haGalil Fernsehtipps

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Vom 15.11. bis 30.11. 2009 … Israelische Zeit, Angaben ohne Gewähr…

So, 15. Nov · 11:15-12:00 · BR
Stationen: Die Weiße Fahne – Nazis, Christen und das Kriegsende

Mit dem Kriegsende im Jahr 1945 war die Gefahr für Leib und Leben vieler Katholiken und Protestanten in Deutschland noch nicht vorüber. Engagierte Bürger, die das Ende des Dritten Reiches ohne Blutvergießen herbeiführen wollen, bezahlten dafür mit ihrem Leben.  Eine Informationsquelle über diese Zeit sind die Einmarschberichte, die von vielen Pfarrern verfasst wurden. Gut dokumentiert sind zum Beispiel folgende Fälle: In Götting bei Bad Aibling wird Pfarrer Grimm erschossen, als er zusammen mit dem Lehrer des Dorfes die weiße Fahne hissen und eine friedliche Übergabe erreichen will. In Bad Wiessee kehren die beiden katholischen Laien Quecke und Dohrn von der Freiheitsaktion Bayern aus München zurück, wo sie sich für eine friedliche Beendigung der Kriegshandlungen eingesetzt haben. Unmittelbar darauf werden sie von Einheimischen denunziert und von der SS im Perlacher Forst erschossen. Die Ehefrauen der Betroffenen sowie die Denunzianten leben heute noch. In Regensburg wird Domprediger Johann Maier vor ein Standgericht gestellt, weil er Verhandlungen mit den heranrückenden Alliierten aufgenommen hatte. Er wird hingerichtet, Regensburg aber vor der Zerstörung bewahrt. In Altötting starten katholische Männer im April 1945 eine Freiheitsaktion. Sie werden kurz vor Kriegsende liquidiert. Bereits im Oktober 1944 war Aachen als erste deutsche Stadt von amerikanischen Truppen eingenommen worden. Rechtsanwalt Franz Oppenhoff, der dem Aachener Domkapitel und dem Päpstlichen Werk der Glaubensverbreitung in der NS-Zeit immer wieder juristischen Beistand geleistet hatte, wurde auf Vorschlag des Bischofs von der Besatzungsmacht mit der Bildung einer neuen Stadtregierung beauftragt und zum Oberbürgermeister ernannt.

So, 15. Nov · 20:00-20:45 · arte
Leonard Bernstein: Sinfonie Nr. 3 „Kaddish“

Leonard Bernsteins 3. Symphonie, die Kaddish-Symphonie, ist eine Auseinandersetzung mit einem der wichtigsten jüdischen Gebete. Leonard Bernstein stellt dem liturgischen Text des Kaddish eigene, sehr persönliche Gedanken entgegen.

Schon 1955 hatte Leonard Bernstein den Auftrag für ein neues Werk, seine Sinfonie Nr. 3, bekommen. Doch erst 1963 kam es in Tel Aviv mit dem Israel Philharmonic Orchestra zur Uraufführung. Im Angesicht der großen Katastrophen der Menschheit geht es in der Kaddish-Symphonie um das Ringen mit dem Glauben an Gott. Leonard Bernstein stellt dem liturgischen Text des jüdischen Gebetes, insbesondere als Totengebet, eigene, sehr persönliche Gedanken entgegen. Rezitator ist der Schauspieler August Zirner – einer der vielseitigsten Bühnen- und Filmdarsteller unserer Zeit. Juliane Banse übernimmt den Sopranpart. Es spielt die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter der Leitung von Christian Poppen.

Im ersten Satz, der Invocation, wendet sich ein alter Mann in Form einer Sprecherrolle an Gott, um das Kaddish zu beten. Der Chor singt daraufhin das erste Totengebet des Mannes. Im Anschluss stellt der Mann seine Forderung an Gott: Er verlangt von ihm, für Ordnung und Frieden auf der Erde zu sorgen. Die Stimmung wechselt jäh, die Klänge werden laut und aggressiv.
Auch im zweiten Satz, der den Titel Din-Torah trägt, zu Deutsch Prüfung durch Gottes Gesetz, übt der Sprecher direkt Kritik: Er fordert Rechenschaft von Gott, der zu viel geschehen lasse. Nach einem musikalischen Tumult mündet dieser Satz im zweiten Totengebet.
Im dritten Satz will der Sprecher Gott veranlassen, einen neuen Bund zu gründen, was schließlich im Finale nach dem dritten Kaddish auch gelingt.

So existenziell der Inhalt dieser Symphonie, so extrem sind auch die musikalischen Mittel, die Bernstein einsetzt. Der Chor muss nicht nur singen, sondern auch rufen, in die Hände klatschen und mit den Füßen stampfen. Die Musik pendelt zwischen zwölftöniger Textur und klassisch-tonaler Harmonik. Hintergrundinformationen: Leonard Bernstein wurde 1918 in Lawrence, Massachusetts geboren und entwickelte schon als Kind seine Leidenschaft für die Musik am Klavier. Seinem Studium an der Harvard University schloss er ein weiteres Musikstudium am Curtis Institute of Music in Philadelphia an und verbrachte die Sommermonate als Student und Assistent in Tanglewood, dem Sommerinstitut des Boston Symphony Orchestra. Als Assistent und Hilfskapellmeister ging er 1943 zu den New Yorker Philharmonikern, wo er noch im gleichen Jahr seinen Durchbruch feierte: Er sprang kurzfristig für den erkrankten Bruno Walter ein und dirigierte ein über Rundfunk landesweit ausgestrahltes Konzert. In den folgenden Jahren übernahm er den Posten des Chefdirigenten des New York City Symphony Orchestra, trat regelmäßig mit den New Yorker Philharmonikern und dem Israel Philharmonic Orchestra auf und erschien als Gastdirigent bei vielen großen Orchestern in Amerika und Europa. 1958 übernahm er dann den Posten des Musikdirektors der New Yorker Philharmoniker. Sein Werk weist eine Vielfalt von Gattungen und Stilrichtungen auf, so komponierte er unter anderem Symphonien, Ballette, Opern, Filmmusiken und Broadway-Stücke, wie die „West Side Story“. Auch sein schriftstellerisches Werk und seine Vorlesungen als Gastprofessor an der Harvard University gelten als wertvolle Publikationen zur Musik. Bernstein wurde im Laufe seiner Karriere mit mehreren Auszeichnungen geehrt. So erhielt er die Ehrenmitgliedschaft der New Yorker und der Wiener Philharmoniker, ist Ehrenpräsident der Accademia di Santa Cecilia in Rom und Ehrendirigent des Israel Philharmonic Orchestra. Er erhielt zehnmal den Emmy Award und wurde 1985 mit dem Lifetime Achievement Grammy Award der National Academy of Recording Arts and Sciences der USA ausgezeichnet.

So, 15. Nov · 00:10-02:05 · RBB Berlin
Lili Marleen

Willie Bunterberg ist eine mäßig talentierte deutsche Sängerin, die 1938 durch Zürcher Bars tingelt und von einer großen Karriere träumt. Ihre Liebe zu dem jüdischen Musiker Robert Mendelsson steht unter keinem günstigen Stern. Frei nach dem Leben Lale Andersens erzählt Rainer Werner Fassbinder in seinem elegant inszenierten Melodram die Geschichte der Sängerin.

Robert schmuggelt für die Untergrundorganisation seines wohlhabenden Vaters David gefälschte Pässe nach Deutschland, um bedrohten Juden die Ausreise zu ermöglichen – und um jüdisches Kapital in die Schweiz zu schaffen. Als Robert Willie in seine heimlichen Unternehmungen einweiht, sieht der Vater seine Pläne gefährdet. Durch eine Intrige sorgt er dafür, dass Willie nach einer Deutschlandreise nicht mehr in die Schweiz zurückkehren darf.
Auf sich allein gestellt, besinnt Willie sich auf einen ihrer Verehrer. Der Nazi-Kulturfunktionär Hans Henkel arrangiert die Plattenaufnahme des Liedes „Lili Marleen“, mit dem Willie überraschend zum Star und bald zu einer Ikone der Nazi-Propaganda avanciert. Willie wird nun sogar vom „Führer“ empfangen. Um herauszufinden, ob seine Geliebte tatsächlich eine „Nazi-Braut“ geworden ist, riskiert Robert Kopf und Kragen und reist mit gefälschtem Pass nach Berlin. Robert wird von der Gestapo verhaftet, kommt aber durch einen Gefangenenaustausch wieder frei. Aus Liebe zu Robert versucht Willie auf einer Tournee einen Film mit Informationen über Vernichtungslager im Osten nach Berlin zu schmuggeln, als Henkel ihr auf die Schliche zu kommen droht. Doch Willie überlebt und trifft nach dem Krieg Robert wieder, der nun ein berühmter Dirigent und mit einer anderen Frau verheiratet ist.

Hintergrundinformationen: Frei nach dem Leben Lale Andersens erzählt Rainer Werner Fassbinder in seinem elegant inszenierten Melodram die Geschichte einer Sängerin, die als Gegenleistung für Karriere, Geld und Privilegien ins Räderwerk der Nazi-Propaganda gerät. In der Hauptrolle brilliert Hanna Schygulla, die auch in den nächsten beiden Filmen, die das rbb Fernsehen im Rahmen der langen Filmnacht zu Ehren des großen deutschen Regisseurs sendet, ihre Schauspielkunst unter Beweis stellt: Im Anschluss folgen noch Fassbinders Werke „Die Ehe der Maria Braun“ und „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“.


Mo, 16. Nov · 20:15-21:45 · ZDF
Die Seele eines Mörders

Der Fernsehfilm der Woche:
Nach dem Roman „Denn die Seele ist in deiner Hand“
von Batya Gur

Der Krimi adaptiert den Roman „Denn die Seele ist in deiner Hand“, der auch in Deutschland populären israelischen Autorin Batya Gur. Der Film spielt in Jerusalem und Tel Aviv, und führt tief in die israelische Gesellschaft und Geschichte.

Vorschau / Drehbericht (Video)

Die wunderschöne Anwaltsgehilfin jüdisch-jemenitischer Herkunft Zohara Baschari ist ermordet worden. Ada Efrati hat die Leiche bei einem geplanten Wohnungskauf zwischen verrosteten Wassertanks gefunden. Ada ist eine Jugendliebe von Chefinspektor Ochajon. Die Familie Baschari ist abgrundtief verfeindet mit ihren Nachbarn, den aus Polen eingewanderten ashkenasischen Beneschs. Jetzt will Sohn Joram Benesch eine reiche jüdische Texanerin heiraten. Ochajon erfährt, dass die Bascharis die Beneschs auch deshalb hassen, weil ihnen einst, im Auffanglager für jemenitische Einwanderer, unter einem Vorwand ihr Baby zugunsten einer ashkenasischen Familie weggenommen wurde.

Die Obduktion durch den Pathologen Dr. Solomon ergibt, dass Zohara schwanger war. Zudem hatte sie soeben eine teure Wohnung gekauft und besaß kostbaren Schmuck. Als großzügiger Spender entpuppt sich Zoharas Arbeitgeber, der wohlhabende Anwalt Rosenstein. War Zohara seine junge Geliebte?

Chefinspektor Ochajon findet heraus, dass die bekannte Journalistin Orli Shoshan in Zohara verliebt war. Doch sie war nicht gut auf ihre Freundin zu sprechen, da Zohara ihre Liebe ignorierte und sie sich zudem von ihr ausgenutzt fühlte. In Zoharas Auftrag fand Orli heraus, dass die in den USA lebende Tochter des Anwalts Rosenstein in Wirklichkeit Zoharas ältere Schwester ist – das entwendete Baby der Bascharis. Rosensteins Frau war im Konzentrationslager bei Mengele und seither unfruchtbar. Der Schmuck und die teure Wohnung bildeten den Versuch eines Schweigegeldes. Wollte Zohara reden? Wurde Rosenstein von ihr erpresst?
Dann verschwindet die zwölfjährige Nesja Chajun spurlos, ein dickliches Mädchen, das die schöne Zohara vergötterte. Eine Suchaktion der Polizei beginnt, die nur deshalb mit großem Aufwand betrieben wird, weil Chefinspektor Ochajon behauptet, die Täter könnten Araber sein. Nesja wird nicht gefunden, nur die Leiche ihres Hundes. Mittlerweile spricht vieles dafür, dass das Verschwinden von Nesja mit der Ermordung Zoharas in Zusammenhang steht. Eine scheinbar nebensächliche Beobachtung von Ochajon führt auf die richtige Spur…

„Eine Verzahnung von tragischen Umständen“
Regisseur Peter Keglevic im Interview

Der Salzburger Peter Keglevic arbeitete nach seinem Schulabschluss vier Jahre als Buchhändler, schrieb Kurzgeschichten, Theaterstücke und Drehbücher. Am Salzburger Mozarteum belegte er das Studienfach Regie für Musik und Darstellende Kunst. Seitdem dreht er vielbeachtete Fernseh- und Kinofilme. 2001 wurde er für „Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker“ mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. „Die Seele eines Mörders“ war für ihn nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein besonderes Vergnügen.

ZDF: Herr Keglevic, nicht Habgier oder Leidenschaft haben in diesem Krimi zum Mord geführt. Er ist eher die Folge einer komplexen familiären beziehungsweise gesellschaftspolitischen Geschichte. War es schwierig, dies zu erzählen?

Peter Keglevic: Sicherlich ist nicht jedem Zuschauer bekannt, dass es in Israel unterschiedliche ethnische jüdische Gruppen gibt. So zum Beispiel die Aschkenasim, Ostjuden oder die Jemeniten. Ich habe mich bemüht, durch wiederholte Hinweise ein wenig Licht in diese Vielfalt der Unterschiede zu bringen. Für mich ist Batya Gurs Geschichte in erster Linie eine Verzahnung von tragischen, uns berührenden Umständen, ein Konglomerat aus Geschichte und Vergangenheit, das letztlich in einem schrecklichen Ausbruch – einem Mord – endet. Aber es ist ja häufig so, dass Menschen überrascht sind, wenn etwas Furchtbares passiert, weil sie zu sehr im Jetzt und auf die Zukunft hinaus leben, anstatt sich bewusst zu machen, dass wir alle das Resultat einer Vergangenheit sind.
Großen Wert habe ich auch darauf gelegt, dieses Land mit seiner eigenen Atmosphäre und Stimmung so realistisch wie möglich einzufangen, und nicht eine Postkartenidylle zu zeigen. Niemand kann sich seiner Geschichte entziehen – auch Klara Benesch nicht – die vor vielem die Augen zu verschließen scheint. Klara Benesch, die von der wunderbaren Nicole Heesters gespielt wird, ist blind und taub für das, was um sie herum passiert, dabei sieht sie das alles schon. Aber sie schützt ihren Sohn, weil sie unglaublich stolz darauf ist, dass er es schaffte, in den USA, die für viele Israelis immer noch ein Traumziel sind, studiert und Karriere gemacht zu haben. Und nun möchte er auch noch eine Amerikanerin aus gutem Hause heiraten! Damit ist das Mutterglück perfekt, und jede Irritation wird gar nicht erst zugelassen.

ZDF: Sie haben schon eine Reihe Krimis inszeniert wie etwa „Der Tanz mit dem Teufel“, „Blackout“ oder „Die Dunkle Seite“. Was ist für Sie persönlich das Besondere an diesem Krimi?

Keglevic: Grundsätzlich interessieren mich an einer Geschichte, die man dem Genre Krimi zuschreibt, immer die Charaktere und ihre Abgründe, die zu einem bestimmten Verhalten geführt haben. Ich möchte sichtbar machen, was bislang unsichtbar war. Und ich möchte das nicht reißerisch erzählen, sondern auf eine leise Art. An der Batya-Gur-Geschichte reizte mich das Vergangene, das Verborgene, das über Jahre oder vielmehr über Generationen Vergrabene beziehungsweise Verschütt gegangene, das erst mit dem grausamen Mord zum Vorschein kommt.
Hinzu kam die Herausforderung, mit einem Ensemble zu drehen, das sich aus deutschen und israelischen Darstellern zusammensetzte. Wir hatten einen wunderbaren, berührenden Cast, der hervorragend harmonierte. Besonders glücklich war ich über Heiner Lauterbach, der diesen Kommissar ganz anders spielt, als man es von Heiner Lauterbach vielleicht erwartete: nicht polternd, nicht laut, sondern zurückhaltend, introvertiert, nachdenklich. Das zu erleben, hat mich sehr gefreut. Es war ein Vergnügen!

„Vom Wunsch nach Gerechtigkeit beseelt“
Interview mit Heiner Lauterbach

Heiner Lauterbach ist als Michael Ochajon Leiter einer Ermittlungsabteilung der Jerusalemer Kripo. Ochajon ist ein introvertierter, attraktiver Mann Ende 40 mit Bindungsproblemen. Beruflich gilt er als Ruhepol. Ochajon handelt nicht voreilig, sondern analytisch.

ZDF: Herr Lauterbach, wie würden Sie Michael Ochajon charakterisieren?

Heiner Lauterbach: Am liebsten möchte ich mich an die Charakterisierung der Erfinderin dieser Figur halten – an Batya Gur selbst. Denn in ihrem Sinne habe ich Michael Ochajon angelegt und gespielt. Batya Gur beschrieb ihn als einen melancholischen, besonnenen, ruhigen Menschen, als einen Workoholic, der von dem tiefen Wunsch nach Gerechtigkeit beseelt ist. Seine Gefühle zeigt er selten, er ist eine Autorität unter den Kollegen, ohne autoritär zu sein. Seine politische Haltung ist eindeutig, vor allem kann und will er die Antihaltung seines Kollegen Balilati gegenüber den Arabern nicht verstehen.

ZDF: Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit ihrem israelischen Kollegen Dvir Benedk erlebt?

Lauterbach: Dvir ist ein reizender, sehr angenehmer Kerl. Wir hatten viel Spaß miteinander. Aber auch die beiden Schauspieler, die die Bascharis verkörpert haben, Gabi Amrani und Geula Nuni, mochte ich sehr gern. Es war eine sehr schöne Zusammenarbeit.

ZDF: Sie haben zum ersten Mal in Israel gedreht und das über mehrere Wochen. Wie haben Sie die Zeit dort empfunden?

Lauterbach: Abgesehen davon, dass es für mich nie so schön ist, von meiner Familie getrennt zu sein, war es eine spannende Zeit mit vielen neuen Eindrücken. Ich war überrascht, wie sehr die Menschen in diesem Land dem Orient angenähert sind. In meiner drehfreien Zeit habe ich mir natürlich Jerusalem und Tel Aviv angesehen, unter anderem das vermeintliche Grab Christi besucht, die Klagemauer, die Basare und einige weitere Sehenswürdigkeiten.
Faszinierend fand ich, dass die Sonne schon am Nachmittag untergeht. Ab etwa 16 Uhr konnten wir nicht mehr drehen, was folglich bedeutete, dass wir morgens sehr früh mit der Arbeit anfangen mussten. Irritiert hat mich in diesem Land, wie laut es dort ist. Überall klingeln Handys, laufen Fernseher, hört man Radios – man kann sich dieser Lautstärke und Dauerberieselung kaum entziehen. Und gewöhnungsbedürftig war für uns natürlich, dass von Freitagabend bis Samstagabend aufgrund des Sabbats nahezu nichts möglich ist.

ZDF: Der Film behandelt auch den Konflikt zwischen den Aschkenasim und Jemeniten. War Ihnen dieser vorher bekannt?

Lauterbach: Das Thema war mir in diesem Ausmaß nicht bekannt, vor allem nicht, dass Kinder ihren Eltern bewusst weggenommen und an eine andere ethnische Gruppe gegeben wurden. Das hat mich sehr berührt. Dass in einem Krimi ein solch brisantes Thema aufgegriffen wird, gefiel mir auf Anhieb. Denn wir wollen ja nicht nur unterhalten, wir wollen etwas über die Geschichte dieses Landes erfahren und den Zuschauern auch etwas mitgeben.

ZDF: Es gibt inzwischen einige deutsche Kommissare, die im Ausland ermitteln. Haben Sie zunächst gezögert, diese Rolle anzunehmen, oder war das kein Thema für Sie?

Lauterbach: Na ja, ich habe mich tatsächlich gefragt, ob es sinnvoll ist, den vielen deutschen Kommissaren im Ausland einen weiteren hinzuzufügen. Dann aber haben mich das Buch, das Konzept und die Art, wie Batya Gur die Geschichten über ihre Figuren erzählt, überzeugt. Außerdem kannte ich die Filme von Peter Keglevic und konnte mir gut vorstellen, wie er unseren umsetzen würde. Und wenn ich mir jetzt das fertige Produkt, unseren Film, anschaue, dann fühle ich mich in meiner Einschätzung bestärkt: Es wird keine Postkartenidylle gezeigt, sondern auch Blicke in Gegenden geworfen und Einblicke in Geschichten gewährt, die keinesfalls in die Rubrik Sightseeing gehören.


Mo, 16. Nov · 00:00-00:30 · Das Erste (ARD)
ttt – titel thesen temperamente

Geplante Themen: Linkes Trio: Der Dokumentarfilm „Die Anwälte“ erkundet die Biografien von Ströbele, Schily und Mahler.  Wirbelwind am Piano: Das sensationelle CD-Debüt der rumänischen Klaviervirtuosin Mihaela Ursuleasa  Der Mann und das Biest: Die schaurig-skurrilen Menagerien des amerikanischen Malers Walton Ford  Bauen gegen den Frieden: Eyal Weizmans erschütternde Dokumentation über Israels Architektur der Besatzung  Strom, Macht und das Unbehagen in der Natur: Die apokalyptisch-schönen Fotografien des Mitch Epstein

Mo, 16. Nov · 02:00-02:55 · HR
Das Kind, der Tod und die Wahrheit
Das Rätsel um den Palästinenserjungen Mohammed Al-Durah

Weltweit ist zu sehen, wie Mohammed Al-Durah, der zwölfjährige Palästinenserjunge, an der Netzarimkreuzung in Gaza in den Armen seines Vaters stirbt, Opfer eines mörderischen Schusswechsels zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten. Aber stimmt die Geschichte?  Das Bild ging um die ganze Welt: Ein Vater kauert hinter einem Betonfass, schützend den Arm um seinen kleinen Sohn gelegt. Er versucht, sich und sein Kind zu retten. Die tragische Szene wird gefilmt von einem Kameramann des französischen Fernsehkanals France 2.
Sind die westlichen Medien Opfer palästinensischer Propaganda geworden? Ist die spektakuläre Szene eine Fälschung? Erste Zweifel an der schlichten Wahrheit formulierte die ARD-Dokumentation „Drei Kugeln und ein totes Kind – Wer erschoss Mohammed Al-Durah?“ von 2002. Die akribische Recherche zeigte damals, dass nahezu ausgeschlossen ist, dass israelische Soldaten das Kind am 30. September 2000 erschossen. Was damals noch für heftige Angriffe gegen die ARD sorgte, ist mittlerweile allgemein akzeptiert. Demnach wären Palästinenser verantwortlich für den Tod des kleinen Jungen. Doch vielleicht ist die wahre Geschichte noch viel unglaublicher: Wurde Mohammed Al-Durah überhaupt erschossen? Die Zweifel jedenfalls an der Authentizität der Szene sind so schwerwiegend, dass kürzlich ein Gericht in Paris urteilte, es sei zulässig, von einer Fälschung zu sprechen. Wegen dieser Szene haben Menschen getötet und sind Menschen gestorben.
Auch Al Kaida nutzt die Bilder – in einem Rekrutierungsvideo im Internet. In Freitagspredigten und auf Flugblättern wurden Muslime aufgerufen, Mohammed Al-Durah zu rächen – ein Aufruf, der grausige Realität wurde mit der bestialischen Enthauptung des amerikanischen Journalisten Daniel Pearl durch Islamisten.

Di, 17. Nov · 01:45-02:15 · PHOENIX
Hochzeit im Niemandsland zwischen Syrien und Israel

„Für die Liebe, für meinen Mann gebe ich alles auf.“ Die Eltern, die Freundinnen, den Job als Kindergärtnerin. Der Tag ihrer Hochzeit ist für die 25jährige Drusin Arwad auch der Tag, an dem es kein „zurück“ mehr in ihr Heimatdorf gibt.  „Für die Liebe, für meinen Mann gebe ich alles auf.“ Die Eltern, die Freundinnen, den Job als Kindergärtnerin. Der Tag ihrer Hochzeit ist für die 25jährige Drusin Arwad auch der Tag, an dem es kein „zurück“ mehr in ihr Heimatdorf gibt. Israel und leben noch immer wie im Krieg. Es gibt keine Verbindung zwischen den beiden Ländern. Das internationale Rote Kreuz hat den bürokratischen Weg für diese Hochzeit in Israel und geebnet. Peter Dudzik war mit der Kamera dabei.

Mi, 18. Nov · 15:10-17:10 · MGM
Triumph des Geistes – Ein Boxer in der Hölle

Thessaloniki, 1939: Der frühere Olympia-Boxer Salamo Arouch (Willem Dafoe), ein Jude, hat gerade die Meisterschaft im Mittelgewicht gewonnen. Da wird er von den Deutschen nach Auschwitz deportiert. Die Nazis treiben ein böses Spiel: Salamo bleibt am Leben, solange er zum Vergnügen der Wächter an Boxwettkämpfen teilnimmt. – Bewegendes Überlebensdrama nach authentischen Ereignissen.

Mi, 18. Nov · 22:00-22:50 · arte
Sechs Tage Krieg
1/2, Die Waffen klirren

Der zweiteilige Dokumentarfilm zeigt, dass der israelische Sieg gegen die arabische Allianz im Krieg des Jahres 1967 einen Wendepunkt in der Geschichte des Nahen Ostens darstellte, dessen Folgen bis heute politisch hochbedeutend sind.

Lange betrachteten die Israelis den israelisch-arabischen Krieg vom Juni 1967, den sogenannten Sechstagekrieg, als wunderbaren Sieg ihres kleinen Staates über die ihn umzingelnden feindlichen Araberstaaten. Die arabischen Völker dagegen sahen in dem Krieg eine imperialistische Verschwörung, die ihnen eine erniedrigende Niederlage bereitet hatte. Über vier Jahrzehnte später erweist sich der Sechstagekrieg als bedeutsamer Wendepunkt in der Geschichte des Nahen Ostens. Er leitete das Ende des Panarabismus ein, jenes Traumes von einer vereinten, der Vorherrschaft der Großmächte ledigen arabischen Nation. Mit der Niederlage der arabischen Staaten wurde den Palästinensern bewusst, dass sie vor allem auf sich selbst zählen müssen.
Die israelische Besetzung des Westjordanlandes, des arabischen Teils von Jerusalem und die darauf folgende Massenflucht festigten endgültig die nationale Identität der palästinensischen Araber. Daraufhin verstärkten sich in der ganzen Region die fundamental-islamistischen Strömungen. Sie waren die Reaktion auf den im Sechstagekrieg zutage getretenen Einfluss der Militärs und auf das religiöse Erwachen in Israel, das den Krieg begleitete. Der militärische Sieg der Israelis führte in der Folge zu einer dramatischen, ausweglos erscheinenden politischen Situation, unter der die Völker der Region noch heute leiden.

Do, 19. Nov · 23:35-00:05 · MDR Sachsen
Ich bin raus – Aussteiger aus der rechtsradikalen Szene

Sie sind jetzt um die 30 Jahre alt. Schon als Schüler gehörten sie zur rechtsextremen Szene. Sie bereiteten sich für das „Vierte Deutsche Reich“ vor, schlugen zu, verbreiteten Angst und versuchten mit Sozialarbeit und Lagerfeuerromantik neue Anhänger zu werben.  Zwei ehemalige Neonazis, Anführer von „Kameradschaften“, erzählen, wie sie in die „Szene“ kamen, was sie dort jahrelang faszinierte und wie sie den „Ausstieg“ schafften. Bei dem Jungen aus Westdeutschland legte der Großvater mit seinen Heldengeschichten aus dem Zweiten Weltkrieg die Grundlage. Schon als Kinder war ihm somit das nationalsozialistische Denken vertraut. Dagegen bewegte den ehemaligen Jungpionier aus der ostdeutschen Provinz der Fall des „antifaschistischen Schutzwalls“ gegen die BRD zum Umdenken. Nun wollte er auch dazu gehören, zum Land der „Faschisten“.
Übers Internet, über Musik und durch NPD-Zeitschriften und Schulungen erfuhr er, dass man der deutschen Demokratie nicht trauen dürfe. Die Alliierten hätten jeden Deutschen nach dem Krieg einer Gehirnwäsche unterzogen. Die Lehrer in der Schule – In Ost wie in West – setzten sich nicht mit den Jugendlichen auseinander, und so lebten sie mit ihren Kameraden in einer eigenen „deutschen“ Welt.  Durch die Hilfe der Aussteigerorganisation „EXIT“ haben es diese zwei langsam geschafft, sich von ihrem alten Leben zu lösen. Das ist nicht ungefährlich. Heute gehen sie in Schulen und erzählen von ihrer Neonazizeit, um aufzuklären und etwas von ihren Schuldgefühlen zu verlieren.

Fr, 20. Nov · 18:00-18:30 · BR
Liebesgeschichten
4/4, Harmonien

Die Dokumentation von Eva Severini begleitet das Künstlerpaar zu einer CD-Produktion nach Stuttgart und zu einem Kammermusik-Abend nach Dresden. Und überall entfaltet ihr Klavierspiel den Zauber des gleichzeitigen Atmens und Fühlens, des tiefen Einverständnisses.  Sie sind zurzeit das beste Klavier-Duo der Welt: die israelische Pianistin Yaara Tal und ihr deutscher Partner Andreas Groethuysen. Seit 28 Jahren leben und arbeiten sie zusammen – in einer kleinen Dreizimmer-Wohnung in München, deren Zimmer von drei prachtvollen Flügeln dominiert werden. In diesen 28 Jahren hat das Künstlerpaar seinen eigenen unverwechselbaren Klang kreiert. 30 CD’s haben sie eingespielt: Von Mendelssohn-Bartholdy-Kompositionen für zwei Klaviere bis hin zu Richard Wagners Werken für Klavier zu vier Händen.
Fast alles Ersteinspielungen. Unüberbrückbare Spannungen zwischen ihnen würden das Aus des Duos bedeuten. Wie also gehen sie mit Spannungen und Konflikten um? Was macht die Kunst des Zusammenlebens aus? Die Dokumentation von Eva Severini begleitet das Künstlerpaar durch den Alltag, zu einer CD-Produktion nach Stuttgart und zu einem Kammermusik-Abend nach Dresden. Und überall entfaltet ihr Klavierspiel den Zauber des gleichzeitigen Atmens und Fühlens, des tiefen Einverständnisses.


So, 22. Nov · 18:30-19:00 · Das Erste (ARD)
Tauziehen um den Tempelberg

Wem gehört Jerusalems Heiligtum?
Ein Film von Uri Schneider.

Prunk- und prachtvoll ragte er einst über Jerusalem, der Tempel König Salomons, genau da, wo heute die Al-Aksa-Moschee steht. Das zumindest meinen die meisten Wissenschaftler. Nicht so die islamische Welt, allen voran die palästinensischen Muslime. Geht es nach Mohammed Hussein, dem Mufti der Al-Aksa-Moschee, können Rabbiner, Historiker und Archäologen bis ans Ende aller Tage behaupten, die Moschee stände auf den Ruinen des jüdischen Tempels. Für ihn ist das alles zionistische Propaganda. Das Heiligtum der Juden, meint der Mufti, sei nie in Jerusalem gewesen.

Den israelischen Archäologen Gabriel Barkai macht das wütend. Seit Jahren durchsiebt er Bauschutt, den die Muslime während Bauarbeiten auf dem Al-Aksa-Gelände auf eine Müllkippe geworfen haben. Besonders sauer ist er darüber, dass die muslimischen Hausherren keine Archäologen auf den Tempelberg lassen, aber selbst mit schweren Baumaschinen dort baggern.
„Ein barbarischer Akt!“, ereifert er sich. „Jeder Mensch weiß, dass man an so einem Ort mit Zahnbürsten gräbt und nicht mit Bulldozern.“ Zehntausende Funde aus der Zeit des jüdischen Tempels habe Barkai aus dem Bauschutt der Muslime gefischt, erzählt er: von Münzen und Mosaiksteinen über Würfel bis hin zu einem Siegel des jüdischen Tempelverwalters.

Die Muslime im Al-Aksa-Viertel lässt das kalt. „Jeder Archäologe kann ein paar Münzen in den Sand schmeißen“, meint Abu Fayez, Sufi, Philosoph und Händler für Heilkräuter. „Dann sagt er seinen Kumpels `Buddelt mal hier‘ und – Voilà! – plötzlich finden sie unter Al Aksa Münzen aus dem jüdischen Tempel.“

Auch unter den Juden gibt es verbohrte Fanatiker. Gershon Salomon hat es sich in den Kopf gesetzt, den jüdischen Tempel neu aufzubauen. Wenn der erst steht, zitiert er den Propheten Jesaja, würde die Welt erlöst. Die beiden Grundsteine, je 50 Tonnen schwer, hat Salomon schon neben seinem Haus stehen.
Nach Mekka und Medina ist Al Aksa die drittheiligste Stätte des Islams. Hier soll Mohammed auf seiner Nachtreise von Mekka nach Jerusalem mit seinem geflügelten Pferd gelandet sein. Im Felsendom nebenan, dem Wahrzeichen Jerusalems, küssen und streicheln Pilger den Stein, auf dem der Legende nach Abraham beinah seinen Sohn Isaak geopfert hätte, und auf dem Allah sogar Adam, also die ganze Menschheit geschaffen haben soll.

Wem gehört Jerusalems Heiligtum? Den Muslimen oder den Juden? Wer in Jerusalem diese Frage stellt, setzt sich in ein wahres Wespennest. Der Filmemacher und SWR-Autor Uri Schneider hat es gewagt. Dabei heraus kam ein Film, der zeigt, dass sturer Glauben im Heiligen Land oft stärker ist als historische Tatsachen.


Di, 24. Nov · 01:55-03:40 · arte
Der werfe den ersten Stein

Die moderne Karrierefrau und Mutter Michale ist in Tel Aviv fest eingespannt in ihrer traditionell sephardischen Familie.

Michal ist 30, sie lebt in Tel Aviv und hat unglaublich viel um die Ohren. Die Sorge um ihren Sohn Nathi lässt sich oft nur schlecht mit ihrem Job vereinbaren. Sie arbeitet als Buchhalterin in der Kanzlei ihres Vaters, die für wichtige religiöse Institutionen die Buchhaltung übernimmt. Und seit Monaten betrügt sie ihren Ehemann. Das erfordert ein cleveres Zeitmanagement.

Das Kind, ihr Mann, die Arbeit, der Liebhaber – manchmal weiß Michale wirklich nicht, wo ihr der Kopf steht. Alles muss wie am Schnürchen klappen, denn schon eine kleine Verzögerung kann eine Kettenreaktion auslösen, deren verheerende Folgen sich Michale nur zu gut ausmalen kann. Als ihr Geliebter eines Tages bei einem Attentat sein Leben verliert, während er auf sie wartet, entgleitet Michale die Kontrolle über ihren durchorganisierten Alltag zwischen der Arbeit in der väterlichen Firma, den Pflichten als Mutter, Ehefrau und Tochter und dem Verlust des bisherigen heimlichen Lebens.

Hintergrundinformationen: Regisseur und Autor Raphaël Nadjari arbeitete als bildender Künstler und Schriftsteller, bevor er seinen ersten Film „The Shade“ (1999) drehte, für den er den ‚Silver Rosa Camuna‘-Preis auf dem Bergamo Film Meeting (2000) erhielt. „The Shade“ war auch auf den Festivals in Cannes (1999) und Deauville (1999) zu sehen. Mit seiner zweiten großen Regiearbeit, dem Super-8-Film „I am Josh Polonski’s Brother“ (2000), war Nadjari Gast des internationalen Forums der Berlinale (2001). Auch seine letzten beiden Filmarbeiten waren auf internationalen Festivals präsent: „Apartment 5c“ (2002) lief in der Sektion ‚Quinzaine des réalisateurs‘ in Cannes (2002), und „Der werfe den ersten Stein“ (2003) wurde auf der Berlinale (2004) mit hervorragendem Echo in der Sektion ‚Panorama Special‘ gezeigt. Nadjaris jüngste Produktionen sind „Tehilim“ (2007) und der Dokumentarfilm „Israels Kino erzählt“ (2009).

Hauptdarstellerin Asi Levi, die in dem Film Michale verkörpert, ist in Israel eine erfolgreiche Schauspielerin. Für ihre Mitwirkung in dem Film „Kesher Ir“ (1999) gewann sie den Preis der israelischen Filmakademie als beste Nebendarstellerin (1998). Es folgten die Filme „Haboleshet Hokeret“ (2000) und „Aviva Ahuvati“ (2006), für den Levi abermals den Preis der israelischen Filmakademie gewann und auf dem Filmfestival in Jerusalem ausgezeichnet wurde. Uri Gabriel, der Michales Vater Meir spielt, ist ein international gefragter Fernseh- und Kinodarsteller. Er wirkte u.a. in dem weltweit auf Festivals prämierten Film „Love sick“ (1995) von Savi Gavison mit, der vier Awards der Israelischen Filmakademie (1995) gewann, auf dem internationalen Filmfest in Mannheim/Heidelberg mit dem Publikumspreis (1996) und in São Paulo mit dem International Jury Award (1996) ausgezeichnet wurde.

Bestellen, für ca. 14.00 Euro — AWANIM

„Etwas zu lieben, ist sicherlich ein besonders guter Ansatz für einen Film, deshalb, unbedingt ansehen, ein Film mit Nachwirkung“, empfahl Gudrum Wilhelmy schon auf der Berlinale.


Di, 24. Nov · 13:15-16:05 · MGM
Das Urteil von Nürnberg

Vier ehemalige NS-Juristen stehen in Nürnberg vor Gericht. Den Vorsitz hat Richter Haywood (Spencer Tracy). Verteidigt werden die Männer von Hans Rolfs (Maximilian Schell). Drei von ihnen bekennen sich für „nicht schuldig“. Der vierte, Dr. Ernst Janning (Burt Lancaster), zeitweilig Justizminister unter Hitler, schweigt. – Bewegender, weltberühmter Gerichtsfilm.

24. Nov · 23:45-00:40 · HR
300 Juden gegen Franco

Jüdische Freiwillige aus Palästina im Spanischen Bürgerkrieg

Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg begann, verließen mehr als 300 Juden das britische Mandatsgebiet Palästina, um in den Internationalen Brigaden gegen den Faschismus zu kämpfen. Viele von ihnen waren jüdische Kommunisten und davon überzeugt, dass der Faschismus nicht nur das größte Übel für die Juden, sondern der Menschheit überhaupt sei. Diese Freiwilligen aus Palästina mussten sich mit dem Widerstand der zionistischen Gemeinschaft sowie der Kommunistischen Partei auseinandersetzen. Denn auch in Palästina wurde beim Aufbau der jungen Siedlungen und Kibbuzim jede Hand gebraucht – im „gelobten Land“ für einen jüdischen Staat zu kämpfen, hielten viele für wichtiger, als das Leben in der Fremde aufs Spiel zu setzen.

Auch die Familien der Freiwilligen verstanden diesen Einsatz oft nicht. Denn manche der engagierten Kämpfer waren ja gerade erst den Verfolgungen durch die Nationalsozialisten in Deutschland entkommen, so wie der junge Deutsche Kurt Goldstein. Neben Goldstein – der Journalist und Träger des Bundesverdienstkreuzes ist im September 2007 in Berlin gestorben – kommen in der Dokumentation „300 Juden gegen Franco“ weitere der letzten heute noch lebenden Freiwilligen und Familienangehörigen zu Wort, ergänzt von Filmausschnitten, Tagebuchauszügen, Briefen und Dokumenten.

Mi, 25. Nov · 21:45-22:45 · MDR Thüringen
Die Spur der Ahnen – Jede Familie hat ein Geheimnis

Der kleine Junge und die Nazis

Deutschland im November 1938. Spätestens nach der Reichspogromnacht ist klar, dass Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland schutzlos sind. Es ist die britische Regierung, die mit Hilfe einflussreicher Juden des Landes, binnen weniger Wochen eine bis dato einmalige Hilfsaktion initiiert. Möglichst viele jüdische Kinder und Jugendliche sollen vor dem Terror der Nazis gerettet werden.
Der Beginn einer Rettungsaktion, die unter dem Namen „Kindertransporte“ in die Geschichte eingehen wird. Unter strengen Auflagen duldet das Nazi-Regime diese Transporte. Die Kinder dürfen nur einen Koffer mitnehmen, Spielsachen im Gepäck sind streng verboten. Auch der Abschied von ihren Eltern ist genau reglementiert. Sie dürfen ihre Kinder nicht bis zum Bahnsteig bringen, eine tränenreiche Verabschiedung ist verboten. Dabei ist es für die meisten der letzte Abschied. Viele Eltern haben ihre Kinder, die sie in die Arme völlig fremder Menschen schicken mussten, nie wiedergesehen. Auch von Dresden, Leipzig und Magdeburg aus gingen damals Züge mit jüdischen Kindern zunächst in Richtung Amsterdam. Von dort aus wurden sie mit dem Schiff nach England gebracht. Einer von ihnen war der damals neun Jahre alte Hans Richard Levy aus Leipzig. Im Frühjahr 1939 brachte seine Mutter ihn zum Hauptbahnhof nach Leipzig. Dass sie ihn je wiedersehen würde, glaubte niemand. Nach eben diesem Hans Richard Levy sucht seine Verwandte Marianne Wintgen heute. In ihrer Familie wurde oft über den kleinen Jungen geredet, mit dem sie verwandt war, der über Nacht seine Familie verlassen musste. Was danach mit ihm geschah, blieb immer ein Geheimnis. Was ist aus Hans Richard Levy geworden? Hat er die Flucht überlebt und konnte er irgendwo anders auf der Welt ein neues Leben beginnen?

Do, 26. Nov · 13:00-13:45 · WDR
Das Tote Meer

Die Reise führt ins Heilige Land, in das Gebiet, wohin schon Abraham die Kinder Israels führte, wo Jesus lebte und starb, und wo Mohamed in den Himmel auffuhr. Und mitten in dieser Region, nicht weit von Bethlehem und Jerusalem entfernt, liegt das eigentliche Ziel: das Tote Meer.  Jahrtausendlang hielt man seine Ufer für verflucht, sah man in den gähnenden Abgründen der Randberge das Tor zur Hölle. Dieser Ruf der Gottverlassenheit wird durch Fakten untermauert: Das Tote Meer liegt 400 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefste Punkt aller Kontinente. Im Sommer klettern die Temperaturen auf weit über 40 Grad Celsius. Regen ist praktisch unbekannt.
Was aber dem Toten Meer zu seinem Namen verhalf, ist sein größter Fluch: Sein Wasser ist derart salzig, dass alle Fische darin zugrunde gehen. Dennoch kommen seit Urzeiten schon alljährlich unzählige Menschen, um sich in seinem Wasser treiben zu lassen, Erholung oder sogar Heilung zu finden.  Der Film erzählt die Entwicklung dieser Region in beeindruckenden Bildern. Wieder sind es raffinierte 3D-Computeranimationen, die längst Vergangenes lebendig machen und in Sekundenschnelle Jahrtausende überbrücken. In der geschickten Kombination von Trick- und Realaufnahmen offenbart sich das Tote Meer als ein faszinierender Ort sowohl sagenhafter Zivilisationen als auch Schauplatz erdgeschichtlicher Umwälzungen und großer menschlicher Konflikte. Das gilt für damals genau so wie für heute.

Do, 26. Nov · 22:00-00:00 · arte
C.R.A.Z.Y. – Verrücktes Leben

In „C.R.A.Z.Y. – Verrücktes Leben“ erzählt der kanadische Regisseur Jean-Marc Vallée aus dem ungewöhnlichen Leben einer eigentlich gewöhnlichen Familie über einen Zeitraum von 20 Jahren hinweg, von 1960 bis 1980.  C.R.A.Z.Y. – das sind die Anfangsbuchstaben von Christian, Raymond, Antoine, Zachary und Yvan, den fünf Söhnen der Familie Beaulieu aus Montreal, Kanada.

Zachary ist der Zweitjüngste und ganz anders als seine Brüder. Kurz nach Mitternacht am Heiligen Abend 1960 geboren, wird er von Papa Gervais für ein musikalisches Genie gehalten, wohingegen Mama Laurianne davon überzeugt ist, ihr Sprössling könne durch bloße Gedankenkraft Krankheiten heilen. Und so wird der kleine Zac bei jeder Blessur im Freundes- und Familienkreis konsultiert. Der sensible Junge wächst zwischen katholischer Tradition, familiärer Enge und viel Musik, zwischen einer überfürsorglichen Mutter und einem ruppigen, aber auf seine Söhne stolzen Vater auf. Die meiste Zeit kämpft er um den Platz als Papas Liebling. Kein Wunder, dass seine älteren Brüder nicht gut auf den Wunderknaben zu sprechen sind. Immer wieder geraten Zac und vor allem Raymond, der Draufgänger, aneinander. So verschieden seine Söhne auch sein mögen, einen Grundsatz hat Vater Gervais allen eingebläut: „Sei bloß keine Schwuchtel!“ Und auch hier ist Zachary der Einzige, der früh erkennt, dass er anders ist. Die Jahre vergehen.

Zac ist ein junger Mann und seine Homosexualität, die nicht sein kann, weil sie nicht sein darf, macht sich immer deutlicher bemerkbar. Zwar hat er eine Freundin und versteht es, den coolen Macker zu mimen, aber hinter der Fassade hat Zac größte Mühe, seine Homosexualität vor seinem Vater und besonders vor sich selbst zu verbergen. Die Lebenslüge soll die innige Vater-Sohn-Beziehung nicht gefährden, aber ausgerechnet bei der Hochzeit seines Bruders Christian bricht Zac sein Schweigen. Vom Vater verstoßen, zieht der Sohn weit fort, den Wunschträumen der Mutter folgend bis ins Heilige Land Israel. Erst ein Unfall des mittlerweile schwer drogenabhängigen Raymond lässt die Familie ihre Diskrepanzen überdenken.

Hintergrundinformationen: Der Film ist zumindest teilweise autobiografisch. Biografische Bezüge von Koautor François Boulay fanden Eingang in das Drehbuch, und in der Figur des Zac spiegelt sich Manches aus dem Leben von Jean-Marc Vallée wieder, dessen Sohn Émile auch die Rolle von Zac als Kind übernahm. Der Film hat keine Scheu vor großen Themen: Coming-of-Age, Coming-out, der Fluch wie Segen von Familienbanden und nicht zuletzt religiöse Symbolik. Wie nebenbei greift „C.R.A.Z.Y. – Verrücktes Leben“ dabei gekonnt Mythen, Moden wie auch Musik der damaligen Zeit auf, verliert sich dank der großartigen Schauspieler dennoch nie in diesen Details sondern schafft es, die vielfältigen Themen zu verknüpfen und sinnvoll zu Ende zu führen.

Regisseur Jean-Marc Vallée, Jahrgang 1963, studierte zunächst Film an der Universität von Montreal. Nach mehreren Kurzfilmen drehte er 1995 „Liste Noire“, seinen ersten abendfüllenden Spielfilm. Es folgten „Los Locos“ (1997) und „Loser Love“ (1999), aber während der zehn Jahre seit 1995 arbeitete er schon an „C.R.A.Z.Y. – Verrücktes Leben“, dem Film seines Lebens. Um die Musikrechte einiger Titel erwerben zu können, verzichtete Vallée dabei auf einen Großteil seiner Gage, da die 4 Millionen Dollar Produktionskosten sonst nicht ausgereicht hätten. Der Film wurde ein absoluter Überraschungserfolg und in Kanada vielfach geradezu mit Preisen überhäuft. So gewann er unter anderem den Preis als bester Kanadischer Spielfilm beim Internationalen Filmfestival von Toronto.

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5 Kommentare

  1. Zu: Tauziehen um den Tempelberg
    Da ist es mir ein komplettes Rätsel, wie die Regierung es zu lassen konnte, dass Muslime da mit schweren Baumaschinen herumfuhrwerken. Ich würde meinen, dass diese archäologische Grabungsstelle für so wichtig zu halten wäre, dass man derlei erst mal verbietet und dann schaut wie es sich mit Legalitäten verhält. So etwas ist schließlich so ähnlich wie die Beschießung der Buddha-Statuen in Afghanistan, nur wichtiger. Jetzt ist es natürlich zu spät. So ist der Lauf der Welt…

  2. […] Vom 15.11. bis 30.11. 2009 … So, 15. Nov · 11:15-12:00 · BR Stationen: Die Weiße Fahne – Nazis, Christen und das Kriegsende Mit dem Kriegsende im Jahr 1945 war die Gefahr für Leib und Leben vieler Katholiken und Protestanten in Deutschland noch nicht vorüber. Engagierte Bürger, die das Ende des Dritten Reiches ohne Blutvergießen herbeiführen wollen, bezahlten […] Read more at http://test.hagalil.com/2009/11/14/fernsehtipps-4/ […]

  3. Lisa, es ist leider so, je mehr ein Jude oder noch besser Israeli, gegen das eigene Land hetzt, umso beliebter wird er in Europa, wo man nach antisemitischen Aussagen gierig ist. Das sind 90% des Erfolgs einer Gur oder eines Burg oder Avnery oder ähnlicher Konsorten. Immer wieder kommen solche Typen, nach denen in Israel kein Hahn kräht und füllen in Deutschland ganze Stadien zum Reichsparteitag. Leider hat nicht jeder die moralische Größe und die Standhaftigkeit der Gesinnung, wie ein Efraim Kishon! Ein Gigant und ein unbeugsamer Jude, der sich nie so sehr erniedrigte, dass er Volk und Staat kritisiert hätte.

  4. „“Lenny“ Bernstein“

    Neben (sehr) vielen anderen Verdiensten ist es (u.a.) seines, die Werke Gustav Mahlers erschlossen zu haben.
    Letzterem  wollten die Wiener Symphoniker seinerzeit immerhin einen (virtuellen) Tritt in den Allerwertesten verpassen, weil ihn kein Schwein verstand.

  5. Natürlich Batya Gur. Diese linksextreme Friedensaktivistin war unter anderem bei einer Frauenorganisation tätig, die jungen Israelischen Kämpfern „auf die Finger gucken“ wollte. Ab und zu hat sie wohl die passende Antwort bekommen. Zur Belohnung darf diese Israelfeindin jetzt ins deutsche Fernsehen. Bravo!

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