Die Familie „von Nazareth“ lebte bescheiden und koscher

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Die Familie „von Nazareth“, Maria, ihr Ehegatte Josef und der im fernen Bethlehem geborene Sohn Jesus, lebten möglicherweise in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung mit Innenhof und samt einer in den Felsen gehauenen Zisterne, in der sie im Winter das Regenwasser leitete. Sie verwendeten zudem aus Kalktein gemeißeltes Essgeschirr, wie es damals nur Juden benutzten, weil Steingefäße „koscher“ blieben. Zu diesen Schlüssen kam die Archäologin Yardenna Alexandre von der israelischen Antikenbehörde…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 21. Dezember 2009

Alexandre leitete Ausgrabungen auf einem kleinen Areal in unmittelbarer Nähe der katholischen Verkündungsbasilika. Die wurde mitten in Nazareth 1956 an der traditionellen Stelle der „Wohnung Marias“ errichtet. Die moderne Kirche steht allerdings über den Ruinen älterer Kirchen, wobei die erste im vierten Jahrhundert in der byzantinischen Zeit über Höhlen gebaut worden war.

Das gefundene Zwei-Zimmer-Haus beweise nach Meinung der Forscher, dass Nazareth zu Lebzeiten Jesu tatsächlich ein jüdisches Dorf gewesen sei. Bisher habe man nur einige Gräber aus jener Periode gefunden. Im Keller des benachbarten französischen Klosters St. Joseph kann man in der Tat eine in den Fels gehauene Nekropole besichtigen, darunter auch Grabhöhlen, die mit einem Rollstein verschlossen werden konnten. Eine Nonne erklärte dazu, dass es damals üblich gewesen sei, über solchen Grabhöhlen zu wohnen. „Das talmudische Verbot, Tote unter dem eigenen Haus zu begraben ist ein Hinweis darauf, dass das damals eine verbreitete Sitte war“, sagte die Schwester. Doch die gewaltigen Strukturen über den 2000 Jahren alten Grabanlagen stammten einwandfrei aus jüngerer Zeit.

So bestätigt sich, dass das jetzt entdeckte Wohnhaus der erste archäologische Nachweis für die Existenz eines Dorfes im Tal von Nazareth vor 2000 Jahren ist. Bei dem Haus wurde auch ein in den Fels gehauenes Versteck gefunden, mitsamt Tonscherben aus der römischen Zeit. Nach Angaben von Alexandre hätten Juden nicht nur in der Gegend von Nazareth versteckte Höhlen und unterirdische Gänge um das Jahr 67 herum als Fluchtwege zu Beginn des jüdischen Aufstandes gegen die Römer ausgehoben. Unter der Altstadt von Nazareth gibt es viele große Höhlen, in die die arabische Bevölkerung der Stadt während des Unabhängigkeitskrieges von Israel flüchtete.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

4 Kommentare

  1. zum Thema Ausgrabung der ehem. vermuteten Wohnung Josefs.

    Das alles klingt recht glaubhaft, denn Josef, Maria und Sohn waren ja eine recht arme, bescheidene Familie jüdischer Kultur und jüdischen Glaubens. Wie sollte da ihre Existenz auch anders ausgesehen haben.

    Man stelle sich einmal vor, sie – die „heilige Familie“ – wäre reich und von öffentlichem Ansehen gewesen. Ja, dann wäre die öffentliche Anerkennung des „Jesus von Nazareth als der Messias“ wohl eher möglich gewesen, oder … ?

    Ja, reich  und von einflußreich ( prominent ) sollte man schon sein, wenn man beachtet sein will; dann „kommt man voran“ und „macht Karriere“.  Allerdings wäre auszuschließen, daß dieser Jesus von Nazareth „unser Heilsbringer“ geworden wäre.

  2. Joschke hin oder her -  was Weihnachten  mit uns Juden  zu tun hat, beschrieb bereits Erich Mühsam in seinem legendären Chanukkagedicht:
    Geboren ward zu Betlehem ein  Kindlein aus dem Stamme Sem.
    Und ist es auch schon lange her,seit’s in der Krippe lag:
    So freu’n sich doch die Leute sehr bis auf den heut’gen Tag.
    Minister und Agrarier, Bourgeois und Proletarier:
    Es feiert jeder Arier zu gleicher Zeit und überall
    die Christgeburt im Rindviehstall.
    Das Volk allein‘ , dem dies geschah,
    das feiert lieber Chanukkah.

    In diesem Sinne: gut jontef!

  3. was hat denn die ausgrabung in nazareth mit pius zu tun?das ist ja noch nicht mal von hölzchen auf stöckchen kommen.der vergleich,auch mit weihnachten,hat soviel zu tun wie ein fisch mit einem fahrrad.

  4. Noch mehr Vorweihnachtliches, diesmal zum „tugendhaften“ Pius12:

    Zur bevorstehenden Seligsprechung von Pius XII.

    Sonntag, 20. Dezember, 15:22 Uhr

    Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Seligsprechung des umstrittenen Papstes Pius XII. hat in jüdischen Gemeinden für Empörung gesorgt: „Ich bin traurig und wütend“, sagte der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, der Nachrichtenagentur AFP in Berlin. Die israelische Regierung forderte die Öffnung der Archive des Vatikans. Ähnliche Fotos/Videos

     

    Wie der Vatikan mitteilte, wurde Papst Pius XII. der „heroische Tugendgrad“ zuerkannt. Für eine Seligsprechung muss nun noch geprüft werden, ob auf Fürsprache des Papstes eine Wunderheilung erfolgte. Pius XII. war von 1939 bis zu seinem Tod 1958 Oberhaupt der katholischen Kirche. Kritiker werfen ihm bis heute vor, nicht energisch genug gegen den von Hitler-Deutschland organisierten Völkermord an den Juden protestiert zu haben. Der Vatikan erklärt hingegen, Pius XII. habe mit stiller Diplomatie versucht, Juden zu helfen.
    „Es ist absolut verfrüht, diesen Schritt zu machen“, sagte Kramer. Er sprach von einer „deutlichen Umkehrung der historischen Fakten der NS-Zeit“. Die katholische Kirche versuche, „eine andere Geschichte zu schreiben“. Wütend mache ihn, dass Papst Benedikt XVI. keine ernsthafte wissenschaftliche Diskussion zulasse.
    Auch die Jüdische Gemeinde Italiens bewertete die Entscheidung des Papstes „kritisch“. In einer in Rom veröffentlichten Erklärung hieß es, es werde noch immer auf Zugang zu den Archiven des Vatikans gewartet, um eine genaue historische Bewertung vornehmen zu können. „Wir vergessen die Deportationen von Juden aus Italien nicht, insbesondere den Zug, der am 16. Oktober 1943 von Rom mit 1021 Menschen nach Auschwitz fuhr.“ Zu dem Transport in das NS-Konzentrations- und Vernichtungslager in Polen habe Pius XII. geschwiegen.
    Es sei die Aufgabe von Historikern, die Geschehnisse zur Nazi-Zeit genauer zu analysieren, sagte der Sprecher des israelischen Außenamtes Jigal Palmor AFP. Deshalb fordere Israel die Öffnung der Archive des Vatikans. Zum Prozess der Seligsprechung sagte Palmor: „Das ist eine Frage, die nur die katholische Kirche betrifft.“
    Im Prozedere zur Seligsprechung wurde auch der 2005 verstorbene Papst Johannes Paul II. von Benedikt XVI. per Dekret der sogenannte heroische Tugendgrad zuerkannt. Wie es aus dem Vatikan weiter hieß, könnte Johannes Paul II. im nächsten Jahr dann selig gesprochen werden.

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