem Radar der veröffentlichten Meinung. Christliche und linke Aktivisten fingen an, sich für das fortschrittliche Aufbauwerk im „anti-kolonialistischen Pionierstaat“ Israel zu begeistern – die Geburtsstunde eines kurzzeitigen Philosemitismus‘.

Ungeachtet der unterschiedlichen historisch-politischen Ausgangsbedingungen verlief die Nachkriegsentwicklung in den europäischen Nachbarländern, z. B. in der Schweiz, ähnlich, wenn auch weniger dramatisch. Beispielhaft sei auf die Erinnerungen des Psychiaters und sozialdemokratischen Kantonspolitikers Emanuel Hurwitz verwiesen, der im Zürich der Kriegsjahre Antisemitismus als prägenden Bestandteil einer jüdischen Kindheit erlebte. Nach 1945 änderte sich das Klima:

„Weil ich Jude war, wurde ich besonders geachtet und geschätzt. Jahre später, als ich zum ersten Mal nach Deutschland reiste […], empfing man mich überall mit offenen Armen. ‚Du bist Jude, wie herrlich, wie wunderbar!’, hieß es. […] Ich kann nicht bestreiten, dass ich das – trotz leiser Zweifel – genoss: Es war verführerisch angenehm und unvergleichlich viel bekömmlicher als die Ohnmacht und die Hilflosigkeit von ehedem.“ ((Emanuel Hurwitz: Bocksfuß, Schwanz und Hörner. Vergangenes und Gegenwärtiges über Antisemiten und ihre Opfer, Zürich 1986, S. 163.))

Gegen Ende des so genannten Sechstagekrieges fand die philosemitische und proisraelische Stimmung ein Ende: Israel suchte sich Anfang Juni 1967 der Einkreisungsstrategie und der Vernichtungsdrohungen der Araber durch einen Präventivschlag zu erwehren. Eine Welle der Sympathie erfasste den jüdischen Staat – überall in der westlichen Welt. Zunächst! Doch sollte diese Romanze nicht lange währen: Die Tatsache, dass der jüdische Staat nicht unterging, sondern sich wehrhaft behauptete – dieser „Sündenfall“ war im Weltbild vieler kritischer Politaktivisten nicht vorgesehen: Während bürgerlich-konservative Kreise Israel-Sympathien zeigten, wechselten weite Teile der radikalen Linken die Fronten. Binnen weniger Wochen nahmen sie den jüdischen Staat nur noch als „zionistisches Staatsgebilde und als Brückenkopf des US-Imperialismus“ wahr. Hinter der Kritik am angeblich „aggressiven“ Präventivschlag verbargen sich zunehmend Zweifel an der Existenzberechtigung Israels. ((Vgl. Martin Kloke: Israel und die deutsche Linke. Zur Geschichte eines schwierigen Verhältnisses (DIAK-Schriftenreihe, Bd. 20), Schwalbach/Ts. 19942.)) Spätestens 1969 steigerte sich die Israelfeindschaft der Linken zur antizionistischen Weltanschauung. Zur Begleitmelodie dieses Antizionismus gehört seitdem die Agitation gegen die ominöse Existenz eines „jüdischen Kapitals“, gegen „US- Imperialismus und Weltzionismus“ und gegen den „internationalen Zionismus“. ((Ausführlich in Martin Kloke: Israel und die deutsche Linke, a. a. O., S. 123–176.))

Gewiss hat es in den Folgejahren immer wieder gutgemeinte Versuche gegeben, den antizionistisch-antisemitischen Furor einzudämmen und im deutsch-jüdischen Verhältnis ein neues Kapitel aufzuschlagen. Die deutsch-israelischen Beziehungen haben sich über die Jahre glänzend entwickelt. Diese Erfolge dürfen nicht heruntergeredet werden – und brauchen den europäischen Vergleich nicht zu scheuen. Dennoch zirkulieren bis heute unter Angehörigen aller sozialen und kulturellen Milieus antisemitische Ressentiments; sie richten sich vor allem gegen die Existenz Israels – oftmals nur  notdürftig camoufliert mit „israelkritischen“ Argumentationsfiguren zur Siedlungs- und Besatzungspolitik. Wer sich auf der Facebook-Seite des CDU-Politikers Ruprecht Polenz umsieht, dem Vorsitzenden des außenpolitischen Bundestagsausschusses, bekommt dort zahlreiche Anschauungsbeispiele. ((Vgl. http://de-de.facebook.com/ruprecht.polenz.)) Inzwischen will auch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel nicht länger schweigen: Auf seiner Facebook-Seite bezeichnete er die israelische Besatzungspolitik in Hebron als ein „Apartheid-Regime, für das es keinerlei Rechtfertigung gibt“ – und löste im Internet einen gewaltigen Shitstorm aus. ((Vgl. u. a. folgende  Meldung im Stern, 15.3.2012: SPD-Chef in Israel: Gabriel schockt mit „Apartheid“-Vergleich (http://www.stern.de/politik/deutschland/spd-chef-in-israel-gabriel-schockt-mit-apartheid-vergleich-1800552.html): http://www.facebook.com/sigmar.gabriel)) Noch extremer und weiter verbreitet sind derartige Ressentiments innerhalb der Linkspartei und ihren Vorfeldorganisationen. ((Vgl. Samuel Salzborn, Sebastian Voigt: Antisemiten als Koalitionspartner? Die Linkspartei zwischen antizionistischem Antisemitismus und dem Streben nach Regierungsfähigkeit. In: Frankfurter Rundschau online, 20.5.2011 (http://www.fr-online.de/blob/view/-/8467798/data/5567673/-/Studie+Antisemitismus+in+der+Linkspartei.pdf).)) Erinnert sei an die kruden Boykottaufrufe des Bremer Friedensforums, ((„Boykottiert Israels Früchte“ – die „antiimperialistische“ Variante des SA-Aufrufs „Kauft nicht bei Juden“ – zu sehen auf den Sandwich-Plakaten linker Aktivisten vor einem Supermarkt in Bremen am 11. März 2011 – wohlwollend begleitet von Teilen der Linkspartei (vgl. Arn Strohmeyer, Sohn des namhaften NS-Blut- und Bodenautors Curt Strohmeyer: http://www.palaestina-portal.eu/Stimmen_deutsch/strohmeyer_arn_bremer_friedensfreunde_boykott_gegen_fruechte_aus_israel.htm).)) aber auch an die antisemitisch grundierten Aktivitäten der Duisburger Linkspartei. Unter ihrem Vorsitzenden Hermann Dierkes schürt die Duisburger Linke immer wieder Hassparolen, die eine frappierende Nähe zu rechtsextremen und islamistischen Formen der Judenfeindschaft aufweisen – so letztes Jahr, als auf der Homepage der Duisburger Linkspartei der Davidstern mit dem Hakenkreuz gleichgesetzt, der Staat Israel als Hort zionistischer Weltverschwörung gegeißelt und schließlich auch der Holocaust geleugnet wurde. ((Vgl. Philipp Wittrock: Antisemitisches Flugblatt. Duisburger Linke verbreitet Hass gegen Israel. In: Der Spiegel, 27.4.2011 (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,759367,00.html); s. auch das inzwischen auf der Linken-Homepage gelöschte Flugblatt „Nie wieder Krieg für Israel!“ (Privatarchiv d. Verf.).))

Haben wir uns in Deutschland und Europa daran gewöhnt, dass Antisemitismus wieder zur Alltagskultur gehört? Ist es „normal“, wenn sich der französische Botschafter in London am Rande einer Party über „that shitty little country Israel“ mokiert? ((‚Anti-semitic’ French envoy under fire, BBC, 20.12.2001 (http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/1721172.stm).)) Ist es belanglos, wenn der ehemalige Bürgermeister von London, Ken Livingstone, einen investigativen jüdischen Journalisten als „KZ-Aufseher“ beschimpft. ((Vgl. http://www.abendblatt.de/daten/2006/03/01/538575.html; https://www.hagalil.com/01/de/Europa.php?itemid=40&catid=18.)) Ist es mehr zum Lachen oder zum Weinen, wenn eine britische Labour-Abgeordnete (Clare Short) behauptet, Israel untergrabe mit seiner Politik die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft gegen die globale Erwärmung, da der ungelöste Nahostkonflikt die Welt von den wahren Problemen ablenke? ((Vgl. Daniel Schwammenthal: The Israel-Bashing Club. In: The Wall Street Journal, 3.9.2007.)) Was bedeutet es, wenn die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton die bei dem Anschlag auf eine jüdische Schule in Toulouse ermordeten Kinder reflexartig in einen Zusammenhang bringt mit Kindern, die im Gazastreifen ums Leben kommen? ((Vgl. Katharina Schäder: Ashton vergleicht Opfer von Toulouse mit Gaza-Toten. In: Die Welt, 20.3.2012 (http://www.welt.de/politik/ausland/article13932088/Ashton-vergleicht-Opfer-von-Toulouse-mit-Gaza-Toten.html).))

In der schwedischen Tageszeitung Aftonbladet wurden Gerüchte wiedergegeben, die wie eine Fortsetzung jahrhundertealter antijüdischer Hetze klingen: Israelische Soldaten würden Jagd auf Palästinenser machen, um ihnen anschließend Organe zu entnehmen – die Zeitung berichtete darüber, als ob es sich um Fakten handelte. Obwohl es für diese Vorwürfe keine Beweise gibt, weigert sich die schwedische Regierung, ihr Bedauern für diese Art von Berichterstattung auszudrücken. Ihr Schweigen begründen die Schweden mit den hehren Prinzipien der Meinungs- und Pressefreiheit. D. h., im Falle Israels wird die Unschuldsvermutung außer Kraft gesetzt. 2006 war das im Falle der umstrittenen Mohammed-Karikaturen noch anders gewesen – damals hatte das schwedische Außenministerium deren Veröffentlichung verurteilt.. ((Vgl. sh: Diplomatische Krise zwischen Israel und Schweden. Ein schwedischer Zeitungsartikel über den angeblichen Diebstahl von Organen toter Palästinenser hat die Beziehung beider Länder erheblich beschädigt, in: Zeit Online, 23.8.2009 (http://www.zeit.de/online/2009/35/diplomatische-krise-schweden-israel).))

Einmal mehr scheint sich zu bestätigen, was der Sozialphilosoph Theodor W. Adorno vor gut 60 Jahren bilanzieren sollte: „Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.“ ((Theodor W. Adorno: Minima Moralia, Frankfurt/Main 2001 (zuerst 1951 erschienen), S. 200.))In unserem Jahrhundert erleben wir eine explosive Zunahme von Verschwörungstheorien. Vor allem im Internet kursieren massenhaft Gerüchte über jüdische Drahtzieher einer gigantischen Menschheitsverschwörung. Für jedes Übel auf dieser Welt gibt es einen Sündenbock – der jahrtausende alte Mechanismus funktioniert noch immer, mit einer Art „Angstlust“ im Gefolge.

Seit dem 11. September 2001 verspürt auch die Antiglobalisierungsbewegung Auftrieb: Attac hat die antiimperialistischen Argumentationsmuster der europäischen Linken „modernisiert“ und popularisiert. Innerhalb und außerhalb von Attac und der Occupy-Bewegung nehmen einige Aktivisten Israel bzw. „die Juden“ als die Verkörperung abstrakter (umhervagabundierender) Kapitalflüsse wahr – und machen sie für zunehmende soziale Verwerfungen verantwortlich, die der Globalisierung der Weltwirtschaft angelastet werden. Auch die „Heuschrecken“-Metapher ist in diesem Zusammenhang populär – sie knüpft an tradierte antisemitische Denk- und Gefühlsmuster an und suggeriert, man könne zwischen dem guten „schaffenden“ und dem bösen „raffenden“ Kapital unterscheiden. So ist es nicht verwunderlich, dass einige Globalisierungskritiker der Versuchung erliegen, komplexe weltwirtschaftliche Zusammenhänge auf ein verschwörerisches Komplott dunkler Mächte zurückzuführen. Der personalisierende Schritt zum antijüdischen Ressentiment ist von hieraus nicht weit. Rechtsextremisten und Islamisten nehmen Signale dieser Art mit Genugtuung auf. Immerhin tobt in den Anti-Globalisierungsinitiativen ein heftiger Konflikt um die Schnittmengen von Israelkritik und Antisemitismus; die Auseinandersetzung wird vor allem in Internet-Foren ausgetragen. Es wird sich in Zeiten der globalen Finanzkrise noch zeigen, ob unsere postsäkularen Gesellschaften aus den quälenden Selbstverständigungsdebatten der Vergangenheit etwas anderes gelernt haben als sich in altneuen Sündenböck-Vorstellungen zu verlieren.

„Die Juden sind unser Unglück!” Das war die Überzeugung des nationalliberalen Historikers Heinrich von Treitschke im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. „Der Staat Israel ist das Problem!” Das hören und lesen wir heute – von jenen Erben Treitschkes, die ihr Heil im politischen Antizionismus suchen. Seit einigen Jahren rufen akademische Einrichtungen und Einzelgewerkschaften zum Israel-Boykott auf – insbesondere in England und in Skandinavien. In Deutschland sind es kleine globalisierungskritische und kirchliche Initiativen, die den Boykott Israels herbeisehnen. Woher rührt das Faszinosum eines Boykotts gegen die Wirtschaft des jüdischen Staates – bei Menschen, die die Nazi-Parole „Deutsche wehrt Euch, kauft nicht bei Juden“ mindestens aus dem Geschichtsunterricht kennen müssten?

Übrigens: Selbst in den USA war die gesellschaftliche Alltagsdiskriminierung der Juden seit Ende des 19. Jahrhunderts fast so selbstverständlich wie in Europa. Bestimmte Wohngegenden, Hotels und Colleges waren für Juden Tabu. Noch Anfang der 1960er Jahre akzeptierten mehr als die Hälfte aller US-amerikanischen Clubs keine jüdischen Mitglieder. ((Vgl. Frank Bajohr: „Unser Hotel ist judenfrei“. Bäder-Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt/Main 2003, S. 164.))Heute richtet sich der antijüdische Furor auch in den USA gegen „das (jüdische) Finanzkapital“ an der New Yorker Wallstreet und gegen den Staat Israel. An einigen Universitäten und ihren linkspopulistischen Biotopen sind Antikapitalismus, Antizionismus, antiisraelische Boykott-Rhetorik und radikaler Pro-Palästinensismus kaum voneinander zu unterscheiden.

1.2  Die islamische Welt

Wenn der arabische Frühling eines gezeigt hat, dann dieses: Die arabische Welt ist kein monolithischer Block – auch wenn der Frühling vielerorts in einem frostigen Winter versunken ist. Die aufbegehrenden Blogger und Aktivisten sind der Beweis, dass es Araber gibt, die für ihre Probleme weder Israel noch „die Juden“ oder Amerika in Haftung nehmen. Warum auch sollten Nordafrikaner, die nach Würde und Freiheit streben, den Palästina/Israel-Konflikt auf ihre Fahnen schreiben?

Dass es einen Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern gibt, hat zunächst einmal nichts mit Antisemitismus zu tun. Niemand, der sich seriös mit der nahöstlichen Region beschäftigt, wird bestreiten, dass es einen echten Interessenkonflikt gibt. In dem Streit geht es um Land, Souveränität, Wohn- und Wasserrechte – und um politische Einfluss-Sphären. Verkürzt ausgedrückt besteht der Nahostkonflikt aus einem „Immobilienstreit“ ((Vgl. sinngemäß Amos Oz: Für Tschechows Lösung der Tragödie. In: Frankfurter Rundschau, 30.10.1991, S. 6.)), der prinzipiell lösbar oder mindestens entschärfbar ist – vorausgesetzt, die Konfliktparteien finden für ihre je berechtigten Ansprüche einen Mediator, der hilft, einen historischen Kompromiss zu finden. Im Moment sieht es nicht danach aus.

Auf der anderen Seite ist Antisemitismus in der islamischen und arabischen Welt allenthalben eine Realität. Er nährt sich aus der koranischen Judenfeindschaft des 7. Jahrhunderts, aber auch aus dem neuzeitlichen Antisemitismus Europas, der die traditionelle Judenfeindschaft im Islam seit dem 20. Jahrhundert befeuert und radikalisiert – mit fatalen Folgen für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts. Prominentes Beispiel ist der radikalislamische palästinensische Religionsführer Mohammed Amin al-Husseini (1893–1974), der viele Jahre Großmufti von Jerusalem war. Seit 1933 sympathisierten viele Araber mit dem deutschen Nationalsozialismus, der als Modell nationaler Befreiung und des antijüdischen Kampfes wahrgenommen wurde. 1937, noch während der arabischen Aufstände, bat der Jerusalemer Großmufti das NS-Regime um Waffen und andere Hilfslieferungen; im Gegenzug bot er die Verbreitung von Nazipropaganda in Palästina an. Der jüdische Handel müsse boykottiert und „mit allen Mitteln” die Schaffung eines Judenstaats blockiert werden. 1941 kündigte Hitler bei einer persönlichen Begegnung mit dem Großmufti an, „die Judenfrage“ auch in Palästina „lösen” zu wollen. ((Wolfgang G. Schwanitz: Hitlers Mann in Jerusalem. In: Süddeutsche Zeitung, 2.6.2008; Einzelheiten in Klaus Gensicke: Der Mufti von Jerusalem und die Nationalsozialisten, Darmstadt 2007; Matthias Küntzel: Djihad und Judenhass, Freiburg 2003.))

Dieser eliminatorische Antisemitismus hat den real existierenden Nahostkonflikt schon früh überschattet: Erinnert sei an die Brandreden des ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser und des ersten PLO-Vorsitzenden Ahmed Shukeiri am Vorabend des Sechstagekrieges von 1967. 1979 ist mit der islamischen Revolution im Iran ein Regime an die Macht gelangt, das für Israel zunehmend eine existenzielle Gefahr darstellt. So sehr die iranische Gesellschaft nicht mit diesem Regime gleichgesetzt werden darf: Fakt ist, dass nicht nur der ehemalige Revolutionsführer Chomeini oder der gegenwärtige Präsident Ahmadinejad immer wieder zur Vernichtung Israels aufgerufen haben. Sogar der als „gemäßigt“ geltende Geistliche und ehemalige Staatspräsident Rafsandjani trägt Vernichtungsfantasien zur Schau. 2001, während des sog. Al-Quds-Tages, erklärte er in Teheran: „Sollte eines Tages auch die islamische Welt Waffen besitzen, die Israel bereits besitzt, dann würde die Strategie der Imperialisten zum Stillstand kommen, weil eine einzige Atombombe in Israel alles zerstören würde. Jedoch würde diese (eine israelische Atombombe, MK) der islamischen Welt nur Schaden zufügen. Es ist nicht irrational, solch eine Möglichkeit in Erwägung zu ziehen.“ ((Zum Wortlaut siehe http://www.globalsecurity.org/wmd/library/news/iran/2001/011214-text.html und http://de.wikipedia.org/wiki/Al%C4%AB_Akbar_H%C4%81schem%C4%AB_Rafsandsch%C4%81n%C4%AB.)) Bei verschiedenen Gelegenheiten, z. B. auf einer Holocaustleugner-Konferenz in Teheran, kündigte Präsident Ahmadinejad an: „Das zionistische Regime wird wegradiert und die Menschheit befreit werden.“ Ahmadinejad ermahnte „seine Zuhörer, dass sie wenn sie die Parole ‚Tod Israel‘ [marg bar Isrāyīl] auszurufen hätten, sie diese Parole richtig und von Herzen ausrufen sollten. […] Der Kampf gegen die Welt der Arroganz […] wird sehr bald den Schandfleck [Israel] aus dem Schoß der islamischen Welt beseitigen – und das ist machbar.“ ((Vgl. MEMRI, Inquiry and Analysis Series, Nr. 307, 15.12.2006; Rede des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, 26. 10.2005 in Teheran, Iran auf der Konferenz „Eine Welt ohne Zionismus“. Dokumentiert in: http://www.bpb.de/themen/MK6BD2.html (Übersetzung: Eckart Schiewek, Sprachendienst des Deutschen Bundestages, 22.4.2008).)) In diesem Lichte ist das iranische Atomprogramm zu sehen. Israels Position, die Nuklearisierung Irans nicht hinnehmen zu wollen, ist alles andere als irrational – sie ist Ausdruck kollektiver Selbstbehauptung. ((Vgl. Matthias Küntzel: Ahmadinejads Mission. Warum die iranische Nuklearoption verhindert werden muss. In: Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier Antisemitismus, 25. April 2008 (http://www.bpb.de/themen/Q9CB0M,0,0,Standpunkt%3A_Ahmadinejads_Mission.html); vgl. auch Stephan-Andreas Casdorff: Israels Warnung.Nicht noch einmal. In: Der Tagesspiegel, 9.3.2012, S. 1.))

Verheerend für die Perspektiven einer Zweistaatenlösung in Nahost ist das, was sich heute vor Ort abspielt: Nicht nur innerhalb der Hamas – selbst innerhalb der palästinensischen Autonomiegebiete zirkuliert ein radikal-eliminatorischer Antisemitismus, der die politische und religiöse Führungsspitze einschließt: Der ranghöchste Mufti der Autonomiebehörde, Muhammad Hussein, hat im Januar 2012 –etwa zeitgleich zum Gedenken an die Wannseekonferenz – zum Mord an allen Juden aufgerufen. Hussein war von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zum obersten geistlichen Führer ernannt worden und hielt anlässlich des 47. Jahrestags der Gründung der Fatah eine Rede. Die Nazis stellten die Juden als Ratten und Ungeziefer dar, bevor sie den Holocaust organisierten; die Hutus verhöhnten die Tutsi als „Kakerlaken“, bevor sie in Ruanda mit dem Völkermorden begannen. Der Moderator der Fatah-Festveranstaltung, der den Mufti vorstellte, erklärte, der Krieg gegen die Juden sei ein „heiliger Krieg gegen die Nachfahren von Affen und Schweinen.“ ((Vgl. die von der Palestinian Media Watch (Palwatchorg) veröffentlichten Filmauszüge, 19.1.2012. In: http://www.youtube.com/watch?v=kDoV8ZL9Xkc&feature=player_embedded; siehe auch die Meldung: http://www.botschaftisrael.de/2012/01/19/ranghochster-fatah-geistlicher-ruft-zum-judenmord-auf/.)) Mir sind bis heute keine relevanten Proteste gegen diese ungeheuerlichen Brandreden bekannt.

1.3  Die Weltgemeinschaft

Seit dem Sechstagekrieg von 1967 richtet sich das Interesse der Welt auf den Nahen Osten, besonders auf Israel. Obwohl Israel die weltweit höchste Korrespondentendichte aufweist, sind die Journalisten nicht im Land, um Leser und Zuschauer über die Buntheit der israelischen Gesellschaft zu informieren – das öffentliche Interesse richtet sich auf militärische Maßnahmen Israels in den besetzten Gebieten. Sie sind als Nachrichten attraktiver; garantieren Schlagzeilen und Einschaltquoten – auch, weil sie deutsche und europäische Obsessionen bedienen.

Wann immer es zu einer gewaltsamen Konfrontation der israelischen Armee mit ihren Widersachern kommt, vermitteln Nachrichten und Kommentare Bilder eines angeblich „biblischen Krieges“: „Auge um Auge“, „Vergeltungsschläge“, „alttestamentarische Racheaktionen“ – reflexhaft tauchen jedes Mal die Klischees des christlichen Antijudaismus auf – in einer religiös konnotierten Schärfe, die uns in anderen Konfliktregionen (z. B. im früheren Nordirlandkonflikt zwischen Katholiken und Protestanten) niemals begegnen.

Diese Israel-Obsession spiegelt sich auch in den Aktivitäten der UNO und ihrer Unterorganisationen wider: Wenn es um Israel geht, finden sich stets Mehrheiten, die die einzige Demokratie im Nahen Osten anklagen und verurteilen. Die UNO-Vollversammlung hat bis heute mehr als 200 antiisraelische Resolutionen verfasst, während die anderen 192 UN-Mitglieder mit Glacé-Handschuhen angefasst werden – das gilt auch und gerade für Kuba, Simbabwe, Usbekistan, China und andere autoritär-despotisch regierte Länder der Welt. Dabei fallen ungewöhnliche Koalitionen und Querfront-Allianzen auf – etwa jene zwischen dem linkspopulistischen Präsidenten Hugo Chávez (Venezuela) und dem „Gotteskrieger“ Mahmud Ahmadinedschad (Iran). Die Feindschaft gegen Israel schmiedet zusammen, was normalerweise nicht zusammenpasst. Wenn’s um Israel geht, treten ideologische Differenzen zurück; selbst Diktatoren entdecken dann das Völkerrecht oder bemühen die Menschenrechte. Manchmal habe ich den Eindruck, Oskar Panizza hätte Recht mit seiner Diagnose: „Der Wahnsinn, wenn er epidemisch wird, heißt Vernunft.“ ((Ein Bonmot, das dem Schriftsteller, Arzt und Borderliner Oskar Panizza (1853 bis 1921) zugeschrieben wird.))

2.      Darf man in Deutschland Israel kritisieren?

Die Frage klingt unschuldig. Sie unterstellt aber, die kritische Auseinandersetzung mit der Politik Israels unterliege einem Denkverbot – „wegen der Vergangenheit“. Zumal „die Deutschen“ geradezu eine „Freundespflicht gegenüber Israel“ empfänden. ((So Stefan Reinecke: Feigheit vor dem Freund. In: die tageszeitung (taz), Berlin: 23.8.2010 (http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=me&dig=2010%2F08%2F23%2Fa0082&cHash=cb57f54ada).)) Eine „mächtige Israellobby“, so heißt es, stelle jegliche Kritik an Israel unter einen antisemitischen Generalverdacht. Warum sich dieses Tabu so hartnäckig halten soll, führen die einen auf das angeblich schlechte Gewissen der Deutschen zurück; andere prangern eine „zionistisch“ beherrschte Medienöffentlichkeit an. „Israelkritik“ wird in diesem Narrativ zu einem Akt der Zivilcourage. Mutige Israelkritiker rufen, „vor Kühnheit zitternd“ (frei nach Martin Walser) dazu auf: „Es muss doch in diesem Lande wieder möglich sein …!“

Wer sich Berichterstattung und Meinungsbilder über Israel in den letzten 60 Jahren anschaut, stellt allerdings fest: In Deutschland war es noch nie ein „Tabu“, Israel und die israelische Regierung zu kritisieren.

Im Gegenteil: Man wird dafür geehrt, nach dem Motto: je schriller, desto besser: Vor kurzem bekam ein palästinensischer protestantischer Pfarrer in Baden-Baden einen angesehenen Medienpreis verliehen, obwohl er nicht nur krude antiisraelische, sondern althergebrachte rassistisch-theologische Positionen neu belebt – etwa die, dass die „DNA Jesu“ seiner eigenen näher sei als die von Netanjahu. ((Vgl. Ricklef Münnich: Der „Jerusalemsverein“, Mitri Raheb und die Kanzel von Adolf Stoecker. In: Compass-Infodienst, 19.2.2012 (http://www.compass-infodienst.de/Christlich-juedischer_Dialog_-_Interreligioese_Welt.10429.0.html); siehe auch die Erklärung des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit vom 24.2.2012, mit zahlreichen Quellenbelegen (http://www.deutscher-koordinierungsrat.de/01_04_mehr.php?pNUM=1&mID=68).)) Ich frage mich seither: Was unterscheidet Mitri Raheb theologisch von den nazifreundlichen sog. Deutschen Christen, die zwischen 1933 und 1945 die Ev. Kirche geprägt haben?

Bis heute versetzt kein anderes außenpolitisches Thema unsere Gesellschaft so sehr in Rage wie die Kritik an Staat und Gesellschaft Israels. Ist es nicht seltsam, dass Begriffe wie „Dänemarkkritik“, „Schweizkritik“ oder „Russlandkritik“ im „normalen“ Sprachgebrauch nicht existent sind? Wer dagegen das Wort „Israelkritik“ googelt, kommt auf zehntausende Einträge. Es mag ja gute Gründe geben, Israel im Allgemeinen und Netanjahu, Lieberman etc. im Besonderen zu tadeln – aber verdienen nicht auch andere Länder dieser Welt kritische Begleitung? Um einem Missverständnis vorzubeugen: Selbstverständlich ist Kritik an Israel „erlaubt“ – sie kann legitim oder gar notwendig sein – so wie Kritik an jedem anderen Staat auch. Lassen Sie mich das an einem Beispiel näher erläutern:

Israel ist ein demokratischer Staat in einer von Umbrüchen, aber auch von Despoten beherrschten Region. Als UNO-Mitglied unterliegt das Land denselben Maßstäben wie andere Länder auch. Dieser Anspruch lässt sich am Beispiel der umstrittenen Siedlungspolitik überprüfen, die im Fokus gegenwärtiger Israelkritik steht: Israel eroberte 1967 in einem ihm aufgezwungenen Schlagabtausch u. a. Ost-Jerusalem und das Westjordanland. Nach den militärischen Drohgebärden und verbalen Vernichtungsdrohungen arabischer Nationalisten in Kairo und Damaskus kam dieser rasche Sieg im sog. Sechstagekrieg vielen Beobachtern einem Wunder gleich. Schon bald darauf begannen Israelis, vor allem in der Westbank mit regierungsamtlicher Duldung und bald auch mit staatlicher Förderung Siedlungen zu bauen. Diese Gebiete waren zuvor 400 Jahre osmanisch, dann fast 30 Jahre britisch und zuletzt fast 20 Jahre jordanisch besetzt gewesen – einen Staat Palästina hat es nie gegeben. Dennoch ist die israelische Bautätigkeit in den vor bald 45 Jahren eroberten Gebieten völkerrechtlich problematisch und politisch-psychologisch einer von mehreren Stolpersteinen auf dem Weg zu einer Entschärfung des Nahost-Konflikts. Die Siedlungspolitik kann mit Fug und Recht kritisiert werden.

Aber eine solche Kritik sollte der Hintergründe gewahr bleiben – verstehen, ohne zu rechtfertigen: Die Arabische Liga hatte schon kurz nach dem Sechstagekrieg – auf dem Gipfel von Khartum – ihr dreifaches „Nein“ bekräftigt: „Nein zur Anerkennung Israels! Nein zu Verhandlungen! Nein zum Frieden mit Israel!“ ((Zu Einzelheiten vgl. Archiv der Gegenwart (Königswinter), 15. September 1967, S. 13411.))Musste da nicht die Versuchung groß sein, im Überschwang des unerwarteten militärischen Erfolgs die Westbank als ein weiteres zionistisches Projekt zu begreifen? Wobei schon damals erkennbar war, dass die Linke eher sicherheitspolitisch, die Rechte zusätzlich nationalreligiös motiviert war.

Inzwischen übt sich sogar die rechtskonservative israelische Regierung in Schadensbegrenzung: Sie dämmt die Siedlungspolitik ein, löst Straßensperren auf und fördert die wirtschaftliche Erholung der Westbank. Die israelische Militärverwaltung hat seit 2008, von der Weltöffentlichkeit wenig beachtet, die Zahl ihrer Checkpoints in der Westbank von 42 auf 16 reduziert. Diese Tendenz spiegelt den Alltagspragmatismus der Regierung von Benjamin Netanjahu wider, die zu einer Erholung der palästinensischen Ökonomie im Westjordanland geführt hat – mit fast zweistelligen Wachstumsraten. Netanjahus Vor-Vorgänger Sharon war der erste, der die Auflösung von Siedlungen nicht nur versprechen, sondern umsetzen sollte, ohne dass freilich dadurch ein politischer Prozess in Gang gekommen wäre. Netanjahu, ebenfalls nicht als „Taube“ bekannt, hatte 2010 einen auf zehn Monate befristeten Siedlungsstopp verhängt. Diese Schritte waren als Signale des guten Willens an die Adresse der Palästinenser gemünzt, um in direkte Verhandlungen über eine historische Beilegung des Konflikts einzutreten: „Land gegen Frieden“ ist nach wie vor der normative Rahmen jedes ernstzunehmenden Friedensprozesses. Demgegenüber streben die Palästinenser heute die UN-autorisierte Ausrufung eines eigenen Staates an, ohne sich zugleich zur Anerkennung Israels und zu einer endgültigen und verbindlichen Grenzziehung im Rahmen bilateraler Verhandlungen verpflichten zu wollen. Könnte es sein, dass der sog. Friedensprozess deswegen nicht vorankommt, weil sich viele Palästinenser – nicht nur die Anhänger der islamistischen Hamas, sondern auch die Gefolgsleute der „gemäßigt“ säkularen Fatah – noch immer nicht mit der Existenz Israels abgefunden haben?

3.  Wann ist Israelkritik antisemitisch?

Kritik an Israel ist „erlaubt“ und kann legitim sein. Aber wie kann man Israelkritik von Antisemitismus unterscheiden? Um antisemitische Israelkritik herauszufiltern, hat sich das sog. 3-D-Modell nach Nathan Sharansky ((Natan Sharansky: Antisemitismus in 3-D. In: haGalil onLine, 5.3.2004 (https://www.hagalil.com/antisemitismus/europa/sharansky.htm). Übersetzung: Thorsten Schmermund. Quelle: Aish.com (Erstveröffentlichung: Jerusalem Post).)) bewährt:

  • Dämonisierung: immer zuerst „Israel“, der „zionistischen Lobby“ oder gar „den Juden“ die Schuld geben; umstrittene israelische Militäreinsätze mit den Verbrechen der Nazis vergleichen und gleichsetzen (Aufrechnung und „Entsorgung“ der NS-Verbrechen);
  • Doppelstandards: die Handlungen Israels mit anderen Maßstäben als die Praktiken anderer internationaler Akteure messen und beurteilen;
  • Delegitimierung: das Existenzrecht Israels als jüdischer und demokratischer Staat in Frage stellen.

4.  Was treibt den israelbezogenen Antisemitismus an – und warum?

Israels Fläche bedeckt 0,015 Prozent der Erdoberfläche; mit 20.770 km² liegt das Land der Größe nach an 161. Stelle – noch vor Slowenien, aber hinter El Salvador. Gleichwohl beziehen sich bis zu zehn Prozent der Weltnachrichten in unseren Medien auf das kleine Land zwischen Jordan und Mittelmeer. Man könnte meinen, der jüdische Staat sei ein libidinös besetzter Fixpunkt, wobei die obsessiven Gefühle gegenüber Israel und seinen Menschen extremen Schwankungen unterliegen.

Wohl kaum ein Land ist während des Sechstagekrieges von 1967 so proisraelisch ausgerichtet gewesen wie die westdeutsche Bundesrepublik. Aber genauso gilt: In keinem Land haben antiisraelische Emotionen derart hohe Wellen geschlagen wie ausgerechnet in Deutschland – man schaue sich nur vorletztes Jahr die heftigen Reaktionen auf die Zusammenstöße zwischen israelischen Marineeinheiten und militanten Aktivisten der Gaza-Hilfsflotte an. Derselbe Bundestag, der normalerweise bei keinem einzigen politischen Thema einen parteiübergreifenden Konsens erzielt und auch Resolutionen gegen den Antisemitismus monatelang berät, modelliert und nach allen Seiten austariert, bevor er sie zur Abstimmung stellt, einigte sich gleichsam über Nacht – einstimmig – auf einen israelkritischen Antrag, um u. a. festzustellen, Israel habe den „Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verletzt“. ((Vgl. den Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen. In: Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode. Drucksache 17/2328, Berlin, 30.6.2010.)) In ungleich katastrophenträchtigeren Konflikten engagieren sich Bundesregierung und Bundestag merklich weniger – etwa, als es 2011 darum ging, den Menschen in Libyen zur Seite zu stehen. Der Beschluss des UN-Sicherheitsrates zum Schutz der Zivilbevölkerung erfolgte mit Billigung der Arabischen Liga. Im Gegensatz zu den USA, Frankreich und Großbritannien enthielt sich Deutschland der Stimme – an der Seite Russlands und Chinas.

Die ungezählten zivilen Opfer in Afghanistan oder im Irak, in Tschetschenien oder Darfur, in Libyen, Syrien oder im Iran – ganz zu schweigen von den zahlreichen Opfern von Massakern in den zerfallenden Staaten Afrikas – erzeugen in der UN-geprägten Weltöffentlichkeit kaum jenes Maß an Betroffenheit, das noch jede vergleichsweise harmlose militärische Reaktion Israels auslöst. Warum gibt es darüber keinen Sitzungsmarathon und keinen Verurteilungsmechanismus – sei es im Bundestag, im UN-Sicherheitsrat oder in der UN-Vollversammlung? Selbst die festungsartige Abschirmung „sensibler“ Zonen an den Außengrenzen Europas und die Duldung massenhafter tödlicher „Unfälle“ – etwa vor den Kanarischen Inseln oder im Mittelmeer – stößt auf Gleichgültigkeit. Offenbar bedarf es erst des Stimulus’ jüdischer Tatbeteiligung, um nachhaltige Empörung auszulösen.

Mit Bezug auf die Schoah wird kolportiert, die Juden seien „wie Schafe zur Schlachtbank“ gegangen. Heute dagegen setzt Israel den alten APO-Spruch um: „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt“; und prompt heißt es, der jüdische Staat reagiere „unverhältnismäßig“. Der unbefangene Blick auf internationale Konflikte lässt erkennen, dass die Handlungen Israels mit anderen und strengeren Maßstäben gemessen werden als sie sonst international üblich sind. Offenbar hat sich der jahrhundertelange Antisemitismus 1945 nicht verflüchtigt, sondern prägt nach wie vor das kollektive Unbewusste der Weltgemeinschaft. Zudem plagt sie noch immer ein schlechtes Gewissen: Sie giert nach Exkulpation und moralischer Kompensation wegen ihres Versagens in der Nazi-Zeit. „Je ‚böser‘ die Israelis gezeichnet werden, desto ‚besser‘ können „wir“ uns fühlen – dann war der Holocaust, wenn wir ihn schon nicht leugnen können, wenigstens nicht einzigartig.“ In diesem identitätsstiftenden Gedankenkonstrukt mutieren die Nachfahren der Opfer zu Tätern eines neuen Holocausts.

Wenn wir über Juden, Israel und Zionismus sprechen, reden wir immer auch über uns selbst – viele unserer Sprüche und Parolen künden von historisch bedingten Entlastungsbedürfnissen und Schuldabwehr-Projektionen. Der Antizionismus ist heute das trojanische Pferd, das das antisemitische Ressentiment gesellschaftsfähig macht. Wer von diesem moralisch getarnten Antisemitismus nicht reden will, sollte von Israel besser schweigen. ((Vgl. Henryk M. Broder: Vergesst Auschwitz! Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage, München, März 2012.))

5.  Was tun? Gegenstrategien?

Die Antwort auf diese Frage rührt am Wertekern deutscher und europäischer Identität: Der Antizionismus hat seine Unschuld verloren, die er vor dem Holocaust gehabt haben mag. Wer im Angesicht von Auschwitz dem Zionismus als nationaler Befreiungsbewegung der Juden und Israel als jüdischem Staat die Existenzberechtigung verweigert, zieht nicht nur Millionen israelischer Juden, sondern auch Diaspora-Juden den existenziellen Daseinsteppich unter den Füßen weg. Auch für Juden in Deutschland fungiert Israel als potenzieller Rettungsanker; als Versicherungspolice. Israel ist der Grund, warum Juden trotz des Völkermords vor 70 Jahren wieder einen aufrechten Gang gehen können.

Es war der Schriftsteller Jakob Wassermann, der 1923, als der Name Adolf Hitler noch kaum bekannt war, entnervt zu Papier brachte:

„Jedes Vorurteil, das man abgetan glaubt, bringt, wie Aas die Würmer, tausend neue zu Tage. […] Es ist vergeblich, in das tobsüchtige Geschrei Worte der Vernunft zu werfen. Sie sagen: Was, er wagt es aufzumucken? Stopft ihm das Maul! Es ist vergeblich, die Verborgenheit zu suchen. Sie sagen: Der Feigling, er verkriecht sich, sein schlechtes Gewissen treibt ihn dazu. Es ist vergeblich, unter sie zu gehen und ihnen die Hand zu geben. Sie sagen: Was nimmt er sich heraus mit seiner jüdischen Aufdringlichkeit? […] Es ist vergeblich, das Gift zu entgiften. Sie brauen frisches. Sie sagen: Er ist ein Jude.“ ((Jakob Wassermann, Mein Weg als Deutscher und Jude (1921), Frankfurt/Main 2005, S. 127f.))

•  Sollen wir die Hände in den Schoß legen und sagen: Alles vergeblich – es hat ohnehin keinen Zweck, den Antisemitismus zu bekämpfen? Ganz so pessimistisch wie Jakob Wassermann mag ich nicht sein, obwohl seine bittere Resignation nachvollziehbar ist.

•  Können wir die Seuche des Antisemitismus mit gesetzlichen Verboten einhegen? Wenn das gelingen sollte, dann allenfalls an der Oberfläche. Gesetzesverbote wären ein Armutszeugnis – eine Kapitulation vor den Feinden von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten. Eine sich ihrer Grundwerte bewusste Gesellschaft kann und darf sich nicht auf juristische und polizeiliche Mittel beschränken – sie wird immer die geistige Auseinandersetzung suchen und auf Überzeugung setzen.

•  Was also können und sollen wir tun? Über Antisemitismus in seiner Breite aufklären und die Judenfeinde in unserer Mitte ächten: Aufklären und ächten ist also die ständige Sisyphus-Arbeit! Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass in unserer Mitte Judenfeinde ihre Stimme erheben, offen oder verdeckt. Klare pädagogische Maßnahmen in Schule und medialer Öffentlichkeit sind kein Allheilmittel, aber sie sind alternativlos – ein unvollkommenes Bollwerk gegen die Barbarei. 1933 hat unser Land keine solchen Barrieren gehabt – die politischen, religiösen und erzieherischen Akteure des Landes waren selbst von Ressentiments erfüllt. Heute gibt es alljährlich Wochen der Brüderlichkeit, zudem ein ganzes Netz von zivilgesellschaftlichen Initiativen, Volkshochschulen, allgemeinbildenden Schulen usw. – mit Lehrkräften und Lehrplänen, die zur Stärkung freiheitlicher und demokratischer Werte wie Zivilcourage beitragen können. Nutzen wir diese Chancen, auch wenn es niemals Erfolgsgarantien geben wird!

Das jahrtausendealte Phänomen der Judenfeindschaft in seinen vielfältigen Ausprägungen reicht tiefer als jede Alltagsdiskriminierung bzw. jedes Vorurteil. Lassen wir zum Schluss noch einmal Henryk M. Broder zu Wort kommen:

„Wir haben es beim Antisemitismus nicht mit einem Vorurteil, sondern mit einem Ressentiment zu tun. Vorurteile sind harmlos; man braucht sie, um sich im Leben zurechtzufinden. […]

Ein Vorurteil zielt auf das Verhalten eines Menschen, ein Ressentiment auf dessen Existenz. […]. Der Antisemit nimmt dem Juden nicht übel, wie er ist und was er tut, sondern dass er existiert. Der Antisemit nimmt dem Juden sowohl die Abgrenzung wie die Anpassung übel. Reiche Juden sind Ausbeuter, arme Juden sind Schmarotzer, […]. Der Antisemit nimmt dem Juden prinzipiell alles übel, auch das Gegenteil. Deswegen bringt es nichts, mit Antisemiten zu diskutieren, sie von der Absurdität ihrer Ansichten überzeugen zu wollen. Man muss sie ausgrenzen, sie in eine Art sozialer Quarantäne isolieren. Die Gesellschaft muss klar machen, dass sie den Antisemitismus und den Antisemiten verachtet, so wie sie die Prügelstrafe als Mittel der Erziehung und die Vergewaltigung […] verachtet, wohl wissend, dass sie nicht alles kontrollieren kann, was hinter zugezogenen Gardinen und unter vier Augen passiert.“ ((Henryk M. Broder im Juli 2008 vor dem Innenausschuss des Deutschen Bundestag. In: http://www.bundestag.de/ausschuesse/a04/anhoerungen/Anhoerung14/Stellungnahmen_SV/Stellungnahme_08.pdf.))

Verschriftlichte und aktualisierte Fassung eines Vortrags im Rahmen einer Festveranstaltung in der Woche der Brüderlichkeit am 15. März 2012 in Konstanz.

7 Kommentare

  1. Antisemitismus kann so einfach sein. Da Zoophilie/Sodomie in Deutschland immer noch erlaubt ist, wurde ein Vorschlag im Zukunftsdialog mit der Kanzlerin der Voschlag gemacht, Zoophilie in Deutschland doch endlich zu verbieten. Im Kommentar 951 wird Waltraud, eine wohl strenggläubige Christin mit folgenden Worten von einer bekannten Zoophilen kommentiert. @waltraud
    sie glauben wohl an den alttestamentarischen gott. sind sie eine jüdin oder bedienen sie sich lediglich des alten testamentes, wenn ihnen die angebliche friedfertigkeit eines jesus christus nicht impulsiv genug erscheint? ‚halte deine andere wange hin‘, oder so ähnlich, soll er doch gesagt haben, der christengott. wie ist eine solch pazifistische aussage mit „Die Rache ist mein“ vereinbar? glaubensfragen sind so eine sache, nicht wahr.. Das wird von der Redaktion Zukunftdialoges auch gerne hochgeladen. Link https://www.dialog-ueber-deutschland.de/DE/20-Vorschlaege/10-Wie-Leben/Einzelansicht/vorschlaege_einzelansicht_node.html?cms_gtp=475848_Dokumente%253D2&cms_idIdea=4133  Selbstverständlich führt diese Organisatuion in ihrem Blog auch eien Judenstern mit dem Symbol der Zoophilen/Sodomisten. Link http://blog.zeta-zoophilie.info/ausgrenzung-und-verfolgung/

  2. Fortsetzung:
    Natürlich sehe auch ich, dass es „den“ klassischen Antisemitus, dessen Mutter bekanntlich die katholische Kirche ist, gibt, in DE wie auch in anderen Ländern. Und da kann es nur eine Richtung geben, nämlich das als gesellschaftliches Anliegen zu verstehen, ihn zu bekämpfen, dagegen auftreten. Und vom Staat erwartet man deutlichere Zeichen als bisher.  
     

  3. @Daniel, @Karl Pfeifer
    Wenn eine BBC-Umfrage ergibt, dass Israel die Liste der unbeliebtesten Staaten anführt (gleiche Ergebnisse würden Umfragen in anderen Ländern ergeben), sollte doch zum Nachdenken anregen, weshalb das so ist.
    Nicht die Juden, Antijudaismus und Antisemitismus sind das Problem, sondern die Zionisten , der Zionismus generell. Und deshalb kommt jeder automatisch zum Staat Israel. Es ist die von Zionisten aus der Not heraus ausgegebene und von deren verpflichteten Anhängern in der Welt, die immer weniger werden, zu verbreitende Hilfsformel – Antizionismus ist Antisemitismus, die aus dem Staatenproblem Palästina ein Antisemitusmus Problem machen soll.
    Die schizophrene Konstruktion Israel als jüdischer Staat ( nicht Staat aller  seiner Einwohner) und zugleich Staat aller Juden der Welt, seine auf Sand gebauten Fundamente aus biblischen Mythen, die immer noch als Wahrheit verkauft werden,  ( Auserwähltes Volk, von Gott zugewiesenes Land in das man zu Recht zurückkehrt), rassistische und nationalistische Politik mit ausschließlich militärischen Mitteln ohne ehrliche Friedensabsichten – das steht dem Rest der Welt seit Jahrzehnten bis Oberkante Unterlippe.  Der zonistische Versuch ist gescheitert und erfreulicherweise werden es immer mehr Menschen auch in Israel, die wissen, dass ein anderer Kurs zu anderen Lösungen führen wird.

  4. „Opas Judenfeindschaft ist out – mal abgesehen von einigen Ausreißern in ländlichen Regionen z. B. Ostdeutschlands oder im Raum Dortmund, Aachen usw.“

    Die Judenfeindschaft in Aachen ist nicht Opas, sie ist up-to-date.

  5. Wenn’s nich Israel wäre, dann ist es natürlich die USA selber…oder vielleicht auch Deutschland.
    Sündenböcke haben Hochkonjunktur!
    Ja, Antisemitismus ist ein Welterklärungsmodell, aber meiner Meinung nach zu vereinfacht um noch funktionell zu sein.
    Die Welt, die Menschen sind viel komplizierter als das sie immer alles nur auf blinden Antisemitismus zurückführen können.

  6. Daniel, klar doch die Juden bilden sich den Antisemitismus ein. Und wenn ein französischer Muslim jüdische Kinder mordet, dann ist der Staat Israellaut den Apologeten daran schuld, die Politik des Staates Israel und die Tatsache, dass er in einer Sozialwohnung aufwuchs, deswegen wurde er auch zuvor kriminell.
    Israel ist in der arabisch-muslimischen Welt ein bequemer Sündebock, der für alle Probleme dieser Länder verantwortlich gemacht werden kann.
    Und wenn in Syrien bereits 9000 Todesoper gibt, wenn sich Schiiten in sunnitische Moscheen und Sunniten sich in schiitische Moscheen im Irak und in Pakistan in die Luft sprengen, wenn in Ägypten die Ureinwohner die christlichen Kopten diskriminiert werden, ja wenn die Christen aus dem ganzen Nahen Osten abwandern, wenn die Kurden, Azeris und Araber im Iran unterdrückt werden, wer ist da schuld?
    Antisemitismus ist ein Welterklärungsmodell und daher für die meisten Rechts- und Linksextremisten unverzichtbar.
    Und vom angeborenen Antisemitismus zu schwafeln macht auch keinen Sinn, weil solches hier von Verfassern von Artikeln nicht behauptet wird. 

  7. Ich hab dazu meine eigene Theorie….(nur so ein Gedanke).
    Wenn Israel wirklich nur ein unbedeutendes 3. Welt Land wäre, dann würde sich auch keiner darum kümmern. ABER, das ist Israel nu ma nich und wird es auf absehbare Zeit auch nicht werden.
    Israel ist in seinem Kampf ums Ãœberleben sehr stark vom Westen, und hier besonders von den USA, abhängig. Machen wir uns nichts vor!  Und hier liegt der Grund für das „besondere Augenmerk“ das Israel immer zuteil wird, egal was es macht.
    Die Rechten wissen um AIPAC und Abe Foxman und hassen Israel dafür (Manipulationen der amerikanischen Politik)….die Linken hassen generell einen starken Westen aka die USA, wohl wissend, das Israel die „verwundbare Flanke“ ist, mal einfach ausgedrückt. Dann ist da natürlich der radikale Islamismus und sein besonderer Gegenspieler, die radikalen Christen…BEIDE wünschen sich die Juden in Israel entweder convertiert oder tot.
    Eine Allianz zwischen Chavez und Achmadinejad ist da nur logisch.
    Ich persönlich glaube nicht an einen angeborenen Anti-Semitismus als die Wurzel allen Ãœbels….auch nicht an ein erstarken desselben in Europa. Jedenfalls nicht bei den Eingeborenen. Israel ist halt ein wichtiges Schlachtfeld der Ideologien, der Religionen und sogar zwischen dem Westen und dem Rest der Welt.
    Das alles erklärt die Aufmerksamkeit und den verschiedenartigen Hass den dieses kleine Land auf sich zieht viel mehr als bloßer „Mann, die konnten uns noch nie leiden….die ollen Antisemiten die!“

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