Der alte Mann auf der Bahre: Die große Show

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In seiner Eröffnungsrede meinte der Anwalt Demjanjuks, Ulrich Busch, sein Mandant sei selbst ein Opfer, das den Befehlen seiner deutschen Kommandanten gehorchen musste. Die Staatsanwaltschaft fragte sich unterdessen, ob es denn wirklich nötig sei, dass Demjanjuk auf einer Bahre im Verhandlungssaal liege, obwohl er für prozesstauglich erklärt worden sei…

Noach Klieger berichtet in Jedioth achronoth täglich vom Prozessverlauf

Dr. Ulrich Busch, der energische Anwalt Demjanjuks, tut alles, um seinen Klienten zu verteidigen. Schon gestern setzte er alle nur denkbaren und undenkbaren Argumente ein, um einen Freispruch seines Klienten herbeizuführen. Busch investierte enorme Bemühungen, die Befunde von drei Medizinern zu widerlegen, die Demjanjuk für prozesstauglich erklärt hatten. Er und sein Klient bemühten sich auch sehr, einen genau gegensätzlichen Eindruck zu erwecken. Zu Beginn der Verhandlung wurde Demjanjuk auf einem Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben. Beim zweiten Teil lag er bereits auf einer Bahre und sah aus, als sei er bewusstlos. Nach dem er wieder „aufgewacht“ war, baten seine Anwälte um eine Pause, mit der Begründung, er fühle sich nicht wohl und müsse ärztlich untersucht werden. Das wurde ihm erlaubt. Aber diese Show, wie es einer der Staatsanwälte bezeichnete, machte auf die medizinischen Experten keinen Eindruck.

Buschs Argumente sind empörend. Er behauptete immer wieder, die „Trawniki-Rekruten“ hätten nur Befehle ausgeführt, genau wie die deutschen SS-Männer, die vor Gericht gestellt und aus diesem Grund frei gesprochen worden seien.

Als jemand, der im größten Vernichtungslager war, Auschwitz, und die Aktionen der SS-Leute mit eigenen Augen beobachtete, kann ich (Noah Klieger) mit Bestimmtheit sagen, dass sie von Mordlust und Judenhass motiviert waren, genau wie die Ukrainer im Lager. Für sie war es amüsant, Juden zu töten, und sie taten das bestimmt nicht nur, weil es ihnen befohlen wurde. Sie taten es, weil sie Spaß daran hatten, Juden zu töten und zu vernichten.

3 Kommentare

  1. Der Prozess gegen Demjanjuk dauert. Wegen seines Alters und Gesundheitszustandes ist die tägliche Verhandlungsdauer beschränkt. Die Zeugen, die die Staatsanwaltschaft aufbietet, sind natürlich auch schon sehr alt. Einer, der mit Demjanjuk viel zusammen war, kann ihn in dem Angeklagten nicht erkennen:

    http://www.br-online.de/aktuell/prozess-gegen-john-demjanjuk-DID1258534337127/demjanjuk-kriegsverbrecher-prozess-ID1259233080877.xml

    Allerdings ordnet er auf Fotos Demjanjuks ihn schon als seinen damaligen „Kameraden“ ein.

    Deshalb sind die Presseberichte darüber unterschiedlich: die einen sagen: er erkennt ihn nicht, die anderen: er erkennt ihn – wie es etwa hier

    http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/KZ-Wachmann-erkennt-Kamerad-Demjanjuk-wieder_aid_824306.html

    zu lesen steht.

    efem

  2. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendjemandem Spass macht, Menschen zu töten.
     
    Sie können es sich nicht vorstellen, und dennoch war es so. Ernst Klee, der (preisgekrönte) Autor u.a. zweier wichtiger biografischer Nachschlagewerke zum „Dritten Reich“ belegt anhand von Zeugenaussagen, dass manche Deutsche, die Exekutionseinheiten angehörten „nicht genug“ vom Töten bekommen konnten. Er bringt Beispiele von Landsleuten, die anscheinend in einen rauschartigen Zustand verfielen, in dem sie Lust verspürten, wenn sie töteten.
    Andere freilich, von denen er auch berichtet, mussten mit Alkohol und Sex ihre Gefühle beim massenhaften Ermorden abtöten, manche mussten sich übergeben, oder wurden zu ‚Nervenbündeln’…
     
    Die menschliche Psyche ist nicht einheitlich und berechenbar, sie ist mannigfaltigst unterschiedlich.
     
    RS

  3. Mit der letzten Äußerung wäre ich vorsichtig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendjemandem Spass macht, Menschen zu töten.
    Sicherliche müssen Schuldige bestraft werden, auch „kleine Rädchen“. Aber das Problem ist ja doch ein anderes: die Befehlsgeber laufen immer noch frei herum in Deutschland und wurden teils in den 60er Jahren freigesprochen. Das ist der eigentliche Skandal.
    Ob Demjanjuk eine Show macht oder wirklich alt und klapperig ist ? Er ist an die 90 Jahre alt, man kann davon ausgehen, dass es in diesem Alter mit der Gesundheit nicht mehr zum Besten steht.
    Klar, jeder der Gräueltaten beging, sollte dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Aber man sollte dann weitergehen und die Befehlsgeber ebenfalls gerichtlich belangen.

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