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Fr, 27. Nov · 22:00-23:45 · arte
In einem anderen Licht

Die wohlgeordnete Welt von Irène zerplatzt eines Tages wie eine Seifenblase: Ehemann Martin verlässt die über 50-Jährige wegen einer anderen, und sie erfährt, dass der, den sie dafür hielt, nicht ihr wahrer Vater ist.

Irène ist eine wohlsituierte Rechtsanwältin. Seit über 30 Jahren ist sie mit dem Bankier Martin verheiratet, mit dem sie zwei erwachsene Kinder hat. Eines Tages bricht ihre sichere Welt in sich zusammen: Sie hört ein Gespräch an, das versehentlich vom Anrufbeantworter aufgenommen wurde, und erfährt so, dass ihr Mann eine Affäre hat. Zunächst noch gefasst, versucht sie, den Alltag zu bewältigen, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Der endgültige Eklat passiert während eines Familienessens: Martin verkündet, dass er von nun an mit seiner Geliebten leben will. Gedemütigt verlässt Irène mitten in der Nacht das Haus und die Familie. Ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen, beschließt sie, einen Schlussstrich unter ihr bisheriges Leben zu ziehen.

Sie sucht Zuflucht in einem tristen Motelzimmer und erlebt den zweiten Schock dieses Abends: Aus dem Brief ihrer kranken Mutter, den sie eigentlich erst nach deren Tod lesen sollte, erfährt sie, dass ihr Vater nicht der Mann ist, der sie geliebt und aufgezogen hat. Ihr leiblicher Vater Samuel ist ein jüdischer Musiker, der vor den Nazis fliehen musste und nach dem Krieg nach Israel emigrierte. Trotz der Verunsicherung durch die verheerenden Erkenntnisse behält Irène die Fassung. Sie trifft den ehemaligen Geliebten Thomas wieder, der sie ermutigt, nach ihrem Vater zu suchen. In der Hoffnung, etwas über sich selbst zu erfahren, ringt sich Irène durch, die Suche nach Samuel aufzunehmen. Entschlossen folgt sie allein quer durch Europa seiner Spur, die über Wien nach Kroatien führt. Sie braucht keinen neuen Vater, aber Klarheit über ihre eigene Geschichte.

Hintergrundinformationen: „In einem anderen Licht“ von Alian Tasma erzählt die Geschichte einer starken Frau, die ihr Leben neu bewerten muss, nachdem sich ihre emotionale Umgebung völlig auf den Kopf gestellt hat. Die expressiven Melodien der Schubert- und Bachstücke die sie dabei hört, entfalten die Atmosphäre, in der Irène allmählich die Kraft findet, ihre eigene Identität und ihre Beziehungen zu allen ihren Nächsten von Grund auf zu überdenken. Der Film basiert auf dem Roman „Det andet lys“ Jens Christian Grøndahl, in Frankreich unter dem Titel „Sous an autre jour“, erschienen im Jahr 2005. Alain Tasma begann seine Karriere mit Verfilmungen der Kriminal-Serie „Maigret“ (1992).
Für ARTE realisiert er 1996 „Auf großer Fahrt“. Es folgten „Mata Hari – Die wahre Geschichte“ (2003) und „Nuit noire“ (2005), der 2006 mit dem Emmy prämiert wurde. Für seine Mini-Serie „A cran“ (2003) wurde er beim Fernsehfilm-Festival in Saint Tropez in den Jahren 2002 und 2004 ausgezeichnet. Die jüngsten Produktionen Tasmas sind „Leila – Die Tochter des Harki“ (2006) und „Ultimatum“ (2009), der in Frankreich demnächst zu sehen sein wird.

Die Schweizerin Marthe Keller hat neben der französischen auch die deutsche Fassung von „In einem anderen Licht“ selbst eingesprochen. Sie begann ihre Karriere als Schauspielerin nach einem Sturz, der ihre Zukunft als Tänzerin beendete. Ihre ersten Filme drehte sie mit Philippe de Broca in Frankreich: „Pack den Tiger schnell am Schwanz“ (1968) und „Wenn Marie nur nicht so launisch wär'“ (1970). Ab 1975 lebte und arbeitete sie in Hollywood. 1976 war sie an der Seite von Dustin Hoffmann in „Der Marathon-Mann“ (Regie: John Schlesinger) zu sehen. Im Jahr darauf spielte sie in Sydney Pollacks „Bobby Derfield“ als Gegenüber Al Pacinos. 1978 spielte sie mit Hildegard Knef in „Fedora“ (Regie: Billy Wilder). Gegen Ende der 90er Jahren war Keller abermals im französischen Kino zu sehen, zum Beispiel in „K – Das Zeichen des Bösen“ (1997, Alexandre Arcady) oder „Schule des Begehrens“ (1998, Regie: Benoit Jacquot). Zuletzt stand sie für Julien Leclerqs „Crysalis“ (2007) und für Michel Delgados „Bouquet final“ (2008) vor der Kamera.

Sa, 28. Nov · 00:30-02:15 · Das Erste (ARD)
Die Manns – Ein Jahrhundertroman
1/3

Teil 1 spielt in den Jahren 1923 bis 1933. Der Lübecker Kaufmannssohn Thomas Mann hat es mit seinem Familienroman „Die Buddenbrooks“ und seiner Meisternovelle „Der Tod in Venedig“ zu Ansehen und Wohlstand gebracht. Mit seiner Ehefrau Katia, deren Familie Pringsheim zu den reichsten Münchner Familien gehört, hat er sechs Kinder. Katia ist die Seele des großen Haushalts. Sie lenkt den Tageslauf und sorgt für Ruhe und Disziplin, wenn „Thommy“ nach strenger Selbstordnung in seinem Arbeitszimmer Tag um Tag fremde Welten und unerhörte Leidenschaften niederschreibt. „Der Zauberberg“ ist in Arbeit, ein Menschheitsroman über die abgeschlossene Welt einer Schweizer Lungenklinik. „Draußen“ wachsen die Kinder heran, experimentieren – besonders die Ältesten, Klaus und Erika – mit der Liebe; „draußen“ ist Inflation – und Katia sorgt dennoch für einen reibungslos funktionierenden Haushalt. Thomas Mann ist in sich gekehrt, aber aus der Distanz beobachtet er seine Familie genau. Das hochbegabte Geschwisterpaar Klaus und Erika geht bald eigene Wege, stürzt sich ins Leben und in die Kunst. Sie entziehen sich der übermächtigen Persönlichkeit ihres Vaters und leben zuerst in Hamburg, dann in Berlin. An den Hamburger Kammerspielen wird Klaus‘ Drama „Anja und Esther“ uraufgeführt. Gemeinsam mit Pamela Wedekind und Gustaf Gründgens sorgen die begabten Dichterkinder für Schlagzeilen in der Klatschpresse. Auch ihre privaten Beziehungen erscheinen verwirrend: Klaus und Gustaf, Pamela und Erika – wer mit wem? Schließlich heiraten Erika und Gustaf und geben dem Ganzen den erwünschten bürgerlichen Deckmantel. Doch die Hochzeit, im großen Familienkreis zelebriert, ist für das Brautpaar ein „halber Jux“. Nach einem knappen Jahr zerbricht die Ehe. Gemeinsam mit Schwester Erika begibt sich Klaus auf eine halbjährige Lesereise durch die Vereinigten Staaten. Mondän und ungezwungen im Auftritt, genießen die „Mann-Twins“ die Zeit völliger Unabhängigkeit als Befreiung von der Familie. Von 1928 an lebt Klaus Mann vorwiegend in Berlin und schreibt dort Zeitgeistartikel über das moderne Großstadtleben und seine ausgeprägte Sehnsucht nach einem europäischen Weltbürgertum. Er experimentiert mit Drogen, stürzt sich in das Berliner Nachtleben und hat wechselnde Affären mit jungen Männern. Anders als sein Sohn Klaus diszipliniert und sublimiert der Vater seine Liebe zu jungen schönen Männern. Er widersteht der Verführung und gewinnt dadurch ein starkes Motiv für seine Arbeit. Dennoch befällt ihn immer wieder jener Zauber, der auch sein heimliches Lebensthema ist. Als Thomas Mann während eines Sommerurlaubs auf Sylt 1927 dem 17-jährigen Klaus Heuser begegnet, wirft ihn die unverhoffte Leidenschaft fast aus der Bahn -, und nur Ehefrau Katia ahnt und toleriert diese ergreifende, ungelebte Liebesgeschichte. Thomas lädt Klaus Heuser auf einen Besuch nach München ein. Dort nähert er sich ihm einmal – nicht nur im Traum … Thomas Manns älterer Bruder Heinrich ist ebenfalls Schriftsteller. Vor allem der Roman „Der Untertan“ ist ein großer Erfolg. Das Verhältnis der beiden Brüder ist voller politischer und privater Spannungen. Anders als Thomas ist Heinrich ein bekennender Sozialist und Europäer; anders als der lebensferne Thomas genießt Heinrich derbe, volkstümliche Frauen, die von den Manns kopfschüttelnd „Heinrich-Bräute“ genannt werden. Seit 1928 lebt Heinrich mehr und mehr in Berlin, getrennt von Frau und Tochter. Dort sind bald die Vorbereitungen für die Verfilmung seines Romans „Professor Unrat“ in vollem Gang. Für die Figur der Rosa Fröhlich favorisiert Heinrich seine Geliebte, die Chansonniére Trude Hesterberg, aber Regisseur Josef von Sternberg besetzt die Rolle der Lola mit der unbekannten Marlene Dietrich. Nach außen distinguiert und reserviert, verkehrt Heinrich regelmäßig in Berliner Kabaretts und Eckkneipen und lebt ganz dem Augenblick. So lernt er die ebenfalls aus seiner norddeutschen Heimat stammende Amüsierdame Nelly Kröger kennen; die beiden verlieben sich ineinander.

Für die Familie ist die Liaison mit der drallen, vollbusigen Schönheit, die dem alternden Schriftsteller Vorbild für eine seiner großen Frauenfiguren in seinem Meisterwerk „Henri Quatre“ wird, ein Skandal. Die wachsende Präsenz der Nationalsozialisten verändert die Situation aller Familienmitglieder. Während einer Rede im Oktober 1930 in Berlin wird Thomas Mann von in Smokings verkleideten SA-Leuten ausgebuht. Für Thomas Mann ist das eine beklemmende Situation, weil er noch im November 1929 bei der Verleihung des Nobelpreises die deutsche Kulturnation mit großen Worten beschworen hatte. Das politische Klima wird kämpferischer – Katia Mann spürt es. Für Klaus und Erika allerdings gehen ihre Lebensexperimente, die auch Drogenexperimente sind, vor; die Realität bricht ein, als sich der engste Jugendfreund, der jüdische Maler Ricki Hallgarten, erschießt. Golo, der scheue Bruder, nimmt die Nazis sehenden Auges wahr – er ist der Realist in der Familie. Im Februar 1933 tritt Thomas Mann mit seiner Frau Katia eine Lesereise an, von der er niemals wieder nach München zurückkehren sollte. Nach ihrer Abreise geben die Mann-Kinder ein Faschingsfest, auf dem die Bohéme den Erfolg des Kabaretts „Die Pfeffermühle“ feiert – eine Unternehmung von Erika Mann und ihrer Freundin, der Schauspielerin Therese Giehse. Auf dem Fest sind auch die herangewachsene Elisabeth und ihr unberechenbarer Bruder Michael, der stets ernste Golo und die vereinsamte Monika. Eine merkwürdige Stimmung herrscht in den großbürgerlichen Räumen – etwas geht zu Ende, und im Souterrain rüstet sich bereits der Fahrer für den Sieg der Nazis. Heinrich Mann, der sich an kommunistischen Agitationsveranstaltungen und Gewerkschaftskongressen beteiligt hat, steht bei den Nazis auf der schwarzen Liste; er setzt sich drei Wochen nach der endgültigen Machtergreifung in den Zug nach Paris – ohne großes Gepäck, ohne Rückfahrschein. Seine geliebte Nelly lässt er am Anhalter Bahnhof zurück … (Teil 2 wird am Sonntag, 29. November, Teil 3 am Freitag, 4. Dezember, ausgestrahlt.)

So, 29. Nov · 00:40-01:25 · NDR
Die Juden – Geschichte eines Volkes

1/5, Exodus
Die erste Folge führt zurück zu den Ursprüngen des jüdischen Volkes in Ägypten und schildert den Mythos vom Exodus, dem Weg ins „Gelobte Land“. Die erste jüdische Nation entsteht, die zunächst von Richtern, dann von legendären Königen wie David und Salomon regiert wird. Die Dokumentation zeigt, wie die Juden vom Babylonischen Exil aus zurück in ihre Heimat kehren und den Wiederaufbau Jerusalems zu einem reichen und prächtigen Zentrum. Doch die Unabhängigkeit dauert nur kurze Zeit. Wieder wird das Land von mächtigeren Völkern erobert.

Auf Alexander den Großen und seine Erben folgen die Römer. Dem von den Römern eingesetzten König Herodes gelingt es, das Land zu einen. Er errichtet einen Tempel, dessen Pracht in aller Welt gerühmt wird. Hintergrundinformationen: Eine fünfteilige Dokumentationsreihe folgt den Spuren historischer Figuren, die Zeugen wichtiger Ereignisse der jüdischen Geschichte waren – von der Antike bis in die Gegenwart. Der Glaube an den einen Gott und die Tora, die fünf Bücher Mose, stehen im Zentrum des jüdischen Glaubens.

So, 29. Nov · 01:50-03:20 · BR
Mein Vater, meine Frau und meine Geliebte

Erzählt wird die Geschichte eines selbstlosen jungen Arztes, der von zwei Frauen hintergangen und betrogen wird. Selbst sein Vater schreckt nicht davor zurück, ihn um den Ruhm einer medizinischen Entdeckung zu bringen.

Die Geschichte beginnt nach der Jahrhundertwende, vor Ausbruch des 1.Weltkriegs und endet in der Zwischenkriegszeit. Im Mittelpunkt stehen Maximilian und Ernst Weiß: Maximilian ist ein patriarchalischer, autoritärer Vater und berühmter Augenarzt, bei dem sich Geldgier, hohe ärztliche Kunst, Skrupellosigkeit und Kälte mit dem Charme eines risikofreudigen Genies mischen. Der Sohn Ernst, ebenfalls Arzt, ist jemand, der immer sein Möglichstes tut und dennoch auf der Strecke bleibt. Immer wieder wird er von seinem über alles geliebten Vater enttäuscht – so macht dieser ihm eine wichtige medizinische Erfindung und damit die heißersehnte Anerkennung streitig. Und er steht zwischen zwei Frauen: Da ist einmal die lebenstüchtige und skrupellose Vally, das ehemalige Dienstmädchen seiner Eltern, das ihn mit einer vorgetäuschten Schwangerschaft zur Heirat zwingt. Und da gibt es seine Geliebte, die wunderschöne polnische Komtess Eveline, die von ihm schwanger wird.
Als sie bei der Geburt stirbt, stellt sich jedoch heraus, dass das Kind nicht von ihm ist. An der Front wird Ernst schwer verwundet, verliert beinahe ein Bein.

Nach dem Krieg kehrt er nach Hause zurück, um sich um den nach einem Schlaganfall bettlägerigen Vater zu kümmern. Er übernimmt dessen Praxis und nimmt Vally wieder als seine Ehefrau auf. Sein Vater hatte sie längst als Dienerin zurückgeholt und alles in ihre Hände gelegt. Vally kümmert sich rührend um das mutterlose Neugeborene und sorgt für eine angenehm familiäre Atmosphäre – eine Art spätes Glück scheint Ernst doch noch zu winken.

Hintergrundinformationen: Michael Kreihsl schrieb und inszenierte dieses Drama um einen guten Menschen, dem übel mitgespielt wird, nach Motiven des Romans „Der arme Verschwender“, 1935 von dem Schriftsteller und Arzt Ernst Weiß im Pariser Exil geschrieben – fünf Jahre bevor er beim Einmarsch der Deutschen Selbstmord beging.

Regisseur Michael Kreihsl – Jahrgang 1958 – schrieb selbst den 1936 erschienenen fiktiv autobiografischen Roman „Der arme Verschwender“ – von Alfred Döblin und Thomas Mann auf eine Stufe mit Joseph Roths „Radetzkymarsch“ und Stefan Zweigs „Die Welt von gestern“ gestellt – zum Drehbuch um. „Ernst ist ‚der arme Verschwender‘: Er verschwendet seine Liebe an seinen Vater und zwei sehr unterschiedliche Frauen, er verschwendet auch sein Talent. Er verschwendet sich selbst. Ein anständiger, selbstloser Mensch, der sich und seine Interessen immer zugunsten anderer zurückstellt, der die Menschen um sich herum damit beinahe dazu einlädt, ihn zu betrügen. Das tun sie denn auch, und doch behauptet er sich am Ende“ (Presseheft).

Informationen zu Ernst Weiß: 1882 im mährischen Brünn als Sohn eines jüdischen Tuchhändlers geboren, verliert Ernst Weiß schon mit vier Jahren seinen Vater. Nach dem Abitur beginnt er sein Medizinstudium und promoviert 1908. Er arbeitet als Chirurg von 1908 bis 1913 in Bern, Berlin und Wien, fährt 1913 nach einer überstandenen Lungentuberkulose als Schiffsarzt nach Japan und Indien. Im selben Jahr erscheint sein Debütroman „Die Galeere“ und er lernt Franz Kafka kennen. 1914 wird er als Regimentsarzt eingezogen. 1916 kommt sein zweiter Roman „Der Kampf“ heraus, 1918 „Tiere in Ketten“. 1919 erlebt er in Prag die Uraufführung seines Dramas „Tanja“: in der Titelrolle seine große Liebe Rahel Sanzara.

So, 29. Nov · 04:25-05:10 · NDR
Marianna und Arkadi – eine jüdische Hochzeit in Deutschland

Auf ihre Hochzeit bereiten sie sich schon seit Monaten vor, die Brautleute Marianna und Arkadi. Denn den Bund fürs Leben schließen sie in Berlin nach streng orthodox-jüdischer Tradition. Als die beiden vor Jahren mit ihren Eltern aus der früheren Sowjetunion nach Deutschland kamen, hatten sie nur wenig Ahnung vom Judentum. Und so schnell sie sich auch in die deutsche Gesellschaft integrierten – beide studieren in Berlin – zur Entdeckung ihrer jüdischen Identität brauchten sie länger. Inzwischen haben sie sich der erst vor wenigen Jahren in Deutschland wieder aufgelebten modernen jüdischen Orthodoxie angeschlossen, in deren Tradition wollen sie heiraten. Und das ist auch unter Juden in Deutschland noch ein ungewöhnlicher Weg.

Autor Günther B. Ginzel hat sie dabei begleitet, von der Auswahl des Hochzeitskleides bis zum Besuch der Talmudschule, vom Backen der streng koscheren Hochzeitstorte bis zum Segensspruch des Rabbiners unter dem Traubaldachin. Selbstverständlich haben Marianna und Arkadi auch all ihre nichtjüdischen Freunde eingeladen. Aber vor der Hochzeit gibt es keinen Polterabend, sondern eine Zeit der Einkehr mit Fasten, Lernen und Beten. Aber dann, wenn der Rabbiner endlich seinen Segen gegeben hat, wird auch kräftig gefeiert – wenn auch streng nach Geschlechtern getrennt.

So, 29. Nov · 21:15-23:15 · arte
Monsieur Klein

Paris 1942, die Stadt ist von den Deutschen besetzt: Die jüdische Bevölkerung erleidet im Alltag zunehmend offene Diskriminierung.

Eines Tages erhält der Kunsthändler Robert Klein eine an ihn adressierte Ausgabe einer jüdischen Zeitung, die nur über Abonnement zu erhalten ist. Überzeugt davon, dass es sich um einen Irrtum handelt, bittet er den Zeitungsverlag, die Lieferung der Zeitung einzustellen. Denn Klein ist – anders als es sein Name vermuten lässt – kein Jude, sondern elsässischer Katholik. Allerdings muss er feststellen, dass nun das Generalkommissariat für Judenfragen der Pariser Präfektur auf ihn aufmerksam geworden ist, das bei der Registrierung der Juden auf die Adressliste der Zeitung zurückgreift.

All seine Bemühungen, das Missverständnis aufzuklären, erhärten nur den Verdacht der französischen Polizeibehörden. Bei eigenen Nachforschungen findet Robert Klein heraus, dass es sich um keine einfache Verwechslung handelt, sondern dass sich ein jüdischer Widerstandskämpfer, der in den Untergrund abgetaucht ist, seines Namens bedient. Die französische Polizei nimmt ihn immer mehr in die Zange und Klein sieht sich genötigt, zu seinem Vater nach Straßburg zu reisen um mittels Geburtsurkunden seine rein französische Herkunft zu beweisen. Zurück in Paris versucht er wie besessen, den anderen Robert Klein ausfindig zu machen.
Bei einer von der französischen Polizei organisierten Razzia wird er gemeinsam mit tausenden Juden festgenommen. Zwar gelingt es seinem Anwalt einen „Ariernachweis“ zu der Sammelstelle zu bringen, doch hat er keine Möglichkeit mehr, diesen Robert Klein auszuhändigen, der von der Menschenmenge in die Zugwaggons gedrängt wird, die in Richtung Konzentrationslager abfahren.

Hintergrundinformationen: Am 16. Juli 1942 verhaftete die französische Polizei in Paris auf Befehl der deutschen Besatzer über 12.000 ausländische Juden. Über die Hälfte von ihnen wurden fünf Tage lang unter widrigsten Umständen im „Velodrom d’Hiver“ festgehalten, bevor sie in deutsche Konzentrationslager abtransportiert wurden. Der Film „Monsieur Klein“ sorgte unter anderem deswegen für Aufsehen, weil er zum ersten Mal die größte von der französischen Polizei organisierte Massenverhaftung thematisierte. Der französische Staat bekannte sich erst 1995 zu seiner Mitschuld an dieser Razzia, die den Tod tausender Menschen zur Folge hatte.

So, 29. Nov · 23:15-00:15 · arte
Der Schatz des Hauses Atkin

Der Engländer Mark Atkin reist auf der Suche nach seiner jüdischen Vergangenheit und dem Familienschatz, von dem ihm sein Vater erzählt hatte, ins polnische Lodz. Am 1. September 1939 marschieren deutsche Soldaten in Polen ein. Jack Atkin ist Manager einer familieneigenen, erfolgreichen Gummifabrik. Ihm bleiben nur wenige Stunden, um sein Hab und Gut auf seinem Grundstück in Lodz zu vergraben und selbst in einem alten, rostigen Auto nach London zu fliehen. Er ist der einzige, der weiß, wo der Schatz liegt. Später gibt er das Geheimnis an seinen Sohn David weiter.

70 Jahre später begibt sich Jack Atkins Enkel Mark auf eine abenteuerliche Reise in die Vergangenheit seiner Familie und auf eine ganz persönliche Schatzsuche. In Los Angeles findet Mark Atkin einen Teil der Familie. Er erfährt Details über das, was Krieg, Flucht, Vertreibung und Holocaust unter seinen Angehörigen angerichtet haben. Und er entdeckt faszinierende Bruchstücke einer Geschichte, die im lettischen Riga beginnt und über Lodz, London und Kuba in die USA führt. Mark Atkin macht sich auf den Weg in die einst blühende polnische Industriemetropole Lodz. Er findet das Haus, das früher seiner Familie gehörte. Doch der Weg zum lang ersehnten Schatz bleibt versperrt, das große Familienanwesen steht heute unter militärischer Verwaltung. Dort, wo der Goldschatz vermutet wird, betreibt der Geheimdienst angeblich ein Labor. Die Hürden für Mark Atkin und seine inzwischen angereiste Familie scheinen unüberwindlich, aber er gibt nicht auf und versucht schließlich – am Rande der Legalität – das vergrabene Familiengold zu bergen. Filmemacher Jerzy Sladkowski entführt den Zuschauer in die Geschichte der europäischen Juden und zeigt die Versuche, zahlreichen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Längst Vergangenes gewinnt plötzlich eine faszinierende Aktualität.

Hintergrundinformationen: In seiner dokumentarischen Erzählung illustriert Jerzy Sladkowski die historischen Rückblenden durch künstlerische Animationen und beobachtet die Protagonisten detailreich und mit ganz besonderem Blick. So gelingt es ihm leichtfüßig und mit viel Herz und Humor, eine Saga über „den Schatz des Hauses Atkin“ – ein modernes Märchen und eine emotionale Reise mit unerwarteten Komplikationen – zu erzählen. Für seinen Dokumentarfilm „Schwedischer Tango“ erhielt Jerzy Sladkowski im Jahr 2000 den Adolf-Grimme-Preis und den Preis der International Documentary Association. Außerdem bekam er 1996 für „Vendetta – Blutrache in Albanien“ den Europäischen Filmpreis für den besten Dokumentarfilm.


Mo, 30. Nov · 22:00-22:45 · Das Erste (ARD)
Der Fall Ivan Demjanjuk

NS-Verbrechen vor Gericht
Film von Frank Gutermuth, Sebastian Kuhn und Wolfgang Schoen

Am Montag, 30. November 2009, beginnt vor dem Münchner Schwurgericht der vielleicht letzte große NS-Prozess in der Bundesrepublik. Angeklagt ist der in der Ukraine geborene Ivan Demjanjuk. Er ist mittlerweile 89 Jahre alt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, als Wachmann in dem von der SS geführten Vernichtungslager Sobibor Beihilfe zum Mord an 27.900 Menschen geleistet zu haben.

Die Angehörigen der Opfer erhoffen sich von dem Prozess Gerechtigkeit und Klarheit über das, was dort in den Jahren 1942/43 geschah. Der Film folgt den Spuren des Ivan Demjanjuk von seiner ukrainischen Heimat über das Kriegsgefangenenlager in Chelm bis zum Lager Trawniki, in dem er mutmaßlich zum SS-Helfer ausgebildet wurde. Thomas Blatt, einer der wenigen Sobibor-Überlebenden, erzählt, was in dem Vernichtungslager wirklich geschah und welche Aufgaben die ukrainischen Wachmänner, die sogenannten Trawniki, dort erfüllten. Der Film zeigt, wie Ivan Demjanjuk nach dem Krieg in die USA ging, wo er zunächst ein ruhiges, bürgerliches Leben führte, dann aber vom amerikanischen OSI (Office of Special Investigations) verdächtigt wurde „Ivan der Schreckliche“ zu sein, ein sadistischer Aufseher, der im Vernichtungslager Treblinka Häftlinge brutal misshandelt und eigenhändig ermordet haben soll.

Er wurde nach Israel ausgeliefert und in einem aufsehenerregenden Prozess zum Tod durch den Strang verurteilt. Aber das Oberste Gericht in Israel hob das Urteil auf, nachdem Recherchen ergeben hatten, dass nicht Ivan Demjanjuk, sondern ein anderer „Ivan der Schreckliche“ ist. Demjanjuk kehrte in die USA zurück, obwohl aufgrund seines SS-Ausweises bereits bekannt war, dass er in Sobibor Dienst getan hatte. Aber jetzt fand er hier keine Ruhe mehr. 2001 strengte das OSI einen neuen Prozess an, diesmal in den USA. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Demjanjuk in verschiedenen Lagern Dienst getan hatte, darunter auch in Sobibor. Daraufhin wurde ihm die US-Staatsbürgerschaft aberkannt.

Im März 2009 erließ die Staatsanwaltschaft München aufgrund von Ermittlungen der „Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen“ Haftbefehl gegen Ivan Demjanjuk. Sie ist überzeugt, dass der gebürtige Ukrainer in Sobibor von den Deutschen als SS-Wachmann eingesetzt und an der Vernichtung tausender Juden beteiligt war. Nun soll er sich dafür vor Gericht verantworten. Bei dem Prozess in München geht es aber nicht nur um Schuld oder Unschuld des Angeklagten Ivan Demjanjuk, es geht auch um die Glaubwürdigkeit der deutschen Justiz bei der Verfolgung von NS-Verbrechen. Deutsche SS-Männer mit einem vergleichbaren Rang wie Demjanjuk, die in Sobibor oder in anderen Vernichtungslagern Dienst taten, wurden von westdeutschen Gerichten nur dann verurteilt, wenn ihnen konkrete Mordtaten oder die Teilnahme an Exzessen nachgewiesen werden konnten. Sonst wurden sie freigesprochen. Im Fall des Ivan Demjanjuk ist die Beweislage dünn, das räumen sogar die Ermittler der Zentralen Stelle ein. Der SS-Ausweis Demjanjuks und Verlegungslisten sind die einzigen Beweise und die zeigen nur, dass Demjanjuk 1943 in Sobibor war, nicht, dass er dort eigenhändig getötet hat.

Der Niederländer Christiaan F. Rüter, einer der profiliertesten Kenner der juristischen Aufarbeitung von NS-Verbrechen in Deutschland, hält eine Verurteilung Demjanjuks deshalb für sehr unwahrscheinlich. Christiaan F. Rüter: „… es ist mir völlig schleierhaft, wie irgend jemand, der die deutsche Rechtsprechung bis jetzt kennt, meinen kann, dass man … Demjanjuk bei dieser Beweislage verurteilen kann.“ Folgt das Gericht der jahrzehntelangen Rechtspraxis in der Bundesrepublik, kann es Demjanjuk aufgrund dieser Beweislage nicht verurteilen. Tut es das doch, dann verstößt es gegen das Gleichheitsprinzip und die deutsche Justiz muss sich fragen lassen, warum all die anderen NS-Täter nicht verurteilt wurden. Wird Demjanjuk aber freigesprochen, wird sie viel Kritik einstecken müssen für den fragwürdigen und außerhalb Deutschlands immer wieder kritisierten schonenden Umgang mit NS-Tätern.

Christiaan F. Rüter: „Wird verurteilt, dann frag ich, wo sind die tausend deutschen KZ-Bewacher? Wird nicht verurteilt, dann wird klar, dass alle Deutschen noch Nazis sind. Dieses Verfahren kannst du politisch nicht gewinnen.“ Damit scheint ein Verlierer des Prozesses bereits festzustehen: die deutsche Justiz. Warum aber hat die Zentrale Stelle die Ermittlungen gegen Demjanjuk vorangetrieben und sie an die Staatsanwaltschaft weitergegeben, obwohl sie davon ausgehen musste, dass die Beweise nach der bisherigen Rechtspraxis für eine Verurteilung nicht ausreichen würden? Weil es keinen Anspruch auf „Gleichheit im Unrecht“ gebe und sich Demjanjuk deshalb vor Gericht verantworten müsse, so eine Vertreterin der Zentralen Stelle.
Kirsten Goetze: „Da gab es andere Verfahren, die vielleicht nicht … meinem Rechtsverständnis entsprechend abgeschlossen worden sind. Es würde dann sicher auch die Frage aufwerfen, ist es gerecht, wenn man Ivan Demjanjuk nicht verfolgen würde. Er hat, um das juristisch auszudrücken, keinen Anspruch … auf eine Gleichheit im Unrecht.“
Der Rechtsexperte Christiaan F. Rüter sieht noch einen anderen Grund. Für ihn ist die Zentrale Stelle im Jahr ihres 50-jährigen Bestehens in Schwierigkeiten. In den letzten 20 Jahren sei den Ludwigsburger Ermittlern, die Jahrzehnte erfolgreich nach NS-Tätern gesucht hatten, kein wirklich großer Fisch mehr ins Netz gegangen.

Weil die meisten NS-Täter mittlerweile gestorben seien, hätten sie Probleme, ihre Behörde zu legitimieren. Deshalb, so Rüter, hätte die Zentrale Stelle den Fall des kleinen Wachmannes Ivan Demjanjuk genutzt, um rechtzeitig zur Feier ihres 50-jährigen Bestehens noch einmal groß in die Schlagzeilen zu kommen. Dass Demjanjuk immer noch der Ruf anhaftet, „Ivan der Schreckliche“ zu sein, sei da gerade recht gekommen.
Christiaan F. Rüter: „Die Zentrale Stelle braucht einen Posaunenstoß, um davon abzulenken und ihr 50-jähriges Bestehen zu feiern. Dazu ist Demjanjuk ungewöhnlich geeignet, denn anders als all die kleinen deutschen Demjanjuks und die kleinen ukrainischen Demjanjuks, die unbehelligt in der Bundesrepublik leben, klebt an diesem Demjanjuk noch immer „Ivan der Schreckliche“, obwohl er es nicht war.“ Damit ist der Prozess gegen Ivan Demjanjuk auch zum Prüfstein für die Glaubwürdigkeit der Zentralen Stelle geworden.

5 Kommentare

  1. Zu: Tauziehen um den Tempelberg
    Da ist es mir ein komplettes Rätsel, wie die Regierung es zu lassen konnte, dass Muslime da mit schweren Baumaschinen herumfuhrwerken. Ich würde meinen, dass diese archäologische Grabungsstelle für so wichtig zu halten wäre, dass man derlei erst mal verbietet und dann schaut wie es sich mit Legalitäten verhält. So etwas ist schließlich so ähnlich wie die Beschießung der Buddha-Statuen in Afghanistan, nur wichtiger. Jetzt ist es natürlich zu spät. So ist der Lauf der Welt…

  2. […] Vom 15.11. bis 30.11. 2009 … So, 15. Nov · 11:15-12:00 · BR Stationen: Die Weiße Fahne – Nazis, Christen und das Kriegsende Mit dem Kriegsende im Jahr 1945 war die Gefahr für Leib und Leben vieler Katholiken und Protestanten in Deutschland noch nicht vorüber. Engagierte Bürger, die das Ende des Dritten Reiches ohne Blutvergießen herbeiführen wollen, bezahlten […] Read more at http://test.hagalil.com/2009/11/14/fernsehtipps-4/ […]

  3. Lisa, es ist leider so, je mehr ein Jude oder noch besser Israeli, gegen das eigene Land hetzt, umso beliebter wird er in Europa, wo man nach antisemitischen Aussagen gierig ist. Das sind 90% des Erfolgs einer Gur oder eines Burg oder Avnery oder ähnlicher Konsorten. Immer wieder kommen solche Typen, nach denen in Israel kein Hahn kräht und füllen in Deutschland ganze Stadien zum Reichsparteitag. Leider hat nicht jeder die moralische Größe und die Standhaftigkeit der Gesinnung, wie ein Efraim Kishon! Ein Gigant und ein unbeugsamer Jude, der sich nie so sehr erniedrigte, dass er Volk und Staat kritisiert hätte.

  4. „“Lenny“ Bernstein“

    Neben (sehr) vielen anderen Verdiensten ist es (u.a.) seines, die Werke Gustav Mahlers erschlossen zu haben.
    Letzterem  wollten die Wiener Symphoniker seinerzeit immerhin einen (virtuellen) Tritt in den Allerwertesten verpassen, weil ihn kein Schwein verstand.

  5. Natürlich Batya Gur. Diese linksextreme Friedensaktivistin war unter anderem bei einer Frauenorganisation tätig, die jungen Israelischen Kämpfern „auf die Finger gucken“ wollte. Ab und zu hat sie wohl die passende Antwort bekommen. Zur Belohnung darf diese Israelfeindin jetzt ins deutsche Fernsehen. Bravo!

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