Der frühe Regen, der die vergangene Wintersaison bereits im Oktober einleitete, brachte den Israelis ein kurzes Aufatmen. Ein heißer Sommer und fünf Jahre minimaler Niederschläge lagen hinter ihnen und alle hofften, dass es bis Februar nun so weitergeht. Experten allerdings warnten gleich, dass, selbst wenn es ein regenreicher Winter wird, das Defizit der letzten Jahre keinesfalls aufgeholt werden kann. Dazu bedürfe es mehrerer guter Regenperioden, und die Wasserkrise sei mit Sicherheit nicht überwunden…
Noch Mitte Oktober war in den Schlagzeilen zu lesen, dass die „Schwarze Linie“ (- 214,4 m) des Kinneret (See Genezareth) bald erreicht sei, was irreparable Schäden des Sees zur Folge hätte. Kurz darauf begann es zu regnen, und Mitte November lag der Pegel des Kinneret bei -214,29 Meter, was bedeutet, dass der See weitere 5,5 Meter bis zur idealen Wasserhöhe benötigt. Selbst wenn sich alle optimistischen Erwartungen erfüllen sollten, war dies unmöglich zu erreichen. Also waren alle Augen auf das wichtigste Süßwasserreservoir Israels gerichtet. Noch mehr als in den Vorjahren war der Wasserstand des Kinneret eine bedeutendere Zahl als jeder Börsenkurs.
Am 20. Januar dann gab es Schlagzeilen ganz anderer Art. Heftige Regenfälle hatten in der Judäischen Wüste, die zum Toten Meer führt, in der Negev-Wüste und in der Arawa-Senke zu Sturzfluten geführt, die sogar zwei Todesopfer forderten. Man muss allerdings dazu sagen, dass die beiden sogenannte „Flutjäger“ waren (ähnlich den Menschen, die Tornados hinterher fahren) und es eigentlich hätten besser wissen sollen.
Insbesondere die Region Negev hatte ungewöhnlich viel Regen abbekommen. Hier einige Zahlen, verglichen mit den durchschnittlichen Regenfällen:
SdeBoker 185%
Beer Schewa 95 %
Arad 119%
Kibutz Negba 74 %
Das in der Regel trockene Bett des Flusses Zin
Dem gegenüber wurden durch die Kraft der Sturzfluten Straßen und Felder überflutet. Es gab Ortschaften, die für einige Tage vom Rest Israels abgeschnitten waren und auch nicht versorgt werden konnten. Auch einige ältere Wasserreservoire hatten Schaden davon getragen, sie müssen im Sommer mit neuen Folien ausgekleidet werden. Die von KKL-Spendern in Deutschland unterstützten Reservoire Yatir, Nahal Oz und Kedma blieben nicht nur verschont, im Gegenteil. Gerade bei Sturzfluten fungieren sie als Auffangbecken und verhindern so Überschwemmungen der Gegend.
Im Februar gab es dann nach langer, langer Zeit auch endlich einmal gute Nachrichten vom Kinneret: Der Pegel war in den Monaten Dezember und Januar um immerhin 91 Zentimeter gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr um etwa einen Meter. Im Januar stieg der Wasserstand mit 61 Zentimetern so stark an wie in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr. Ein Meter am Pegel des Kinneret steht für etwa 160-170 Millionen Kubikmeter Wasser – eine Menge, die der des gesamten pro Jahr in Israel entsalzten Wassers entspricht (Quelle: Botschaft des Staates Israel).
Zur Erinnerung: Der Kinneret, Israels Gradmesser für die Wasserpolitik, liegt 231 Meter unterhalb des Meeresspiegels. Ist er optimal gefüllt, liegt der Pegel bei – 208,8 m, der so genannten Oberen Roten Linie. Die kritische Untere Rote Linie liegt bei -213 Metern. Pumpt man im Sommer soviel Wasser ab, dass der Pegel unter diese Linie fällt, steigt der Salz- und Chloridgehalt des Wassers. Der Pegelsand lag Anfang März 2010 bei -212,86 m.
Das sind typisch Spätregen!
Wenn man lange nicht mehr im Land war, dann hat man vergessen, dass es diese Regen gibt.
Und ihr, Kinder Zions, freut euch und seid fröhlich im HERRN, eurem Gott, der euch Lehrer zur Gerechtigkeit gibt und euch herabsendet Frühregen und Spätregen wie zuvor,
Joel 2 Kapitel
Das ist ein Zeichen, dass es wieder Lehrer der Gerechtigkeit gibt, aber ihr hört mal wieder nicht hin.