Im traurigen Monat November wars

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Der November ist ein trauriger Monat. Das hat schon Heine gewusst. Dass die November für uns Juden aber immer trauriger und trauriger werden würden, hatte Heine nicht wissen können. Er ist ja schon 1856 verstorben. Doch wenn man sich anschaut, welche Ereignisse seither im November passierten, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass der November tatsächlich noch trauriger ist, als Heine geahnt hat…

Von Ramona Ambs

23 Jahre nach Heines Tod, am 15. November 1879 veröffentlichte Heinrich von Treitschke in den Preußischen Jahrbüchern einen Artikel, in dem er die Lage der Nation analysierte. Dabei stellte er fest, dass, solange die Judenheit auf ihrer kulturellen Identität beharre, es ihnen nicht möglich sein würde, ihr „jüdisches Wesen“ abzustreifen und sich zum Deutschtum zu bekehren. Deshalb müsse man den Einfluss der Juden zurückdrängen. Treitschke schloss seine Ausführungen mit dem Satz „Die Juden sind unser Unglück!“ – eine Parole, die später dankbar von der nationalsozialistischen Bewegung aufgegriffen wurde.

1918 kam es mit dem Kriegsende zur Novemberrevolution. Die war leider auch nicht gut für Juden – Hitler sprach später stets nur von der „Judenrevolte“. Die Ursachen für diese Revolution waren zwar sehr vielschichtig und ausgelöst wurde sie durch Matrosen und nicht durch Juden – aber solch feinen Unterschiede bemerkt eben nicht jeder. Bereits im November 1918 erschien in national-völkischen Blättern die Behauptung, dass hinter den „Novemberverbrechern“ und ihrer Revolution das internationale Judentum stecke, welches sich durch dubiose Geschäfte bereichert habe und schuld sei am schmachvollen Ende des glorreichen deutschen Feldzugs.

Am 4. November 1921 erhielt die Ordnertruppe der NSDAP offiziell den Namen SA (Sturmabteilung). Mitglieder der SA unterstützten Hitler bei seinem ersten Putschversuch im November 1923 und waren in den folgenden Jahren vor allem dafür zuständig, politische Gegner und Juden zu verprügeln.

So auch im November 1938. In der sogenannten „Reichskristallnacht“ zogen Mitglieder der SA und der SS los, um jüdische Einrichtungen zu zerstören, Synagogen niederzubrennen und Juden zu verhaften. Der Auftakt zur Massenvernichtung begann in dieser Novembernacht. Und der Protest der deutschen Bevölkerung blieb aus.

Und auch während der Schoa geschahen besonders viele widerwärtige Aktionen im November. So zum Beispiel am 3. November 1940 – die sogenannte „Aktion Erntefest“ – eine heute weitgehend unbekannte Aktion, bei der auf Befehl Himmlers mehr als 43.000 Juden in den verbliebenen Konzentrationslagern Majdanek, Trawniki, und Poniatowa an diesem einen Tag erschossen wurden.

Bis heute treten Anschläge und Friedhofsschändungen im November gehäuft auf. Der 9. November 2003 war das geplante Datum für einen großen Sprengstoffanschlag auf die neue Synagoge in München und im November 2008 hing ein blutiger Schweinskopf am Tor des jüdischen Friedhofs in Gotha. Derartiges könnte man endlos weiter aufzählen. Die Sicherheitsvorkehrungen an den Synagogen werden also wieder verstärkt. Deswegen ist der November bis heute ein trauriger Monat. Jedenfalls kein guter Monat für Juden.

3 Kommentare

  1. Bei den alten Germanen wie auch noch bei den frühmittelalterlichen Angelsachsen, galt der November als der „Windmonat“, aber auch als der „Blutmonat“.
    Alte Bräuche, Volkssitten und Traditionen haften oft fester bzw. sitzen tiefer als wir gemeinhin annehmen.
    RS

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